Versteckte Depotgebühren im DKB ETF Depot?

  • Liebe Finanztip Community,


    ich habe vor kurzem Anteile am iShares MSCI EM SRI UCITS ETF (ISIN: IE00BYVJRP78; DKB Name: ISHS IV-SUST.MSCI EM.MKTS SRI REGISTERED) über den DKB Broker gekauft. Das Produkt hat eine TER von 0,25%pa. Eine Kostensimulation, die ich daraufhin von der DKB erhalten habe, gibt Produktkosten i.H.v. 0,44% pa an. Auf Nachfrage hat die DKB geantwortet, dass zusätzlich zur TER (0,25%) noch Transaktionskosten i.H.v. 0,19% pa seitens des Emittenten (iShares) anfallen.


    Diese Transaktionskosten sind im Produktinformationsblatt nicht abgebildet, ich weiß nicht was jährliche Transaktionskosten sind (nach meinem Verständnis entstehen Transaktionskosten einmal beim Kauf- bzw. Verkauf) und iShares hat auf meine Anfrage hierzu nicht reagiert. (Beim Schwesterprodukt zum MSCI World (IE00BYX2JD69) gibt die DKB die üblichen 0,20%pa ohne weitere Transaktionsgebühren an.)


    Da ich das gleiche Produkt bei Trade Republic halte, habe ich dort ebenfalls nachgefragt, wo mir versichert wurde, dass lediglich die 0,25% pa anfallen.


    Hat jemand hiermit Erfahrungen gemacht und/oder kann erklären, worum es sich bei diesen Transaktionskosten handeln könnte? Kann iShares bei der DKB fast doppelt so hohe Gebühren wie bei anderen Brokern (z.B. TR) für das gleiche Produkt abrechnen, insbesondere, ohne dies im Produktinformationsblatt abzubilden? Oder kann es etwas damit zu tun haben, dass ich versehentlich außerhalb der Handelszeiten OTC über die Baader Bank gehandelt habe (dadurch sollte sich höchstens ein schlechter Spread ergeben)?


    Vielen Dank für eure Gedanken im Voraus!!

  • Kann iShares bei der DKB fast doppelt so hohe Gebühren wie bei anderen Brokern (z.B. TR) für das gleiche Produkt abrechnen, insbesondere, ohne dies im Produktinformationsblatt abzubilden?

    Keine Panik. Hier wird nichts abgerechnet. Die Kosten des Produktes sind bei TR und DKB gleich. Hintergrund ist folgende Aussage auf Seite 189 des Wertpapierprospekts

    Der Manager ist dafür verantwortlich, sämtliche betrieblichen Aufwendungen, insbesondere die Honorare/Gebühren und Kosten der Verwaltungsratsmitglieder, des Anlageverwalters, der Verwahrstelle und des Verwalters aus den Beträgen zu begleichen, die der Manager aus der Total Expense Ratio erhält. Zu diesen betrieblichen Aufwendungen zählen auch Aufsichts- und Prüfgebühren, Transaktionskosten und außergewöhnliche Rechtskosten hingegen sind ausgeschlossen.

    Das heißt, dass die Transaktionskosten nicht in der TER enthalten sind. Diese Kosten muss der Fonds aber tragen, schmälert also Deine Rendite.

    Im Zwischenbericht steht auf Seite 24, dass Erträgen von 294,8 Mio. € Kosten von 1,2 Mio. € gegenüber standen. Das sind rund 0,41%. Die DKB hat damit richtigere Zahlen als TR.


    Bei den Transaktionskosten handelt es sich um die Kosten, die enthaltenen Wertpapiere zu handeln, da ja neue Aktien gekauft werden, wenn Du neue Anteile kaufst.

  • Vielen Dank für die Erklärung! Sehr interessant. So genau hatte ich mir die Unterlagen tatsächlich nie angeschaut. Auch in dem Verständnis, dass die TOTAL Expense Ratio alle Kosten transparent abbildet.


    In 2019 lagen die Kosten (bei Betrachtung betriebl. Aufwendung/Nettgoweinne) sogar bei 0,53%. Auch beim MSCI World SRI lagen die Kosten laut Zwischenbericht bei 0,52% (2020) bzw. 1,18% (2019) - im Vergleich zu einer TER i.H.v. 0,2%.

    (In meinem Ex-Post Kostenbericht für 2020 von Trade Republic werden die angefallenen laufenden Kosten für den MSCI EM SRI mit nur 0,21% - angegeben. Der Depotwert ist in dem Dokument wiederum nicht angegeben, sodass ich die tatsächlichen Zahlen nicht direkt vergleichen kann.)


    Lässt sich daraus generell ableiten, dass die TER grundsätzlich (i.e. bei den meisten oder allen ETFs) deutlich niedriger angesetzt sind als die tatsächlichen Kosten und damit nur begrenzt aussagekräftig sind? Kleine Abweichungen fände ich nachvollziehbar, da sich nicht auf den EUR vorhersagen lässt, welche Änderungen am Fonds vorgenommen werden. Aber dass die tatsächlichen Kosten doppelt so hoch und höher ausfallen als das, was in den Produktinformationen angegeben ist, überrascht mich. Bei der Transparenz gegenüber Anleger*innen scheint weiterhin Luft nach oben zu sein.


    Gibt es irgendwelche Online-Tools, die einem diese Zahlen automatisch aus den Zwischenberichten ziehen, oder könnte/sollte man sich alle 6 Monate durch die Unterlagen wühlen und selber rechnen?


    Nochmal vielen Dank!!!

  • Lässt sich daraus generell ableiten, dass die TER grundsätzlich (i.e. bei den meisten oder allen ETFs) deutlich niedriger angesetzt sind als die tatsächlichen Kosten und damit nur begrenzt aussagekräftig sind?

    Das ist im Grundsatz so aufgrund der Definition. Bei den gemanagten Fonds wird das sehr transparent angegeben. Kommt wahrscheinlich über WM-Datenservice o.ä., da kommt man aber nicht kostenlos ran. Sehr gute Daten gibt es bei ebase s. Screenshot für Deinen ETF

    Bei https://www.ebase.com/services/online-banking-app/ oben unter Fondssuche die ISIN eingeben und dann bei Suchergebnis auf den Namen drücken.


    Auch wenn ich Deine Anstrengungen positiv finde möchte ich zu Gelassenheit raten. Wie Du vielleicht im Bericht gesehen hast erwirtschaftet der ETF auch weitere Erträge - da denke ich u.a. an Wertpapierleihe -, die die Kosten überkompensieren. Insofern machen mich die Kosten nicht unruhig.


    Ich würde folgendes Vorgehen empfehlen:

    Als Lerneffekt abspeichern, das das Total in TER eine falsche Spur legt

    Bei den ETF vergleichen, welcher über längere Zeiträume die bessere Rendite bringt und dann den bevorzugen. Systematisch wäre das die Tracking-Differenz, allerdings sind da die mir bekannten Quellen nicht immer so verlässlich, die Rendite schon. Zum Spielen hier https://www.trackingdifferences.com/