Rentenlücke und Ehepartner

  • Hallo Experten,

    ich (49 Jahre) beschäftige mich gerade intensiver mit Altersvorsorge.
    Fast abgezahltes Haus, Fondsbasierte-Riesterrente, Kapital LV, ETF Sparplan habe ich alles.

    Ich denke, dass ich bisher einiges intuitiv ganz richtig gemacht habe.

    Saidis Anleitung zur Berechnung der Rentenlücke und des gezielten Sparens aus der Serie "Alles fit mit eurem Geld" hat mich nun doch nochmal herausgefordert alles unter die Lupe zu nehmen. Saidi: Tolle Erklärungen, meinen Kindern empfehle ich diese gerne, ich fände es persönlich super, wenn auch meine Generation nochmal adressiert wird, da mir noch nicht so klar ist wie lange etf Sinn machen, wann ich wie umshiften sollte, u.s.w.

    Nun aber meine eigentliche Frage: Die in oben genannter Serie aufgezeigte Berechnung der Rentenlücke bezieht sich auf Singles. Wie ändert sich die Berechnung wenn ich davon ausgehe, dass es sich um ein Ehepaar handelt? Jeder für sich rechnen kann ja nicht richtig sein, heute lebt man ja auch gemeinsam und die Ausgaben sind ja nicht einfach auf Ehemann und Ehefrau aufteilbar.

    Bereits jetzt vielen Dank für die Antworten.

  • Du musst parallel für jeden Ehepartner die Rechnung durchführen. Und dabei die Kosten sinnvoll aufteilen. Beispiel klassische Rollenverteilung. Er hat 2000 euro Nettorente zu erwarten, sie hat 1000 zu erwarten. Wohnen im gemeinsamen Eigenheim kostet 500 Euro. Dann musst du entscheiden, ob jeder 250 zahlt oder er 333 und sie 167. An der gemeinsamen Rentenlücke ändert diese Aufteilung nichts. Sie haben gemeinsam 3000 Rente und Wohnkosten von 500 euro. Bleiben 2500 Euro für Weitere Ausgaben, egal wie die Kosten verteilt werden.


    Hilft dir das weiter? Sonst gerne fragen.

  • Ansonsten, wie lange ETF Sinn machen, hängt von deiner persönlichen Situation ab.


    1. Du brauchst die Kohle komplett am 1. Tag deiner Rente. Dann solltest du 15-5 Jahre vor Rentenbeginn anfangen ETFs zu verkaufen.


    2. Du hast eine sehr gute Altersvorsorge in Form von Rente, Mieteinnahmen etc. ETFs hältst du um überschüssiges Vermögen sinnvoll anzulegen, vielleicht auch für deine Erben. Dann kannst du bis an dein Lebensende ETF halten. Immer wenn du nicht wüsstest, was du in den nächsten 5-15 Jahren Geld brauchst, sind ETF ok. Wenn du vorher Geld brauchst, solltest du es auf Tagesgeld halten.


    Die Zeiträume musst du entsprechend deiner Risikoneigung festlegen. Sehr konservativ wäre 15 Jahre, risikofreudig wäre 5 Jahre.


    Wenn du in den 70ern bist und weißt, dass die Rente nicht fürs Altersheim langt, solltest du ETF verkaufen. Als Beispiel.

  • Eine Möglichkeit ETF zu verkaufen ist ein Entnahmeplan. Da verkaufst du jeden Monat automatisch einen Teil deiner ETF zum Wert x.


    Alternativ und eher nach meinem Geschmack ist es, in großen Abständen größere Beträge zu verkaufen. Ich gehe davon aus dass meine Rente für den Alltag reicht. Daher werde ich nur neues Auto, besondere Reisen etc über ETF Verkäufe einmalig finanzieren.

  • Wie ändert sich die Berechnung wenn ich davon ausgehe, dass es sich um ein Ehepaar handelt? Jeder für sich rechnen kann ja nicht richtig sein, heute lebt man ja auch gemeinsam und die Ausgaben sind ja nicht einfach auf Ehemann und Ehefrau aufteilbar.

    MMn sollte man das individüll machen ;)


    Du gehst voraussichtlich, falls künftige Regierungen nicht auf "Arbeiten bis zum Tod" umschwenken, in etwa 18 Jahren in den Ruhestand. Deine Einkünfte und somit euere Haushaltseinkünfte reduzieren sich dann um x€ (falls der Euro bis dahin noch nicht durch RMB oder sonst eine Währung ersetzt ist). Diese Lücke, wenn es denn eine sein wird, gilt es zunächst zu decken.

    Deine Holde könnte früher, später oder zum gleichen Zeitpunk Renntier werden... das wissen wir ja (noch) nicht. Angenommen, sie geht später als du in Rente, dann wäre "ihre Lücke" ab eben diesem Zeitpunkt zu berücksichtigen. Ob beide "Lücken" dann aus zwei getrennten "Töpfen" gedeckt werden, oder aus einem gemeinsamen, legt ihr ja jetzt schon fest bzw. habt es wohl schon eingerichtet.

    Den wirtschaftlich "ungünstigen" Fall einer möglichen Trennung solltet ihr auch bedenken... nur zur Vorsicht, damit euch dann nicht die Augen platzen. Life's iffy!


    P.S.: Mit noch rund 18 Jährchen bis zur Rente würde ich die bestehende/n Kapital LV/en mal auf den Prüfstand stellen. Rendite bis dato? Angenommene (garantierte) Rendite bis zum Ende der Laufzeit? Eventuell ist ein vorzeitiger Ausstieg bei intelligenterer Investition sinnig.

  • Hallo.


    Wenn man nicht gerade vorhat zu sagen "Wie jetzt Schatz? 400 Euro Rente, das wird aber knapp (für dich)!", dann kann man einfach einen Gesamtbedarf und entsprechend eine Rentenlücke für den Haushalt berechnen.


    Ansonsten hat Chris es schon beschrieben, es hängt davon ab, wie sehr das Depot ein laufendes Einkommen generieren muss. Weiterhin ist es eine Typfrage (Einstellungen und Überzeugungen können sich ändern), was die Gewissheit von Kursschwankungen mit einem macht. Am Ende wird "Team Ruhestand" mit den eigenen Entscheidungen leben müssen.

  • Hallo MichaelHamburg ,

    zum Thema 'Entsparen' im Alter empfehle ich Dir folgenden Blog.

    https://www.finanzen-erklaert.…egory/entnahmestrategien/

    Der Georg beschäftigt sich sehr intensiv mit dem Thema.

    Ich werde frühestens mit 60+ anfangen mir einen konkreten Plan für das Entsparen zurecht zu legen. Bis dahin heißt es erstmal: Überleben und Sparquote beibehalten! ;)


    Ich habe auch etwa in Deinem Alter angefangen mich mit der Finanzplanung für den Ruhestand zu beschäftigen. Ist wohl auch eine Form der 'Midlife'-Kriese. ;)

    Ich arbeite auf die Rente mit 63 hin. Schauen wir mal, ob es klappt...


    PS: Schönen Gruß aus HH nach HH

  • Vielen Dank an Euch alle!

    Finde toll, dass hier konstruktive Ratschläge gegeben werden und es nicht in Streitereien der Experten übergeht.

    Ich weiß jetzt, welche nächsten Schritte/Berechnungen ich tun sollte.

    Meine Frau wird noch ein paar Jahre länger arbeiten dürfen a) sie ist jünger b) sie vereint Hobby und Beruf als selbstständige Psychotherapeutin in eigener Praxis.


    Nochmals vielen Dank, ich wenn ich weitere Fragen haben sollte komme ich zurück.

    Schöne Grüße,

    Michael

    P.S. ja, vlt. tatsächlich so eine Art Midlife Crisis, das Motorrad hatte ich letztes Jahr gekauft :)