BU ohne Gesundheitsfragen

  • Hallo liebe community,

    seit einigen Monaten gibt es nun tatsächlich einen Anbieter, der ohne Gesundheitsfragen ein BU-Produkt anbietet.

    Der Anbieter heißt unubu und dahinter steht anscheinend die Versicherungskontor Wolf & Haase GmbH, die in Kooperation mit der IKK Innovationskasse eine Absicherung über einen Kollektivvertrag anbietet.

    Hat jemand hier schon Erfahrung mit diesem Anbieter gemacht bzw. einen Vertrag abgeschlossen?

    Es wäre toll, wenn die Experten von Finanztip das Angebot des Anbieters prüfen könnten, sodass sich vielleicht dann auch eine Empfehlung in dem Beitrag zur Berufsunfähigkeitsversicherung ergibt. Immerhin gibt es viele Menschen, die aufgrund von Vorerkrankungen keine BU abschließen können. Für diese Leute wäre unubu möglicherweise eine gute Alternative.

    Bei der BU von unubu sind 75% des Bruttoeinkommens abgesichert und im Leistungsfall gibt es 10 Jahre lang eine BU-Rente + nach den 10 Jahren eine Einmalauszahlung, die weiteren 10 Jahren entspricht. Also hätte man eine Absicherung von 20 Jahren, was bei der durchschnittlichen BU-Dauer von 6 Jahren ja mehr als genug ist. Das einzige Manko scheint zu sein, dass es die ersten 6 Monate kein Geld gibt. Hier müsste man also theoretisch über eine Krankentagegeldversicherung nachdenken, falls das Krankengeld nicht ausreicht.

    Der monatliche Tarif ist mein Augen auch sehr fair. Wer 30 Jahre alt ist und einen Bürojob ausübt, der muss für eine BU-Rente von 2200 € gerade einmal ca. 20 € pro Monat in den ersten Jahren zahlen. Es steigt dann immer ein wenig von Jahr zu Jahr. Voraussetzung für den Abschluss der Versicherung ist übrigens eine Mitgliedschaft bei der IKK Innovationskasse.

    Summa summarum finde ich persönlich das Angebot von unubu (insbesondere für Menschen mit starken Vorerkrankungen) nicht schlecht. Was meint ihr dazu?

  • Noch eine kleine Ergänzung:

    Habe mir das Produkt nun noch etwas genauer angeschaut und ganz ohne Fragen zur Gesundheit ist es wohl nicht. Es werden zwar keine Gesundheitsfragen im engeren Sinne gestellt, aber immerhin 5 Fragen zu "gefahrerheblichen Umständen".



    Ganz ohne Fragen kommt der Versicherer also nicht aus.

  • Unubu habe ich bislang nur mal kurz überflogen. Es ähnelt einer normalen Berufsunfähigkeitsrente, hat aber soweit ich das in Kürze überblicke einige Einschränkungen, z.B.:

    • Geht nur für IKK Versicherte (die mit 1,3% mehr Zusatzbeitrag zahlen als andere). Die Unubu-Kosten können dann aber per Bonus refinanziert werden.
    • Engerer BU Begriff - das müsste man mal genauer in den Bedingungen nachlesen.
    • Unubu ist eine Schadensversicherung und nicht wie eine BU eine Summenversicherung, d.h. bei Bezug einer Rente werden andere Einkünfte angerechnet.
    • Vertragslaufzeit immer 5 Jahre mit Verlängerung zu dem dann höheren (=teureren) Eintrittsalter.
    • Max. Leistung 10 Jahre + ggf. Einmalzahlung von 10 Jahresrenten.
    • Versicherer ist Lloyd's of Brussel - also außerhalb des deutschen VAG.

    Zaubern kann niemand. Es gibt immer ein Risiko, das versichert wird, dessen durchschnittliche Eintrittswahrscheinlichkeit, die Kosten des Produkts, des Vertriebs, den Gewinn der Gesellschaft etc. Wenn keine Risikoselektion über eine Gesundheitsprüfung erfolgt, dann muss so ein Produkt zwangsläufig mehr kosten oder weniger leisten.


    Hilft das? Dann freue ich mich über eine Rückmeldung über den grünen Smiley-Button unten rechts. :)

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

    • Vertragslaufzeit immer 5 Jahre mit Verlängerung zu dem dann höheren (=teureren) Eintrittsalter.

    Verstehe ich es richtig, dass damit auch folgendes Szenario möglich ist:

    Man versichert sich jetzt, als (relativ) junger Mensch für 5 Jahre. Das BU-Risiko für die nächsten 5 Jahre ist - selbst mit einschlägigen Vorerkrankungen - gering. In 5 (und 10, 15...) Jahren muss man die BU quasi neu abschließen, zu höheren Preisen. Leider, leider fällt dem Versicherer in vier oder neun Jahren auf, dass der Tarif sich nicht trägt, weshalb man - leider, leider - die Preise deutlich anheben muss. Da der Versicherte dann jedoch 5 oder 10 Jahre älter ist, sind andere BU-Versicherungen ebenfalls drastisch teurer oder nehmen einen aufgrund Vorerkrankungen nicht mehr, weshalb man dann quasi bei Unubu "gefangen" ist und deren Preise akzeptieren muss?


    Immer vorausgesetzt, man bekomme jetzt bei anderen Versicherern überhaupt eine BU - ansonsten ist das natürlich viel besser als nichts.

  • Nette Analyse des Angebots. Mehr Fallstricke als gedacht. :thumbup:

    Na ja, finde jetzt ehrlich gesagt nicht, dass es so viele Fallstricke sind.
    Dafür, dass quasi die Gesundheitsfragen fast vollständig wegfallen ist das ein richtig gutes Angebot.

    Für Leute wie mich, die aufgrund zahlreicher Vorerkrankungen in 1000 Jahren keine BU bekommen werden, ist dieses Angebot quasi ein 6er im Lotto und schlägt alle Alternativen (dread disease, Erwerbsunfähigkeitsversicherung, Grundfähigkeitsversicherung) bei Weitem.

    20 € im Monat ist in meinen Augen ein überragend billiger Preis für eine BU-Rente von 2200€.

    Und ob es wirklich so sein wird, dass der Versicherer in einigen Jahren die Preise deutlich anhebt, das können wir nicht voraussagen. Ich halte dieses Produkt jedenfalls für die momentan beste Alternative für Menschen mit schweren Vorerkrankungen und die Idee des Kollektivvertrags ist ja nun auch keine Weltneuheit. Gibt es ja bei der bAV schon seit Jahren.

    LG
    Casper

  • Hier noch die Analyse von Bastian Kunkel von "Versicherungen mit Kopf"

    "Wir finden, dass unubu die wichtigsten Kriterien einer Berufsunfähigkeitsversicherung erfüllt und daher eine gute Alternative für die im nächsten Abschnitt genannten Zielgruppen darstellt."

    https://www.versicherungenmitk…ng-ohne-gesundheitsfragen


    Es ist sicherlich nicht für jeden etwas, aber für manche Gruppen sicherlich sehr attraktiv.

    Er geht in seiner Analyse auch auf den BU-Begriff ein und meint, dass es sich hierbei um die internationale Definition handelt.

  • Verstehe ich es richtig, dass damit auch folgendes Szenario möglich ist:

    Man versichert sich jetzt, als (relativ) junger Mensch für 5 Jahre. Das BU-Risiko für die nächsten 5 Jahre ist - selbst mit einschlägigen Vorerkrankungen - gering. In 5 (und 10, 15...) Jahren muss man die BU quasi neu abschließen, zu höheren Preisen. Leider, leider fällt dem Versicherer in vier oder neun Jahren auf, dass der Tarif sich nicht trägt, weshalb man - leider, leider - die Preise deutlich anheben muss. Da der Versicherte dann jedoch 5 oder 10 Jahre älter ist, sind andere BU-Versicherungen ebenfalls drastisch teurer oder nehmen einen aufgrund Vorerkrankungen nicht mehr, weshalb man dann quasi bei Unubu "gefangen" ist und deren Preise akzeptieren muss?


    Immer vorausgesetzt, man bekomme jetzt bei anderen Versicherern überhaupt eine BU - ansonsten ist das natürlich viel besser als nichts.

    Dieses Risiko sehe ich auch. Für jemand, der sonst keine BU bzw. alternative Absicherungsformen bekommt (gibt ja auch einige Sonderaktionen mit reduzierten Gesundheitsfragen), mag unubu eine Option sein.

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  • "Kauf 5, nimm 4!", denn da der Vertrag jeweils auf 5 Jahre begrenzt ist, das letzte davon du aufgrund der Gesundheitsfragen ziemlich fit bleiben musst.

    Ich bin kein Experte, aber vermute mal dass die häufigsten BU-Fälle frühzeitige Signale, dass öfters mit diesen Fragen abgedeckt werden könnten, wodurch mehr als einige mir ist fraglich, inwieweit solche Versicherung sich lohnen, eine Illusion von Schutz.

  • "Kauf 5, nimm 4!", denn da der Vertrag jeweils auf 5 Jahre begrenzt ist, das letzte davon du aufgrund der Gesundheitsfragen ziemlich fit bleiben musst.

    Ich bin kein Experte, aber vermute mal dass die häufigsten BU-Fälle frühzeitige Signale, dass öfters mit diesen Fragen abgedeckt werden könnten, wodurch mehr als einige mir ist fraglich, inwieweit solche Versicherung sich lohnen, eine Illusion von Schutz.

    Ich möchte jetzt hier nicht den Apologeten von unubu spielen, aber sind 5 Jahre Schutz nicht besser als 0 ?

    Vor allem wenn man bedenkt, dass die Karenzzeit von vielen kritischen Gesundheitsfragen bei "richtigen" BUs genau diese 5 Jahre beträgt (z.B. Psychotherapie). So hätte man wenigstens eine Möglichkeit für diese 5 Jahre abgesichert zu sein, falls der Versicherungsfall doch eintreten sollte. Und wenn man innerhalb dieser 5 Jahren keine großen medizinischen Behandlungen hatte, dann kann man immernoch eine "richtige" BU abschließen.

    Außerdem wenn wir uns mal die "Gefährdungsfragen" anschauen, die unubu vor Vertragsabschluss stellt, dann sind von diesen 5 Fragen eigentlich nur 4 auf die Gesundheit bezogen. Und von diesen 4 ist es eigentlich nur eine einzige, die wirklich kritisch ist. Nämlich die mit den 20 Tagen Krankschreibung. Alle anderen sind ziemlich ungenau bzw. mehr oder weniger leicht zu umgehen.

    Wenn man das mit den 20 AU-Tagen weiß, könnte man im letzten Jahr der Versicherung vielleicht ein bisschen ein Auge darauf haben und dies auch mit dem behandelnden Arzt kommunizieren, sodass die 20 AU-Tage in Folge umgangen werden. In meinem Betrieb arbeiten z.B. einige Leute, die von der Anzahl ihrer gesamten AU-Tage im Jahr auf das Krankengeld zusteuern (also an der 42 kratzen), obwohl sie nie 20 Tage am Stück krankgeschrieben waren.

    Ich finde, wir sollten dieses Produkt nicht schlechter reden als es ist und stattdessen froh sein, dass es nun diese Option gibt. Bin auch sehr gespannt, ob andere Anbieter nachziehen werden bzw. wie sich der Markt der BUs in Zukunft entwickeln wird.

    Wie Herr Schlemann schon sagte: "Zaubern kann niemand"


    LG
    Casper

  • Ich möchte jetzt hier nicht den Apologeten von unubu spielen, aber sind 5 Jahre Schutz nicht besser als 0 ?

    Wichtig für mich ist, langfristig versichert werden zu können (BU tritt idR nicht mit 35 ein) für einen bezahlbaren Preis (und zwar fürs ganze Berufsleben) und nicht Jahrzentenlange zu zahlen, um am Ende Im Regen zu stehen.

    Vielleicht sind die Fragen nicht so schlecht wie ich am Anfang mir dachte, aber immerhin sehe ich viel Potenzial, dass man die Versicherung nicht bis zum Alter führen kann, und das würde mich ärgern, denn man verlässt sich auf so eine Versicherung, wenn man eine bekommen kann, deswegen finde ich, dass Vorsicht geboten ist.

    Apropos, meine Frau kriegt auch keine normale BU, weswegen ich diese auch mir genauer anschauen werde, aber immer mit einer sehr kritischen Auge.

    Diese BU, wie alle andere Arte von Versicherungen, die ich suboptimal finde, kann empfehlenswert sein, wenn man die Fallstricke genau kennt und versteht, und trotzdem das Risiko für den Preis versichern will. Es ist ein bisschen wie spekulieren: es ist OK zu spekulieren, wenn man wirklich bereit ist, alles zu verlieren, und wenn man sich damit gut auskennt. Ansonsten Festgeld oder Matratze.

  • Wichtig für mich ist, langfristig versichert werden zu können (BU tritt idR nicht mit 35 ein) für einen bezahlbaren Preis (und zwar fürs ganze Berufsleben) und nicht Jahrzentenlange zu zahlen, um am Ende Im Regen zu stehen.

    Das stimme ich dir 100% zu!

    Ein langfristiges Versicherungsverhältnis sollte auf jeden Fall Priorität haben, weshalb unubu in meinen Augen nur ein Notnagel ist, den man benutzen kann um die Karenzzeit von 5 Jahren bei vielen Gesundheitsfragen zu überbrücken, um dann nach 5 Jahren einen neuen Versuch mit einer richtigen BU zu starten.

    Für einen gesunden Menschen ist dieses Produkt wohl eher ungeeignet.

    EDIT: Da die Kündigungsfrist bei unubu laut Police nur einen Monat beträgt, sollte eine schnelle Auflösung des Vertrags auch kein Problem darstellen, falls man bereits vor Ablauf der 5 Jahren gesundheitlich bereit wäre eine richtige BU abzuschließen.

    LG
    Casper

  • Hello,

    ich dachte mir es ist vielleicht noch sinnvoll, die Liste mit den Leistungsausschlüssen zu posten. Dies ist insbesondere für Menschen mit Geschlechtskrankheiten oder einer HIV-Infektion relevant, da diese Vorerkrankungen nicht mitversichert sind. Auch Flugsportaktivitäten sind ausgeschlossen (was einige andere Anbieter meines Wissens nach absichern).
    Diese zwei Punkte scheinen mir jedenfalls nicht ganz unwichtig zu sein. Der Rest ist eher "Standard".


  • Also Punkt 8 finde ich problematisch. Was ist nahezu zwangsläufig und was ist durchschnittlich vernünftig denkend? Das klingt für mich nach einem Freibrief für die Versicherung

    Ich meine mich zu erinnern, dass in meiner früheren Unfallversicherung auch eine solche Klausel enthalten war, weshalb ich die Klausel unter "Standard" verbucht habe.

    Gibt es möglicherweise schon Gerichtsurteile zu derartigen Klauseln?

    Kenne mich da aber leider nicht gut genug aus und habe eben durch Internetsuche lediglich die website eines Versicherungsmaklers (website nenne ich hier nicht) gefunden, auf der jemand folgende Frage zu der BU von Unubu gestellt hat:

    "Es gibt den Ausschluss für die bewusste Exponierung einer versichterten Person in eine außergewöhnliche Gefahr. Stellt schnelles Fahren auf der Autobahn ein solches Risiko dar?"

    Antwort des Maklers: "Nein."

    Schade, dass der Makler hier keine detailreichere Antwort verfasst hat :S

    Ich könnte mir vorstellen, dass es bei dieser Klausel vor allem um risikoreiche Freizeitaktivitäten geht, bei denen auch eine gewisse Fahrlässigkeit hinzukommt (z.B. Skifahren abseits der Piste? ;)).

    Aber vielleicht gibt es hier im Forum jemanden, der mehr zu diesem Thema weiß.


    LG
    Casper

  • Punkt 8 ist zwar schon relativ eng formuliert ("nahezu zwangsläufig"), was davon wirklich umfasst ist, wird man mit letzter Sicherheit aber erst nach einigen klärenden obergerichtlichen Entscheidungen wissen. Normales Autofahren im Rahmen der StVO sollte aber auch aus meiner Sicht nicht darunter fallen.


    Bei diesem Produkt ist ja vorprogrammiert, dass Vorerkrankte häufiger berufsunfähig werden. Wenn die Schäden dann - wie zu erwarten - überhand nehmen, geben solche unscharfen Generalklauseln dem Versicherer die Möglichkeit, sich erst mal geschickt aus der Affäre zu ziehen. Nur ein kleiner Teil der abgewimmelten Versicherten klagt, dann hat sich die Strategie "gelohnt". Daher würde ich immer zu Lösungen mit möglichst klar gefassten Versicherungsbedingungen raten, die keinen bzw. wenig Spielraum für Ausreden lassen.

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
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