ETF Diversifizierung

  • Hallo Community u. Erfahrene,


    ich bin eher Aktien- bzw. ETF-Neuling, habe aber in der Vergangenheit schon so einiges dazu gelesen. Es wurde mir damit klar, dass ich keine Einzel-Aktien kaufen, sondern vielmehr langfristig und breit gestreut in ETF investieren u. eher einen geringen Aufwand damit haben möchte. Da sich offensichtlich für die Zukunft ohnehin nicht voraussagen lässt, welcher Markt od. welche (kontinentale) Gewichtung besser performt, folge ich bzgl. der ETF-Auswahl gern solchen Empfehlungen wie von Finanztip.


    Ausgangslage: Wir sind jetzt mit Arbeitgeber-VL über finvesto in folgenden ETF investiert:


    ISIN: IE00B4L5Y983 / WKN: A0RPWH "ISHARES CORE MSCI WORLD USD (ACC)"


    Ich möchte zudem mal noch einen mtl. ETF-Sparplan bei flatex angehen. Der o.g. ETF wird dort auch gehandelt. Wenn man in einen solchen ETF investiert, hat man ja eigentlich schon breit gestreut, aber es stellen sich mir trotzdem noch folgende Fragen:


    (1) Ob ich mit dem Sparplan in den gleichen ETF gehen soll!? Einerseits sage ich mir, dass BlackRock wohl nicht so schnell Konkurs anmeldet - aber wer weiß, was mal in zig Jahren ist (von Lehman Brothers hätte das in guten Zeiten wohl auch niemand für möglich gehalten).


    Insofern sich da nochmal eine Diversifizierung mit zumindest einem zweiten ETF empfiehlt, kann ich mir den Vanguard-ETF (ISIN: IE00BK5BQT80) vorstellen.


    (2) Was ist, wenn solch ein ETF-auflegendes Unternehmen mal "in die Binsen geht" (der Broker selbst hat ja wenigstens noch die Einlagensicherung von zumeist 100k)?


    (3) Kann solch ein irgendwann ja mal aufgelegter ETF auch einmal wieder "abgewickelt" werden (od. bleiben die ewig "am Markt") u. was passiert dann mit den Einlagen?


    (4) Wie macht eigentlich so ein ETF Gewinn - nur an den Gebühren?


    (5) Grundsätzliche Frage: Kann es denn sein, dass langfristig jeder, der in einen ETF investiert ist, dabei Gewinn macht (es kann ja auf der Welt nicht nur Gewinner geben!)? Tatsache ist, dass aufgrund der Niedrigzinsphase u. zunehmender Guthabensverzinsung bei den klassischen Geldhäusern sich mehr und mehr Leute mit ihrem Kapital auch börslich orientieren. Das pusht sicher erstmal die Werte, aber kann das denn funktionieren, also dass im extremsten Fall damit jeder p.a. 10% Gewinn macht (zumindest langfristig gesehen)?


    Bitte nehmt mir nicht übel, wenn die ein- oder andere Frage für die "Erfahrenen" vielleicht etwas naiv anmutet. Trotzdem möchte ich mich für hilfreiche Antworten bereits jetzt schon bedanken.


    Grüße

  • (1) Ob ich mit dem Sparplan in den gleichen ETF gehen soll!? Einerseits sage ich mir, dass BlackRock wohl nicht so schnell Konkurs anmeldet...

    Lies mal, was mit Sondervermögen gemeint ist. Zitat von extraetf.com:

    "Da ETFs als Sondervermögen gesetzt sind, wird das Kapital der Anleger an einem von der Investmentgesellschaft unabhängigen Ort verwahrt. Das Anlagekapital ist somit vom Vermögen der Kapitalverwaltungsgesellschaft getrennt. Für Anleger bedeutet das: Selbst wenn die Investmentgesellschaft pleite geht und im Zuge dessen, ihre Gläubiger bedienen muss, ist das Kapital vor dem Zugriff der Gesellschaft oder dem der Gläubiger – gesetzlich – geschützt."


    Zu 2) ... deine Frage zum "Pleite" ist oben beantwortet. Einlagensicherung "vom Broker" ist irrelevant. Relevant ist das Depot-Verrechnungskonto... und dies liegt wohl i.d.R. bei einer Bank.


    Zu 3) Hmmm...


    zu 4) Wenn du die Fondsgesellschaft meinst, dann Ja.


    Zu 5) Deine Gewinne kommen von Kurssteigerungen der Aktien. Hier sind letztlich Buchgewinne und realisierte Gewinne zu unterscheiden. Wenn jede/r in Aktien bzw. Aktienfonds inkl. Aktien-ETF investieren würde, sähe es prinzipiell nicht viel anders aus; du kannst aber beruhigt sein, es wird kaum pasieren dass ALLE Leute investieren werden. Die Aktienquoten sind noch immer sehr gering!

  • Ergänzung zu JDS:


    Zu 1)

    Wenn der VL-ETF bei einem anderen Broker ist hätte ich kein Problem damit "nur einen" zu haben. Wenn man einige 10T € zusammen sind würde ich aus Gründen möglicher Steueroptimierung beim Verkauf mit einem zweiten weiter machen.

    Kann solch ein irgendwann ja mal aufgelegter ETF auch einmal wieder "abgewickelt" werden

    Ja. Deswegen empfiehlt Finanztip nur solche mit großem Volumen (Deiner ist der Größte). Beim Abwickeln passiert nicht viel, man erhält den aktuellen Wert abzgl. aufgelaufene Steuern ausgezahlt.

    Wie macht eigentlich so ein ETF Gewinn - nur an den Gebühren?

    Da lohnt sich ein Blick in den Verkaufsprospekt oder Jahresbericht. Da kann man z.B. sehen, dass die Wertpapierleihe-Erträge nur zum Teil an die Anleger gehen.

    Kann es denn sein, dass langfristig jeder, der in einen ETF investiert ist, dabei Gewinn macht (es kann ja auf der Welt nicht nur Gewinner geben!)?

    Das ist nicht so. Es gibt genügend Fonds / ETF, die seit Jahren keinen positiven Ertrag erwirtschaften.


    Mit den empfohlenen ETF ist das etwas anders. Die bilden einen signifikanten Anteil der Weltwirtschaft ab. Und die wächst langfristig und damit steigt auch der Wert der Unternehmen und damit der Aktien und der ETF.

  • JDS: Danke, die Info mit dem Sondervermögen war mir bislang noch nicht untergekommen.


    Kater.Ka: Auch hier möchte ich mich für die Antwort bedanken. Der VL-ETF ist bei finvesto (ebase) - einen anderen Broker, der das mit den VL-Einlagen so macht, habe ich auch nicht finden können. Der gleiche ETF wird aber auch bei flatex u. traderepublik gehandelt, sodass auch ein späterer Übertrag (warum auch immer) sicher möglich wäre.


    Wie das mit der Steueroptimierung u. einem zweiten ETF gemeint ist, erschließt sich mir leider noch nicht.


    Meine Steueroptimierungsstrategie hatte ich mir so vorgestellt, dass ich dann einmal jährlich (vielleicht Herbst bzw. zum Jahresende) entsprechend viele Anteile verkaufe (also die ersten Jahre betrifft das sicher meinen ganzen Depotwert) u. damit Gewinne realisiere, um den jährlichen Kapitalertragssteuer-Freibetrag auszunutzen. Kurz darauf, also Minuten später (kann auch 'ne Stunde später sein) ordere ich dann wieder in gleichem Umfang. Nach dem Prinzip "First-In/First-Out" habe ich somit über die Jahre keine "alten" Anteile/Buchgewinne mehr im Depot u. spätere Gewinnrealisierungen (also Verkäufe) können sich nur auf das laufende Jahr beziehen. Insofern sollte es später auch bei etwas größeren Gewinnrealisierungen dann damit entweder keine od. nur möglichst geringe Freibetragsüberschreitungen (quasi unvermeidlich) geben. Ist das praktikabel?

  • Der Schlüssel zum Thema Steuern ist das FIFO- (First In, First Out)-Prinzip. Steuerlich werden immer die ältesten ETF verkauft. Je nach Sparrate und Wertentwicklung ist irgendwann der aufgelaufene Gewinn höher als 1.144 € (801 € zzgl. Teilfreistellung). Dann sind bei einem Verkauf einige Jahre Gewinn drauf und entsprechend bleibt nach Steuern weniger übrig. Geschickter wäre es, wenn man auf die neueren Anteile zugreifen kann, da diese dann weniger Gewinn tragen. Das kann man dadurch erreichen, dass man nach ein paar Jahren den ETF für den Sparplan wechselt, also die gekauften Anteile in Ruhe lässt und neue Anteile von einem neuen ETF kauft. Wenn man dann einen Teilverkauf macht nimmt man die neuen mit entsprechend weniger Steuerabzug.

    Ist das praktikabel?

    Ja. Ich mach das seit Jahren bei den Kindern im Rahmen Ihrer NV-Bescheinigung (aktuell rund 10 T€ p.a. Gewinn steuerfrei).

    Im Rahmen des Freibetrags hat das ein TE mit etwas Unterstützung Ende letzten Jahres gemacht. Thread ist sicher eine Anregung auf was man achten sollte Thesaurierender ETFs und die perfekte Ausnutzung des Steuerfreibetrags