Memory Express Zertifikat Bankgewinn berechnen

  • Hallo,


    ich bin leider wohl der Sparkasse auf den Leim gegangen, da ich mir ein Memory-Express-Zertifikat auf VW andrehen habe lassen (https://www.boerse-frankfurt.d…at-plus-auf-volkswagen-vz). Jetzt möchte ich auch genau wissen was für einen Reibach die Bank macht.


    In so einem Zertifikat ist eine Put-Option drin, die ich als Käufer übernommen habe, dafür bekomme ich dann Zinszahlungen als Prämie (wenn alles gut läuft).

    Die Bank hat den Put weiterverkauft und somit erstmal Geld eingestrichen.

    Den fairen Preis berechnet man mit dem Black-Scholes-Model. Gibt es online: https://goodcalculators.com/black-scholes-calculator.


    Spot Price (Ausgabepreis): 211,49 Euro, Strike Price 137,47, Laufzeit: 6 Jahre, Volatilität: 74,21 (5 Jahre), Risikoloserzinssatz: 2% (optimistisch), Dividend Yield: 2,4 (Durchschnitt Dividende letzte 5 Jahre).

    Das eingesetzt ergibt 68.03 als Preis für die Put-Option. Bei Anlage von 1000 Euro hat die Bank dann 1000/211,49 * 68,03 = 321,67 Euro auf ihrer Seite.


    Der schlimmste Fall tritt ein, wenn die Bank am Ende der Laufzeit 6 Zinszahlungen in Höhe von 4% leisten muß, also 240 Euro. Also sind das in jedem Fall 321,67 - 240 = 81,67 für die Bank.


    In meiner Betrachtungsweise ist das ziemlich übel, denn die Zinszahlungen müßten im Erwartungswert die 321,67 aufwiegen.

    Aber nicht mal der Best-Case meinerseits erreicht das. Über Kosten reden wir nicht.


    Jetzt wäre es schön, wenn das jemand Gegenchecken könnte. Ist das Geschäft wirklich so mies?


    Grüße Dandelin

    .

  • Mal von Deiner leicht masochistischen Berechnung abgesehen, kannst Du die Dinger nicht schleunigst verkaufen? Der Geld-Kurs liegt ja bei gut 963 EUR, wenn Du 1000 EUR bezahlt hast, halten sich die Verluste ja noch in Grenzen?

  • Ihr könntet Recht haben, aber man lebt nicht allein. Nehmen wir an ich habe eine Bekannten und dessen Frau hat sich Memory-Express-Zertifikate verkaufen lassen. Vom Berater ihres Vertrauens, der auch ihren Vater schon "erfolgreich" beraten hat. Dann muss man mit Fakten kommen. Naja, ist nicht ganz einfach rüberzubekommen.... Für meinen Bekannten natürlich ;)

  • Übrigens kann man noch weiter denken:

    Die Bank muß in Jahr 5 die Zinszahlungen leisten. Da das Ding Memory hat muss sie jetzt 5 * 40 = 200 Euro rüberschicken. Sie muss mich aber quasi laut Vertrag von meinem Put befreien.

    Kein Problem sie kauft denselben wie oben, nun sind aber 5 Jahre Vergangen und die Laufzeit ist nur 1 Jahre. Kosten sind dann laut Black-Scholes 20.80 euro. Sollten jetzt im 6. Jahr Aktien für den vorherigen Put angeliefert werden, können sie zum Put mit kürzerer Laufzeit rübergereicht werden. Also Kosten 220.8 Euro damit 321,67 - 200 + (1000/211)*20,8 = 23.09 an die Bank.


    Kann man für jedes Jahr dann berechnen:


    1 Jahr: -16.38

    2. Jahr: -25,29

    3. Jahr: -25,15

    4. Jahr: -12,73

    5. Jahr: 23,09


    Dies hieße, dass die Bank leichtes Minus vor Kosten machen kann. Ist da meine Vorgehensweise passend?


    Sorry, wenn ich mich da reinknie. Vielleicht bin ich hier falsch, aber das Forum der ehrlichen Investmentbanker konnte ich nicht finden.

  • Dann muss man mit Fakten kommen...

    Bei deinem Bänker musst du gar nix. Ein einfachen "Will ich nicht (mehr)!" reicht völlig aus. Sollte es in die Richtung von Argumenationen (seitns des Bänkers) kommen, reichen folgende Fragen:


    * Was tun sie hauptberuflich?

    * Wieviele Jahre haben Sie Erfahrungen mit xyz gesammelt? - Ist die Antwort 2-stellig, dann geht's weiter... mit der nächsten Frage: "Und weshalb müssen Sie dann noch hier arbeiten?"

    Auch gut und aufschlussreich ist diese Frage...

    * Wie hoch ist Ihr Nettovermögen?




    Und auch bei deiner bzw. deinem Bekannten musst du auch nix... es ist deren Geld und damit dürfen sie tun, wass immer sie wollen.

  • Nochmal alles in richtig

    Put den die Bank für in 6 Jahren rausgibt: $75.56

    1 Zertifikat hat Bezugsverhältnis 7,2743, also 7,2743 * 75.56 = 549,64 für die Bank.


    Falls Startkurs überschritten wird im Jahr:

    1. Jahr: 559,64 - 40 - (7,2743 * 68.88) = 8,59

    2. Jahr: 559,64 - 80 - (7,2743 * 60.81) = 37,28

    3. Jahr. 559,64 - 120 - (7,2743 * 50.9) = 69,37

    4.Jahr: 559,64 - 160 - (7,2743 * 38.32) = 120,88

    5. Jahr: 559,64 - 200 - (7,2743 * 21.38) = 204,11

    6. Jahr: 559,64 - 240 - (7,2743 * 0) = 319,64


    Fall die Barriere am End nicht unterschritten wird, der Startkurs aber nicht gibt es Geld zurück und die Bank behält die 549,64. Ebenso bei unterschreiten der Barrier (aber ich krieg die Aktien eingepflegt).

    Nicht schlecht für die Bank. Die Risikoprämie ist also zu keinem Zeitpunkt gerechtfertigt.

  • Ich prognostiziere mal: Mit der undurchsichtigen Rechnung wirst Du Deine Freundin nicht zum Verkauf bewegen ;). Ob das Produkt was taugt oder nicht muss man doch aus der Perspektive des Investors betrachten. Stell doch mal das maximale Upside dem maximalen Downside gegenüber. Beim klassischen Aktien-Investment sagt man ja gerne “Man kann nur 100% verlieren, aber viele 1000% gewinnen” ^^. Bei diesen Zertifikaten ist es eher so, dass man nur 20% gewinnen aber 100% verlieren kann, oder? Warum sollte man so eine Konstruktion haben wollen?