Was passiert bei Aktien mit meinen Verlusten

  • Hallo miteinander,

    vielleicht eine ganz einfache Frage, aber ich zermartere mir schon eine ganze Zeit lang den Kopf darüber:

    Was passiert eigentlich mit den Beträgen, die bei einem fallenden Aktienkurs in meinem Portfolio fehlen, wenn ich mit Verlust vekaufe?

    Soll heißen, wer bekommt eigentlich die Differenz, wenn ich z.B. für 30 € kaufe und irgendwann für nur noch 20 € verkaufe (weil ich z.B. kalte Füße bekommen habe). Mit anderen Worten, wer steckt sich die 10 € Differenz, die ich ja real bezahlt habe, in die Tasche? Das war ja nicht nur ein Papierwert...

    Ich habe jemandem 30 € bezahlt, dort ist das Geld hingeflossen. Das ist klar. Und der Käufer meiner Aktien hat 20 € bezahlt. Also Glück gehabt (vielleicht). Heißt das einfach, dass der Verkäufer damit 10 € Gewinn gemacht hat?

    Ich hoffe, Ihr versteht mein Problem. Was passiert eigentlich im Gesamten mit dem Geld, das real investiert ist, wenn Kurse fallen (die ja erst zu echtem Geld werden, wenn die Aktien wieder verkauft werden). Die Unternehmen haben es ja nicht einfach "verbraucht", weshalb der Kurs fällt usw.

    Bin sehr gespannt auf Eure Antworten!

  • Sagen wir ich verkaufe dir das erste Paar Schuhe meiner Tochter für 10 Euro. Dann hab ich 10 Euro und du ein paar alte Kinderschuhe. 1 Jahr später stellst du vielleicht fest, dass die Kinderschuhe Schrott sind, dann hast du nichts und ich hab 10 Euro.


    Vielleicht findest du heraus, dass meine Tochter ein britischer Royal ist. Dann hast du die ersten Schuhe einer Urenkelin der Queen. Du verkaufst sie für 1000 Euro. Dann hast du 990 Euro Gewinn gemacht und ich 10.


    So geht das auch mit den Aktien. Ich verkaufe dir Aktie x für 10 Euro. Du hast die Aktie, ich hab 10 Euro. Die Aktie bricht ein, du hast sie immer noch, sie ist aber nur 2 Euro Wert. Jetzt kannst du 8 Euro Verlust realisieren, warten bis sie wieder steigt oder bankrott geht. Ich habe, egal was du machst, immer 10 Euro

  • Bei "echten" Aktien gilt quasi der Grundsatz der Energieerhaltung: Die Gesamtenergie eines abgeschlossenen Systems ändert sich nicht. Vermögen geht hier nicht verloren, es hat halt nur ein anderer. Dies gilt aber natürlich nur für abgeschlossene Geschäfte. Der Buchwert (egal, ob Gewinn oder Verlust) ohne Realisierung lässt sich dabei so nicht erfassen. Der Aufwand für Käufe und Verkäufe sind in Summe immer gleich: Wenn jemand für 30 verkauft, hat ein anderer für 30 gekauft.

    Wie bei der Bundesliga-Tabelle: Die Summe der geschossenen Tore entspricht der Summe der kassierten Tore.

  • Es gibt einen guten Spruch dazu "Das Geld ist nicht weg,es hat nur ein anderer".


    Ferner gibt es Theorien, die sagen, dass Aktien zuerst von informierten Menschen zu niedrigen Kursen gekauft werden. Diese Käufe ziehen weitere Interessenten an, die Kurse steigen. Wenn diese informierten Menschen merken, dass die Bewertung zu hoch wird verkaufen sie - in die noch laufende Aufwärtsbewegung - an weniger informierte Menschen. Erstere haben damit ein Gewinn-Geschäft gemacht, bei letzteren gibt es das Risiko einen Verlust zu machen, weil sie zu viel bezahlt haben.


    Der Kniff bei den hier bei Finanztip propagierten langfristigen, breit gestreuten Anlagen ist dass diese über lange Zeit immer gestiegen sind. Selbst wenn man ungünstig einsteigt hat sich das in der Vergangenheit ausgezahlt. Gilt jedoch nicht bei Einzelwerten, da kann durchaus ein dauerhafter Verlust eintreten.

  • Die Unternehmen haben es ja nicht einfach "verbraucht", weshalb der Kurs fällt usw.

    Ui, jetzt haben wir auch die Aktiengesellschften im Boot!

    Ursprünglich war es mal so, dass Leute mit Ideen für ein gutes Geschäft (meistens, nicht immer) und zu wenig Geld Aktiengesellschaften gegründet hatten, um Anteile ihre Firma an Aktionäre zu verkaufen und somit frisches Kapital einzusammeln... Quasi als Belohnung für die Beteiligung wurden sog. Dividenden ausgelobt; der Aktionär bekam/bekommt für das finanzielle Engagement also einen Bruchteil des Gewinns... sofern denn ein Gewinn erwirtschaftet wurde/wird. Mit diesem initialen Verkauf der Aktien hat das Unternehmen "!sein" Geld bekommen. Punkt.

    Der Rest, der dich bewegt, findet (von nicht gehandelten Aktien und sonstigen Ausnahmen abgesehen) im Börsenhandel statt... und wurde ja bereits nett beleuchtet.

  • Das Beispiel des Nullsummenspiels im Moment des Verkaufs/Kaufs finde ich sehr gut. Man könnte es auch anders sehen: Beim Kauf einer Aktie tauscht man das Geld (welches ja in Wirklichkeit nur ein Papier ist mit einem staatlichen Wertversprechen) gegen einen kleinen Anteil an einem Unternehmen ein (in der Hoffnung, dass der Wert des Unternehmens sich positiver entwickeln wird, als dies von dem Geld zu erwarten ist).


    Der Anteil am Unternehmen bleibt immer gleich (Aktienrückkäufe und Neuemissionen mal außen vor gelassen), es ist lediglich der Wert, der in Abhängigkeit vom Aktienkurs steigen oder fallen kann. Da hat dann niemand etwas gewonnen oder verloren, der Gegenwert ist stets der Anteil an dieser AG. Übrigens: Der Wert des Geldes, welches zum Kauf der Aktie aufgewendet wurde, bleibt auch nicht gleich während der Zeit, Inflation etc. zehren an diesem und verringern ihn. Es steht zwar immer noch die gleiche Zahl auf dem Schein oder der Münze, man kann damit aber immer weniger kaufen, d. h. er ist weniger wert.