Ansparen für Neubau mit ETFs?!

  • Hallo zusammen,


    ich verfolge Finanztip schon lange auf YouTube und bin nun das erste mal hier im Forum unterwegs da ich auf konkrete Meinungen hoffe. Die (schon oft) diskutierte Frage steht im Titel, allerdings kommt es ja immer auf den Einzelfall an, daher hier mal unser Einzelfall: ;)

    Vorweg: Das selbstgenutzte Einfamilienhaus stellt für mich und meine Frau (beide Anfang 30, ich verbeamtet, sie hoffentlich bald, verfügbares Nettoeinkommen gut 6k€/Monat) eine Lifestyle Entscheidung dar. Ich bin/war mehrere Jahre in breit gestreute ETFs investiert von denen ich einen Großteil im letzten Monat verkauft habe.


    Verkauft habe ich deshalb, da wir einen großen Schritt Richtung Eigenheim gegangen sind: Und zwar werden wir in den nächsten Wochen das Haus meines Großvaters samt (perfekten) Grundstück für ca. 75k€ kaufen, das notarielle läuft gerade. Wir haben gerade ca. 100k€ cash auf Tages- und Festgeldkonten, einem alten Bausparvertrag der nur für die vL genutzt wird und zusätzlich eine alte KLV aus dem Jahre 2003 mit ca. 45k€ Wert. Damit ist der erste Schritt Richtung Eigenheim getan und ich bin einfach froh, einen großen Teil unseres Cashs los zu werden da bei den Beträgen selbst eine Inflation von 1% schon recht unangenehm ist. Dazu kommt, dass wir aus erster Hand wissen, dass die Grundstückspreise bei uns im Ort noch in diesem Jahr um 20-30% steigen werden, was die ganze Sache auch aus investitionstechnischer Sicht interessant macht. Da es sich aber um die selbstgenutzte Immobilie handelt soll es hierum gar nicht gehen und wir freuen uns, so günstig an Haus+Grundstück zu kommen (Haus muss aber abgerissen werden).

    Nun ist es so, dass mein Großvater lebenslanges Nießbrauchrecht hat, d.h. wir wissen nicht genau, wann wir über das Grundstück verfügen können. Dies ist aber für alle Beteiligten okay und wir hätten z.B. in den nächsten 5 Jahren auch noch gar nichts davon, von daher darf mein Opa gerne noch sehr alt werden. :)

    Die Frage die sich uns nun stellt: Jetzt sind ca. 25k€ übrig und wir werden weiterhin ca. 3-3,5k€ im Monat sparen können, was also tun mit dem Geld? Klassisch ist natürlich Tagesgeld und eventuell eine Festgeldtreppe, da es mittelfristig verfügbar sein sollte. Jetzt ist es aber so, dass ich auch noch jeweils zu 1/2 die Immo meiner Eltern besitze (Nießbrauch ist drauf, Wert der Immo 400k€) und ihre ETW zu 1/2 (auch Nießbrauch, Wert ca. 280k€).

    D.h. es sind einige Sicherheiten vorhanden und man kann eventuell auch etwas risikofreudiger anlegen. Meine Idee wäre es, einen Großteil des Geldes, das wir in Zukunft sparen, in ein breit gestreutes ETF Portfolio anzulegen, wohlwissend, dass es zum Bauzeitpunkt bei -50% stehen könnte.

    Anscheinend rechnen Banken ca. 50-60% des Depotwertes als EK an, ebenso wird die KLV zu 100% angerechnet und wir besitzen schon das Grundstück, welches allein ca. einen Wert zwischen 115.000€-120.000€ haben wird. Zudem jeweils hälftig die beiden Immos meiner Eltern (da allerdings mit Nießbrauch drauf, als Sicherheit also nicht soo der Bringer, aber ein gewisser Restwert sollte nach Abzug des Nießbrauchwertes auch dort vorhanden sein).


    Würde also der Fall eintreten, dass das Depot zum Bauzeitpunkt im Keller ist würde ich es einfach liegen lassen und die fehlende Summe zusätzlich finanzieren, was bei den vorliegenden Sicherheiten kein Problem darstellen sollte. Es könnte ja sein, dass mein Opa noch 10+ Jahre lebt und das EK solange warten muss.


    Was würdet ihr mir in diesem Fall raten?

    Liebe Grüße und danke schonmal :thumbup:

  • Du hast das doch sehr gut durchgerechnet. :)


    Stell dir vor, es kommt Tag x, das Depot ist 50% im Keller, was macht dann dein Pulsschlag? Hast du Zukunftssorgen? Bist du in Panik? Oder wählst du Option B: Fremdfinanzierung. Und lebst glücklich bis ans Ende deiner Tage?

  • Also da ich zumindest glaube verstanden zu haben was langfristiges Investieren bedeutet wäre ich ziemlich tiefenentspannt in diesem Fall die Option B zu ziehen.


    Wahrscheinlich fahre ich in diesem Fall damit sogar günstiger, da der zusätzlich benötigte Anteil der Fremdfinanzierung mein Depot in diesem Falle hebeln würde ;)


    Oder habe ich da einen Denkfehler?!

  • Hallo deXta,


    Glückwunsch, wer solche Sorgen hat.


    Natürlich baut es sich rein mit Eigenkapital am allerbesten. Aber bei einer 60%- Finanzierung mit viel Spielraum im monatlichen Cashflow für Zins und Tilgung ist man bei jeder Bank gern gesehener Kunde. Deshalb meine Empfehlung, so viel in Sichteinlagen ansparen, dass Sie in 5+ Jahren zusammen mit dem Grundstückswert auf die 40% EK kommen und den Rest in ETF. Falls die Börse zum Bauzeitpunkt sehr gut steht, können Sie einen Teil abschmelzen, wenn sie gerade unten ist, trifft es sie auch nicht sonderlich.


    Sicherlich erleben wir gerade einen Wettlauf zwischen Inflation und sicherem Zins. Wenn Sie aber mindestens für 5 Jahre in Festgeld anlegen können, wird der Verlust nicht ganz so schmerzhaft. Und wenn Sie Sichtgeldeinlage und ETF so Hälfte/Hälfte ansparen können, relativiert sich der Verlust noch einmal.


    Am Rande, der Restwert für die jeweils 50%-igen Anteile mit Nießbrauch der Eltern untermauern sicherlich die finanzielle Solidität der Kreditnehmer. Eine direkte grundbuchliche Belastung als Sicherheit für den Kredit wird aber aufwändig und ggf. auch abgelehnt.


    Viel Erfolg und Gruß Pumphut

  • Am Rande, der Restwert für die jeweils 50%-igen Anteile mit Nießbrauch der Eltern untermauern sicherlich die finanzielle Solidität der Kreditnehmer. Eine direkte grundbuchliche Belastung als Sicherheit für den Kredit wird aber aufwändig und ggf. auch abgelehnt.

    Damit habe ich auch gerechnet. Es ist ganz nett diese Sicherheit zu haben, momentan nutzt sie allerdings recht wenig.

    Natürlich baut es sich rein mit Eigenkapital am allerbesten. Aber bei einer 60%- Finanzierung mit viel Spielraum im monatlichen Cashflow für Zins und Tilgung ist man bei jeder Bank gern gesehener Kunde. Deshalb meine Empfehlung, so viel in Sichteinlagen ansparen, dass Sie in 5+ Jahren zusammen mit dem Grundstückswert auf die 40% EK kommen und den Rest in ETF. Falls die Börse zum Bauzeitpunkt sehr gut steht, können Sie einen Teil abschmelzen, wenn sie gerade unten ist, trifft es sie auch nicht sonderlich.

    Das klingt vernünftig, dann werde ich mal Excel anschmeißen :)

    Danke für die Hilfe!

  • Ein Bausparvertrag, mit dem man sich ein Blankodarlehen in Höhe von 30.000 Euro kauft, kann Wunder wirken, verringert dieses Blankodarlehen den Beleihungsauslauf ggf. auf die nächst günstigere Auslaufstufe (90 %/80 %/70 %/60 %, teils sind auch je nach Bank Konditionsverbesserungen in 5 % Schritten zu erzielen).


    So mag das Bauspardarlehen ggf. mit nom. 2,25 % auf den Anteil des Darlehens teuer erscheinen, im Mischzins aber wird ein besseres Ergebnis erzielt, da der wesesentlich höhere Restdarlehensbedarf ggf. zu 0,3 % - 0,5 % günstiger eingekauft wird.

  • Ein Bausparvertrag, mit dem man sich ein Blankodarlehen in Höhe von 30.000 Euro kauft, kann Wunder wirken, verringert dieses Blankodarlehen den Beleihungsauslauf ggf. auf die nächst günstigere Auslaufstufe (90 %/80 %/70 %/60 %, teils sind auch je nach Bank Konditionsverbesserungen in 5 % Schritten zu erzielen).


    So mag das Bauspardarlehen ggf. mit nom. 2,25 % auf den Anteil des Darlehens teuer erscheinen, im Mischzins aber wird ein besseres Ergebnis erzielt, da der wesesentlich höhere Restdarlehensbedarf ggf. zu 0,3 % - 0,5 % günstiger eingekauft wird.

    Letztlich ist es eine Wette, wie die Zinsen in Zukunft aussehen werden. Und ob eine Bank in X Jahren dann diese 0,3-0,5 % auch wirklich anbietet, ist auch fraglich. Häufig wird das wohl eine Bank sein, die mit dem Bausparvertrag in irgendeinem Zusammenhang steht, z.B. Volksbanken und Schwäbisch Hall. Und wenn man nicht die erste Bank für die Anschlussfinanzierung nimmt, sondern die beste, hat man die 0,3-0,5 % auch ohne Bausparvertrag.


    Und der Vollständigkeit halber muss auch erwähnt werden, dass die Bausparkassen sehr großes Interesse daran haben, Verträge, die aus ihrer Sicht wegen hoher Guthabenverzinsung unrentabel sind, schnellstmöglich zu kündigen. Das mag durch AGB und Rechtsprechung rechtlich ok sein. Für mich ist es aber ein Grund, zukünftig einen großen Bogen um Bausparkassen zu machen, da eine Zinswette, wo immer die "Bank" gewinnt, nicht zu meiner Vorstellung von seriösem Geschäftsgebahren passen.

  • Auslauf bleibt Auslauf, das hat mit Zins Wette nichts zu tun.


    Bei dem Blanko Bausparer geht es nicht um den Bauspardarlehenszins, sondern um die Erhöhung des EK (das Bauspardarlehen stellt fremdfinanziertes EK dar), womit der Beleihungsauslauf gesenkt wird und eben diese Beleihungsauslaufsenkung von z.B. 81,9 % auf 79.9 % durch das höherer EK und den geringeren Finanzierungsbedarf macht mal locker 0,2 % - 0,3 % aus und da kann der Bausparlehenszins bei 2,25 % liegen, bekomme ich den Restbedarf aber eben zu 0,25 % günstiger, rechnet sich das im Mischzins gewaltig, somit alle mal!

  • Ein Bausparvertrag, mit dem man sich ein Blankodarlehen in Höhe von 30.000 Euro kauft, kann Wunder wirken, verringert dieses Blankodarlehen den Beleihungsauslauf ggf. auf die nächst günstigere Auslaufstufe (90 %/80 %/70 %/60 %, teils sind auch je nach Bank Konditionsverbesserungen in 5 % Schritten zu erzielen).


    So mag das Bauspardarlehen ggf. mit nom. 2,25 % auf den Anteil des Darlehens teuer erscheinen, im Mischzins aber wird ein besseres Ergebnis erzielt, da der wesesentlich höhere Restdarlehensbedarf ggf. zu 0,3 % - 0,5 % günstiger eingekauft wird.

    Mit Bausparverträgen habe ich mich auch kurz beschäftigt, sind aber meiner Meinung nach überhaupt nicht für unser Vorhaben geeignet. Es gab bei den Produkten die ich mir angeschaut habe quasi nur Kosten. Abschlussgebühr, unverschämt hohe Kontoführungsgebühren, Agio... Und dann ne Guthabenverzinsung von 0,1%. Mir ist klar, dass diese Unternehhmen ihre noch gutverzinsten Altverträge finanzieren müssen, aber dann nicht mit meinem Geld ;)


    Sollten wirklich 2-3% EK zur nächsten Auslaufstufe fehhlen würde ich die in der Familie auchh so auftreiben können!

  • Hallo.


    Wenn durch den Bausparvertrag Eigenkapital "simuliert" wird, dann bedeutet das doch, dass ich einmal den Bausparvertrag bespare und in der Zwischenzeit ein weiteres Darlehen habe, für dass ich Zinsen zahlen muss, parallel zu den Sparbeiträgen, um die Zuteilungsreife zu erlangen.


    Selbst wenn das Hauptdarlehen dadurch günstiger wird, kann sich das rechnen?

  • Der Buhmann

    Aber ob ich das Eigenkapital in einem Bausparvertrag sammle oder auf einem Festgeldkonto, ist doch kein großer Unterschied.
    Die Guthabenzinsen auf dem Bausparvertrag sind bei Neuabschlüssen auch nicht mehr relevant, dazu kommen oft heftige Gebühren.

  • Bitte, wird mein Beitrag nicht verstanden?? Es geht um das Schaffen von 30.000 Euro mehr EK für die Beleihungsauslaufsenkung und den Gebühren und der miesen Verzinsung sind mindestens die Wohnungsbaupränie entgegen zu setzen, die eine Rendite nach Kosten je nach Sparzeit mit einer 1 vor dem Komma ermöglichen!


    Zumal, 0,25 % geringerer Darlehenszins aufgrund eines geringeren Beleihungsauslaufs auf z.B. 250.000 Euro bei einem Bedarf von 280.000 Euro,
    wovon 30.000 Euro aus einem Blankodarlehen erkauft werden, jegliche Diskussionen erübrigen!


    Die Praxis zeigt es täglich, hätte der Verbraucher 30.000 Euro weniger aufzunehmen, wäre der Beleihungsauslauf geringer, entsprechend wäre eine andere Kondition zu generieren, da gibt es gar keine 2 Meinungen und die Möglichkeit, sich in der Familie Geld zu leihen, heilt hier gar nichts, denn erstens, wem sind diese Möglichkeiten gegeben und zweitens, wer will diese Betteltour über sich ergehen lassen?


    Nicht zu verhehlen, sollte dies möglich und angedacht sein, wäre die Kombinationen aus beidem die Chance, nicht nur einen Sprung in den nächst niedrigen Beleihungsauslauf zu tätigen, sondern sogar 2 Sprünge zu realisieren!!

  • Sorry, das wäre hier zu umfangreich, ohne konkreten Fall erst recht.


    Wurde und wird im http://www.finanz-forum.de mehrfach thematisiert, dies anhand von konkreten Vorhabensbeschreibungen.


    Konditionen bilden sich fast ausschließlich über den Beleihungsauslauf ab, da ist und muss es einleuchtend sein, dass 30.000 Euro mehr - wenn auch als Blankodarlehen (was auch Kosten bezüglich Grundschuldeintragung einsparen lässt und teilweise anderen Kosten wie Abschlussgebühren wieder entgegen zu stellen ist) fremdfinanziert - Eigenkapital das Verhältnis von Wert der Immobilie zu dem Finanzierungsbedarf verbessern läßt und eben dies bildet den Beleihungsauslauf ab und umso günstiger dieses Verhältnis ist, umso bessere Konditionen lassen sich generieren.

  • Bitte, wird mein Beitrag nicht verstanden?? Es geht um das Schaffen von 30.000 Euro mehr EK für die Beleihungsauslaufsenkung und den Gebühren und der miesen Verzinsung sind mindestens die Wohnungsbaupränie entgegen zu setzen, die eine Rendite nach Kosten je nach Sparzeit mit einer 1 vor dem Komma ermöglichen!

    Ich glaube mein Beitrag wurde nicht ganz verstanden, wenn bei unserem Einkommen das Wort Wohnungsbauprämie ins Spiel gebracht wird.

    da gibt es gar keine 2 Meinungen und die Möglichkeit, sich in der Familie Geld zu leihen, heilt hier gar nichts, denn erstens, wem sind diese Möglichkeiten gegeben

    Uns(!) sind diese Möglichkeiten gegeben und da es mein Thread ist ist es auch nur legitim, dies anzuführen.

    und zweitens, wer will diese Betteltour über sich ergehen lassen?

    Gott sei Dank scheinen wir in unser Familie eine so gesunde Einstellung zum Thema Geld zu haben, dass niemand der Beteiligten dies als "Betteltour" ansieht.

    Ich wäre auch an einem Rechenbeispiel interessiert, besonders an den mir dadurch zusätzlich entstehenden Kosten durch ein weiteres (unnötiges) Finanzprodukt. Auch die Provision des Vermittlers würde mich interessieren ;)

  • Ich kann Buhmann nur zustimmen:
    Eigenkapitalsimulation durch Blankdarlehen bewirkt wenn richtig eingestellt eine DEUTLICHE Erniedrigung der Zinslasten im Hauptdarlehen.

    Inbesondere die Langläuferdarlehen von alte Leipziger und Signal Iduna sind hier prädestiniert.

    Sehr gut, ein Profi ;);)


    So sieht es aus, kein Wüstenrot, kein BHW, kein Schwäbisch Hall oder LBS!! Die guten Tarife finden sich bei der Alten Leipziger mit dem Neo Klassik und dem Neo Niedrig und bei der Iduna mit dem Tarif Freiraum!


    Geht man zu einem Bausparmakler oder zu einem unabhängigen, erfahrenen Vermittler/Finanzierungsmakler und lässt sich die Tarife individuell berechnen und gegenüberstellen, wird man kleine Welten feststellen. Dies gilt im übrigen auch bei der Zinsabsicherung einer Restschuld nach Ende der Zinsfestschreibungszeit oder bei Vermietung und Verpachtung sinnvollen endfälligen Finanzierungsmodellen.