Depot/Broker für (temporäre) US-Person

  • Hallo zusammen,


    Aktuell steht im Raum, dass ich ab 2022 für wenige Jahre als Expat für meine Firma in den USA tätig sein werde.

    Jetzt stehe ich vor der Frage was ich mit meinen ETF-Depots während dieser Zeit anstellen werde.


    Zur Zeit führe ich ein Depot bei TradeRepublic (= schließen eindeutig US-Personen von der Depot-Führung aus) und ein Depot bei der ComDirect (= schließen jetzt auf Nachfrage eine Weiterführung des Depots bei Aufenthalt in den USA aus).


    Habt ihr Erfahrungen mit Brokern, welche auch US-Personen / Personen mit Steuerpflicht in den USA eine Depotweiterführung erlauben? In älteren Foren-Einträgen auf die man per Google-Suche stößt wurde bspw. Flatex genannt. Wäre grundsätzlich nicht unbedingt mein Favorit, wenn es Alternativen gibt :-).

    Depotübertrag an ein US-Depot und anschließend zurück auf ein deutsches Depot stelle ich mir vergleichsweise kompliziert vor, insbesondere weil ich nicht weiß ob ich überhaupt vor Antritt des Auslandsaufenthalts ein US-Depot eröffnen dürfte/könnte.


    Was gäbe es sonst für Alternativen? Wenn ich beide Depots liquidiere fallen natürlich recht ordentliche Steuern auf die bislang thesaurierten Kursgewinne an, welche in den vergangenen Jahren ja glücklicherweise nicht gering waren ;-). Zudem möchte ich über die Jahre des Aufenthalts natürlich auch sehr ungern mein gesamtes Vermögen in Cash halten.


    Beste Grüße

  • Schau mal, ob es bei Consors noch geht. Die Banken freuen sich nicht über den Aufwand, den sie mit "Euch US-Personen" haben, aber letztlich sind die erforderlichen Aktionen bekannt, und ws müssen "nur" die entsprechenden Formulare ausgefüllt werden.


    https://wissen.consorsbank.de/…B6tige-ich-es/ta-p/109862


    Bei anderen großen Direktbanken und Filialbanken müsste es auch gehen. Nur die Neobroker vermeiden den Aufwand, um die Kosten gering zu halten.

  • Vielen Dank für die Antwort!


    Ich habe der Consorsbank einfach mal eine Mail geschrieben und die Situation geschildert. Schauen wir mal ob sie mit den "bösen US-Personen" noch Geschäfte machen wollen ;-).


    Fallen euch noch sinnvolle Alternativen ein, falls eine Depotfortführung keine machbare Option ist?

    Wie sinnvoll ist es für die Dauer von 2 Jahren drüben ein Depot (bspw. Bei robinhood) zu eröffnen und dann erneut zu liquidieren wenn es zurück geht?

    Oder sollte man dann lieber für die Dauer einfach alles in Cash halten? Dann wäre vermutlich ein zeitnaher Verkauf aller Positionen sinnvoll, damit man nicht am Ende des Jahres bei potentiellem Börseneinbruch/Delle zum verkaufen gezwungen ist.


    Beste Grüße

  • Eine Option könnte eine Bank sein, die in USA und D Filialgeschäft betreibt. Citibank und Deutsche Bank wüsste ich, gibt vielleicht noch mehr.

  • gibt vielleicht noch mehr.

    Jo, gibt es... aber von den Kosten für's Depot liegen die alle leicht neben dem, was wir so kennen.

    Die Frage ist doch eher... bleibt der deutsche Wohnsitz - und sei es nur pro forma - bestehen? Bei der möglichen Beschäftigung im Amiland ist ja auch noch offen, ob es sich um eine "Entsendung" handelt, oder um ein echtes Beschäftigungsverhältnis zwischen einer USA 4ma und dem Expat... usw.

    Knackpunkte liegen wohl in der Steuerpflicht begründet...

  • Hallo zusammen,


    Kurzes Update zu meiner Suche:

    Einige Banken und Online-Broker haben eine Depot-(weiter)führung bereits abgelehnt oder in den AGBs ausgeschlossen (TradeRepublic, ComDirect, ING, DKB, Consors).

    Aktuell noch in der Verlosung sind: FlatEx, Smartbroker, Targobank. Bei allen kann man sich laut Internetauftritt bzw. Foren noch berechtigte Hoffnungen machen.


    In der Zwischenzeit macht mir allerdings etwas anderes mehr Sorgen als der Depotanbieter selbst und zwar die Positionen im Depot. Das Depot setzt sich im Grunde nur aus iShares-Titel zusammen (MSCI World, MSCI EM). Hier ist mir gar nicht klar ob und unter welchen Bedingungen man die als US-Steuerpflichtiger halten darf. Stichwort ist hier PFIC (Passive Foreign Income Company). Hier lesen sich manche Erklärungen so, als müsste man bei diesen Funds teilweise sehr empfindliche Steuern zahlen und ggf. sogar schon auf Buchgewinne Steuern zahlen.

    Man darf solche Positionen wohl insbesondere nicht kaufen. Das wäre für mich aber erstmal in Ordnung, ich möchte eigentlich einfach nur meinen Bestand halten.


    Hat dort jemand eventuell Erfahrungen oder Infos dazu?


    PS: Es handelt sich übrigens um eine klassische Entsendung, kein direkter Vertrag mit der US Firma.

  • Moin steffen_g !


    Bei einer "klassischen Entsendung" würde ich mir - als Laie - erst mal sowas von gar keine Gedanken machen. Ich gehe auch davon aus, dass du dich nicht vollständig in D abmelden wirst, sondern irgendwie einen Zweitwohnsitz hier in D behalten wirst.

    Ob und inwieweit du in den USA steuerpflichtig werden wirst, will ich Laie nicht beurteilen. Hier würde ich einen Steuerberater befragen, der sich mit solchen Fällen auskennt; ggfs. weiß der/die Personaler:in bei deinem AG mehr... falls du nicht der erste MA bist, der entsendet wurde/wird.

  • Moin JDS,


    Also dass ich für die Dauer von 2-3 Jahren dann in den USA steuerpflichtig werden, das weiß ich tatsächlich heute bereits gesichert.

    Ob sich die Personalabteilung mit den privaten Investitionen ihrer Mitarbeiter so auskennt glaube ich erstmal nicht ;-). Aber ich kann eventuell mal versuchen mit anderen Expats über dieses Thema zu sprechen. Mir wird wohl in den USA auch ein Steuerberater "gestellt", aber da weiß ich nicht ob ich den bereits vorher konsultieren kann zu solchen Themen.


    Bzgl. PFIC wäre es ggf. noch eine Option die ETFs in Einzelaktien umzuschichten, da existieren diese "Probleme" dann wohl nicht. Bin mir aber noch nicht sicher ob ich das wirklich in Erwägung ziehen sollte. Dann müsste ich die thesaurierten Gewinne realisieren und natürlich auch reichlich Diversifikation opfern.

  • Ob sich die Personalabteilung mit den privaten Investitionen ihrer Mitarbeiter so auskennt

    Ich dachte nur an die Klärung der Steuerpflicht... Andere Expats und/oder den StB in den USA zu fragen kann durchaus weitere Infos liefern.

    Bzgl. PFIC wäre es ggf. noch eine Option die ETFs in Einzelaktien umzuschichten

    Hast du eine Ahnung davon, wieviele Einzelaktien in deinen Fonds bzw. ETF stecken?

  • Hallo,


    Ja also MSCI World und MSCI EM fassen natürlich zusammen mehrere tausend Einzelaktien.

    Die plane ich natürlich nicht selbst mit Einzeltiteln abzubilden. Ich dachte dann eher an eine gute 2 stelligen Zahl an irgendwelchen Bluechips.


    Ich möchte in jedem Fall eher ungern mein ganzes Vermögen über die Dauer in Cash halten bei den derzeitigen Inflationsaussichten.

  • ich war auch mal zwei Jahre ins Ausland entsendet, und der AG wollte einen lokalen Steuerberater stellen. Das war lieblose Fließbandarbeit, ohne dass er auf meine persönlichen Fragen eingegangen wäre. Also auf jeden Fall vorher selbst informieren.

  • Hallo zusammen,


    bin gerade auf diesen Thread gestoßen, da ich in derselben Situation bin. Ich werde ab Oktober nach USA ziehen, für 3 Jahre. Gibt es in der Zwischenzeit Erkenntnisse wie sich die Situation lösen lässt. Ich habe bisher weder einen deutschen Broker gefunden noch verstanden, wie thesaurierende ETFs besteuert werden würden (sollte ich noch einen Broker finden).


    Danke für eure Hilfe.

  • Hallo Expat , willkommen hier im Forum! Nach meinem Wissen ist in dieser Situation ein Konto z.B. bei der Consorsbank oder Smartbroker möglich. Zumindest laut einer internen Tabelle der BNP Paribas hierzu.

    Bzgl. der Besteuerung: Ich bin kein Steuerberater, aber für die Banken ist durch den temporären Wohnsitz in den USA klar, dass keine Besteuerung in Deutschland erfolgen soll. D.h. sie werden Dir Unterlagen zur Verfügung stellen, die es Dir ermöglichen sollen, etwaige Gewinne (oder Bestände) am aktuellen Steuerwohnsitz mithilfe eines lokalen Steuerberaters korrekt zu versteuern. Falls in DE doch irgendwelche Steuern abgeführt werden sollten (z.B. Vorabpauschale eines thesaurierenden ETF), dann wäre das meines Erachtens ein Versehen aber aufgrund der minimalen Beträge kein Beinbruch.

  • Es würde mich sehr wundern, wenn es eine Kapitalanlagegesellschaft oder Depotbank geben sollte, die Unterlagen zur korrekten Versteuerung in den USA für Fonds bereit stellt, die in den USA nicht vertrieben werden dürfen und die nicht an in den USA ansässige Personen verkauft werden dürfen.