Umgang mit bestehendem Riester

  • Hallo allerseits,


    meine Frau und ich haben uns vor etwas mehr als einem Jahr einen Riester-Vertrag (WWK Premium FörderRente protect) aufdrängen lassen – was, wie ich mittlerweile weiß, eine schlechte Entscheidung war (viel zu teuer, Anlage in aktivem Fond mit 1,8% Kosten etc.). Die Beratung seitens des Verkäufers war unterirdisch, de facto hat er uns nie über die Kosten des Produkts aufgeklärt (selbst das Kosteninformationsblatt haben wir erst am Tag des Vertragsabschlusses auf meine Nachfrage hin bekommen). Zum Thema Riester habe ich nun einiges gelesen, aber auch noch ein paar Fragen. Wenn diese Dinge irgendwo anders schon stehen und ich sie nur überlesen oder noch verstanden habe, dann entschuldigt das bitte.


    Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob sich Riester für uns lohnt. Meine Frau verdient ~30.000 brutto, ich rund ~52.000 brutto, wir sind bei knapp über 30 Jahre alt und haben keine Kinder, es sind aber welche geplant. Klar ist mir, dass wir aus den jetzigen Verträgen raus müssen. Unklar ist mir, ob ein anderer Vertrag rentabel ist. Für mich spricht neben den Zulagen und Steuervorteilen auch der Aspekt für Riester, dass die dort eingezahlten Beiträge sicher sind, auch wenn man z.B. aufgrund von Krankheit o.ä. in Hartz 4 landen sollte, das trifft z.B. auf privat besparte ETFs nicht zu.


    Der erste konkretere Punkt: Wenn ich es richtig verstehe, lohnt es sich nicht, mehr als 4% des Bruttolohns einzuzahlen, da nur dieser Anteil steuerlich abgesetzt werden kann. Meine Frau und ich zahlen jedoch beide den Höchstbetrag (160 €) ein, da wir laut Makler damit die maximale Förderung bekämen. Bei meinem Gehalt stimmt das wohl auch. Bei meiner Frau ist es demnach allerdings sinnlos, mehr als 85€ im Monat einzuzahlen (4% von 30.000 macht 1200 €, abzüglich der Förderung von 175€ durch 12 macht 85€). Verstehe ich das so richtig? Oder spielt die gemeinsame Veranlagung beider Ehepartner eine Rolle? Demnach waren dann auch die Abschlussgebühren viel zu hoch, da sich diese anteilig aus den zu erwartenden Gesamteinzahlungen errechnen.


    Zum Verfahren mit dem alten Vertrag habe ich noch ein paar Fragen:


    Ich kann den Vertrag ruhen lassen (beitragsfrei stellen). Im Produktinformationsblatt steht, dass „im Falle einer Beitragsfreistellung […] weiterhin die vorgesehenen Verwaltungskosten bis zu Beginn der Auszahlungsphase zu zahlen“ sind. Mir stellt sich nun die Frage: Muss ich diese Gebühren weiterhin extra bezahlen oder werden die aus dem bereits eingezahlten Kapital entnommen? Falls sie aus dem bereits eingezahlten Kapital kommen, wird der Vertrag im Minus landen und der Versicherer muss zum Rentenbeginn das Kapital garantieren (ich mache also (ohne Inflation) keinen Verlust, aber auch keinen Gewinn).


    Zweite Möglichkeit: Übertrag auf anderen Riester-Vertrag (falls ich einen ordentlichen finde). Muss ich in diesem Fall die noch nicht gezahlten Abschlussgebühren des bisherigen Vertrags dennoch bezahlen oder wir der derzeit ausgewiesene Betrag übernommen (den eingezahlten Betrag bekomme ich nicht als Übertrag, das ist mir bereits klar)?


    Oder ich kündige den Vertrag. Auch in diesem Fall verstehe ich etwas nicht: Bekomme ich das derzeit ausgewiesene Kapital ausgezahlt oder muss ich die (noch nicht gezahlten) Abschlussgebühren dennoch bezahlen? In der letzten Standmitteilung steht unter „derzeitige Leistung bei Kündigung“ ein Betrag von rund 1350€, bei bisher eingezahlten 1925 € wäre der Verlust also bei ~575 € pro Vertrag – ist das so korrekt, oder spielen an dieser Stelle die noch lange nicht abbezahlten Abschlussgebühren eine Rolle?


    Ich würde mich freuen, wenn die ein oder anderer meiner Fragen beantwortet werden könnte :)

  • Hallo,


    viel einzuzahlen kann bei hoher Steuerlast Sinn machen, aber auch dann muss der Vertrag eine akzeptable Kostenquote haben.


    Bei Ruhendstellung greift die Garantie, aber die ist nicht gegen die Inflation abgesichert.

    Das Alternativ-Szenario wäre die förderschädliche Kündigung und Eigenanlage der Auszahlungssumme. Bei entsprechendem Anlageerfolge kann das die sinnvollere Variante sein.

  • Ein paar Antworten.


    Es macht für deine Frau keinen Sinn mehr als 85 Euro einzuzahlen. Der Verkäufer des Riesters wirtschaftet bei 160 Euro in die eigene Tasche.


    Wenn du beitragsfrei stellst, zieht die Versicherung weiter Verwaltungskosten aus dem Vertrag. Allerdings muss sie Einzahlungen und Zulagen garantieren. Du musst die Verwaltungskosten nicht selbst überweisen, sie werden dem Riestervermögen belastet.


    Da der Wert der Versicherung gering ist, würdest du bei weniger als ca. 30 Euro Rente eine Kapitalabfindung und keine Rente erhalten.


    Wenn man keine Kinder (am besten mehrere) hat, lohnt sich Riester nie. Solange man keine hat, braucht man keinen Riester.


    Es ist richtig, dass Riester Hartz4 sicher ist. Allerdings zahlt man eben auch in ein Produkt mit geringer Rendite ein. Bis ich H4 abhängig bin, müssen so viele schlimme Dinge passieren dass es dann auf paar Tausend euro Riestervermögen auch nicht mehr ankommt. Daher plane ich nicht mit dem super Gau und investiere lieber in den MSCI World.

  • Ohne Kinder ist die Steuerkomponente günstiger.

    Einzuzahlen sind 2.100 EUR abzgl. Zulage pro Person. Auf keinen Fall mehr.


    Ob der Vertrag etwas taugt, kann ich nicht beurteilen.

    Stark aktienbasiert sollte er sein, bei einer akzeptablen Kostenquote.


    Würde mal die Produktinformationen querchecken mit dem DWS, der hier empfohlen wird.

    Lass keinen zwischen Dich und Dein Geld.

  • Wenn man keine Kinder (am besten mehrere) hat, lohnt sich Riester nie. Solange man keine hat, braucht man keinen Riester.

    Der Freundliche verkauft das so. Ist aber nicht richtig. Finde die Steuerkomponente nicht so schlecht, wenn der Riestervertrag gut ist und die Kosten niedrig sind. Dann zur Entschuldung einer selbstgenutzen Immo die Kohle voll abziehen und die Rente verhindern.


    Wo bekommt man rd 1.000 EUR staatliche Förderung pro Person? Bei der WohnBau nicht und bei VL auch nicht.


    Das Problem ist, einen guten Riestervertrag zu finden.

    Lass keinen zwischen Dich und Dein Geld.

  • derruediger


    Wer ist nochmal "der Freundliche"? Sorry, ernst gemeinte Frage, ich kann das grad nicht einordnen. ^^


    Die Steuerkomponente ist kein Steuererlass sondern eine Steuerstundung, die davon lebt, dass ich heute viel (42%,45%) zahle und später wenig (<30%, besser 20%). Die Differenz ist der echte Vorteil aus dem Riester. So wird der Steuervorteil auch gerne verkauft, nur dass dem Kunden weiss gemacht wird er zahlt sicher ein Leben lang 42% und ab der Rente 15%. In der Realität zahlen Riestersparer aber gar nicht so viel Steuern heute. Meine Frau und ich mit etwas >100k Euro Jahreseinkommen und Ehegattensplitting zb ca 30% heute. Und ich glaube nicht, dass wir im alter nahe 20% zahlen. Macht in Summe einen "echten" Vorteil von <10% auf Einzahlungen von ein paar Hundert Euro.

    Das Problem ist, einen guten Riestervertrag zu finden.

    Das ist der Knackpunkt. Sag mir wer heutzutage einen genialen Riestervertrag anbietet. Fairriester ist es nicht. ;)

  • Zudem erhöht die Riesterrente indirekt auch die Versteuerung der gesetzlichen Rente da die Riesterrente und die gesetzliche Rente addiert werden.

    Dadurch steigt das zu versteuernde Einkommen, der persönlichen Steuersatz steigt und es bleibt indirekt weniger netto von der gesetzlichen Rente.


    Dadurch wird die Rendite der Riesterrente nochmals geschmälert da man die zusätzlich gezahlten Steuern auf die gesetzliche Rente gegen rechnen muss.

    Das sind keine Unsummen, aber sollte man im Kopf haben

  • Bei 100k zvE liegt der Grenzsteuersatz bei etwa 38%.

    Ja, aber wir haben 3 Kinder und einiges abzusetzen, nicht nur den Riester.

  • Saidi hat in mehreren Podcast das sehr knapp zusammengefaßt, z.B. hier alles knapp zu Riester:


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