Voltera Gas: Trotz 12-monatiger Preisgarantie: 50% Preiserhöhung 3 Wochen nach Vertragsabschluss

  • Die Italiener nehmen das Geld aus dem Corona-Fonds und finanzieren den Bürgern mit 110% den Einbau von Heizungsanlagen. Bei uns ist man über 20% Förderung froh, aber auch nur, wenn ein teurer zertifizierter Fachbetrieb tätig wird.


    Welches Volk ist dümmer?

  • Welches Volk ist dümmer?

    Die Deutschen die den Fonds zahlen. Ansonsten die Italiener da die Heizungsanlage nur die halbe Miete bei den Kosten ist. Und mit gut gemeint statt gut gemacht kann man vom Regen in die Traufe kommen. Eine Ölheizung lässt sich in der Regel ohne weitere Maßnahmen nur durch Gas oder Pellets ersetzen. Grund ist zum einen die schlechte bis mittelmäßige Isolierung vieler Altbauten und zum anderen die hohe Vorlauftemperatur die man mit Heizkörpern braucht. Damit eine Wärmepumpe effizient läuft braucht man Fußbodenheizung mit engem Verlegeabstand (enger als bei FBH die auf Gas konzipiert wurde) sowie gute Dämmung. Einfach eine Luft-Wasser-Wärmepumpe in den Altbau treibt den Teufel Gaspreis durch den Belzebub Strompreis aus. Letzterer wird übrigens nicht besser werden solange wir weiterhin auf nicht regelbare Energieerzeugung setzen und die Schwankungen mit Gaskraftwerken ausgleichen. Wir erleben gerade einen klassischen Fall von "wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass".


    PS: natürlich kommen hier noch Sondereffekte dazu wie dass die Russen aktuell nicht mehr Gas liefern werden als vereinbart da erstens Nordstream immer noch nicht läuft und zweitens viele Lieferverträge mit einer gewissen Verzögerung spotmarktindexiert sind. Den Gaspreis noch eine Weile hoch zu halten kann bei diesen Verträgen also richtig viel Geld für die Zukunft bringen...Das Grundproblem ist aber dass wir uns selbst in diese Lage gebracht haben indem man als "Vorreiter" den zweiten und dritten Schritt vor dem ersten macht.

  • Naja, vor einiger Zeit stand in der Welt ein Artikel von Don Alphonso, nach dem aufgrund dieser Förderung fast alle bislang unverkäuflichen alten Stadtvillen vom Markt weggekauft wurden.


    Diese Villen waren spottbillig, weil keine Heizung eingebaut war und zudem auch bei der Dämmung und den Fenstern entsprechende energetische Sanierungen notwendig waren. Nun kommt die italienische Regierung und gibt dir 110% dazu, wenn du die billige Villa kaufst und eine Heizung nebst Dämmung und neuer Fenster einbaust (beides wird ebenfalls gefördert).


    Und das alles aus dem Topf, den wir Deutschen unter anderem mit unserer tollen CO2-Abgabe so schön befüllen. :(


    Wenn es Medaillen für Dummheit geben würde, dann dürften wir uns 2 mal anstellen.

  • Das mag durchaus stimmen. Allerdings ist die Erhöhung der Beschaffungspreise das Risiko des Gaslieferanten, wenn er mit seinem Kunden eine Preisgarantie vereinbart hat. Wofür sollte der Kunde eine Preisgarantie (zu normalerweise höheren Kosten) vereinbaren, wenn der Lieferant sie nach Belieben außer Kraft setzen kann?

    Da hast du natürlich recht. Meine Aussagen beziehen sich eher auf das was noch kommt. Sofern man Bestandsveträge bei privaten Billiganbietern hat, muss man halt damit rechnen, dass diese pleite gehen und nicht mehr beliefern oder aber zunächst versuchen die Preise zu erhöhen. Bei einem Stadtwerk mit kommunaler Beteiligung ist man wahrscheinlich besser aufgehoben

  • Die Deutschen die den Fonds zahlen. Ansonsten die Italiener da die Heizungsanlage nur die halbe Miete bei den Kosten ist. Und mit gut gemeint statt gut gemacht kann man vom Regen in die Traufe kommen. Eine Ölheizung lässt sich in der Regel ohne weitere Maßnahmen nur durch Gas oder Pellets ersetzen. Grund ist zum einen die schlechte bis mittelmäßige Isolierung vieler Altbauten und zum anderen die hohe Vorlauftemperatur die man mit Heizkörpern braucht. Damit eine Wärmepumpe effizient läuft braucht man Fußbodenheizung mit engem Verlegeabstand (enger als bei FBH die auf Gas konzipiert wurde) sowie gute Dämmung. Einfach eine Luft-Wasser-Wärmepumpe in den Altbau treibt den Teufel Gaspreis durch den Belzebub Strompreis aus. Letzterer wird übrigens nicht besser werden solange wir weiterhin auf nicht regelbare Energieerzeugung setzen und die Schwankungen mit Gaskraftwerken ausgleichen. Wir erleben gerade einen klassischen Fall von "wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass".


    PS: natürlich kommen hier noch Sondereffekte dazu wie dass die Russen aktuell nicht mehr Gas liefern werden als vereinbart da erstens Nordstream immer noch nicht läuft und zweitens viele Lieferverträge mit einer gewissen Verzögerung spotmarktindexiert sind. Den Gaspreis noch eine Weile hoch zu halten kann bei diesen Verträgen also richtig viel Geld für die Zukunft bringen...Das Grundproblem ist aber dass wir uns selbst in diese Lage gebracht haben indem man als "Vorreiter" den zweiten und dritten Schritt vor dem ersten macht.

    Es gibt nur wenig hinzuzufügen.

  • Bei einem Stadtwerk mit kommunaler Beteiligung ist man wahrscheinlich besser aufgehoben

    Ja, das ist anzunehmen.

    Man könnte noch hinterfragen, ob man auf lange Sicht nicht trotzdem besser fährt, wenn man immer den billigsten Billiganbieter nimmt und der dann einmal in 20 Jahren (z.B. jetzt) pleite geht.

  • Die Situation an den Gasmärkten ist historisch einmalig.

    ...

    Ich arbeite übrigens bei einem Energieversorger.

    Interessant!

    Wenn ich mir die Gaspreisentwicklung so ansehe, waren die Preise 2007-2008 sogar deutlich höher als aktuell. Ob man da dann von einmalig sprechen sollte? :/

    Kann es nicht auch daran liegen, dass sich einzelne Anbieter schlichtweg verzockt haben und in Ihren Kalkulationen zu sehr auf den kurzfristigen Preis am Spotmarkt verlassen haben? :/

  • Ich könnte brechen, wenn ich höre, dass unsere Regierung (auch die baldige neue Regierung) ein Eingreifen derzeit nicht für notwendig hält.


    In Frankreich, Spanien, Italien wären die Leute schon längst auf der Straße.

    Die Energiepreise sind auch in anderen Ländern stark gestiegen. Bisher hört man wenig davon, dass es deshalb dort Demonstrationen geben würde (Wogegen auch? Gegen den Weltmarkt?). Und das, obwohl Gas in den drei genannten Länder bereits vor dem aktuellen Anstieg mehr gekostet hat als in Deutschland (https://de.statista.com/statis…shalte-in-europa-in-2007/).


    Interessant ist auch, zu beobachten, wer zwar jahrelang staatliche Markteingriffe verteufelt hat, jetzt aber nach dem Staat ruft, kaum geht es um den eigenen Geldbeuten (bzw. den der eigenen Wähler). In den letzten Jahren scheinen sie viele Leute daran gewöhnt zu haben, dass Energiepreise (zumindest inflationsbereinigt) nicht steigen, dabei war eigentlich immer klar, dass das kein dauerhafter Zustand sein wird.

  • "Die Energiepreise sind auch in anderen Ländern stark gestiegen. Bisher hört man wenig davon, dass es deshalb dort Demonstrationen geben würde"


    Nicht jedes Land wird so vom Gas abhängig sein wie wir. Frankreich hat z.B. eigene Atomkraftwerke, Polen setzt auf Kohle etc.


    Schau aber mal nach Spanien: Die Regierung hat die Versorger per Dekret dazu verdonnert, 2,5 Mrd. Euro ihrer Gewinne an die Kunden zurückzugeben. Zusätzlich wurde die Mehrwertsteuer auf Energie deutlich gesenkt. Und trotzdem zittert die Regierung dort.


    Oder Italien. Die Italiener bekommen derzeit 110% ihrer Heizungsanlage + Wärmesanierung Fenster/Dämmung etc. geschenkt. Zusätzlich werden noch Gutscheine für Energie an die Bürger ausgegeben + die Energiekosten werden teilweise durch die Regierung erlassen.


    In beiden Ländern hätten die Leute ohne diese Erleichterungen schon längst die gelben Westen aus dem Schrank geholt.

  • Wieso müssen die sich nicht an eine 12 monatige Preisgarantie halten?

    Können die das einfach so kündigen?

    Ich bin kein Jurist, aber ich denke, sie müssen sich daran halten.

    Nein, lt. AGB kann voltera nur in einem Fall sonderkündigen (AGB § 1, Abs. 2; § 8, Abs. 7):


    E2d ist berechtigt, diese Allgemeinen Geschäftsbedingungen
    mit einer Vorankündigungsfrist von sechs Wochen zu ändern, wenn
    Änderungen der gesetzlichen Grundlage oder höchst richterlichen
    Rechtsprechung
    , welche Auswirkungen auf die Recht- oder Zweckmäßigkeit einzelner Regelungen dieser Allgemeinen Geschäftsbedingungen haben, dies erfordern.


    Dies ist hier wohl nicht anwendbar.

  • Naja, in deren den AGB's steht unter §11 :

    Preisänderungen

    2) unmittelbare Verteuerung oder Verbilligung der Gewinnung, des Bezugs oder des Transports von Erdgas durch Steuern, Abgaben, Umlagen oder vom Netzbetreiber in Rechnung gestellter Entgelte infolge nach Vertragsschluss in Kraft tretender deutscher oder europäischer Gesetze, Verordnungen oder Richtlinien oder Maßnahmen des Netzbetreibers, soweit die rechtlichen Grundlagen nichts anderes bestimmen;


    Wie schon in einem vorherigen Post beschrieben, kann man doch nicht die Vorteile des Tarifs, u. a. mit einem Jahr Preisgarantie beschreiben, und in die AGB's quasi das Gegenteil schreiben.

    Da ist doch auch schon wieder was faul.

    Nur weil die vertraglich vereinbarte Preisgarantie in den AGB keine Erwähnung findet, ist diese nicht unwirksam.

  • fipsy,

    Ich verstehe, dass du dem Ärger mit Voltera lieber aus dem Wege gehen willst. Doch zahlst du durch die Sonderkündigung nicht deutlich drauf? Unser Grundversorger liegt mit seinen aktuellen Tarifen noch unter dem, was du jetzt abgeschlossen hast.

    Bezogen auf den Grund- und Arbeitspreis liegt der mit Voltera Ende Oktober abgeschlossene Vertrag etwas über dem Tarif von enercity (meinem Grundversorger). Bei Enercity gibt es 219,- Euro Neukundenbonus. Bei Voltera waren es 100 Euro, soweit ich mich erinnere. Und die 12% Rabatt machen auch nochmal etwa 120 Euro. So komme ich nach einem Jahr ziemlich genau auf den selben Preis wie bei Voltera. Da der Vertrag bei Enercity allerdings 1,5 Jahre läuft, könnte es sein, dass ich zum nächsten Winter draufzahle, falls sich die Gaspreise wieder normalisieren. Falls nicht, habe ich Glück. Aber in der derzeit unsicheren Situation gehe ich dieses Risiko gerne ein, wenn ich dafür erstmal 1 1/2 Jahre Ruhe vor dem Käse und konstante Zahlungen habe. :)

  • Möglicherweise wird wegen der aktuellen Situation der ein oder andere kleinere Versorger seine Geschäfte einstellen bzw pleitegehen. Dann geht es zurück in die Grundversorgung. E.ON & Co. nehmen gerade gar keine Neukunden mehr an bzw nur zu sehr teuren Preisen. Die meisten Verbraucher verstehen noch gar nicht was auf sie zukommt. Verivox & Co hilft gerade auch nicht weiter, viele Anbieter sind von der Plattform runter. Bei Strom ist die Lage ähnlich.

    Genau meine Ansicht. Wie gut, dass ich E.ON-Aktien habe. 8o Enercity war an dem Tag, als ich gewechselt habe, auch völlig überlastet. Auf der Website kam nur noch der Error 502 und ich habe 3 Anläufe gebraucht, um telefonisch zu einem Kundenberater zu gelangen. Der war sehr freundlich, aber auch völlig überlastet ob der vielen Kundenanfragen. Erst nach längerer Überredungszeit und Rückfrage im Backoffice hat er mir dann erlaubt, den Vertrag sofort telefonisch abzuschließen. Mittlerweile habe ich die Wechselunterlagen auch noch mit den alten Tarifen bekommen. Fast wie ein Sechser im Lotto derzeit. Und das Gas ist angeblich sogar CO2-neutral hergestellt. Hinzu kommt, dass bei uns in Kürze von L-Gas auf H-Gas umgestellt wird. Das wird auch noch so'ne Sache...


    Bei Verivox habe ich geschaut und dort hätte ich zwischen 2500 und 4500 Euro im Jahr zahlen müssen, wo ich jetzt bei Enercity rund 1000 zahle.

  • Oder Italien. Die Italiener bekommen derzeit 110% ihrer Heizungsanlage + Wärmesanierung Fenster/Dämmung etc. geschenkt. Zusätzlich werden noch Gutscheine für Energie an die Bürger ausgegeben + die Energiekosten werden teilweise durch die Regierung erlassen.


    In beiden Ländern hätten die Leute ohne diese Erleichterungen schon längst die gelben Westen aus dem Schrank geholt.

    Zu erwähnen ist dabei auch, dass das durchschnittliche Nettoeinkommen in Italien schon seit über 10 Jahren ganz erheblich höher ist, als in Deutschland. Und der private Grundbesitzanteil in allen südlichen Ländern ebenfalls ganz erheblich höher ist, als in Deutschland. Unter den Völkern Mitteleuropas ist Deutschland im Mittel der Bevölkerung schon lange nicht mehr das "reichste" Land, wie immer gern behauptet wird. Hier ist nur die Zahl der Superreichen und deren Vermögen am größten, was aber bei großer Ungleichverteilung (wie sie hier herrscht) überhaupt nichts über den Reichtum der Bevölkerung aussagt. In den meisten Ländern um uns herum geht es den Menschen mittlerweile wirtschaftlich ganz erheblich besser als uns.