Urteil zu Negativzinsen

  • Hallo,


    das Landgericht Leipzig hat entschieden, dass die Sparkasse Vogtland bei Neukunden ab 5.000 Euro (!) ein Verwahrentgelt von 0,7% ( also sogar mehr als der Strafzinssatz der EZB) berechnen darf; siehe: https://www.tagesschau.de/wirt…braucherzentrale-101.html


    Endgültig wird die Frage sicherlich erst vom BGH entschieden werden, aber ich erhoffe mir kein grundsätzlich anderes Urteil.


    Jetzt dürfte es bei den anderen Banken kein Halten mehr geben.


    Trotzdem schönen Tag


    Pumphut

  • Warum nicht, wenn es die Neukunden akzeptieren?


    Jeder hat ja die Möglichkeit, sein Geld alternativ unterzubringen. Und dass eine Bankdienstleistung kostenlos sein muss, das wird wohl nur in Deutschland erwartet.

  • Ich bin bei Pumphut, wenn erst die rechtliche Grundlage da ist, wird man es überall als Neukunde schwer haben "ungerupft" davon zu kommen. Da werden die Alternativen recht schnell überschaubar.... Gerade für Senioren die den Onlinebanken kritisch gegenüberstehen wird es schwer... Ist in der Finanzwelt halt neu für Vermögen bestraft zu werden ;)

  • Ich verstehe auch nicht, wie man in Deutschland auf die Idee kommt, dass eine hochkomplexe, mit teurer Infrastruktur von Heerscharen teurer Mitarbeiter betriebene Dienstleistung nichts kosten darf. Klar, vor 20 Jahren war der Kunde des Produkt und mit Geld auf dem Sparbuch ließ sich Geld verdienen. Aber diese Zeiten sind nun mal vorerst vorbei, im Gegenteil, wer in die Bank kommt und ne Mio in Sichteinlagen anlegen will, wird grad wieder rausgeschickt, er ist der Bank lästig.


    Wie kommt man darauf, dass Bank kostenfrei funktionieren muss? Mir fällt grad keine Dienstleistung ein, bei der das sonst noch der Fall ist.... Telefon ... Fernsehen ... Autoleasing ... Transportwesen ... Post ... Wohnen ... Reisen ... Freizeit ... fällt euch was ein, das heute noch kostenlos funktioniert obwohl es Milliarden an Fixkosten verursacht?

  • Hallo,


    ich glaube, hier muss man zwei Sachverhalte unterscheiden.


    Zum einen all die Dienstleistungen, die eine Bank rund um die Kontoführung erbringt, z.B. Geldüberweisungen, Zahlungsdienstleistungen usw. Selbstverständlich verursachen diese Dienstleitungen Kosten und selbstverständlich kann die Bank diese Kosten an ihre Kunden weitergeben. Allerdings müssen die Gebühren irgendwie mit dem Aufwand korrelieren, wofür normalerweise der Wettbewerb sorgt. Wenn einige große Banken (noch) keine Gebühren erheben und irgendwie quer subventionieren – Glück für den Kunden.


    Das andere ist die Tatsache der reinen Geldaufbewahrung für den Kunden bei der Bank, die das allerdings nicht selber macht, sondern das Geld an die EZB weiterreicht. Aus diversen Gründen – will ich hier nicht diskutieren – will die EZB das Geld vom Grundsatz nicht und verhängt für das zähneknirschende Zugeständnis der Annahme eine „Strafgebühr“; derzeit wohl 0,5%. Diese Strafgebühr hat nichts mit den Aufwendungen der EZB für diese Dienstleistung zu tun, sondern ist letztendlich politisch festgelegt. Diesen politischen Preis reicht die Bank zunehmend an den Kunden weiter. Im Fall der Sparkasse Vogtland sogar mit einem Zuschlag. Nun will ich die grundsätzliche Berechtigung der Banken für dieses „Aufbewahrungsentgelt“ gar nicht anzweifeln. Ihnen entstehen ja die Kosten.


    Die ganzen Diskussionen drehen sich nur um den zweiten Teil. Wenn hier so sehr auf andere Länder verwiesen wird, stellt sich für mich die Frage, wird irgendwo außerhalb des Euro- Raumes neben Kontoführungsgebühren auch ein „Verwahrentgeld“ für bereits bescheidene Guthaben erhoben?


    Gruß Pumphut

  • Wenn hier so sehr auf andere Länder verwiesen wird, stellt sich für mich die Frage, wird irgendwo außerhalb des Euro- Raumes neben Kontoführungsgebühren auch ein „Verwahrentgeld“ für bereits bescheidene Guthaben erhoben?

    Auch wenn Pumphut zum „Verwahrentgeld“ außerhalb des Euroraumes angefragt hat, würde ich diese Frage erweitern - wird über das „Verwahrentgeld“ in anderen Ländern des Euroraumes auch so kritisch gesprochen?

  • Ich verstehe auch nicht, wie man in Deutschland auf die Idee kommt, dass eine hochkomplexe, mit teurer Infrastruktur von Heerscharen teurer Mitarbeiter betriebene Dienstleistung nichts kosten darf. Klar, vor 20 Jahren war der Kunde des Produkt und mit Geld auf dem Sparbuch ließ sich Geld verdienen. Aber diese Zeiten sind nun mal vorerst vorbei, im Gegenteil, wer in die Bank kommt und ne Mio in Sichteinlagen anlegen will, wird grad wieder rausgeschickt, er ist der Bank lästig.

    Aber wird nicht auch seitens Finanztip Saidi und Xenia immer darauf hingewiesen, daß wir uns ein kostenfreies Konto suchen sollen, wenn z.B. die Banken Kontogebühren einführen wollen.

  • "Also die anderen Länder sind froh über die Negativzinsen?"


    Vermutlich nicht. Aber ich bin so alt, dass ich noch Zeit kennen, in denen Kontoführung in Deutschland noch nicht kostenlos war.


    Über den Zinsspread haben die Banken sich irgendwann mal querfinanziert und so war ein "kostenloses" Konto als Werbegag möglich. Den riesigen Spread gibt es nun nicht mehr und mehr Darlehen können auch nicht ausgereicht werden - also müssen die Kosten nun mal anders umgelegt werden.


    Würde die EZB nicht wie verrückt Geld drucken, dann sähe die Sache vermutlich ganz anders aus (Geld = knappes und begehrtes Gut). Aber alle finden die Geldflut ja ganz toll, dann muss man halt mit den Folgen leben und das Beste draus machen.

  • ...darauf hingewiesen, daß wir uns ein kostenfreies Konto suchen sollen, wenn z.B. die Banken Kontogebühren einführen wollen.

    Das ist ja auch gar nicht verkehrt, wenn ich (Kosten) sparen kann, ohne groß (auf Leistungen) verzichten zu müssen, oder mit rudimentären Leistungen zurecht komme.

    Man muss dabei halt im Hinterköpfchen behalten, dass auch die Fintechs nicht von Luft und Liebe leben können. Einige Leistungen, besonders im Bereich Bargeldhandling, funcen mit den Fintechs eben anders und/oder kosten Geld. Viele der Fintech Banken haben in den vergangenen ca. 10 Jährchen bei den "Gebühren" geschraubt und sind im Gegensatz zu den Anfängen eben nicht mehr (ganz) kostenlos...


    Dat Janze hat aber mit dem Thema des Threads - Verwahrentgelt - nix am Hut ;)

  • Aber wird nicht auch seitens Finanztip Saidi und Xenia immer darauf hingewiesen, daß wir uns ein kostenfreies Konto suchen sollen, wenn z.B. die Banken Kontogebühren einführen wollen.

    Klar, kostenfreies Konto ist gut, arbeitgeberfinanzierter Dienstwagen ist gut usw.


    Mich stört, dass der Deutsche an sich ein kostenfreies Konto als Grundrecht definiert statt zu sehen, dass eine gute Leistung bezahlt werden will.

  • Hallo chris2702,


    bezüglich Kontoführungsgebühren stimme ich mit Ihnen ja überein.

    Mich stört, dass der Deutsche an sich ein kostenfreies Konto als Grundrecht definiert statt zu sehen, dass eine gute Leistung bezahlt werden will.

    Gilt diese Aussage auch für das „Verwahrentgelt“ und falls ja, ist das noch gute Leistung?


    Gruß Pumphut

  • Gilt diese Aussage auch für das „Verwahrentgelt“ und falls ja, ist das noch gute Leistung?

    Für mich ist das ein politisches Instrument genauso wie die Mehrwertsteuer oder die Gebühr beim Beantragen eines Personalausweises. Im Grunde mache ich mir keine Gedanken darüber, denn ich kann ihr kaum ausweichen.


    Wenn ich also 200.000 Euro in Sichteinlagen zur Bank bringe und diese die bei der EZB einlagern muss, und wenn dabei -0,5% Negativzins entsteht, dann sollte ich diese Kosten tragen. Ich verlange ja auch nicht von meinem Urlaubsland in Asien dass es meine Reisepassgebühren übernimmt.


    Inwieweit Banken für jeden Euro Negativzins zahlen und warum ich nicht für jeden Euro auf meinem Girokonto Negativzins zahle, weiß ich nicht. Vielleicht gibt es Freibeträge zwischen Bank und EZB oder es ist politisch nicht durchsetzbar. Noch nicht.


    Aber im Prinzip, wenn ich mich über Negativzins beschwere, sollte ich mich auch über Mehrwertsteuer beschweren. Und das dann bitte nicht bei Rewe oder der Bank sondern beim Gesetzgeber.

  • Gilt diese Aussage auch für das „Verwahrentgelt“ und falls ja, ist das noch gute Leistung?

    Wenn so eine Spasskatze meint, für Neukunden derartige Konditionen bieten zu müssen, ist das doch als tolle Leistung zu verstehen, für die ein/e Entscheider/in durchaus "Eier" braucht.


    Da wird's Kunden:innen geben, die dabei mitspielen ("ei dann ist das halt so" oder "Ups, gar nicht gemerkt"), und andere, die sich anders orientieren... also zu anderen Anbietern wechseln oder erst gar nicht bei der Spasskatze landen.

    Ich weiß von vielen Leuten, denen "ihre" Banken "Strafzinsen" angedroht hatten; diese Leute haben aber nicht der "Überhang" (alles über 100k) wo anders hin gebucht, sondern ihr gesamtes "Flüssiges" demonstrativ cash abgehoben.

    Es gibt nämlich Alternativen! ... und wenn's das Kopfkissen ist.

  • "Kopfkissen" ist bei Insidern ein Synonym für die "alternative Aufbewahrung" von Bargeld außerhalb eines konventionellen "laufenden" Kontos!

    Auch wenn ich nun wieder außerhalb des Themas bin, was ist mit alternative Aufbewahrungaußerhalb eines konventionellen "laufenden" Kontos gemeint?

  • Auch wenn ich nun wieder außerhalb des Themas bin, was ist mit alternative Aufbewahrungaußerhalb eines konventionellen "laufenden" Kontos gemeint?

    Das würde ich jetzt auch gerne wissen/verstehen.

    Kopfkissen war für mich bis heute Synonim für zu Hause aufbewahren.