Emotionale Risikobereitschaft ETF-Sparplan im Crash

  • Hallo liebe Community,


    ich beschäftige mich seit ein paar Monaten mit der Finanzwelt und habe dabei die ETF-Welt kennengelernt.

    Ich habe mir die wichtigsten Infos und Grundlagen zu ETF Sparplänen angeeignet und würde sagen dass ich mich damit soweit ganz gut auskenne. Erste Sparraten sind schon in nem FTSE All World, sprich etwas Börsenerfahrung ist vorhanden.


    Das einzige Problem momentan ist, dass ich nicht weiß wie meine Emotionale Risikobereitschaft ausgebildet ist.

    Wie sicher alle hier bestätigen können gibt es die rationale Risikobereitschaft und die emotionale Risikobereitschaft bezüglich eines Crashs. Nur das die emotionale Risikobereitschaft durch das finanzielle Geschehen im Elternhaus in seiner Kindheit geprägt wurde und damit schwer änderbar ist. In der Krise vom Verstand her zu sagen "Nicht verkaufen - einfach aussitzen und die Sparrate erhöhen" ist denke ich mal ne andere Sache als das emotional auszuhalten, sprich gut schlafen zu können.


    Und da liegt Problem, genau in meiner Kindheit war es für mein Elternhaus finanziell sehr schwer und es herrschte immer die Devise " Wenn du mal Geld hast, immer irgendwo hin lagern, wo du immer und jederzeit Zugriff hast". Sprich also es auf dem Tagesgeldkonto bei der Bank bunkern. Das Geld war immer Knapp bei uns und ein großes Thema.

    Deswegen denke ich ist meine emotionale Risikobereitschaft nicht sehr hoch, auch Verlustängste sind vorhanden.

    (Habe zusätzlich noch ne generalisierte Angststörung)


    Irgendwie sehe ich mich von meiner Verhaltensweise in Richtung Frugalismus gehend und würde selber gerne viel jeden Monat investieren um in 10-15 Jahren evtl. ein regelmäßiges Einkommen aufzubauen.

    Finanziell möglichst frei zu sein wäre schon ein gewisses Ziel für mich.


    Doch könnte ich in, sagen wir mal, in 6 Jahren einen Crash mit nem max. Drawdown von 50 Prozent aushalten?

    Sprich 60K bis dahin investiert und dann vereinfacht gesagt nur noch 30K in der Krise für 24-36 Monate "abrufbar".

    Kann ich das emotional aushalten, dass ist die große Frage für mich:

    Vom Kopf her natürlich ja aber das emotionale?


    Auf der anderen Seite jedoch, wenn ich nicht die kommenden Jahre investiere wird sich Kohle nur auf meinem Konto stapeln und von der Inflation aufgefressen. Dann habe ich natürlich durch das nicht investiert sein ebenfalls dazu kommend massive Orppunitätskosten.


    Wie würdet Ihr in meinem Falle da rangehen? Bin selber ein wenig verzweifelt.

    Klar einen gewissen Betrag für die Altersvorsorge zu investieren macht natürlich Sinn für die Rentenlücke, habe ich auch vor, doch was mache ich mit dem restlichen zu Verfügung stehendem Geld jeden Monat?

    Wie gesagt vom monatlichen Sparvermögen geht es stark Richtung Frugalismus.

    (Notgroschen ist vorhanden, keine Schulden oder Kredite vorhanden)

    Macht vielleicht ein inflation linked Bond mehr Sinn? (max. Drawdown 15 Prozent aber etwas mehr Rendite als normale Anleihen)

    (z.B. von Xtracker,: Xtrackers Global Inflation-Linked Bond UCITS ETF (Acc) EUR-Hedged, WKN: DBX0AL , ca. 2,5-3% p.a. Rendite)


    Deswegen bräuchte ich unbedingt ein paar Ratschläge von Euch :)

    Bin schon auf Eure Antworten und Ratschläge gespannt, vielen Dank schonmal!




  • Servus314

    Hat den Titel des Themas von „Emotionale Risikobereitschaft ETF-Sparplan“ zu „Emotionale Risikobereitschaft ETF-Sparplan im Crash“ geändert.
  • Sprich 60K bis dahin investiert und dann vereinfacht gesagt nur noch 30K in der Krise für 24-36 Monate "abrufbar".

    Moin erst mal!

    Bei ratierlich/monatlich investierten insgesamt 60k liegst du in 6 Jahren vermutlich bei ca. 72k...

    Abgesehen davon und konträr zu der hier propagierten Buy-And-Hold-Strategie kannst du aber auch vor dem Crash verkaufen. Alle Crashs der Vergangenheit waren indiziert! Aber selbst mit einem Pantoffeldepot ließ sich bislang jede Delle wieder ausgleichen.

    Klar einen gewissen Betrag für die Altersvorsorge zu investieren macht natürlich Sinn für die Rentenlücke...

    Du denkst dabei doch hoffentlich nicht an die üblichen Finanzprodukte (Versicherungspolicen)! So etwas rechnet sich primär für die Versicherer und Versicherungsvermittler. Altersversorgung und Vermögensaufbau würde ich nicht getrennt sehen; der Tiopf für Vermögensaufbau und AV sollte identisch und selbst gemanagt sein!

    Damit erübrigt sich die Frage, was du mit dem "restlichen Geld" machst.


    Definiere dir einfach einen passenden Prozentsatz für Cash (=Geldwerte) und für Sachwerte und gleiche das Verhältnis ruhig auch Jahr für Jahr den Gegebenheiten an.


    Zu deinen Bonds habe ich keine (gute) Idee. Lieber Cash (Notgroschen und Reserve für geplante Ausgaben) und Sachwerte wie ETF auf Aktien... und gut ist es.

  • Wenn Du im Februar/März des letzten Jahres schon mit einer größeren Summe investiert gewesen wärst, dann wüsstest Du es jetzt. - Hättest Du verkauft oder wärst Du dabei geblieben? Wie oft schwebte die Maus über dem Verkaufen-Knopf? Dauerkrise oder Vertrauen in die Zukunft?


    So hast Du bisher nur eitel Anlagersonnenschein gehabt und weißt es nicht.


    Ich glaube, dass es da keine Formel gibt und keinen psychologisch-ausgefeilten Fragebogen, der Dir die Erfahrung ersetzen kann.


    Wir haben alle Angst und handeln irrational und wir sind alle gierig und handeln irrational. Wir können nur versuchen, mit unserem Großhirn dagegen anzukämpfen. Manchmal klappt das.

  • Hallo.


    Also ich habe für mich beschlossen, dass ich frühestens 2028 anfange, den "Verkaufen"-Knopf zu suchen. (Ggf. BGB 489) Aber eigentlich würde ich mir gerne erst 2040 bis 2050 Gedanken über diesen Knopf machen.

    Damit fahre ich sehr niedrigen Puls.


    Vielleicht einfach mal die Kurse seit erstem Invest nachverfolgen. Da wird wohl auch der Kurs nach unten gegangen sein, ohne dass der Panikverkauf stattgefunden hat. Und wenn man das einmal überstanden hat, dann wohl auch in Zukunft, oder nicht?

  • Erstmal vielen Dank für eure Anworten,


    JDS Natürlich meinte ich mit dem "Investieren" wegen der Altersvorsorge, das investieren in einen FTSE All World, alle Versicherungen diesbezüglich vermeide ich natürlich.

    Möchte immer flexibel sein und meine Rendite maximieren.


    Pantoffelheld Ich bin 23, bin Angestellt, keine Familienplanung, Wohneigentum wird nicht angestrebt. Ziel ist eher ein zweites Einkommen aufzubauen, geht alles Richtung Frugalismus bei mir.


    Mir geht es eher um die emotionale Fähigkeit, einen Crash aus halten zu können.

    Jeder hat ein Unterbewusstsein dass ständig in einem werkelt.

    In meinem Fall weiß ich halt nicht wie mein Unterbewusstsein/ Psyche darauf reagieren würde.

    Rational würde ich in der Krise nichts verkaufen und sogar die Sparrate erhöhen.

    Doch wie meine Psyche damit umgeht...

    Hab ne Angststörung und Probleme mit Depressionen.

    Was Finanzen angeht ist meine Psyche recht empfindlich, sprich hat schnell Auswirkungen auf meine Stimmung und Gemütszustand.


    Wenn ne Krise auftritt, ist die Frage auch wie lange ich das aushalten kann, bevor es gesundheitlich mich fertig macht, dann währe auch meine Leistungsfähigkeit beeinträchtigt plus evtl. auch mein Job. Das was dann in der Psyche abgeht, kann ich ja quasie nicht steuern.


    Deswegen die Idee mit der Inflation geschützten Anleihe von Xtracker, nem Dipp von max. 15 Prozent kann ich eher aushalten über 1-2 Jahre als 50 Prozent.

    Da habe ich ja wenigstens etwas Rendite.

    Ich möchte auch auf das Geld immer Zugriff haben können, in der Krise schwierig.


    Wie würdet Ihr damit umgehen?

    Sollte ich überhaupt mit meinen Psychischen Erkrankungen Investieren oder lieber die Finger weg lassen?

  • Sollte ich überhaupt mit meinen Psychischen Erkrankungen Investieren oder lieber die Finger weg lassen?

    Reden wir mal von Frugalist zu Frugalist...

    Was du brauchst ist ein Dach überm Kopf und ein warmes Bett, etwas (halbwegs) Vernünftiges an Nahrung und Getränken, Luft zum Atmen, sowie Kleidung zum Schutz vor "mechanischen Beschädigungen" und vor Witterungseinflüssen. That's it!

    Diesen Bedarf kannst du wohl mit deinem Einkommen decken... selbst Leute ohne Einkommen können sich dies hier in Schland "leisten"... Mit anderen Worten: du würdest auch im Falle eines gewaltigen Kursrutsches nicht nackig herumlaufen und auch nicht verhungern oder verdursten müssen ;)


    Die bedeutende Überlegung oder Frage ist die: Wovon lebe ich heute und wovon morgen?

    Daraus folgt... wenn du neben deinen regelmäßigen Einkünften ein ausreichendes Poster (Notgroschen für unvorhersehbare Ausgaben und ein weiteres Polster für vorhersehbare Ausgaben) vorhältst, kannst du getrost den Überschuss investieren. Selbst ein Kursrutsch darf dann deine Situation nicht negativ beeinflussen, da du ja den Grundbedarf gedeckt hast. Deine Investition ist dafür gedacht, die Frage "Wovon lebe ich morgen, übermorgen...?" zu beantworten. Historisch haben sich Kursrutsche im Laufe von ca. 10 bis 15 Jahren wieder durch Kurssteigerungen ausgeglichen. Und in den kommenden über 40 Jahren dürften da echte Sorgen unnötig sein.

  • JDS Interessant, Du bist also Frugalist, bzw. Hast einen frugalistischen Lebensstil. Das trifft sich ja gut um sich einwenig auszutauschen.


    An denn Aspekt mit dem "wie finanziere ich mein Leben morgen oder übermorgen" habe ich so noch nicht bedacht und macht die Sache schon einwenig einfacher.


    Ich denke ich mache es so wie das erst kürzlich von Finanztip erschienene Video bezüglich den Anlegertypen, und werde nach seinem Vorschlag für den ersten Typ Anleger (zu dem ich wahrscheinlich gehöre) einfach die Sparrate immer weiter erhöhen um mehr Erfahrungen und auch Selbstvertrauen zu gewinnen an der Börse. Dann tut sicherlich ein Crash in ein paar Jahren viel weniger weh, da mann es ja schon gewohnt ist das sein Geld schwankt. Dann sollte ich auch besser schlafen können und sollte dann auch ruhiger sein.


    Falls jemand hier sich mit meinem Post und meinen Herausforderungen identifiziert, würde ich denjenigen gerne dazu einladen über seine Erfahrungen zu berichten. Dies würde mir sehr helfen, Danke!

  • Dann tut sicherlich ein Crash in ein paar Jahren viel weniger weh, da mann es ja schon gewohnt ist das sein Geld schwankt.

    ... dazu ein paar Anmerkungen. Dass sich die Kurse nach Crashs/Krisen historisch immer wieder erholt haben, wurde ja schon erwähnt (Bei weltweit gestreuter Investition. Wenige nationale Kisten sind noch nicht ganz so weit.) Man darf davon ausgehen, dass sich die Märkte auch künftig ähnlich verhalten werden.

    Ich habe mir dazu auch immer - rein aus Interesse und nicht weil ich investiert war - die Entwicklung von den sogenannten "sicheren Geldanlagen" (z.B. Altersversorgungs-Finanzprodukte wie Lebens- und Leibrentenversicherungen, Bonds und Fetzgeldmüll) betrachtet und dabei im Vergleich zu den volatilen Geldanlagen feststellen dürfen (immer mit breiterem Grinsen), dass diese kontinuierlich schlechter geworden sind. Gegenüber schwankender, volatiler Geldanlagen haben die Kunden dieser sog. sicheren Geldanlagen immer mehr als Loser dagestanden.

    Ich selbst habe für mein Nicht-Pantoffeldepot aber in den vergangenen ca. 32 Jahren des öfteren um (von mir) angenommene All Time Highs Titel verkauft uns ggfs. später, bei niedrigeren Kursen und unterstellten Aussichten auf Kurssteigerungen, wieder gekauft. Ferner habe ich, soweit sich "Krisen" erahnen ließen, bis hin zum Totalausstieg verkauft und bin später ieder eingestiegen, nachdem sich die Wogen geglättet hatten. Market Timing funktioniert allerdings nur mit zuverlässig arbeitenden Glaskugeln... und über solche verfüge ich leider nicht. Heißt... die Zeitpunkte für Verkäufe und Käufe waren nie ideal, haben mir aber gereicht, um ordentliche Renditen zu erwirtschaften.


    Du sprichst davon, dir mit Investitionen in ETF ein zusätzliches (passives) Einkommen aufbauen zu wollen. Dies wollen die meisten Frugalisten erreichen. Merkwürdig ist imho, dass man im web viele hirntote Frugalisten findet, die zwar sparen und investieren, aber die Entwicklung deren Depots/Portfolios anderen Leuten überlassen... Vermutlich liegt es daran, dass die nicht-hirntoten, erfolgreichen Frugalisten im Stillen genießen. MMn musst du deinem Geld "helfen", wenn es Geld verdienen soll, von dem du einmal leben willst. Folglich wendest du Zeit auf, um dein Depot zu pflegen und um zunehmend mehr Kenntnisse über volatile Geldanlagen zu erwerben.


    Vorab, quasi als Beginner, solltest du planen und rechnen! Die Höhe deiner künftigen Sparraten hängt von deinen Einkünften ab. Rechne dir aus, wie sich dein Vermögen entwickeln kann.

    In 15 Jahren wirst du vermutlich (laut deinem ersten Post) 150 (puls x) k investiert haben; dein Fondsvermögen dürfte dann bei rund einer halben Mio. plus y angelangt sein (ohne Crashs). Die mögliche Entnahme aus diesem Vermögenstöpfchen dürfte dann bei rund 10k (brutto) p.a. liegen... also nicht einmal der Höhe deiner monatlichen Sparrate entsprechen.

    MMn macht dann die Entnahme (zusätzliches Einkommen) nicht wirklich Sinn. Abhängig von deinem künftigen life style wirst du wohl eher ein wesentlich höheres Vermögen und mehr Zeit planen müssen, um Arbeitseinkommen durch passive Einkünfte kompensieren zu können. Wie gesagt, hier sind Rechnen und Planen angesagt...

  • JDS danke für deine ausführliche Beitrag.


    Mir geht es auch mehr darum mit der Kohle was sinnvolles zu machen und es nicht nur auf meinem Konto rumliegen zu lassen. Nach meinen Berechnungen müsste ich nach 15 Jahren (ca. 10K pro Jahr) so ca. 250K im Depot rumliegen haben. Wenn man dann ca. die durchschnittlichen 7 % p.a. komplett immer ausschöpfen würde, würde dies für mich zum leben reichen. Wenn es zu wenig sein sollte würde ich dann noch en minijob dazu machen oder so.


    Das mit dem Verkaufen kurz vor der Krise ist natürlich wenn man es hinkriegt keine sooo schlechte Idee. Da würde ich dich gerne Fragen wie du das angegangen bist. Welche Indizes (KGV, Warren Buffet Index und co) hast du dafür benutzt?

    Auch gerne welche Rendite du so durchschnittlich pro Jahr erwirtschaftest hast.

    Market timing funktioniert ja ansich nie nach allgemein gültigen Wissensstand, aber Du mit 32 Jahren Erfahrung an der Börse hast es ja irgendwie eh bissle hinbekommen.

    Über deine Erfahrungen und Ratschläge währe ich sehr dankbar, würde dann evtl. nen ähnlichen Kurs fahren.


    Nach meinem Bauchgefühl müsste es bald wieder krachen am Markt, sind zu hoch bewertet, es wird massig Geld in den Markt gepumpt ohne das die Warenproduktion hinter her kommt. Momentan steigen die Kurse nur so schön weil es noch Waren aus Lagerbeständen auf der Welt existieren. Sobald dann mal der richtige Mangel an Ware da ist, müssten die Aktien einbrechen, da es zu viel Cash für zu wenig Ware gibt. Wenn ich da falsch liege, bitte mich korrigieren, will dazu lernen :)

  • Nach meinen Berechnungen müsste ich nach 15 Jahren (ca. 10K pro Jahr) so ca. 250K im Depot rumliegen haben. Wenn man dann ca. die durchschnittlichen 7 % p.a. komplett immer ausschöpfen würde, würde dies für mich zum leben reichen. Wenn es zu wenig sein sollte würde ich dann noch en minijob dazu machen oder so.

    Autsch! Da darf aber dann auch rein gar nichts "Ungerades" dazwischen kommen. Das wäre mir als Zukunftsplanung viel zu knapp und zu heiß.


    1. Wir haben immer eine Teuerungsrate gehabt... und werden sehr wahrscheinlich auch weiterhin damit zu rechnen haben. "Deine" 250k (nominal) werden in 15 Jahren etwa so wenig wert sein, wie heute etwa 185.000 €... wenn nicht weniger.

    250k sind mMn kein ausreichendes Vermögen, um von den damit möglichen passiven Einkünften auf Dauer und gut (selbst sehr frugal) leben zu können.

    Heutzutage sind selbst normal (nicht frugal) lebende "einfache" Millionäre "arme Schweine"... wenn sie denn längerfristig von den möglichen passiven Einkünften aus 1 Mio leben möchten. 40k brutto oder um die 30k netto p.a. abzüglich Sozialabgaben und/oder Kosten für notwendigen Versicherungsschutz (KV) sind jetzt wirklich nicht der Kracher. Jaaaa... es gibt Haushalte die mit der Hälfte dessen auskommen müssen (heul)... und ich bin ein überhebliches A......ch ;)

    Also... ne Viertelmio und die pasiven Einkünfte daraus solltest du noch mal hinsichtlich der Dimensionen und Vorstellungen von finanzieller Unabhängigkeit auf den Prüfstand packen.


    2. Wer mit "festen" Entnahmen aus einem Depot rechnet, der sollte bei einer durchschnittlichen 7%igen Rendite nicht mehr als 4% pro Jahr entnehmen... denn der Depotwert soll ja weiterhin wenigstens geringfügig steigen.

    Außerdem wird wohl nur ein Himbeertoni Jahr für Jahr Betrag x entnehmen... egal wie die Kurse laufen. Vernünftigere Entnahmepläne sehen so aus, als man einige Jahre (5?) vorher und bei steigenden Kursen beginnt, das Cash-Depot auf den Wert von zwei bis 5 "Jahresentnahmen" aufzufüllen. Dann braucht man bei "unschönen" Kursentwicklungen nicht zwingend verkaufen.


    Das mit dem Verkaufen kurz vor der Krise ist natürlich wenn man es hinkriegt keine sooo schlechte Idee. Da würde ich dich gerne Fragen wie du das angegangen bist. Welche Indizes (KGV, Warren Buffet Index und co) hast du dafür benutzt?

    Auch gerne welche Rendite du so durchschnittlich pro Jahr erwirtschaftest hast.

    Das ist ne lange Geschichte! Jedenfalls habe ich bislang 32 Jahre lang wenigstens um die 500 Stunden pro Jahr aufgewandt, um mein Depot zu pflegen. Wenn du auch in etwa die Arbeitszeit eines abhängig Beschäftigten von 3 Monaten zusätztlich zu den 12 Monaten Arbeitszeit (abzüglich Urlaub) aufwenden willst, kann ich dir gerne mehr verraten. Wenn nicht, wozu brauchst du es dann wissen?

    Die Rendite (überwiegend realisierte Gewinne und nur wenig an Buchgewinnen) über die Jahre war besser als die von MSCI World und Konsorten ;)

    Sobald dann mal der richtige Mangel an Ware da ist, müssten die Aktien einbrechen, da es zu viel Cash für zu wenig Ware gibt.

    Theoretisch steigen dann die Preise... und die Gewinne der Aktiengesellschaften... und die Kurse... Aber das geht mir links am Beutel vorbei.

  • Bei hunderttausenden von Kleinanlegern die durch Stockpicking und Markettiming eine underperformance gegenüber buy&hold mit einem World-ETF verbuchen muss es statistisch eben auch welche geben die Glück gehabt haben und outperformen konnten. Zufall eben, alles andere weist auf klare Selbstüberschätzung hin. Durch das Vermeiden der typischen Anlegerfehler kann man seine Chancen verbessern aber das Chancen-Risiko-Verhältnis ist mit einem breitstreuenden ETF wesentlich besser als mit kreativer Eigengewichtung.

  • ... aber das Chancen-Risiko-Verhältnis ist mit einem breitstreuenden ETF wesentlich besser als mit kreativer Eigengewichtung.

    Absolut! Ja, für den Otto-Normalo ist die Empfehlung von FT verdammt richtig (gewesen) und sie dürfte auch für die Zukunft Bestand haben.


    Für ein paar "Exoten" - wie einige (wenige) meiner Bekannten und mich - haben viel Arbeit = Zeiteinsatz, methodisches Vorgehen (z.B. gilt "langfristig" entspricht etwa einem Tag), Zufälle (???) und im gewissen Umfang auch Glück zu höheren Renditen geführt. Mit "Selbstüberschätzung" hat das aber nichts zu tun, jedenfalls nicht bei Zeiträumen von 3 Dekaden und mehr. Keiner von uns zockt, keiner von uns geht davon aus, dass die "Strähne" anhält. Bei jeder Neu- oder Wiederinvestition stehen die gleichen "Zweifel und Bedenken" an wie in den vergangenen Jahren; folglich wird recherchiert und "ein überschaubrer Verlust riskiert". Letzterer täte oder tut aber nicht wirklich weh, wenn er denn realisiert werden würde bzw. wird... Dies hängt mit einer "gesunden LMA-Einstellung" zusammen, die wiederum Erfahrungen und einem "fetten Polster" geschuldet ist, welches beim Investorensport grundsätzlich außen vor bleibt ;)

    Dies sollte absolut nicht als Empfehlung verstanden werden tiefer oder überhaupt ins Trading einzusteigen. Wenn du meine Posts beäugst, wirst du immer/überwiegend die Hinweise auf breit gestreute Investitionen finden.

    Aber hier im Thread geht es um Kopfkino und emo Risikobereitschaft! Und dazu sind nur noch wenige Fragen offen, oder ;)

  • JDS Klar die liebe Inflation, da sehen die Sachen recht schnell wieder anderst aus.

    Nehme ich in die Planung rein. Ob ich dann in 15 Jahren wirklich mein Depot Vermögen als passives Einkommen nutzen werde, wird sich zeigen. Mal schauen wer ich in 15 Jahren bin und was für Ziele ich dann habe. Aber eins ist sicherlich nicht schlecht ein gewisses Depot Vermögen zu haben, dass wächst und mit dem man irgendwas anfangen kann.


    Das ist ne lange Geschichte! Jedenfalls habe ich bislang 32 Jahre lang wenigstens um die 500 Stunden pro Jahr aufgewandt, um mein Depot zu pflegen. Wenn du auch in etwa die Arbeitszeit eines abhängig Beschäftigten von 3 Monaten zusätztlich zu den 12 Monaten Arbeitszeit (abzüglich Urlaub) aufwenden willst, kann ich dir gerne mehr verraten. Wenn nicht, wozu brauchst du es dann wissen?

    Die Rendite (überwiegend realisierte Gewinne und nur wenig an Buchgewinnen) über die Jahre war besser als die von MSCI World und Konsorten ;)

    Das dies natürlich eine lange Geschichte ist kann ich mir sehr gut vorstellen. Gut, wenn man da 500 Stunden aufbringen muss, dann denke ich mal wird es schwierig für mich.

    Ich denke ne Krise auszusitzen macht da für mich eher Sinn, an Herausforderungen wächst man ja bekanntlich. Deine Beiträge sind sehr interessant und konnte schon mal was für mich mitnehmen, danke!


    Nordnordlicht Danke für deinen Beitrag und Erfahrungen.

    Wie war für dich der Corona Flash Crash emotional?

    Konntest du schlafen, hattest irgendwelche Psychischen Folgen davon?

    (Wenn zu persönlich, sorry fürs Fragen ;) )


    Pablo Irgendwie mag ich den FTSE All World, den werde ich aufjedenfall besparen.

    Ist gut diversifiziert und irgendwie möchte ich nur einen ETF im Depot haben der immer riesiger wird :) Fände ich irgendwie motivierend.


    Falls jemand diesen Post gerade liest und ebenfalls wie ich von der Psyche her eher empfindlich ist, kann sich derjenige sehr gerne hier melden.

    Ich wäre sehr an Erfahrungen interessiert, vielen Dank schon mal vorab!

  • Wenn man dann ca. die durchschnittlichen 7 % p.a. komplett immer ausschöpfen würde, würde dies für mich zum leben reichen

    Herzlichen Glückwunsch! Wenn Du mit unter 1500 € im Monat auskommst, denn kannst Du Dir so manchen Stress sparen, der mit der Jagd nach immer mehr Geld verbunden ist. Und Du tust was für Klima, wenn Du den Konsum aufs Notwendige beschränkst.


    Ob dafür allerdings 250.000 € Kapital reichen, wage ich zu bezweifeln. Es ist zumindest stark davon abhängig, dass die ersten 10-20 Jahre gleichmäßig gut laufen.


    Du hast ja das Problem, dass die 7 % zwar ein langjähriger Durchschnitt für die Rendite ist, aber auch durchaus mehrere Jahre darunter liegen können, inklusive Negativrenditen. Wenn Du da weiter 7 % entnimmst der sogar die Summe, die zu Anfang mal 7 % waren, knabberst Du in der Zeit enorm an der Substanz. Frugalisten sprechen in der Stelle meist von 4 % und nutzen Überrenditen in den ersten Jahren zum Aufbau eines Puffers.


    Und Du musst an die Inflation denken. Erträge in Höhe der Inflationsrate würde daher immer auf den Kapitalstock legen, um die auszugleichen.


    Letzter Punkt: Du musst noch Steuern auf die Erträge zahlen.


    Um den Gegenwert von 1.500 € lebenslang regelmäßig inflationsgesichert entnehmen zu können, wirst Du eher an die 500.000 € Kapital rechnen müssen.


    Die Frugalismus-Experten hier im Forum mögen mich gerne korrigieren. Wer weiß, vielleicht würde es doch auch schon bei mir reichen und ich habe es nur noch nicht gemerkt?


    Viele Grüße, Guido

  • Um den Gegenwert von 1.500 € lebenslang regelmäßig inflationsgesichert entnehmen zu können, wirst Du eher an die 500.000 € Kapital rechnen müssen.


    Die Frugalismus-Experten hier im Forum mögen mich gerne korrigieren. Wer weiß, vielleicht würde es doch auch schon bei mir reichen und ich habe es nur noch nicht gemerkt?

    Über die Dimensionen wurde ja bereits geschrieben. MMn sollte man/frau eher in Richtung 750k (derzeit) tendieren, um monatlich um die 1500 € netto zu entnehmen und in den folgenden Jahren jeweils plus 2 bis 3% mehr. Ich würde eher in Richtung 1m schielen, denn dann tut auch ein Kursrückgang im zweistelligen Bereich nicht so weh.

    Darüber hinaus ist den Frugalisten empfohlen mal auf YT nach "Where to retire on a budget..." zu suchen. In Moldavien soll man angeblich mit rund 600€ im Monat auskommen ;)


    Aber immer daran denken... mit vollen Hosen ist gut stinken... und doppelt so viel ist besser gut ;)

  • Hattest Du geschrieben. Ich war an der Textmenge gescheitert und habe etwas zu schnell am Mausrad gedreht.


    Mehr Puffer ist natürlich immer schön und wenn's am Ende viel zu viel wird, kann man immer noch spenden. Oder doch noch in die 50k+ Küchenliga einsteigen. Aber um 250k extra anzusparen brauchst noch das eine oder andere Jahr länger. Und der Frugalist will eben nur so lange arbeiten wie unbedingt nötig.


    Ich hatte nur 500.000 geschrieben, um Servus314 nicht mehr als nötig zu frustrieren und weil dieser geschrieben hat, dass er sich auch nach Beginn der Entnahmephase vorstellen kann, dazu zu verdienen. Damit ließen sich eventuelle Lücken stopfen.

  • Und der Frugalist will eben nur so lange arbeiten wie unbedingt nötig.

    Servus314 ist 23! 23 + 15 = so um die 38. Ich kann mir zwar vorstellen, wie es (gewesen) wäre mit 38 nicht mehr zu arbeiten ... aber... mit sprichwörtlich 3 Euro fünfzig in der Tasche kann's dann doch schnell langweilig werden.


    Die mir bekannten Frugalisten zielen doch eher darauf ab, früher als der Standart-Rentner nicht mehr arbeiten zu müssen! ... und tun es trotzdem, wohl wissend, dem Arbeitgeber quasi jederzeit Tschööööö sagen zu können... oder die eigene Firma "wegen Reichtum" zu schließen, wenn die Arbeit/Kunden/whatsoever zu nervig werden.


    Bei Vielen läuft es doch darauf hinaus, dass das "fette Polster" einfach nur ein beswingteres Leben ermöglicht.