Verdopplung des Abschlags rechtens?

  • Mein Stromanbieter hat heute per Mail angekündigt zum 1.11. den monatlichen Abschlag zu verdoppeln. Frage: Ist das rechtens und gibt es ein Sonderkündigungsrecht? M. E. kann er die Preise erhöhen und dann ggf, den Abschlag, dann aber greift das Sonderkündigungsrecht, oder?


    Hier das Schreiben zur Info, starker Tobak:


    Sehr geehrter Herr ,

    wie auch Ihnen nicht entgangen sein dürfte, steht die Energiewelt kopf. Die Preise für Benzin und Diesel haben an den Tankstellen historische Höchstpreise erreicht. Auch an den Rohstoffbörsen sind die Preise für Energie exorbitant in die Höhe geschossen und haben nie dagewesene Größenordnungen erreicht.

    Einige Staaten leiden bereits unter der Energiekriese und teilweise werden schon Industrieanlagen stillgelegt. Der weltweit stattfindende Kampf um Gas, Kohle und Öl schlägt auch auf die Preise für elektrische Energie durch.

    Das tatsächliche Ausmaß dieser Energiekrise ist allerdings auch von Experten noch nicht absehbar. Informierte Verbraucher jedenfalls sind schon seit einiger Zeit hellhörig und verstehen, dass diese Situation Auswirkungen haben muss. Trotz der extrem gestiegenen Beschaffungspreise möchten wir auch in den kommenden Wintermonaten mit den höchsten Energieverbräuchen Ihre Versorgung sicherstellen.

    Die Wirtschaft ist der Politik ausgeliefert. Kohle- und Atomkraftwerke werden stillgelegt, während der Ausbau der regenerativen Energien im Bürokratismus stecken bleibt. Der dennoch benötigte Strom muss also zunehmend aus Gas erzeugt werden. Da die Gasspeicher in Deutschland mit ihrem Füllungsgrad von 71% rund 1/3 unterhalb ihres für die Jahreszeit normalen Standes liegen, haben sich die Preise für Gas auf dem Spotmarkt über 500% verteuert! Da das Gas so teuer ist, verteuert sich automatisch der damit erzeugte Strom, sodass wir derzeit auch über 450% verteuerte Strompreise sehen.

    Ein analytischer Revisionslauf hat vor dem Hintergrund der gestiegenen Beschaffungskosten gezeigt, dass die von Ihnen in den vergangenen Monaten geleisteten monatlichen Zahlungen nicht ausreichend sind, um den für Ihren Zählpunkt benötigten Energieeinkauf sicherzustellen. Üblicherweise sind die im Jahresmittel von allen Kunden geleisteten monatlichen Zahlungen ausreichend ihren in der Winterperiode gegenüber den Sommermonaten deutlich erhöhten Energieverbrauch abzudecken. In der jetzigen Situation trifft dies für die Belieferung an Ihrem Zählpunkt jedoch nicht zu.

    Dieser Umstand bedeutet im Ergebnis, dass sich kurzfristig Ihre monatlichen Zahlbeträge erhöhen müssen, um am Ende der verbrauchsintensiven Saison eine möglicherweise für Sie sehr unwillkommene Nachzahlung zu vermeiden.

    Bei dem an Ihrer Abnahmestelle zu erwartenden Verbrauch von 2.256 kWh/Jahr beträgt damit Ihr monatlicher Zahlbetrag 100,00 € ab dem 01.11.2021.

    Im Frühjahr erwarten wir eine Entspannung der Situation, um dann mit erfreulicheren Nachrichten und Einsparungen wieder auf Sie zuzukommen.

    Wir sind für Sie da! Sie erreichen uns sowohl telefonisch unter 0221 985 94 100 als auch - zeitlich und örtlich uneingeschränkt - online unter service@idealenergie.de.

    Sollten Sie noch Fragen haben, können Sie sich gerne an uns wenden.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ihr idealenergie.de Team

    ___________________________________________________________________

    Postanschrift:

    idealenergie.de

    Postfach 21 09 29

    D-50533 Köln

    Tel.: 0221 985 94 100

    Firmensitz:

    Rheinische Elektrizitäts- und

    Gasversorgungsgesellschaft mbH

    Im Mediapark 8

    50670 Köln

  • finnharps

    Hat den Titel des Themas von „Verdopplung des Abschlag rechtens?“ zu „Verdopplung des Abschlags rechtens?“ geändert.
  • Wenn dein voraussichtlicher Verbrauch so hinkommt, dann hat der Anbieter eine entsprechend hohe Nachzahlung errechnet und passt deshalb die Vorauszahlungen an. Vermutlich hat er keine Lust, im Frühjahr hinter den ganzen hohen Nachforderungen her zu laufen oder er ahnt das "Gas/Strom/Nebenkosten-Nachzahlungs-Moratorium" voraus, das die neue Regierung als "Sofortmaßnahme" per Dekret umsetzen wird.


    Also besser jetzt 40 Euro monatlich mehr zahlen als im April 200 Euro nachzuzahlen.

  • Wenn sich die Preise nicht verändern (außer Steuern und Abgaben), dann kann der Anbieter bei einer voraussichtlichen Nachzahlung natürlich eine höhere Vorauszahlung verlangen. Vermutlich hat er Angst, dass er sonst seinem Geld ewig hinterherrennen muss.


    Nächstes Jahr werden meiner Meinung nach fette Nebenkostennachzahlungen für die breite Masse anstehen. Dazu dann noch die Anpassung der Vorauszahlungen an den aktuellen Marktpreis, das wird sicherlich richtig rappeln.

  • Frage: Ist das rechtens und gibt es ein Sonderkündigungsrecht? M. E. kann er die Preise erhöhen und dann ggf, den Abschlag, dann aber greift das Sonderkündigungsrecht, oder?

    Ob es rechtens ist kommt auf die Ausgestaltung des Vertrages bzw. der AGB an. Das wird aus der Ferne keiner genau beantworten können.

    Grundsätzlich ist es aber so das es bei Preiserhöhungen zur Möglichkeit der Sonderkündigung kommt.


    Allerding sollte man, wenn man diese Möglichkeit zieht, sich vorher Gedanken machen welche Alternativen man hat. Denn aktuell sieht es im Markt mit alternativen sehr mau aus bzw. die Preise sind bei fast allen gestiegen. Und auch ich bin kein Prophet, denke aber das selbst die letzten kleinen Regionalen,- oder Überregionalen-Anbieter nachziehen werden und müssen um zu überleben.


    Die Folge einer Sonderkündigung kann also sein das man Kündigt und nichts günstigeres findet auf dem Markt, oder man findet was günstigeres und bekommt vom neunen Anbieter nach 1-2 Monaten die nächste Hiobsbotschaft in Form von Kündigung, Insolvenz oder Preiserhöhung. Und/oder man landet schließlich in der Grundversorgung.


    Damit will ich nicht schwarz malen, aber der Markt ist Momentan in einer Situation die es so noch nie gegeben hat. Jegliche Logik der letzten Jahre kann man in den Kamin schmeißen und zum Heizen nutzen sofern man die Möglichkeit hat. ;)


    Aus diesem Grunde: Immer genau abwägen was man macht und was die Konsequenz daraus sein könnte.

  • Damit will ich nicht schwarz malen, aber der Markt ist Momentan in einer Situation die es so noch nie gegeben hat. Jegliche Logik der letzten Jahre kann man in den Kamin schmeißen und zum Heizen nutzen sofern man die Möglichkeit hat. ;)

    Das ist aber sehr stark pauschalisiert!

    Die Strompreise waren die letzten 5 Jahre über eigentlich stabil.

    Aktuelle Strompreise - So entwickelte sich der Strompreis pro kWh - Finanztip


    Und auch bei den Gaspreisen, hat es solche Preisspitzen schon in der Vergangenheit gegeben (z.B. 2008, als der Gaspreis nochmal höher war als aktuell!).

    Das Problem entsteht ja eigentlich durch den jeweiligen Anbieter. Da tummeln sich eine ganze Menge Anbieter (Reseller), die in den letzten Jahren sehr knapp kalkuliert haben und Ihre Energie kurzfristig auf dem Spotmarkt einkaufen (ohne eigenen Kraftwerke). Auch wurden keine langfristigen Lieferverträge zu festen Preisen mit Erzeugern geschlossen.

    Diese Anbieter werden jetzt natürlich kalt erwischt und versuchen Ihre Probleme (Liquidität?) auf die Kunden abzuwälzen. I.d.R. hat man ja heutzutage einen befristen Vertrag, der für eine bestimmte Laufzeit auch einen vertraglich vereinbarten Preis aufruft.


    Ich würde daher nicht einfach so höhere Abschlagszahlungen akzeptieren. Wir laufen aktuell immer noch unserem Guthaben bei den BEV Bayerische Energieversorgungsgesellschaft mb H nach, die seinerzeit entgegen des Vertrags 12 Abschläge eingezogen hatten (lt. Vertrag nur 11!).

    Anbieter meldet Insolvenz an, und Du läufst Deinem Geld hinterher.<X


    BTW: Unser aktueller Stromvertrag bei einem größeren Anbieter läuft noch bis ins nächste Jahr hinein. Da stellen wir uns dann auch auf deutlich höhere Kosten für den neuen Vertrag ein. Energie wird immer teurer werden (müssen). Daher sollte man auf jedem Fall schon mal mehr Geld für Benzin, Heizung und Strom einplanen. Gut, wenn man das auch kann!

  • Das ist aber sehr stark pauschalisiert!

    Ja klar ist es das. Es gibt und gab aber, auch mit den Preis-Spitzen der vergangenen Jahre, keine Situation mit der aktuell vergleichbaren. In der Vergangenheit konnte Strom noch anders besorgt werden aber heute ist Atom-Energie ein Teufelszeug, Kohle-Kraftwerke eine Dreckschleuder, Gas-Kraftwerke nicht zu bezahlen, Wind war zu wenig und Photovoltaik wird z.T. Politisch verhindert/erschwert.


    Deshalb der Satz das die Logik der Vergangenheit für die Tonne oder dem Kamin ist ;)

  • Da sich mein Verbrauch nicht erhöht hat, habe ich der Erhöhung widersprochen. Darauf haben Sie einen Tag später den Vertrag auf den 5.11.!!!

    gekündigt und das obwohl ich ja selbst nicht gekündigt habe. Auch das ist widerrechtlich. Tel. Nachfragen brachte nichts: eine Stunde Warteschlaufe...