Finanzbildung für Abiturienten

  • Hallo liebe Mitglieder und Finanzinteressierte!


    Ich führe momentan eine eigene Recherche zur Finanzbildung der Abiturienten aus Sicht der Eltern und aus Sicht der Abiturienten selbst durch.


    Zu den Euch, den Eltern:

    Könntet Ihr mir ein paar Probleme aus Eurer Sicht aufzählen, die Eure Kinder (Abiturienten) in Finanzdingen haben? Also auch Probleme, die sie Euch direkt äußern. Könntet Ihr mir auch Eure Wünsche schildern, was Eure Kinder also an Finanzbildung beherrschen sollten, als Beispiel: Mit Geld umgehen können?


    Zu Euch, den Abiturienten:

    Zählt doch einmal auf, welche Probleme Ihr in der Finanzbildung seht. Was sollte z. B. endlich in den Lehrplan eingefügt werden. Beispiel: Steuererklärung?

    Nennt mir bitte auch Eure Wünsche, wo steht Ihr also, wenn Ihr finanziell gut gebildet seid. Beispiel: Verstehe den Bankberater komplett.


    Ich würde mich über ein Brainstorming sehr freuen und bedanke mich an dieser Stelle

    Stefan_S

  • Hallo.


    Zunächst würde mich der Hintergrund dieser Recherche interessieren.


    Weiterhin sollte die Fähigkeit mit Geld umgehen zu können doch über das Elternhaus vermittelt werden. Ob Eltern dann bereit sind, sich selbst ein schlechtes Zeugnis auszustellen, bleibt abzuwarten.


    Ein Lehrplan sollte es vermeiden, eine Lehrkraft in die Verlegenheit zu bringen, Dinge zu tun, die Angehörigen der steuerberatenden Berufe vorbehalten sind. Inwieweit Aktualität sichergestellt werden könnte, wäre die nächste Frage.

  • Ich führe momentan eine eigene Recherche zur Finanzbildung der Abiturienten aus Sicht der Eltern und aus Sicht der Abiturienten selbst durch.

    Moin Stefan_S,


    aus welcher Ecke kommst du denn; Abiturient, Elternteil, Lehrerlein... Banker?

    Ich finde es wäre auch interessant zu wissen, welche Motive hinter deiner Recherche stehen.

    Mit Geld umgehen können?

    Diese grobe Frage trifft den Kern und zielt auf die Basiscs ab!

    Vemutlich wirst du kaum Eltern finden, die mit "Finanzbildung gesegnet" sind. Wie sollen diese Eltern denn bewerten können, worin die Probleme des Nachwuchses liegen?

    Allerdings... ist die Dichte an Erwachsenen mit (etwas) Finanzbildung in diesem Forum relativ hoch - von daher wendest du dich schon an eine gute Adresse.

    Beispiel: Verstehe den Bankberater komplett.

    Danke für diese Steilvorlage! Bankberater (Verkäufer von Bank- oder Finanzprodukten und Bankdienstleistungen) sind jetzt nicht wirklich die typischen Leute, die man bezüglich Finanzbildung als Referenz heranziehen könnte. Wozu also sollte man/frau sie verstehen können?


    Genug provoziert ;)

    Bin gespannt, was sich in diesem Thread tun wird!

  • ... egal ob Leer- oder Lehrkörper... Die Abiturienten und -tinnen sollten folgende Themenbereiche kennen lernen:


    - Geld (was ist das)

    - Wertschöpfung

    - Teuerungsrate, Inflation

    - wichtige (benötigte) Bankprodukte - Girokonto (ggfs. kostenlos...)

    - Sicherheit (Einlagensicherung)

    - Karten und Kartensysteme, Zahlungsdienstleistungen, Debit-/Kreditkarten, Sicherheit...

    - Welche Vollpfosten lechzen nach dem Geld der Abiturienten, der künftigen AZUBIS und Studenten (Achtung! Wer will dich gleich verarschen!)

    - Budgetplanung (Monats- und Jahresbudget) ... gerade dann wichtig, wenn relativ wenig Geld zur Verfügung steht

    - Nettovermögen... wie planen... wie soll es sich entwickeln

    - Studentenjobs? Worauf achten!

    - Differenzierung Sachwerte - Geldwerte

    - Was sind Aktien, Fonds, ETFs...

    - Welche Versicherungen braucht man/frau?

    - Sparen vs. Investieren

    - Wie "reich" wäre ich (als Abiturient), wenn meine Eltern finanzgebildet gewesen wären und statt eines Sparplans oder einer Ausbildungsversicherung etwas Vernünftiges gewählt hätten?

    - Was wird darüber entscheiden, ob ich irgendwann arm in Rente gehen werde? Maßnahmen und einfach Mathematik...

    - Berater, Finanzberater, Bankberater, Versicherungsberater, Vermögensberater, Versicherungsvertreter, Versicherungsmakler... Risiken und Nebenwirkungen


    Das wäre IMHO erst mal ein Gerippe...

    Finanztip hat übrigens auch Infos auf der web site...

  • Als Elternteil ist mir bekannt, dass viele Kids gerne wirtschaftliches Basiswissen vermittelt haben möchten. Das sind oftmals am Anfang simple Fragen wie...


    - wie hoch ist das monatliche Einkommen der Eltern? (über sowas spricht man in Deutschland in aller Regel nicht :-))

    - was ist der Unterschied zwischen Brutto- und Nettoeinkommen (das wissen ja nicht einmal manche Politiker!!)

    - wie hoch ist die monatliche Miete oder der Abtrag für die Eigentumswohnung / das Haus?

    - was gehört zu den Mietnebenkosten (Strom, Wasser/Abwasser, Versicherungen, ggf. Steuern)

    - was kostet ein Auto im Monat?

    - welche Versicherungen sind sinnvoll, welche Versicherungen sind überflüssig?

    - wie hoch sind die monatlichen Lebenshaltungskosten (Ausgaben für Lebensmittel, ÖPNV, ggf. Schulgeld etc.)

    - was kostet der jährliche Familienurlaub?

    - wieviel kann / sollte monatlich gespart werden?


    Bevor man über Geldanlage, Steuererklärung, ETF's, Lebensversicherung, Riester etc. diskutiert, sollten erst einmal die Basics bekannt sein. Erfahrungsgemäss ist der Unterschied von Brutto zu Netto oftmals schon eine Herausforderung. ;)

  • Ich bin Schüler.

    Könnten die Eltern unter Euch aufzählen, welche "Finanzprobleme" Ihnen bei den Abiturienten/eigenen Kindern aufgefallen sind, bitte.


    Danke

    Stefan

  • Ich bin Schüler.

    Könnten die Eltern unter Euch aufzählen, welche "Finanzprobleme" Ihnen bei den Abiturienten/eigenen Kindern aufgefallen sind, bitte.


    Danke

    Stefan

    Wie stellst du dir das denn in deutschen Familien vor? Die Eltern wissen wie es geht, haben sich auf die unfähigen Lehrer verlassen und stellen mit Volljährigkeit ihrer Sprösslinge fest, das der Plan nicht aufgegangen ist?


    Mindestens 50% der deutschen Familien haben massive Bildungslücken in Sachen Finanzen, die auch ein Lehrer Dr. Specht nicht zu schließen vermag. (Spoiler: ZDF Serie der 1990er).


    Die anderen 50%, zu denen ich mich zähle, tun ihr möglichstes um ihre Kinder allwetterfest zu machen.


    Meinem großen Sohn hab ich sein (klitzekleines) ETF Depot das erste Mal erklärt als er 5 war. Ich hoffe, wenn er mit 18 einen gewissen Betrag bekommt, dass ich ihn dann soweit habe, dass er nicht zum nächsten Audi Händler stiefelt und alles bis auf den letzten Cent in einen gebrauchten S-Audi steckt. Dann hätte ich was falsch gemacht, nicht die Schule


    Aber um auf deine Frage einzugehen....Bei einem Großteil der Bevölkerung sind die Defizite zwischen Eltern und Kindern deckungsgleich, deswegen merken die Generationen sie nicht.

  • Mindestens 50% der deutschen Familien haben massive Bildungslücken in Sachen Finanzen

    Ja Chris,

    das "Mindestens" möchte ich gerne fett unterstrichen wissen!


    Die Finanzprobleme, von denen du, Stefan, hier sprichst, dürften in dem Umgang mit dem Geld liegen. Praktisch heißt das, das Geld reicht nicht bis zum Monatsende... und zwar weder das Taschengeld der Kids, noch das Familieneinkommen der Eltern oder Elternteile.

    Kinder, auch junge Erwachsene, sind häufig sehr Konsum orientiert und ungeduldig.

    Könnten die Eltern unter Euch aufzählen, welche "Finanzprobleme" Ihnen bei den Abiturienten/eigenen Kindern aufgefallen sind, bitte.

    Meine Kids, alle über 18, haben keine "Finanzprobleme" ;)

  • Hm, vielleicht hat jemand ähnliche Beobachtungen gemacht:


    Man betreibt (hier Sportart einsetzen) und ein Mitspieler (regelmäßig männlich und noch Schüler) hat neuerdings Zugang zu einem Auto. Er macht zunächst fast alles mit diesem Auto, fährt damit zum Training, zu Auswärtsspielen usw., aber nach einiger Zeit fährt er immer seltener mit dem Auto und kommt sogar wieder mit dem Fahrrad zum Training.


    Diesen Ablauf konnte ich mehrfach beobachten. In einem Fall hat sich dasselbe Bild beim jüngeren Bruder 1:1 wiederholt.


    Es könnte mit den Kosten für den Vortrieb von Kraftfahrzeugen zusammenhängen, deren sich (insbesondere) Schüler erst bewusst werden müssen.


    Und noch ein Schwank aus der Vergangenheit:

    Dass ein Jamba-Abo nicht die klügste Idee unter der Sonne ist, mussten einige Bekannte auch lernen.


    Also die Idee der Folgekostenabschätzung wäre vielleicht interessant für Heranwachsende. ;)

  • Beispiel 1:

    die 16-jährige Tochter ist im Internet auf der Suche nach einem speziellen Terminplaner mit Ringbuchheftung. Das begehrte Produkt findet sie schliesslich nur in einem australischen Internetshop; Preis incl. Versandkosten: 80 australische Dollar. Mama die Kreditkarte abgeschwatzt, Kreditkartendaten eingegeben und bestellt. Nach 8 Wochen liegt statt des Päckchens eine Benachrichtigung vom Zoll im Briefkasten: das Päckchen liegt zur Abholung beim Zoll bereit und wird gegen Zahlung von 9,65 € ausgehändigt. Frage: warum werde ich abgezockt, obwohl ich die Versandkosten doch schon bezahlt habe?


    Beispiel 2:

    Obwohl Mama laut Arbeitsvertrag monatlich 2.000,00 € verdient, überweist der Arbeitgeber ihr jeden Monat aber nur ungefähr 1.550,00 € auf das Konto. Wie kommt das?


    Beispiel 3:

    die Tochter aus Beispiel 1 hat inzwischen Abitur und zieht zum Studieren nach Süddeutschland. Dort sucht sie sich ein Zimmer in einer WG. Laut Mietvertrag beträgt die Grundmiete monatlich 260,00 €, dazu kommen monatliche Betriebskosten von 100,00 €. Ausserdem verlangt der Vermieter bis zum Einzug die Zahlung einer Sicherheitsleistung von 720,00 €. Was ist in den Betriebskosten enthalten und ist es OK, dass eine Sicherheitsleistung von 720,00 € verlangt wird und was ist das überhaupt?


    Referat Janders

    Mit den Jamba-Abo's haben die Gebrüder Samwer Kids abgezockt, um mit der Kohle Zalando & Co. zu gründen. Jamba dürfte heute aber kaum einem Jugendlichen noch ein Begriff sein - dass man für Handy-Klingeltöne pro Stück 4,99 € bezahlt hat glaubt Dir heute keiner der heute Jugendlichen mehr...

  • ... jou Leute,

    unser Stefan dürfte so langsam erkennen, dass man die "Finanzprobleme" der Abiturienten und *tinnen wohl kaum mit einen Dreizeiler skizzieren kann, geschweige denn eine Lösung in einer halben Unterrichtsstunde zu vermitteln.

    Die relevanten Themenkreise haben wir hier ja bereits angerissen... und wir sind noch recht weit von einer vollständigen Übersicht entfernt.


    Dass wir es mit einem riesigen Defizit (an Bildung inkl. Finanzbildung) zu tun haben, bei den Erwachsenen wie bei dem Nachwuchs, dürfte klar sein.


    Unser "Fußvolk" oder "Stimmvieh" wurde über Generationen hinweg regelrecht "verdummt"... denn so funktioniert die Finanzwelt einfach besser. Man erkennt dies ja auch an zahlreichen Fragen von Erwachsenen, die im relativ hohen Alter erst beginnen, sich mit ihren Geldangelegenheiten auseinander zu setzen. Noch viel interessanter ist es, sich mit Leuten zu unterhalten, die gar nicht erst bis zu diesen Informationsquellen wie Finanztip gelangen. Stefan, da kriegst du graue Haare oder Beulen an der Stirn vom Kopf-auf-Tischplatte ;)

  • JDS

    Ich vermute mal, dass Stefan_S unter Finanzproblemen etwas anderes versteht als unsereiner - also nicht Finanzprobleme im Sinne von 'Zahlungsschwierigkeiten' oder 'warum ist am Ende des Geldes immer noch so viel Monat übrig'.

    Die Ausgangsfrage an Elternteile war: "Könntet Ihr mir ein paar Probleme aus Eurer Sicht aufzählen, die Eure Kinder (Abiturienten) in Finanzdingen haben?"


    Ich habe mein Bestes gegeben, das darzulegen. ;)


    Und @chris2702 hat ja auch auf die Bildungsinitiative der Stiftung verwiesen. Wobei ich persönlich finde, dass ich nicht erst als Abiturient mit der Thematik konfrontiert werden sollte, das halte ich für zu spät - Jahrgangsstufe 7 oder 8 halte ich persönlich für schlauer...

  • Meine Nicht ist glücklicherweise sehr interessiert an Finanzen & Co. Sie beschwert sich immer darüber, dass in der Schule dazu überhaupt nicht gelehrt wird. Insbesondere stört sie, dass den Kindern nichts darüber beigebracht wird, wie das internationale Wirtschaftssystem überhaupt funktioniert. Also, was Notenbanken machen, wie Inflation entsteht, was die Wirtschaft beflügelt und was sie bremst. Ganz zu schweigen davon, wie man sich selbst am besten verhalten sollte. Also, wie man sein Geld vor der Inflation schützt, wie man erkennt, in welchem Zustand die Wirtschaft im eigenen Land ist etc. etc. Ich möchte hier kein politisches Fass aufmachen, aber die große (blinde) Akzeptanz bspw. der Grünen innerhalb der jüngeren Generation zeigt dies auch ganz gut. Versteht mich nicht falsch, was die Werte betrifft, bin ich sehr nah bei den Grünen oder gar den Linken, jedoch habe ich das Gefühl, dass unser Nachwuchs sich nichtmal Gedanken darüber macht, welche Ideen sie da befürworten, bzw. welche Auswirkungen das haben kann. Dabei sind wohl die allermeisten an dem Wohl der Gesellschaft interessiert. Würde man Abiturienten jedoch ein bisschen mehr über Wirtschaft lehren, dann würden sie in ihre Entscheidung bspw. auch mit einbeziehen, dass Steuererhöhungen (in einem der am meisten besteuerten Länder der Welt), Vermögensabschöpfungen etc. wohl dazu führen, dass immer mehr Kapital aus Deutschland abwandert und wir nicht mehr konkurrenzfähig sind. Daran erkennt man schon das klare Defizit an finanzieller Bildung, welches wir in Deutschland haben.

  • "Würde man Abiturienten jedoch ein bisschen mehr über Wirtschaft lehren, dann würden sie in ihre Entscheidung bspw. auch mit einbeziehen, dass Steuererhöhungen (in einem der am meisten besteuerten Länder der Welt), Vermögensabschöpfungen etc. wohl dazu führen, dass immer mehr Kapital aus Deutschland abwandert und wir nicht mehr konkurrenzfähig sind."


    Willst du etwa, dass die Kinder anfangen Fragen zu stellen, die Annalena nicht beantworten kann? Es ist doch so viel leichter und effektiver, wenn man das Volk rein durch Ängste und Gefühle leiten kann.