100% Finanzierung mit 1% Tilgung - wer bietet das an?

  • Da die Frage eventuell nicht pauschal beantwortet werden kann:

    Kaufpreis Haus: 750.000 EUR + Renovierungskosten 60.000 EUR = 810.000 EUR

    Nebenkosten werden über EK dargestellt.

    Nettoeinkommen rd. 6.500 EUR


    Die Interhyp ruft mir die ING zu, die wohl pauschal 1,45% anbieten soll- egal ob 1%, 2% oder 3% Tilgung. Etwas merkwürdig, ein konkretes Angebot liegt noch nicht vor.

    Aktuelle Angebote habe ich bei 1,1% mit 2% Tilgung.


    Sonnige Grüße ins Land!:thumbup:

  • Die deutsche Bank wirst du nicht mit 1% Tilgung bekommen. Die kalkulatorische Gesamtlaufzeit darf dort max. 35 Jahre betragen, was dann eine dementsprechende Tilgung voraussetzt.


    Bei der ING bleibt der Sollzins unabhängig vom Tilgungssatz gleich.


    VG

  • Sind denn Sondertilgungen geplant?

    Bei 10 Jahren Laufzeit wären (ohne Sondertilgung) von den 810.000 Euro Darlehen noch ca. 722.900 Euro Restschuld übrig und du hast allein 111.350 Euro nur an Zinsen gezahlt!


    Was machst du, wenn du nach zehn Jahren vielleicht 4 % Zinsen zahlen musst? Dann würdest du allein für Zinsen (ohne jegliche Tilgung) schon mehr als 2400 Euro pro Monat aufbringen müssen.


    Nur mal so als Denkanstoß.

  • Sondertilgungen sind nicht geplant. Die eingesparte Rate soll ja angelegt werden. Wenn der Zins auf 4% steigen sollte (was praktisch komplett ausgeschlossen ist), dann würde ich natürlich die Anlage auflösen und dann entsprechend weniger refinanzieren.


    Wenn in 10 Jahren die Zinsen auf 4% gestiegen sind und alle Anlagenklassen am Boden liegen, dann hab ich allerdings ein Problem...

  • korrekt, das ist schon mutig. Ist für den Gering/Nomalverdiener/Alleinerziehenden sicherlich nicht zu empfehlen

  • Sondertilgungen sind nicht geplant. Die eingesparte Rate soll ja angelegt werden.

    Okay, das ist also die Strategie - die Anlage soll also mehr Zinsen erwirtschaften, als dich die Finanzierung kostet.

    Dann bedenke aber, dass es nicht immer nur nach oben geht.

    Und dass du auf den kompletten Darlehensbetrag Zinsen zahlen musst, du aber nur Zinserträge für die Euro hast, die du zwischenzeitlich anlegst. Du hast also eine riesige Lücke.


    Zitat

    Wenn der Zins auf 4% steigen sollte (was praktisch komplett ausgeschlossen ist), dann würde ich natürlich die Anlage auflösen und dann entsprechend weniger refinanzieren.

    Wieso soll das ausgeschlossen sein?

    2012 waren 4% noch normal, davor waren die Zinsen oft noch höher.


    Zitat

    Wenn in 10 Jahren die Zinsen auf 4% gestiegen sind und alle Anlagenklassen am Boden liegen, dann hab ich allerdings ein Problem...

    Könnte man so sagen. Erst recht, wenn du nicht alleine einziehst, sondern noch eine Familie dranhängt.
    Und im blödesten Fall ist die Immobilie auch zwischenzeitlich weniger wert und du gehst sogar noch mit Schulden raus, weil der Verkaufserlös nichtmal zum Ablösen der Restschuld ausreicht.

  • Und dass du auf den kompletten Darlehensbetrag Zinsen zahlen musst, du aber nur Zinserträge für die Euro hast, die du zwischenzeitlich anlegst. Du hast also eine riesige Lücke.

    Hast du das mal nachgerechnet? Wie "riesig" ist denn die "Lücke"?


    Dann bedenke aber, dass es nicht immer nur nach oben geht.

    Ich unterstelle mal, dass goye nicht zu denjenigen gehört, die 3 Tage vor Ultimo siebzehnmal am Tag den Kontostand checken... ob die Asche vielleicht doch schon eingegangen ist ;)

    Wenn er also, was ich persönlich und entgegen der landläufigen Ansichten als sinnvoll betrachte, quasi gegen die Tilgung investiert und es sich bei der Investition im Laufe von 10 Jahren sicherlich um rund eine Viertelmillion handelt, oder um eine Zielsumme von 320 bis 340k... dann dürfte er sich auch die Zeit nehmen können, seine/n ETF und die Wirtchaftslage zu monitoren... und ggfs. entgegen der "üblichen" CAE- und buy-and-Hold-Strategien (wie von FT propagiert und für den gewöhnlichen Sparer-Investor sicherlich empfehlenswert) entsprechend reagieren können.

    Und im blödesten Fall ist die Immobilie auch zwischenzeitlich weniger wert und du gehst sogar noch mit Schulden raus, weil der Verkaufserlös nichtmal zum Ablösen der Restschuld ausreicht.

    Im blödesten Fall hat er aber auch sein - wie auch immer geartetes - intelligent und selbst gemanagtes Depot in der Hinterhand, mit dem er entweder höhere Raten (wegen höherer Zinsen) oder jene Differenz, die du ansprichst, deckeln kann.


    Natürlich sollte man die Wurstkiste (worst case...) bedenken und die eventuellen Folgen auf dem Schirm haben. IMHO ist es eh beknackt, heute etwas zu planen und davon auszugehen, dass "alles" so bleibt, wie es heute ist. Ein solches Projekt gehört permanent beobachtet und daraus kann folgen, dass Änderungen zu berücksichtigen sind.

  • Hast du das mal nachgerechnet? Wie "riesig" ist denn die "Lücke"?

    Für zehn Jahre und 1,45% Zinsen sind es immerhin (okay, das ist weniger als gedacht) 12.221,59 Euro, die der Threadersteller nach Steuern erwirtschaften muss um zinstechnisch "besser" zu sein als ein Darlehen welches mit 3% Tilgung abbezahlt wird.

    Abgesehen davon ist es meines Erachtens auch aus steuerlichen Gründen ziemlich unklug, dann in zehn Jahren einen Großteil des fiktiven Depots zu verkaufen, um es zu zur Tilgung zu verwenden.


    Wenn er, weil er mit 3% tilgen würde, einen Kredit bekäme, welcher nur 1,1% Zinsen hat, so beträgt der Unterschied schon 35.984,17 Euro (nach Steuern) - das muss man erstmal schaffen durch Investments zu erwirtschaften.


    Wie auch immer - jeder wie er mag und risikoaffin ist. Es gab ja auch genug Leute, die Wirecard für ein totsicheres Investment gehalten haben.

  • Abgesehen davon ist es meines Erachtens auch aus steuerlichen Gründen ziemlich unklug, dann in zehn Jahren einen Großteil des fiktiven Depots zu verkaufen, um es zu zur Tilgung zu verwenden.

    Auch hier ist Rechnen angesagt! Wieviel kannst du Jahr für Jahr an Gewinnen steuerfrei einsacken? Wieviel bleibt (voraussichtlich) nach 10 Jahren an Gewinn?


    Wie auch immer - jeder wie er mag und risikoaffin ist.

    Meine 100%ige Zustimmung hierzu!


    Es gab ja auch genug Leute, die Wirecard für ein totsicheres Investment gehalten haben.

    Darüber brauchen wir hier gar nicht reden. Investitionen in Einzelaktien zu tätigen, ohne die Märkte und den Handel mit Aktien zu kennen, hat schon bei vielen "doofen Kleinanlegern" zu Verlusten geführt (Gier frisst Hirn). Diese Situationen rührten oftmals auch daher, dass "Berater", die selbst keine Ahnung von der Materie haben/hatten, unbedarften Anlegern jene Einzelaktien wärmstens empfohlen hatten.

    Übrigens... ich hatte auch Wirecard Aktien... und habe aus 25k steuerbereinigte 2,81m "gemacht"... und diese Aktien dabei zwischendurch bei "begrenzter Gier" 3 mal verkauft ... und wieder gekauft ;)

  • Könntest du das bitte noch erläutern. Aus der Abgeltungssteuer komme ich ja nicht raus.

    Na du hast, zumindest derzeit (wer weiß was die Zukunft bringt) nur 801 Euro pro Jahr (als Single, als Ehepaar das Doppelte) steuerfrei an Kapitalerträgen. Danach wird Abgeltungssteuer fällig, also 25 % - aber auch das könnte sich ja theoretisch ändern und man muss im schlechtesten Fall Kapitalerträge wieder zum persönlichen Steuersatz versteuern - bei 6100 Euro netto wären wir also schon beim Grenzsteuersatz von 42%.


    Also angenommen du verkaufst alles auf einen Schlag, dann musst du, damit nach Steuern (25 % angenommen) rund 36.000 Euro rauskommen, ja vor Steuern eine höhere Rendite erzielen - nämlich um die 47.000 Euro (oder etwas weniger, als verheiratet und gemeinsames Depot) - und dies bei 162.000 Euro Kapitaleinsatz (Differenz zwischen Tilgung mit 1 statt 3 % bei 1,45 % Zins) bzw. nur 133.680 Euro Kapitaleinsatz (Differenz zwischen Tilgung mit 1 statt 3 % bei 1,1 % Zins).

    Das finde ich sehr sportlich.

    Und ich finde es bedenklich, dass man dir das vorrechnen muss.
    Natürlich sind das alles Annahmen. Kann sein, dass du ja noch viel mehr investieren wirst, so dass du einen stärkeren Hebel bekommst. Allerdings halte ich diese Annahme nicht für realistisch, wenn bisher trotz des hohen Einkommens kein nennenswertes Eigenkapital vorhanden ist.

  • Klar, sofern die Kapitalerträge nicht mit der derzeitigen Abgeltungssteuer versteuert werden sondern mit dem Grenzsteuersatz, sieht das ganze anders aus.

    Das hatte ich bisher so noch nicht in Erwägung gezogen, guter Punkt!


    Wenn das so kommen sollte, gehe ich davon aus, dass es analog zu 2008 entsprechende Übergangsfristen / Freibeträge gibt und bei 10jähriger Laufzeit relativ problemlos auf erhöhte Tilgung/Sondertilgung umgestellt werden kann.


    Der Freibetrag 801*2 ist durch das aktuelle Depot schon aufgebraucht.

  • Wieso soll das ausgeschlossen sein?

    2012 waren 4% noch normal, davor waren die Zinsen oft noch höher.

    Wieso denken so viele Leute die EZB würfelt die Zinsen aus? Das tut sie eben nicht!

    Steigen die Zinsen bei weiterhin sehr niedriger Inflation sind einige Länder sofort pleite, das weiß die EZB.

    Zieht allerdings die Inflation deutlich an (worauf vieles hindeutet) kann man aufgrund der zu erwartenden Einkommenszuwächse auch höhere Zinsen verkraften.

  • Zieht allerdings die Inflation deutlich an (worauf vieles hindeutet) kann man aufgrund der zu erwartenden Einkommenszuwächse auch höhere Zinsen verkraften.

    In den letzten Jahren und Jahrzehnten lief vieles anders. Ich würde nicht unbedingt davon ausgehen, dass eine höhere Inflation mit höheren (Netto!)-Löhnen einhergeht - auch wenn das bisher immer so der Fall war. Aber das ist natürlich reine Spekulation. Vielleicht läuft die Wirtschaft, wenn Corona dann wirklich mal vorbei ist, besser als je zuvor und es gibt eine moderate Inflation, aber auch ordentliche Lohnsteigerungen (und Gewerbesteuereinnahmen) und die Coronafolgekosten zahlen sich dann von selbst, ohne dass der Staat an Steuerschrauben drehen muss. Im Gegenteil, beim aktuellen Steuersystem reicht's ja schon aus, wenn der Staat nichts macht - dank progressiver Einkommensteuern profitiert der Fiskus von höheren Löhnen ja automatisch und überproportional.