Hallo zusammen,
ich möchte in diesem Beitrag etwas Schwarzmalerei betreiben und einen Blick auf die verschiedenen Sicherungssysteme im Worst Case werfen.
1. Giro-, Tages- und Festgeldkonten in Deutschland - hier gehe ich davon aus, die Einlagensicherung bis 100.000 € greift und zur Not stützt der Staat deutsche Anleger.
2. Da Festgeld in Deutschland aktuell aus Zinssicht keinen Sinn macht: Festgeld im EU-Ausland mit Euro als Währung (um das Wechselkursrisiko auszuschließen). Z.B. Frankreich, Lettland, Malta.
2a. Dass die genannten Länder insolvent gehen, halte ich für unwahrscheinlich (vorher ist wohl erst Griechenland dran), aber was passiert, wenn beispielsweise die lettische Bank, bei der man 100.000 € in Festgeld angelegt hat, bankrott geht?
Ich erinnere mich an einen Fall in Island zur Zeiten der Finanzkrise, wo ausländische Investoren nicht mehr an ihr Geld kamen und der isländische Staat meines Wissens nur isländische Anleger entschädigt hat. Ich kann aber nicht beurteilen, ob dieser Fall mit meinem o.g. Szenario vergleichbar ist.
2b. Die ausländischen Banken arbeiten i.d.R. mit einem deutschen Bankenpartner zusammen (z.B. Sutor-Bank). Was wenn diese insolvent geht? Sollte vermutlich hinsichtlich der Anlage keine Relevanz haben, da die de facto kein Geld verwalten - nur Papierkrieg hat man ggf.
3. Das Verrechnungskonto meines Aktiendepots. Ich vermute hier greift genau der Fall wie 1.?
4. Und hier kommt auch der Titel des Themas her: Wie sicher ist mein Aktiendepot? Im Falle Insolvenz von:
4a. Broker (Scalable Capital, Trade Republic, Comdirect etc.)
4b. Depot-Bank (Comdirect, Baader Bank, Consorsbank etc.)
4c. ETF-Anbieter (Blackrock, Xtrackers etc.)
4d. Der Umbrella-Fonds, in den man mittels ETF investiert ist - ein Umbrella-Fonds umfasst ja eine ganze Zahl an ETFs
4e. Wertpapier-Verwahrstelle des ETFs (z.B. State Street Fund Services (Ireland) Limited)
(4f. Der Vollständigkeit halber: Einzelaktie - klar, Unternehmen pleite, dann Aktie wertlos, siehe Wirecard)
Üblicherweise liest man, dass Aktien, ETFs und Fonds sog. "Sondervermögen" sind, welche im Falle der Insolvenz der verwahrenden Parteien nicht in die Insolvenzmasse fällt. Das Depot mitsamt allen Wertpapieren wird dann zu einer anderen Depot-verwaltenden Bank umgezogen. Man kann ggf. zeitweise nicht an die Aktien/ETFs ran, aber das Investment ist nicht in Gefahr.
Meine Vermutungen:
4d. Der Fonds kann nicht pleite gehen, da er ja aus den Wertpapieren besteht. Er kann nur bei mangelnder Rentabilität aufgelöst werden, man bekommt sein investiertes Geld zurück und muss die Erträge in diesem Moment versteuern.
4c. Vermutlich ähnliches Resultat wie 4d. Kann auch bei Fusionen wie Amundi/Lyxor passieren, wenn ETFs verschmolzen werden.
4a. Vermögen liegt im Depot, man kann nur über den Broker nicht mehr an die Aktien ran oder neue kaufen. Lösung: (erzwungener) Depotübertrag, wie es ja auch bei einem Brokerwechsel durchgeführt werden kann.
4b. Depot wird mitsamt der verwahrten Wertpapieren umgezogen.
Was mich nun verunsichert ist die im Titel genannte Sicherungseinrichtung: https://de.wikipedia.org/wiki/…tpapierhandelsunternehmen
Die Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen (EdW) hat in Deutschland die Aufgabe, die Sicherung von Anlegern gegen den Verlust ihrer Ansprüche aus Geschäften mit Wertpapieren zu übernehmen. Die Einrichtung soll besonders die Ansprüche von Kleinanlegern sichern, abgedeckt werden daher zwar 90 % ausstehender Forderungen, aber maximal 20.000 Euro.
Wofür braucht man diese Entschädigungseinrichtung, wenn Aktien sowieso als Sondervermögen sicher sind? 20.000 € ist ja für viele auch nur ein sehr kleiner Teil des angelegten Kapitals. Geht es hierbei um andere Anlagemöglichkeiten wie Optionen, Zertifikate und was es noch alles gibt (diese Produkte habe ich nicht verstanden und möchte auch nicht damit handeln).
Langer Text, aber ich denke, das ist dann gewissermaßen ein Rundumschlag und es könnte auch andere interessieren. Gerade zu der EdW finde ich mit Internetsuche auch nichts, was für einen Zweck diese Einrichtung genau hat...
Danke schon mal und viele Grüße