Emotionale Risikobereitschaft ETF-Sparplan im Crash

  • Die Rente mit 40 ist ein klassisches Ziel in der Fruga-Szene. Das hätte ich denn wohl schon mal verpasst.


    Aber auch Oliver - den kennt Ihr bestimmt - sieht das mit Annäherung an die Grenze differenzierter: https://frugalisten.de/rente-mit-40-tot/#more-4996 . Das geht dann in Richtung der "man könnte wenn man wollte könnte aber auch ganz anders" Herangehensweise. Hauptnachteil: Nicht ganz so knackig zu zitieren.

  • Ein Versuch dem Ganzen die Dringlichkeit zu nehmen:


    1. Schauen, was man so zum Leben braucht.

    2. Eine Beschäftigung zum gesetzlichen Mindestlohn wirft bei Vollzeit grob 1000 Euro netto ab.

    3. Aus den beiden Werten lässt sich errechnen, was das Depot abwerfen muss, damit man sich frei fühlen kann. (Bei Bedarf die Stunden des fiktiven Mindestlohnjobs reduzieren.)


    Vielleicht hilft der Ansatz etwas.

  • Vielleicht hilft der Ansatz etwas.

    Ja und Nein...


    Wenn der Frugalist noch ca. 15 Jahre "normal" arbeitet und als End-Dreißiger auf Minijobs und/oder Beschäftigung mit weniger Arbeitsstunden oder gar auf Mindestlohnniveau umschaltet... dann wird es ja mit der GRV nicht ganz so üppig, sprich dann ist ab Rentenalter mit einer Minirente zu rechnen, oder? Minirente und passives Einkommen aus dem Depot führen dann "plötzlich" zum Zwangs-Extrem-Frugalismus ;) oder alternativ zum "Arbeiten bis zum Tod"... und das kann ja nicht der Sinn des Frugalistenlebens sein.


    Heißt... mit 10k Sparrate pro Jahr kann der geneigte Frugalist mal locker 20 bis 25 Jährchen rechnen...

  • Ja und Nein...


    Wenn der Frugalist noch ca. 15 Jahre "normal" arbeitet und als End-Dreißiger auf Minijobs und/oder Beschäftigung mit weniger Arbeitsstunden oder gar auf Mindestlohnniveau umschaltet... dann wird es ja mit der GRV nicht ganz so üppig, sprich dann ist ab Rentenalter mit einer Minirente zu rechnen, oder? Minirente und passives Einkommen aus dem Depot führen dann "plötzlich" zum Zwangs-Extrem-Frugalismus ;) oder alternativ zum "Arbeiten bis zum Tod"... und das kann ja nicht der Sinn des Frugalistenlebens sein.


    Heißt... mit 10k Sparrate pro Jahr kann der geneigte Frugalist mal locker 20 bis 25 Jährchen rechnen...

    Das kommt darauf an...


    Der durchschnittliche Frugalist wird ja nicht wirklich komplett aufhören zu arbeiten, nur weil das Depot Summe X erreicht hat. Allein für die Krankenversicherung, die gerne in den Modellrechnungen vergessen wird, wird sich eine gewisse weitere Arbeitstätigkeit anbieten.

    Wenn man von 20 bis 40 "normal" verdient und von 40 bis 63 nur für seinen Krankenversicherungsschutz arbeitet, so muss das nicht zwingend zu Altersarmut führen. Kann man alles ausrechnen. Hängt auch alles vom monatlichen Bedarf ab. (Nur sollte man da nicht zu knapp kalkulieren.)

  • Hmm,

    grundsätzlich würde ich mal sagen, dass Du bisher auf einem sehr gutem Weg bist.

    Ich war mit 23 längst nicht so weit und habe mich in diesem Alter eher mit dem Konsumieren als dem Investieren beschäftigt.

    Dafür habe ich mit fast 50 inzwischen eine gewisse Gelassenheit in finanziellen Fragen erreicht. Ja, Geld ist schön auch hat auch eine gewissen Stellenwert in meinem Leben, aber andere Dinge sind weitaus wichtiger als Geld.

    Ich weiß nicht, ob Du wegen Deiner Probleme in Behandlung bist, aber auf jedem Fall solltest Du Dir professionelle Unterstützung suchen. Gesundheit ist so ziemlich das Wichtigste im Leben!


    Beim eigenen ETF-Depot haben wir 2 Probleme. Unsere eigene Psyche und die Flexibilität unserer Anlage. Wir können jederzeit in Depot schauen (Wertentwicklung) und jederzeit ans das Geld heran (Anteile verkaufen). Fluch und Segen zugleich!:)

    Und nein, ich kann auch nichts weiter dazu beitragen als: Keep Cool und was interessieren zwischenzeitliche (Buch)Verluste bei einem 23 jährigen!? Jeder Crash ist ja auch positiv, da Du dann für Deine Sparraten günstiger ETF-Anteile kaufen kannst.


    Und wenn es gar nicht geht, dann musst Du Dir eine andere Form der Anlage suchen. Es gibt ja auch die Möglichkeit einer (Renten)versicherung per ETF-Nettopolice.

    Vorteil: Du kommst da nur noch per Kündigung/Beitragsfreistellung wieder aus dem Vertrag heraus (Zwangssparen).

    Nachteile:

    - Du lässt Rendite liegen (Kosten der Versicherung)

    - Du hast fast keine Flexibilität was das herankommen an das Geld angeht (Kündigung)

    - Bei Verrentung des Kapitals musst Du sehr alt werden, damit Du Dein Kapital wieder heraus bekommst.

  • monstermania danke, gut zu hören dass ich mich auf nem Guten Weg befinde.

    Keine Sorge wegen meiner Beschwerden bin ich schon lange in Behandlung.

    Kann ich auch nicht ignorieren, bin sehr mit meinem Körper verbunden.


    Klar Geld ist nicht das wichtigste im Leben, da stimme ich dir voll zu.

    Leider hat Geld meiner Meinung nach gesellschaftlich eine viel zu hohe Bedeutung.

    Aber muss man halt leider hinnehmen wie es ist.


    Beim eigenen ETF-Depot haben wir 2 Probleme. Unsere eigene Psyche und die Flexibilität unserer Anlage. Wir können jederzeit in Depot schauen (Wertentwicklung) und jederzeit ans das Geld heran (Anteile verkaufen). Fluch und Segen zugleich! :)

    Und nein, ich kann auch nichts weiter dazu beitragen als: Keep Cool und was interessieren zwischenzeitliche (Buch)Verluste bei einem 23 jährigen!? Jeder Crash ist ja auch positiv, da Du dann für Deine Sparraten günstiger ETF-Anteile kaufen kannst.

    Da stimme ich dir komplett zu, Flexibilität hat manchmal seine Tücken.

    Da muss man nämlich Entscheidungen treffen und das machen die meisten Menschen nicht so gerne häufig. Diese finanzielle Gelassenheit denke ich sollte ich mir mit der Zeit zu legen.

    Das würde dann auch in einem Crash sehr helfen, sind ja ansich nur Buchverluste, die kommen nach einer gewissen Zeit wieder zurück, sobald sich der Markt erholt.


    Rentenversicherungen mit ETF-Police sind natürlich eine Option.

    Ich glaub für mich gäbe es zu viele Kontrapunkte dazu.

    Ich mag Inflexibilität nicht, auf die eingezahlte Kohle hätte ich im Fall der Fälle gerne Zugriff.

    Ich würde mich schon so einschätzen, dass ich in nem Crash keinerlei Anteile meines Depot verkaufen würde, sondern vielleicht eher mehr nachkaufen würde.


    Ich denke dass ich wenn ich mich für sowas entscheiden würde, eher in ne Inflaftionsgeschütze Anleihe investiere, dann wäre wenigstens die Inflation bereinigt.

    Und sehr arg schwanken die Dinger auch nicht (max Drawdown ca. 15 Prozent)


    Ich denke dass ich jetzt einfach mal anfange mit kleineren Beträgen zu investieren und dadurch eine gewisse Gelassenheit aufbaue. Dann nach ein paar Monaten sollte sich die Beträge dann auch auf ein frugalistisches Niveau entwickeln, wie eigentlich auch von mir geplant doch dann wahrscheinlich mit nem besseren und sicherem Gefühl als Jetzt.



    Ich hatte nur 500.000 geschrieben, um Servus314 nicht mehr als nötig zu frustrieren und weil dieser geschrieben hat, dass er sich auch nach Beginn der Entnahmephase vorstellen kann, dazu zu verdienen. Damit ließen sich eventuelle Lücken stopfen.

    @ Pantoffel Keine Sorge, frustiert haste mich damit nicht ;)

    Wie gesagt bin ich mir nicht mal so sicher was ich dann mit 40 mit meinem Depot anstellen werde, vielleicht als zusätzliches Einkommen, vielleicht für ein Hauskauf, oder für einen Flug zum Mars ;) (wenn der liebe Elon mit dem Starship Erfolg haben sollte und das Ticket wie von Ihm angegeben soviel wie en Haus kosten sollte)

  • Hmm. Also ich persönlich würde bei einem Depot von 1 Mio. Euro einen 460 Euro Job annehmen. Dann bist du in der Sozialversicherung, hast Kontakte und machst dich trotzdem nicht kaputt.


    Die 7-8 % Rendite pro Jahr sollten im Schnitt drin sein. Im "sicheren" Depot meiner Kinder komme ich seit 2012 auf eine Rendite von 14-15 % pro Jahr - natürlich mit Schwankungen.


    Mein eigenes "unsicheres" Depot kommt seit 2001 auf einen Schnitt von 7-8 % p.a., wobei ich es um 2000 herum einmal voll in den Sand gesetzt habe und danach erst wieder so um 2006 herum richtig und mit Plan investiert habe. Von 2001 bis 2006 habe ich nur etwas mit Fonds, Riester und Tagesgeld herumgespielt, erst danach kam die Lust am Traden wieder.


    Was die Verlustangst angeht:


    Man wird mit zunehmendem Alter/Erfahrung ruhiger und abgeklärter. Meine paar ETFs habe ich auch im Corona-Crash weiterlaufen lassen, der Rückgang hat mich hier nicht gejuckt. Meine Aktien habe ich zwecks Cash-Aufbau zum Teil verkauft, den Rest habe ich mittels Optionsscheine gegen weitere Verluste abgesichert. So bin ich ganz gut durch den Crash gekommen, auch wenn das Depot zeitweise sehr weit im Minus war.


    Ein Komplettverkauf stand jedenfalls auch wegen der Steuer niemals zur Debatte, was sich dann bei der anschließenden schnellen Erholung als Segen erwiesen hat.


    Fazit:


    Lerne dich von deinem Depot bzw. dem Geld darin zu distanzieren, dann neigst du weniger zu spontanen Fehlhandlungen. Natürlich ist ein dickes Depot schön, aber wichtiger ist es, dass dein laufendes Einkommen zur Bestreitung deines Lebens reicht. Das Depot wird erst irgendwann in 20 - 30 Jahren mal wichtig, wenn es auf die Rente zugeht und du deine (mit hoher Sicherheit) aufklaffende Rentenlücke schließen musst.