Betriebliche Altersvorsorge (Direktversicherung) lohnenswert?

  • Moin Moin!


    Kurz vorweg, ich bin 36 Jahre alt, und hatte bis vor kurzem gar keine Altersvorsorge.

    Im April dann bin ich endlich aufgewacht und habe mich etwas schlau gemacht.

    Nachdem ich Finanztip entdeckt habe konnte ich mich durchringen 30.000 Euro in den MSCI World zu investieren. Auch aufgrund von drohenden Negativzinsen... Zudem kommt noch ein monatlicher Sparplan von aktuell 500 Euro, den ich aber vielleicht noch reduziere, je nach wie stabil der "Notgroschen" auf meinem Konto bleibt.


    Zudem hatte ich kurz vorher eine Betriebliche Altersvorsorge abgeschlossen, ohne mich leider ausreichend zu informieren.

    Es hat sich eigentlich ganz gut angehört, der Makler wollte aber natürlich auch was verkaufen, und ich dachte mir das ich gegebenenfalls ja den ETF Sparplan ja einfach anpassen kann falls mir das Geld irgendwann fehlen sollte.

    Mittlerweile habe ich einiges gehört und gelesen, leider eher negativ was die Direktversicherung angeht, und bin daher verunsichert ob sich das ganze für mich lohnt oder eben nicht.


    Ich hänge mal die ganze Berechnung an, mit der Hoffnung das mir jemand sagen kann ob ich das so laufen lassen sollte, oder ob ich nicht das fehlende Nettogehalt eher in den ETF investieren sollte.

    Der Arbeitgeber gibt 20% dazu, die VWL laufen ebenfalls mit rein. Bruttogehalt ca. 45.000 Euro


    Vielen Dank schon mal! :)


    Gruß Finn

  • Das ist der relevante Rechner: https://m.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php


    Wenn du aus 283 Euro Einzahlung in 31 Jahren 94000 Euro machst ist die Rendite negativ.


    Dein Eigenbeitrag von 210 Euro rentiert mit 1,16%


    Steuervorteil heute bedeutet Steuerzahlung im Rentenalter. Nur die Differenz der Steuersätze ist ein echter Vorteil.


    Du und dein Arbeitgeber sparen die Rentenbeiträge. Somit erhältst du auch weniger Rente.

  • Moin Finnhold und Herzlich Willkommen im FT-Forum,

    gar keine Altersvorsorge!? Hast Du denn bisher in Deinem Berufsleben noch gar nichts in die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) eingezahlt!? :/

    Man mag über die GRV denken wie man will, bisher hat Sie noch > 120 Jahre überstanden (u.a. 2 Kriege, mehrere Währungsreformen, Wiedervereinigung). Also sollte man die GRV zumindest nicht abschreiben. ;)

    Man kann freiwillige Zahlungen in die GRV leisten. So kann man bis zum Alter von 45 Jahren Beiträge für Schul- und Ausbildungszeiten nachzahlen und damit seine Rentenansprüche erhöhen.

    Nachzahlen für Schulzeiten - Sinnvoll? | rentenfuchs.info

    Sollte man sich zumindest mal überlegen.

    Ab 50 kann man dann freiwillige Ausgleichszahlungen in die GRV leisten, wenn man einen früheren Rentenbeginn anstrebt. Auch damit kann man seine Rentenansprüche erhöhen. Ist ja für Dich jetzt aktuell noch kein Thema.


    Eine BAV/Direktversicherung lohnt sich eigentlich nur, wenn der AG richtig was dazugibt. Bei 20% Zuschuss vom AG würde ich mal eher sagen lohnt sich nicht.

    Lies Dir mal den folgenden Beitrag von Prof. Hartmut Walz zum Thema durch:

    Betrübliche Altersversorgung – leider oft eine herbe Enttäuschung - Prof. Dr. Hartmut Walz

    Könntest Du nicht z.B. die VWL auch in einen ETF laufen lassen!? Ein Depot gibt es ja kostenlos.


    Aber mit Deinem ETF-Sparplan und der Sparrate bist Du auf jedem Fall schon mal in die richtige Richtung unterwegs. Jetzt heißt es einfach nur stur dabei bleiben. In 20 Jahren kannst Du dann ja schauen wo Du stehst. ;)

    Um nicht Arm zu sterben sollte das auf jedem Fall

  • Vielen Dank für eure Meinungen!


    Natürlich habe ich etwas in die GRV eingezahlt, das Wort "zusätzlich" hat gefehlt... monstermania :)


    Der Blogbeitrag ist auf jeden fall sehr interessant und bestätigt leider alles was ich bisher gehört habe... Dann muss ich mal sehen wie ich da am schnellsten wieder raus komme und ob VWL auf ein Depot möglich sind. Davon hatte ich zumindest auch schon mal gehört.

  • Hallo Referat Janders !


    Ja diese habe ich gelesen, Oskar hört sich interessant an, mit Depots und ETF´s habe ich ja auch schon etwas Erfahrungen, das sollte kein Problem sein.


    Die Frage ist jetzt nur wie ich jetzt am besten aus der Direktversicherung komme.

    Wenn ich die Versicherungsbedingungen richtig verstehe kann ich die Beitragsfreistellung erst zum Ende der Versicherungsperiode beantragen, ebenso die Kündigung.

    Aber sind die VL jetzt auch ein Jahr in der Direktversicherung gebunden?

    Ich werde morgen mal mit meinem Arbeitgeber sprechen.

  • Ob Kündigen/Beitragsfreistellung der BAV der bessere Weg ist sollte man in Ruhe ausrechnen. Die Abschlusskosten der Direktversicherung werden zumeist auf die ersten 5 Jahre der Vertragslaufzeit verteilt ('gezilmert'). D.H. oft zahlst Du in den ersten Jahren mit Deinen Beiträgen nur die Abschlusskosten der Versicherung (Provision für den VerkäuferX/) und es werden fast keine Gelder aus Deinen Beiträgen real angelegt. Wenn Du also erst kürzlicg abgeschlossen hat, wäre wohl die Kündigung der bessere Wahl.

    Ich habe meine Direktversicherung seinerzeit beitragsfrei gestellt, da die Abschlusskosten eh schon weg waren. Bringt nix den versunkenen Kosten hinterherzuweinen.

    Außerdem hatte ich noch eine relativ hohe Garantieverzinsung und werde voraussichtlich auch keine Beiträge zu GKV/PV für meine Direktversicherung zahlen müssen. Ich muss mich dann nur noch Entscheiden, ob ich mir das Geld ab 65 als Rente, oder per Einmalzahlung auszahlen lasse.

  • Ich muss mich dann nur noch Entscheiden, ob ich mir das Geld ab 65 als Rente, oder per Einmalzahlung auszahlen lasse.

    Die Einmalzahlung könnte man als Sonderzahlung in der Rentenversicherung unterbringen, wenn einem der Rentenfaktor in der GRV besser gefällt, nur dann fallen Beiträge zu KV und PV an.

  • Referat Janders

    Anfang des nächsten Jahres mache ich eine Rentenberatung und lass mir mal genau ausrechnen, welche Beträge ich freiwillig zahlen bzw. ausgleichen will.

    Ich plane mit 63 in Rente zu gehen und zumindest die 14,4% Abzüge die sich durch die Rente mit 63 ergeben, würde ich gern ausgleichen. Es sollten mit der ges. Rente zumindest die monatl. Fixkosten gut abgedeckt sein. ;)

    Das 'Spaßgeld' soll dann aus dem ETF-Depot kommen.


    Die Frage ist eben, ob es die nächsten 10 Jahre nicht sinnvoller wäre lieber jeden freien Euro in meine ETF zu buttern, statt jährlich Rentenpunkte nachzukaufen. Mit 60 kommt meine KLV zur Auszahlung. Mit 65 dann noch die stillgelegte BAV. :/

    Sind ja auch steuerliche Fragen zu berücksichtigen, da die Zahlungen in die GRV ja abzugsfähig sind. Muss mir mal genau ausrechnen, welche Zahlungsvariante steuerlich am günstigsten kommt.

    Tja, wenn man nur ne Glaskugel hätte wie sich die Märkte in den nächsten 10 Jahren entwickeln. :D

  • Bei der steuerlichen Betrachtung muss man bedenken, dass eigentlich erst ab 2025 die volle steuerliche Absetzbarkeit gegeben ist, aber in Reaktion auf das letzte Urteil schon Überlegungen laut geworden sind, das ggf. vorzuziehen.


    Das ist die Klarheit, die sich jeder wünscht. ?(