Vor dem Hintergrund finde ich in dem Kontext die im März 2016 in deutsches Recht implementierte sprich vom damaligen BMJV (Federführung Heiko Maas) umgesetzte EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR) interessant. Speziell die Aspekte einer verschärften Prüfung des Darlehensnehmers (Kreditwürdigkeitsprüfung, Prüfung der Kapitaldienstfähigkeit über die gesamte Darlehenslaufzeit usw.).
Die Umsetzung war m. E. ziemlich dilettantisch um nicht zu sagen lausig. Das hatte damals (Frühjahr 2106) dann auch für erhebliche Unsicherheit bei Banken aber auch bei Kunden bzw. Verbrauchern gesorgt. Teilweise auch für ziemlichen Stress und Ärger. Betroffen war insbesondere Zielgruppen wie Ältere (ab 45 Jahren aufwärts, wenn das Darlehen in den Ruhestand hineinreichte), Selbständige (schwankende Einkommen), Familien mit nicht abgeschlossener Familienplanung (unsichere Haushaltsrechnung) usw. Es gab daher erheblichen politischen Streit um die WIKR.
Diese Richtlinie (WIKR) mußte diverse Male nachgebessert werden. Letzter Akt (bis heute jedenfalls) um für mehr Klarheit und Sicherheit bei allen Beteiligten zu sorgen, war im April 2018 die Einführung der "Immobiliar-Kreditwürdigkeitsprüfungsleitlinien-Verordnung" (ImmoKWPLV).
Interessant ist die Entstehungsgeschichte der WIKR. Gestartet einstmals als Modell zum Verbraucherschutz (und damit Schutz vor dem Verlust des Wohneigentums) mutierte diese Richtlinie über ihre lange Entstehungsgeschichte innerhalb der EU dann - u. a. wegen der langen und ultra-expansiven Geldpolitik der ECB samt den auch dadurch dramatisch gestiegenen Vermögenspreisen (wie Immobilien) - zu einer viel mehr makroprudentiellen Maßnahme mit dem Ziel die Finanzstabilität zu bewahren (Immobilienblasen bzw. deren Platzen sind sehr "unangenehm", um es subtil zu formulieren).
Ein Paradebeispiel aus meiner Sicht für eine typische Interventionsspirale. Der erste massive Eingriff in die Zinsmärkte (Zinssenkungen der ECB und Anleihekäufe in Billionenhöhe) führt zu unerwünschten "Nebenwirkungen" (Anlagenotstand, Flucht in Betongold, denknotwendig steigende Vermögenspreise etc.). Diese negativen Folgen des ersten Eingriffs versucht man dann mit dem nächsten Eingriff (Beispiel: WIKR) zu bekämpfen.
Mal sehen, was da noch an Regulatorik und weiteren Eingriffen folgt, sollten die Zinsen in dem Bereich auf vier oder fünf (oder mehr) Prozent steigen ...