Riester-Rente: Wie errechne ich die zu erwartende monatliche Rente?

  • Hallo liebes Forum,


    ich beschäftige mich gerade mit dem Thema Rente und versuche mir eine möglichst genaue Vorstellung davon zu machen, was mir ab Rentenbeginn (in ca. 15 Jahren, gerne früher;)) monatlich netto zur Verfügung stehen wird. Dabei bin ich auf folgendes Problem gestoßen: Ich halte noch einen Riester Banksparplan bei einer Volksbank, den ich jedoch seit einiger Zeit nicht mehr aktiv bespare. Darauf haben sich bis dato knapp 40.000€ angesammelt. Nun habe ich die Bank angeschrieben und gebeten mir zu sagen, welchen monatlichen Rentenbetrag das ergeben wird, wenn ich entweder a) die Gesamtsumme für die monatlichen Zahlungen verwende oder mir b) 30% der angesparten Summe zu Rentenstart auszahlen lasse und nur die restlichen 70% in die Rente fließen lasse. Antwort: Das könne man mir nicht sagen, eine solche Hochrechnung sei erst ca. ein halbes Jahr vor Beginn der Rentenzahlungen möglich.

    Gibt es einen Weg, wie ich das selbst errechnen kann? Oder hat jemand einen Lektüre-Tipp für mich? - Vielen Dank im Voraus für eure Rückmeldungen!

  • Hallo ExileOnWallStreet


    Hast du einen Rentenfaktor angegeben? Dieser liegt zwischen 20 u 35 Euro je 10.000 Euro Kapital. Bei dir als Beispiel 30 * 4 = 120 Euro Bruttorente. Darauf zahlst du Steuern ca 20%. Ergibt also 96 Euro Nettorente.


    Wichtig! Das ist eine ganz grobe Peilung. Der Rentenfaktor variiert wie gesagt, und kann bis zum Renteneintritt variieren. Die Steuerlast hängt von deiner persönlichen Situation ab.


    Dennoch, mit einer Grobannahme von 100 Euro liegst du nicht völlig verkehrt.

  • Hallo @chris2702,


    vielen Dank für die schnelle Antwort.


    Nein, einen Rentenfaktor habe ich nicht angegeben. Und wenn ich ganz ehrlich bin: ich habe davon auch bis dato noch nie was gehört. War auch kein Thema bei Vertragsabschluss und steht nirgends in den Unterlagen.

    Wie gesagt: ich beschäftige mich gerade zum ersten Mal genauer mit dem Thema Rente und allen mehr oder weniger lustigen Hindernissen auf dem Weg dahin mal eine einigermaßen solide Vorstellung von meiner zu erwartenden Rentenhöhe aus verschiedenen Quellen zu bekommen.

    Deine "grobe Peilung" hilft mir schon mal sehr weiter.

    Und der Rentenfaktor ist dann meine Hausaufgabe... ;)

  • ExileOnWallStreet


    Wenn du dir die Mühen vor Augen führst, die dich die 40.000 gekostet haben, und ich dir jetzt sage "100 Euro netto maximal" kann einem das schon die Tränen in die Augen treiben. Aber es ist versicherungsmathematische Realität *schulterzuck*

  • @chris2702


    Was mir die Tränen in die Augen treibt, ist ganz allgemein bei diesem Thema die Intransparenz, die es einem Laien wirklich schwer macht alle relevanten Faktoren für die Errechnung der Renten-Nettobeträge zusammenzuklauben. Ich meine damit sowas wie "Beiträge zur Krankenversicherung auf Betriebsrenten von 15,7%, allerdings nur auf Leistungen von mehr als 159,25€" usw. Wer denkt sich sowas aus? Warum muss das alles so elend kompliziert sein? Und warum wird einem Otto Normalverbraucher z.B. von der DRV in der jährlichen Renteninformation die Dimension der Abzüge noch nicht mal ansatzweise vermittelt? Geschweige denn, wo man das nachlesen oder selbst berechnen kann...


    Nochmal konkret zu meinem ruhenden Riester Banksparvertrag (der immerhin noch mit 0,5% jährlich verzinst wird, das ist ja heutzutage schon was:):( ich denke ernsthaft darüber nach das Ding förderschädlich zu kündigen, um das Kapital dann nach eigenem Gusto und mit besseren Renditechancen anderweitig zu investieren (ETF). Aber von dieser "Lösung" rät ja finanztip eher ab, wenn ich den entsprechenden Artikel dazu richtig verstehe...

    Auch hierzu bin ich offen und dankbar für Ratschläge.

  • Eine förderschädliche Kündigung kann Sinn machen, wenn die Zulagen und Steuerförderungen relativ gering waren, das heißt wenn das Gesamtvermögen hauptsächlich aus Eigenbeiträgen besteht. Am Ende muss man das rechnen. Vermutungen bringen nichts.


    Zusätzlich ist wichtig, dass noch einige Jahre bis zur Rente verbracht werden. Mindestens 15 um die Anlage in ETF attraktiv zu machen und 7% Rendite zu erhoffen statt 1% sicher zu haben.

  • Und warum wird einem Otto Normalverbraucher z.B. von der DRV in der jährlichen Renteninformation die Dimension der Abzüge noch nicht mal ansatzweise vermittelt? Geschweige denn, wo man das nachlesen oder selbst berechnen kann...

    Weil die Renteninformation eine sehr verkürzte Darstellung liefert. (Deswegen ist es auch nur eine Doppelseite.) Eigentlich ist es eine reine Wasserstandsmeldung. Der Hinweis auf ggf. zu zahlende Abgaben steht drin.

    Ob man später tatsächlich über die Rente krankenversichert ist, weiß die DRV gar nicht.


    In der Rentenauskunft (kann gesondert angefordert werden) ist auf grob 20 Seiten ausreichend Platz für vertiefte Hinweise.

  • Auch der Rie-Re Banksparplan muss später zwangsverrentet werden um die Langlebigkeit ab dem 85. LJ abzusichern, die Konditionen stehen heute in deinem Vertrag noch gar nicht fest.

  • Vielen Dank an alle, die mir eine Rückmeldung zu meinem Thema gegeben haben! Mein kleiner Frustrationsausbruch zwischendurch rührt sicher auch daher, dass ich absolut kein Zahlenmensch bin und mir die Dinge/Rechenwege mühsam draufschaffen muss. Banken und andere Institute sind manchmal nicht gerade freigiebig mit Informationen, ich freue mich sehr, dass ich in diesem Forum unkompliziert meine Fragen loswerden kann, das hilft mir sehr!

  • Riester-Anbieter wie Banken und Bausparkassen haben keine Rentenversicherung im Angebot.


    Wenn es zum Rentenbeginn kommt, müssen diese Anbieter das Langlebigkeitsrisiko (85+) versichern (also zukaufen). Aufgrund der Zinssituation ist dies richtig teuer geworden.


    Klüger ist es m.E., das gesamte Geld für die Entschuldung der selbstgenutzten Immobilie zu entnehmen.

    Lass keinen zwischen Dich und Dein Geld.

  • Liebes Forum,



    seit der letzten Eintragung ist ein wenig Zeit vergangen und ich habe mich weiter informiert. Da ich noch mehr als 15 Jahre bis zu meinem regulären Renteneintrittsalter habe, tendiere ich stark dazu den o.g. Riester Banksparplan förderungsschädlich zu kündigen, auch wenn mich dies die geleisteten Zulagen (ca. 2000€) sowie die Steuervorteile (ebenfalls ca. 2000€) kostet. Ausschlaggebend für die Entscheidung sind zwei Dinge: Zum einen die Tatsache, dass da eine Menge Geld ansonsten noch für viele Jahre schwach verzinst „rumdümpelt“, zum anderen die – mir zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses vor vielen Jahren nicht bewusste – mangelnde Flexibilität in der Auszahlphase. (In meiner Naivität hatte ich geglaubt, dass ich Einfluss auf die monatlichen Rentenauszahlungen aus meinem Vertrag haben würde, das ist jedoch nicht der Fall. Mein Fehler, ganz klar. Bei der GRV ist das eingepreist und zu akzeptieren, bei einem von mir freiwillig abgeschlossenen Vertrag möchte ich jedoch gerne selbst darüber bestimmen können, was ich monatlich an zusätzlicher Rente erhalte)


    Blieben also nach Kündigung des Altvertrages 36.000€ investierbares Kapital.


    Jetzt stehe ich vor der Frage, was ich am besten mit dem „frei geschalteten“ Geld anstelle um etwas für meine Altersvorsorge zu tun. Hierzu habe ich mich von meiner Hausbank unverbindlich beraten lassen – wohl wissend, dass das nicht unbedingt eine neutrale Beratung ist. Folgende Optionen liegen nun auf dem Tisch: 1) Ich nehme das Geld und stecke es eigenverantwortlich in mein bereits existierendes Depot, z.B. in einen ETF auf dem MSCI World. Vorteile: niedrige Kosten, hohe Flexibilität (wenn ich das Geld doch vorher brauche, verkaufe ich einfach Anteile), relativ sicher höhere Rendite. Nachteil: Kein Altersvorsorgeprodukt im klassischen Sinne, also: keine Absicherung. 2) Ich schließe einen mir vorgeschlagenen Rürup-Vertrag ab (Basisrente). Vorteil: deutliche Steuerersparnis in den ersten Jahren der Ansparphase, ist außerdem sicher. Nachteile: Ist eigentlich genauso unflexibel wie der Riester Sparplan, bringt auch nicht mehr Rendite. 3) Abschluss einer Privaten Rentenversicherung neuen Typs (sog. "Wachstumsgarant"): Sparraten gehen zu gleichen Teilen in Sicherungsvermögen sowie in einen durch die Versicherung vorausgewählten Fonds (100 dividendenstärkste Unternehmen der Welt), 90% der eingezahlten Beiträge werden garantiert, zusätzlich gibt es die Möglichkeit von einer positiven Entwicklung des Fondsanteils zu profitieren. Natürlich hat mein Bankberater die diesbezüglichen Aussichten eher positiv dargestellt. Vorteil: Kombi aus Sicherheit und Risiko, jederzeit kündbar. Nachteile: Stiftung Finanztest bescheinigt den Versicherern eher unterdurchschnittliche Erfolge beim Anlegen in Fonds, ein Nullsummenspiel scheint wahrscheinlich, zusätzlich: deutliche Abschlusskosten.


    Ich bitte an dieser Stelle einfach mal um eure Einschätzungen, weil ich vor einer Entscheidung gerne möglichst sicher gehen möchte, keine wichtigen Aspekte außer Acht gelassen zu haben. Vielleicht hat ja jemand von euch noch eine weitere interessante Option oder Perspektive in petto, die ich noch gar nicht bedacht habe.


    Vielen Dank im Voraus für eure Anregungen und Rückmeldungen!

  • Glückwunsch zu deinen Überlegungen. Dazu kommt noch: Wenn du im Alter ins nicht EU-Ausland umziehst, dann gilt das meines Wissens nach ebenfalls als schädliche Verwendung des Riester-Vertrags.


    Wer weiß schon 100%ig sicher, wo er seinen Lebensabend verbringen wird?


    Zu deiner Frage:


    Ich persönlich würde es ins eigene Depot stecken. Höhere Rendite, keine Provisionen für den Banker, allerdings ist man bei Jobverlust + Hartz IV nicht vor dem Zugriff des Staats gefeit.


    Aber ein gewisses Lebensrisiko muss man wohl akzeptieren.

  • Die Summe könnte man sich auch über die DRV verrenten lassen.


    Berechnung kann über das Formular V0210 angefordert werden.


    https://www.deutsche-rentenver…QueryString=v0210&submit=


    Bevor man das Geld irgendeiner Versicherung in den Rachen wirft, kann man sich die Alternative kostenlos ausrechnen lassen.


    Ansonsten klingt das ETF-Depot doch ganz geschmeidig. Flexibilität ist nicht zu verachten.

  • Ich würde ebenfalls empfehlen, in ETFs, Aktien etc. zu investieren, da hast du jederzeit die Hand drauf. Evtl. noch etwas Cashreserve, falls du noch keine hast, und a bisserl Gold als Handschmeichler ist auch ganz nett ^^


    Versicherungen sind mMn in erster Linie dazu da, ein Risiko abzusichern. Da würde ich niemals Geld anlegen...(DRV+Riester jetzt mal ausgenommen...;))


    Viel Glück bei deiner Entscheidung

  • Hallo ExileOnWallStreet ,

    ich habe noch 18 Jahre bis zum (derzeitigen gesetzl.) Rentenbeginn. Derzeit überlege Ich eine Mischung aus zusätzlicher Einzahlung in die GRV und ETF-Depot.

    Da ich gern mit 63 vorzeitig in Rente gehen möchte, ist meine Idee, die aktuell mind. die 14,4% Abzüge durch den vorzeitigen Rentenbeginn mit 63 durch Einzahlung in die GRV auszugleichen (Ja, mir ist klar, dass durch die 4 Jahre früherer Rentenbeginn ohnehin schon Rentenpunkte fehlen).


    Ich werde dazu in 1-2 Jahren einen Beratungstermin bei der DRV machen um mich diesbezüglich beraten zu lassen. Die Beiträge zur GRV können ja auch steuerlich geltend gemacht werden.

    Mein Problem ist halt, dass Niemand weiß, wie die Börse/Märkte bis 2035 laufen. Ich habe meine grobe ETF-Renditeplanung zwar mit moderten 6% p.a. vor Steuern kalkuliert, aber es gab eben immer auch Dekaden, wo es quasi eine Nullrendite gab (zuletzt 2000-2010).

    Von daher möchte ich ungern Alles auf die Depot-Karte setzen.