Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen

  • Hallo zusammen,


    ich möchte in diesem Beitrag etwas Schwarzmalerei betreiben und einen Blick auf die verschiedenen Sicherungssysteme im Worst Case werfen.


    1. Giro-, Tages- und Festgeldkonten in Deutschland - hier gehe ich davon aus, die Einlagensicherung bis 100.000 € greift und zur Not stützt der Staat deutsche Anleger.


    2. Da Festgeld in Deutschland aktuell aus Zinssicht keinen Sinn macht: Festgeld im EU-Ausland mit Euro als Währung (um das Wechselkursrisiko auszuschließen). Z.B. Frankreich, Lettland, Malta.

    2a. Dass die genannten Länder insolvent gehen, halte ich für unwahrscheinlich (vorher ist wohl erst Griechenland dran), aber was passiert, wenn beispielsweise die lettische Bank, bei der man 100.000 € in Festgeld angelegt hat, bankrott geht?

    Ich erinnere mich an einen Fall in Island zur Zeiten der Finanzkrise, wo ausländische Investoren nicht mehr an ihr Geld kamen und der isländische Staat meines Wissens nur isländische Anleger entschädigt hat. Ich kann aber nicht beurteilen, ob dieser Fall mit meinem o.g. Szenario vergleichbar ist.

    2b. Die ausländischen Banken arbeiten i.d.R. mit einem deutschen Bankenpartner zusammen (z.B. Sutor-Bank). Was wenn diese insolvent geht? Sollte vermutlich hinsichtlich der Anlage keine Relevanz haben, da die de facto kein Geld verwalten - nur Papierkrieg hat man ggf.


    3. Das Verrechnungskonto meines Aktiendepots. Ich vermute hier greift genau der Fall wie 1.?


    4. Und hier kommt auch der Titel des Themas her: Wie sicher ist mein Aktiendepot? Im Falle Insolvenz von:

    4a. Broker (Scalable Capital, Trade Republic, Comdirect etc.)

    4b. Depot-Bank (Comdirect, Baader Bank, Consorsbank etc.)

    4c. ETF-Anbieter (Blackrock, Xtrackers etc.)

    4d. Der Umbrella-Fonds, in den man mittels ETF investiert ist - ein Umbrella-Fonds umfasst ja eine ganze Zahl an ETFs

    4e. Wertpapier-Verwahrstelle des ETFs (z.B. State Street Fund Services (Ireland) Limited)

    (4f. Der Vollständigkeit halber: Einzelaktie - klar, Unternehmen pleite, dann Aktie wertlos, siehe Wirecard)


    Üblicherweise liest man, dass Aktien, ETFs und Fonds sog. "Sondervermögen" sind, welche im Falle der Insolvenz der verwahrenden Parteien nicht in die Insolvenzmasse fällt. Das Depot mitsamt allen Wertpapieren wird dann zu einer anderen Depot-verwaltenden Bank umgezogen. Man kann ggf. zeitweise nicht an die Aktien/ETFs ran, aber das Investment ist nicht in Gefahr.


    Meine Vermutungen:

    4d. Der Fonds kann nicht pleite gehen, da er ja aus den Wertpapieren besteht. Er kann nur bei mangelnder Rentabilität aufgelöst werden, man bekommt sein investiertes Geld zurück und muss die Erträge in diesem Moment versteuern.

    4c. Vermutlich ähnliches Resultat wie 4d. Kann auch bei Fusionen wie Amundi/Lyxor passieren, wenn ETFs verschmolzen werden.

    4a. Vermögen liegt im Depot, man kann nur über den Broker nicht mehr an die Aktien ran oder neue kaufen. Lösung: (erzwungener) Depotübertrag, wie es ja auch bei einem Brokerwechsel durchgeführt werden kann.

    4b. Depot wird mitsamt der verwahrten Wertpapieren umgezogen.


    Was mich nun verunsichert ist die im Titel genannte Sicherungseinrichtung: https://de.wikipedia.org/wiki/…tpapierhandelsunternehmen


    Die Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen (EdW) hat in Deutschland die Aufgabe, die Sicherung von Anlegern gegen den Verlust ihrer Ansprüche aus Geschäften mit Wertpapieren zu übernehmen. Die Einrichtung soll besonders die Ansprüche von Kleinanlegern sichern, abgedeckt werden daher zwar 90 % ausstehender Forderungen, aber maximal 20.000 Euro.


    Wofür braucht man diese Entschädigungseinrichtung, wenn Aktien sowieso als Sondervermögen sicher sind? 20.000 € ist ja für viele auch nur ein sehr kleiner Teil des angelegten Kapitals. Geht es hierbei um andere Anlagemöglichkeiten wie Optionen, Zertifikate und was es noch alles gibt (diese Produkte habe ich nicht verstanden und möchte auch nicht damit handeln).


    Langer Text, aber ich denke, das ist dann gewissermaßen ein Rundumschlag und es könnte auch andere interessieren. Gerade zu der EdW finde ich mit Internetsuche auch nichts, was für einen Zweck diese Einrichtung genau hat...


    Danke schon mal und viele Grüße

  • https://einlagensicherung.de/service/fragen-und-antworten/


    "Die Entschädigungseinrichtungen schützen 90 % der Verbindlichkeiten aus Wertpapiergeschäften, maximal den Gegenwert von 20.000 €. Eine Entschädigung aus Wertpapiergeschäften kommt dann in Betracht, wenn das Institut pflichtwidrig nicht im Stande ist, im Eigentum des Kunden befindliche und für ihn verwahrte Wertpapiere zurückzugeben."


    Heißt: Dividenden, Ausschüttungen, Verkaufserlöse die dir nicht ausgezahlt werden können sind abgesichert. Vermutlich auch deine von der Bank verliehene Aktien.

  • Wofür braucht man diese Entschädigungseinrichtung, wenn Aktien sowieso als Sondervermögen sicher sind? 20.000 € ist ja für viele auch nur ein sehr kleiner Teil des angelegten Kapitals. Geht es hierbei um andere Anlagemöglichkeiten wie Optionen, Zertifikate und was es noch alles gibt (diese Produkte habe ich nicht verstanden und möchte auch nicht damit handeln).

    Da geht es darum, wenn die Bank kriminelle Dinge tut. Also z.B. Wertpapier von Dir entgegen nimmt und nicht weisungsgemäß einem Depotkonto und damit an die Lagerstelle gibt oder aufgrund Insolvenz eine Wertpapiertransaktion nicht mehr erfüllen kann. Bei letzterem wird gerne die nicht mehr erfolgende Dividendenauszahlung genannt.


    Zu den anderen Punkten folgende Anmerkungen:

    Island ist nicht in der EU, damit gilt das europäische Recht nicht.

    Zur Einlagensicherung hatte ich mal die entsprechende EU-Richtlinie herausgesucht und hier zitiert. Grob gesagt helfen die eigene Regierung und im Zweifel ausländische Einlagensicherungen (und damit die anderen EU-Regierungen) aus.


    Auch für das Risikomanagement von Fonds gibt es eine EU-Richtlinie. Da würde ich für einen ETF mit liquiden Titeln keine grundsätzliche Gefahr der Insolvenz sehen. Letztlich gibt es durch die Optimierungstechniken ein Kontrahentenrisiko, dabei müssen aber verschiedene Aspekte zusammenkommen für eine echte Gefahr. Im Rahmen der Greensill-Vorkommnisse wurden auch Fonds abgewickelt, die Finanzierungstitel aus dem Firmenverbund hielten. Gleiches gab es auch für andere Fonds, die wenig liquide Anleihen hielten. Unterm Strich gibt es also auch bei Fonds / ETF ein Verlustrisiko, auf das in den Wertpapierprospekten, denen man vor Kauf ja zustimmt, hingewiesen wird. Beim größten MSCI World ETF nehmen diese Risiken rund 35 Seiten ein.

  • Danke für eure Antworten. Verstehe ich dann richtig?:



    Festgeld in der EU angehörenden Ländern ist höchstwahrscheinlich im Falle der Bankinsolvenz abgesichert. Zuerst greift die nationale Einlagensicherung des Landes, in der die Bank sitzt. Und im Zweifel lassen auch andere EU-Länder die Anleger nicht hängen.

    Ist solch ein Fall schon mal eingetreten?



    Die 90% / 20.000 € beziehen sich also nicht auf die Wertpapiere und deren Wert selbst, sondern auf z.B. Dividenden (bei sagen wir 2% Dividende p.a. müsste man also über 1.000.000 € angelegt haben, damit man mehr als die nicht abgedeckten 10% verliert).

    Worst Case wäre, wenn man gerade eine große Order angewiesen hat und die Bank das Geld nimmt, aber nicht mehr die Wertpapiere kauft und ins Depot tut. In diesem Fall Wäre das Ordervolumen abzgl. 20.000 € weg? Ist das so richtig wiedergegeben?


    Macht es aus diesem Grund bei größeren Anlagesummen Sinn sein Depot zu mehreren Brokern/Banken hin aufzuteilen? Und ggf. statt einer großen Order diese in mehrere kleine oder gar einen wenige Monate andauernden Sparplan (ggf. fallen dadurch höhere Transaktionskosten an - das ist klar) zu splitten?



    Unterm Strich gibt es also auch bei Fonds / ETF ein Verlustrisiko, auf das in den Wertpapierprospekten, denen man vor Kauf ja zustimmt, hingewiesen wird. Beim größten MSCI World ETF nehmen diese Risiken rund 35 Seiten ein.

    Hier würde ich gerne nochmal etwas näher drauf eingehen.


    Das Konzept der Wertpapierleihe habe ich verstanden und auch dass hiervon ein (geringes) Risiko ausgeht den verliehenen Anteil zu verlieren. Bei meinen bisherigen Recherchen habe ich das als das nennenswerteste Kontrahentenrisiko wahrgenommen. Und habe es bei der Auswahl der ETFs, die ich zukünftig kaufen möchte, auch berücksichtigt.


    In den Anlegerinformationen steht außerdem aber auch noch immer sowas in der Richtung (hier von Xtrackers):


    Diese Techniken und Instrumente [zur Ergebnisverbesserung] können den Einsatz von Derivategeschäften umfassen.


    "Derivate" verbinde ich immer mit hohem Risiko - ist dem so und falls ja, wann könnte solch ein Fall eintreten?


    Ich bin jemand, der schon möglichst alles verstehen möchte, wo er sein Geld investiert, aber beim Prospekt mit 170 Seiten (gut, davon betrifft die Hälfte andere ETFs, die einen nicht interessieren müssen) muss auch ich schlucken, gebe ich ehrlich zu. Und dann kommt auch irgendwo der Gedanke - wenn so viele Personen in ETFs investieren und es als DIE Altersvorsorge, die zumindest einen nicht unerheblichen Teil des Vermögens ausmachen soll, von Finanztip und vielen anderen angepriesen wird, dann können sich ja eigentlich keine hochriskanten Geschäfte dahinter verbergen...


    Über Risiken wie das allgemeine Marktrisiko, Wechselkursrisiko und besonders bei Einzelaktien auch Gefahr des Totalverlusts des Wertes der Aktie bin ich mir bewusst. Aber die Finanzmarktinstrumente, die von den ETF-Anbietern genutzt werden, betreffend komme ich als Laie des Finanz- und Bankenwesens an meine Grenzen.


    Ich finde das Forum übrigens eine tolle Plattform, um sich bzgl. der Themen, die einen umtreiben, nochmal im Detail zu informieren und auszutauschen!

  • Oh, über die verschiedenen Sicherungssysteme, Absicherungen, Rechtsschutz (auf das Zeugs, auf das wir eigentlich keinen Einfluss haben)... bis hin zu Risiken darf oder muss man sich durchaus Gedanken machen. Aber ändert's etwas? Ich habe 'ne zweite FFP-Maske und ein Päckchen Kondome in der Jackentasche... die gelten nämlich als sicher ;)

    Bei Aktien und Aktienfonds bin ich recht entspannt und abgesehen von Verlustrisiken durch Vola (Buchverluste) und Verkäufe zu Unzeiten (realisierte Verluste) sind die Risiken mMn gering zu bewerten.

    Mehr Gedanken sollte man (der typische Germane) sich bei den gemeinhin als sicher geltenden Versicherungsprodukten (Kapital-LVen und Leibrenten) machen, die inzwischen nicht mal mehr reale Renditen bringen... und deutliche Verlustrisiken im Falle einer Schieflage des Anbieters.

    Und noch einen Ticken mehr Gedanken/Bedenken sind angesagt, wenn es um Anlagen in Geldwerte geht. Ich kann nicht nachvollziehen, weshalb sich so viele Zeitgenossen und -genossinnen mit Tages- und Festgeldkonten bei ausländischen Anbietern befassen... Kopf auf Tischplatte!

  • Macht es aus diesem Grund bei größeren Anlagesummen Sinn sein Depot zu mehreren Brokern/Banken hin aufzuteilen? Und ggf. statt einer großen Order diese in mehrere kleine oder gar einen wenige Monate andauernden Sparplan (ggf. fallen dadurch höhere Transaktionskosten an - das ist klar) zu splitten?

    Es soll ja Leute geben, die regelmäßig "höhere" Beträge auf dem Depot-Verrechnungskonto liegen haben und sich diesbezüglich keinen Kopf machen.

    Einige wenige Banken/Broker sichern diese Einlagen durchaus auch in Millionenhöhen ab ;)


    Wenn du die "kritische Masse" regelmäßig erreichst oder überschreitest, kannst du dich ja noch mal melden ;)

  • Und noch einen Ticken mehr Gedanken/Bedenken sind angesagt, wenn es um Anlagen in Geldwerte geht. Ich kann nicht nachvollziehen, weshalb sich so viele Zeitgenossen und -genossinnen mit Tages- und Festgeldkonten bei ausländischen Anbietern befassen... Kopf auf Tischplatte!

    Nunja, man sollte sich ja überlegen, welchen Teil seines Vermögens man in risikofreie und welchen Teil in risikobehaftete Anlagen investiert.


    Beim risikofreien Teil hat man ja dieser Tage nicht viele Möglichkeiten überhaupt noch etwas Rendite (oder sagen wir lieber Abdämpfen des Verlusts durch Inflation) zu erzielen.


    Staats- und Unternehmensanleihen sind noch eine Möglichkeit, aber soll die Bonität hoch sein, liegt die Renditeerwartung dort wohl auch im besten Fall bei 0. Und sollte der Leitzins steigen, werden die Anleihen fallen, sofern ich das Konzept richtig verstanden habe.


    Die oberen Beiträge sagen Fest- (oder meinetwegen auch Tages)geld im (EU-)Ausland ist sicher. Du implizierst das Gegenteil - die Begründung wäre allerdings interessant und würde zum Thema passen.


    Viele Grüße

  • Die oberen Beiträge sagen Fest- (oder meinetwegen auch Tages)geld im (EU-)Ausland ist sicher. Du implizierst das Gegenteil - die Begründung wäre allerdings interessant und würde zum Thema passen.

    Moin!

    Ich habe geschrieben, man sollte sich mehr ernsthafte Gedanken machen... Aspekte der vermeintlichen Sicherheit sind dabei nur ein Teil.


    Unsere Sicherungssysteme (der Einlagensicherung) gereichen vom Haftungsvolumen nicht einmal dazu, einen "Crash" einer halbwegs "systemrelevanten" Bank abzufedern. Dass bei uns der Staat (sprich die Staatsregierung mit Geldern der Steuerzahler) einspringt, ist nicht gesetzlich geregelt; wir reden hier lediglich von einem lauen Versprechen der Politik, das vermutlich etwa so viel wert ist, wie die Ankündigung des dreiwöchigen harten Lockdowns vor Weihnachten 2020, der letztlich fast 6 Monate dauerte ;-). Das vorgenannte Versprechen von "Mutti" kam seinerzeit eigentlich nur auf den Tisch, um einen Bankrun zu vermeiden.


    Schaust du dir die Sicherungssysteme einiger bzw. der relevnten EU-ausländischen Banken oder Bankenverbünde an, was enorm aufwändig ist, fällt dein Kopf auf Tischplatte noch etwas härter aus.

    Kreditzinsen bemessen sich der Höhe nach analog zum Risiko; dies ist bei ausgelobten Guthabenzinsen nicht anders (letztlich gewährst du der Bank einen Kredit). Für ein par Promillepunkte mehr gehst du ein höheres Risiko ein.

    Bei allen Finanzangelegenheiten sollte "qui bono" abgefragt werden! Weshalb bietet mir die xyz Bank im tausend Kilometer entferten Kleinsiehstmichnicht einen marginal höheren positiven Guthabenzins an, als eine in Deutschland angesiedelte Bank, wenn sich beide doch eigentlich für Nullzins oder Negativzins refinanzieren könnten?


    Neben dem (Un-)Sicherheitsaspekt beziehe ich die Empfehlung zum Nachdenken eher auf den "Ertrag" aus den Bemühungen, Recherchen und dem erhöhten Aufwand für Geldwertanlagen im Ausland. Vielen Kleinanlegern läuft wegen einem Mehr im Promillebereich der Sabber aus den Mundwinkeln... und letztlich "gewinnen" sie lediglich einen "Mehrertrag" von niedrig zweistelligen Beträgen pro Jahr...

  • Worst Case wäre, wenn man gerade eine große Order angewiesen hat und die Bank das Geld nimmt, aber nicht mehr die Wertpapiere kauft und ins Depot tut. In diesem Fall Wäre das Ordervolumen abzgl. 20.000 € weg? Ist das so richtig wiedergegeben?

    So ist mein Verständnis eines nicht unrechtmäßigen Vorgangs, der unter diese Entschädigung fällt. Ferner dann eben auch unrechtmäßiges Handeln.


    Kleiner Tipp: mal den Informationsbogen für Einleger der BNP Paribas-Marken lesen. https://www.consorsbank.de/ev/…Sicherheit?tcid=TST-299#2

    Macht es aus diesem Grund bei größeren Anlagesummen Sinn sein Depot zu mehreren Brokern/Banken hin aufzuteilen? Und ggf. statt einer großen Order diese in mehrere kleine oder gar einen wenige Monate andauernden Sparplan (ggf. fallen dadurch höhere Transaktionskosten an - das ist klar) zu splitten?

    In der Familie sind wir mit Depots bei vier Anbietern, genauso haben wir zwei Girokonten mit angehängten Tagesgeldkonten ebenfalls bei mehreren Anbietern aus mehreren Sicherungssystemen. So oft habe ich keine Transaktionen > 22.222 €, da ich immer stückele.

    "Derivate" verbinde ich immer mit hohem Risiko - ist dem so und falls ja, wann könnte solch ein Fall eintreten?

    Geregelt hier in Artikel 22 und Kapitel VII https://eur-lex.europa.eu/lega…-20210626&from=EN#tocId66 in Verbindung mit Kapitel VI von https://eur-lex.europa.eu/lega…TXT/?uri=CELEX:32010L0043

    Grob gesprochen geht es um Begrenzung des Risikos durch Streuung, Hinterlegung von Sicherheiten und tägliche Risikobewertung.


    In Umkehrung könnte eben der Fall eintreten wenn eine Gegenpartei ausfällt und die Sicherheiten nicht werthaltig sind.

    Staats- und Unternehmensanleihen sind noch eine Möglichkeit, aber soll die Bonität hoch sein, liegt die Renditeerwartung dort wohl auch im besten Fall bei 0. Und sollte der Leitzins steigen, werden die Anleihen fallen, sofern ich das Konzept richtig verstanden habe.


    Die oberen Beiträge sagen Fest- (oder meinetwegen auch Tages)geld im (EU-)Ausland ist sicher. Du implizierst das Gegenteil - die Begründung wäre allerdings interessant und würde zum Thema passen.

    Ich vermute, dass Du zu lebensjung bist um die Krise 2008 aktiv miterlebt zu haben. Da musste sich eine Kanzlerin mit ihrem Finanzminister hinstellen und das Volk im Fernsehen anlügen, dass das Geld sicher sei, um einen Bankenrun zu vermeiden. Da würde ich dann mal prognostizieren, dass das beim nächsten Mal nicht mehr gut geht, die Gerechtigkeit gegenüber weniger gut gestellten ausgerufen wird und flugs aus den 100T€ ein deutlich geringerer Betrag wird. Einfach mal überlegen, was aufgrund einer angeblichen pandemischen Notlage in den letzten 18 Monaten so umgesetzt wurde.


    Daher halte ich Einlagen bei Banken in der EU nur in guten Zeiten für sicher. Unternehmensanleihen sind in der Insolvenzreihenfolge eine Stufe sicherer als Aktien, also auch nicht. Ich bin Teilnehmer an mehreren Insolvenzverfahren dieser Produkte. Staatsanleihen können jederzeit in Ihrem Wert reduziert werden, s.d. Schuldenschnitt Griechenlands 2012, bei dem je nach Sichtweise die Gläubiger 53-70% ihres Kapitals verloren. Für den größten Teil dieser Reduzierung gab es einen Besserungsschein, zahlbar in 2042, der derzeit bei 0,26% des Nennwerts steht. Der steht ganz oben im Depot und erinnert mich daran keine Staatsanleihen zu kaufen.

  • Hallo,

    Da musste sich eine Kanzlerin mit ihrem Finanzminister hinstellen und das Volk im Fernsehen anlügen, dass das Geld sicher sei, um einen Bankenrun zu vermeiden. Da würde ich dann mal prognostizieren, dass das beim nächsten Mal nicht mehr gut geht, die Gerechtigkeit gegenüber weniger gut gestellten ausgerufen wird und flugs aus den 100T€ ein deutlich geringerer Betrag wird.

    Genau das ist auch der Kern aller meiner Überlegungen zur Sicherheit von Einlagen bei Banken. Um die Grundüberlegung politisch noch etwas breiter aufzustellen. Wer sich an die Finanzkrise in Zypern erinnert, erinnert sich vielleicht auch daran, dass im ersten Vorschlag alle Bankeinlagen linear rasiert werden sollten – verbrämt als Sondersteuer. Der Herr Trittin (Grüne) fand das gut und der Herr Schulz (der später Zug gefahren ist) wollte nur ein Schonvermögen von 20 TEuro haben. Der Shitstorm war groß und letztendlich wurde die Grenze von 100 Teuro realisiert. Das Beispiel illustriert aber sehr schön, welche Gedanken im Umlauf sind.


    Das Beispiel sollte man bei allen Geldanlagen im Hinterkopf haben.


    Gruß Pumphut

  • Ja, der deutsche und sein vertrauen auf Garantien. ;)

    Wie war das noch mit den Atomkraftwerken in Deutschland und den 'garantierten' Restlaufzeiten!? Nicht, dass ich Atomkraftwerke für eine gute Energiequelle halte, aber es geht ja um die 'Garantie' die gegenüber der Industrie ausgesprochen wurde.


    Letztlich gibt es keine Garantie für gar nichts! Schon rein mathematisch, könnte m.W. nach kein Land in Europa die Spareinlagen seiner Bürger garantieren. Genau so wenig wie z.B. die Auffanggesellschaft der Lebensversicherer (Protektor) eine Pleite der Allianz Lebensversicherung auffangen könnte.

    Aber, ich habe genau so wenig die Garantie, dass ich den heutigen Tag überlebe. Deshalb setze ich etwas mehr auf die Wahrscheinlichkeit!;) Genau so, wie ich wahrscheinlich den heutigen und morgigen Tag überlebe, wird es wahrscheinlich auch irgendwie weitergehen, wenn es zu großen Krisen/Turbulenzen an den Märkten/Börsen/Banken/usw. kommt.

    Ich habe inzwischen fast 50 Jahre auf der Erde geschafft, da wird es doch die nächsten (hoffentlich nochmal 40-50 :/) Jahre weiterhin klappen. :D

  • Naja, das gute an den Deutschen ist: Die glauben dir fast alles.


    Wie legte man schon (fälschlich) Napoleon in den Mund:


    „Es gibt kein gutmütigeres, aber auch kein leichtgläubigeres Volk als das deutsche. Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden, die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgen sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde.”


    Erstaunlich, dass sich solche Dinge auch in 200 Jahren nicht ändern.

  • Vielen Dank für euren Input. Genau diese Gedankengegänge wollte ich diskutieren.



    Das Fazit ist für mich - eine 100%ige Sicherheit gibt es nicht. Ketzerisch formuliert "100% in Krypto" oder alles verprassen und Sachwerte anschaffen (diesen Satz bitte nicht allzu ernst nehmen).


    Die Frage ist nun: Wie kann man sein Vermögen bestmöglich schützen?

    Über möglichst viele Anlageklassen (Giro/Tages/Festgeld, Rentenversicherung, Aktien, Immobilien, Gold) streuen und bei größeren Beträgen in einer Anlageklasse dann nochmals die Anbieter diversifizieren?

    Die "garantierten" Beträge wie beispielsweise die Einlagensicherung i.H.v. 100.000€ nicht voll ausschöpfen, sondern pro Bankinstitut beispielsweise nur 50.000€ anlegen, falls die Grenze von 100.000€ bei der nächsten großen Krise nach unten korrigiert wird?

    So ist mein Verständnis eines nicht unrechtmäßigen Vorgangs, der unter diese Entschädigung fällt. Ferner dann eben auch unrechtmäßiges Handeln.

    Wie kann ich denn sicherstellen, dass der Prozess

    Geld an Bank -> Bank kauft Wertpapiere -> Bank deponiert Wertpapiere in meinem Depot

    abgeschlossen ist?

    Wenn ich den Abschluss dieses Prozesses verifizieren könnte, dann kann man die Orders ja stückeln und immer warten, bis die Papiere im Depot sind, bevor man den nächsten Betrag anweist.


    Wenn ich mich bei meinem Depotanbieter einlogge und dort Buchstaben und Zahlen wie "ETF x" "Anzahl 100" "Wert 100.000€" angezeigt werden - wie kann ich sicher sein, dass da nicht jemand einfach nur eine Anzeige programmiert hat, aber de facto befinden sich die Papiere gar nicht im Depot, sondern der Bankeigentümer macht sich mit der abgebuchten Kohle in 3 Tagen aus dem Staub...

    In der Familie sind wir mit Depots bei vier Anbietern, genauso haben wir zwei Girokonten mit angehängten Tagesgeldkonten ebenfalls bei mehreren Anbietern aus mehreren Sicherungssystemen. So oft habe ich keine Transaktionen > 22.222 €, da ich immer stückele.

    Gibt es eine Übersicht der verschiedenen Sicherungssysteme und welche Banken welchem Sicherungssystem angehören? Die Grundidee finde ich gut.

  • Wenn ich mich bei meinem Depotanbieter einlogge und dort Buchstaben und Zahlen wie "ETF x" "Anzahl 100" "Wert 100.000€" angezeigt werden - wie kann ich sicher sein, dass da nicht jemand einfach nur eine Anzeige programmiert hat, aber de facto befinden sich die Papiere gar nicht im Depot, sondern der Bankeigentümer macht sich mit der abgebuchten Kohle in 3 Tagen aus dem Staub...

    Kannst Du nicht. Deswegen würde ich nur einen Anbieter nehmen aus D mit entsprechender BaFin-Genehmigung und einiger Zeit am Markt und nicht irgendwas aus Zypern oder sonstwo her. Selbst dann kann man an eine unzuverlässige Klitsche wie TR geraten.

    Gibt es eine Übersicht der verschiedenen Sicherungssysteme und welche Banken welchem Sicherungssystem angehören?

    Das ist nicht so schwer. Es gibt je eine Sicherungseinrichtung der Sparkassen, der Genossen, der Privatbanken und der öffentlichen Banken. Da man bei den letzteren i.d.R. nicht Kunde ist kann man über die ersten drei streuen. Wenn man will dann noch eine oder mehrere ausländische Tochterbanken dazu (Niederlande, Österreich, Frankreich).


    Sehr empfehlenswert ist die Seite der BaFIn, nur bei vorhandener Gelassenheit konsumieren. BaFin - Sicherungssysteme für Kunden

  • Frage: Wie viele Schlösser, Sicherungshebel und Riegel hat eure Eingangstür?


    Hier wird ja so getan, als ob jede Woche eine bekannte europäische Bank seine Kunden abzockt und reihenweise Länder in die Pleite rutschen.


    Die echten "Gefahren" für unser Geld hat dagegen keiner auf dem Schirm.

  • Um das noch abzuschließen: Vielen Dank für die Antworten. Das hat mir sehr weitergeholfen und ich habe für mich selbst daraufhin einige Grundsatzentscheidungen getroffen. Z.B. die Einlagensicherung von 100.000 € nicht voll auszunutzen, sondern solange es mit vertretbarem Aufwand möglich ist nur 50.000 € bei einer Bank anzulegen. Und am besten verschiedene Sicherungssysteme nutzen. Was bei mir glücklicherweise schon der Fall ist, da ich noch ein Konto bei der Sparkasse habe, auch wenn ich dieses nicht aktiv nutze.


    Letztlich muss jeder für sich einen individuellen Kompromiss eingehen zwischen Diversifikation und Aufwand.


    :thumbup: