Jungfrau (40), männlich, sucht ... (oder: Wann sollte ich auf ETFs umsteigen)

  • Hallo zusammen,


    naja ganz so schlimm wie in dem Hollywood Film von 2005 ist es in der Gesamtsituation bei mir dann zum Glück doch nicht 8o

    Dennoch bin ich was das sparen für die Altersvorsorge betrifft bisher einen äußerst konservativen Weg gegangen, und daher schon ein stückweit "jungfräulich" ^^


    Die "finanzielle Bildung" vom Elternhaus her sah so aus, das damals gesagt wurde "lasst bloß die Finger von diesem neumodischen Zeug".

    Drum laufen seit vielen Jahren drei traditionelle Kapitallebensversicherungsverträge (teilweise mit der Option einer BU-Komponente) auf die monatlich insgesamt mit ca. 300,- EUR gespart wird.


    Inzwischen beiße ich mir jedoch gewaltig in den Allerwertesten, dass ich nicht schön längst auf einen ETF-Sparplan umgestellt habe.

    Aber gut, ist halt jetzt so :rolleyes:


    Die Frage die ich mir bzw. den Experten in diesem Forum jedoch stelle ist nun nach der besten Strategie für die Zukunft.


    Ich denke sinnvoll wird es sein, die drei Verträge zu kündigen und sich das Guthaben (leider dann mit Verlusten) auszahlen zu lassen. Dieses Geld dann als Startkapital in einen MSCI World ETF investieren und die monatlichen 300 EUR dorthin laufen lassen.


    Oder haltet ihr andere Wege für sinnvoller?

    Dann ist natürlich noch die frage, ob es besser ist genau heute umzustellen oder angesichts der derzeitigen Energiekriese auf sinkende Kurse der Börsen zu spekulieren um dann einen günstigeren einstiegspunkt zu erwischen. :/


    Danke schon mal für eure Antworten.

  • Dann ist natürlich noch die frage, ob es besser ist genau heute umzustellen oder angesichts der derzeitigen Energiekriese auf sinkende Kurse der Börsen zu spekulieren um dann einen günstigeren einstiegspunkt zu erwischen. :/

    Bei Sparplänen ist der beste Zeitpunkt "heute". Für den Fall schwankender Kurse hat die Finanzindustrie extra den Cost-Average-Effect erfunden; du kannst dich ja mal belesen.

    Was die Höhe der künftigen Sparrate betrifft, solltest du mit 15 bis 20% von deinem Netto rechnen... und ggfs. einmal deine Rentenlücke ermitteln.


    Ich würde die KLVen sofort beitragsfrei stellen und mit einem Sparplan auf ETF (MSCI world oder so ähnlich) beginnen.

    Danach gilt es die KLVen dahingehend zu checken, ob ggfs. ist ein Widerruf möglich ist. Wenn nicht, kündigen und den "wahrscheinlichen Verlust" als Spende an die notleidende Versicherungswirtschaft inkl. der künstlich doof gehaltenen Vermittlerschaar (mit Ausnahme einiger weniger Sachwalter), oder schlichter mit Dank an die mit mangelnder Finanzbildung gesegneten Altvorderen als "Lehrgeld" zu betrachten.


    Bezüglich der BU-Komponenten solltest du dich mit einem BU-Spezialisten unterhalten, noch bevor du deine KLVen in die Tonne trittst; Finanztip empfiehlt u.a. Dr. Schlemann ...

  • Ich denke sinnvoll wird es sein, die drei Verträge zu kündigen und sich das Guthaben (leider dann mit Verlusten) auszahlen zu lassen. Dieses Geld dann als Startkapital in einen MSCI World ETF investieren und die monatlichen 300 EUR dorthin laufen lassen.

    ...

    Dann ist natürlich noch die frage, ob es besser ist genau heute umzustellen oder angesichts der derzeitigen Energiekriese auf sinkende Kurse der Börsen zu spekulieren um dann einen günstigeren einstiegspunkt zu erwischen. :/

    Die Kollegen haben ja bereits Ansätze zur Prüfung der KLV-Verträge genannt (Rückabwicklung, Beitragsfreistellung, Kündigung).

    In Anbetracht Deines Alters und des verbleibenden Investitionshorizonts (> 20 Jahre) macht eine genaue Analyse der Vertragssituation(en) absolut Sinn und wahrscheinlich ist die Kündigung (wenn mögl. Rückabwicklung) die beste Option


    Und der Beste Zeitpunkt zum Anfangen ist genau JETZT. Also Depot einrichten und einfach mal mit einem (kleinen) Sparplan auf einem weltweiten ETF auf den MSCI World ACWI oder FTSE All World anfangen. Einfach um mal ein Gefühl dafür zu bekommen, ob man überhaupt mit den Schwankungen der Börse/Märkte klarkommt.

    Markttiming ist vor allem bei einem Sparplan ein ganz blöde Idee!

  • Für den Fall schwankender Kurse hat die Finanzindustrie extra den Cost-Average-Effect erfunden; du kannst dich ja mal belesen.

    Und am besten gleich wieder vergessen. Der Cost-Average-Effect ist eher zum Nachteil des Anlegers, schließlich investieren wir an der Börse weil wir glauben dass der Kurs langfristig steigt. Cost Averaging ergibt sich eher daraus dass das Kapital noch gar nicht zur Verfügung steht und jeden Monat verdient werden muss ;)


    Oder haltet ihr andere Wege für sinnvoller?

    Gibt es außer den LV noch Anlagen? Bausparverträge, Immobilie, Tagesgeldkonten, etc?

    Anlagen sollte man immer zuerst im Gesamtkontext der eigenen Finanzen und Lebensumstände betrachten.

  • Der Cost-Average-Effect ist eher zum Nachteil des Anlegers, schließlich investieren wir an der Börse weil wir glauben dass der Kurs langfristig steigt.

    Ah ja... so ist das also im Sueden ;)

    Im Norden, Osten und Westen versteht man unter dem CAE, dass man bei gleichbleibenden Sparraten = Investitionen bei steigenden Kursen weniger und bei fallenden Kursen mehr Anteile erwirbt. Der durchschnittliche Kaufkurs liegt dabei bei einem längeren Zeitraum über dem günstigsten Kurs, aber auch unter dem ungünstigsten...

    Einige lustigen Bankster erklären ihren potentiellen Beratungsopfern sogar, dass man mit dem CAE seine Rendite steigert... harrharrharr

  • Bezüglich der BU-Komponenten solltest du dich mit einem BU-Spezialisten unterhalten, noch bevor du deine KLVen in die Tonne trittst...

    Es gibt um das Thema BU eine Verwirrung, die von interessierten Kreisen gerne betrieben wird. Es gibt nämlich zwei Sorten BU: Die "richtige" BU (im Fachjargon selbstständige/SBU), die Dir im Leistungsfall eine Rente zahlt und die BU-Zusatzversicherung BUZ, die bei BU die Beiträge zu einer Lebensversicherung fortzahlen soll.


    Empfohlen wird eine "richtige" SBU.


    Bekommen hast Du eine BUZ mit (ohne Deine Verträge zu kennen, aber sehr wahrscheinlich) begrenztem Nutzen und dafür zu hohen Kosten.


    Hier wird sich zu nutze gemacht, dass überall empfohlen wird eine BU abzuschließen und der Vertreter dann sagen kann, in seinem Produkt sei schon eine drin.

  • Einige lustigen Bankster erklären ihren potentiellen Beratungsopfern sogar, dass man mit dem CAE seine Rendite steigert... harrharrharr

    Und genau deshalb sollte man das Thema besser vergessen. Natürlich landet man irgendwo in der Mitte, aber tendenziell steigt mit jeder weiteren Sparrate der Durchschnittskurs.

  • Natürlich landet man irgendwo in der Mitte, aber tendenziell steigt mit jeder weiteren Sparrate der Durchschnittskurs.

    Äääääääääääähhhhhhhhhhhh... ganz vergessen sollte man das Thema der schwankenden Kaufkurse nicht, egal wie das Zeugs nun benannt wird. Man sollte schon halbwegs wissen, wie sich das mit fixen Sparraten und Kaufkursen verhält... inbesondere wegen dem Punkt Timing, den wolfpac angeschnitten hatte.

  • Wenn Du eine Investition statt Einmalzahlung in Raten aufteilst, wirst Du statistisch eine Renditeminderung erleben. Denn die erhoffte höhere Rendite der Investition kommt erst später vollständig zum Tragen.


    Dafür kannst du das Risiko eines zufällig zu hohen Einstiegskurses vermindern. Rechnen kann sich das statistisch gesehen nicht, aber wenn es Dir die Angst vor dem Einstieg nimmt, ist es immer noch viel besser als das Geld auf dem Tagesgeld gammeln zu lassen, während Du endlos auf den perfekten Einstiegszeitpunkt wartest.


    Das betrifft aber nur Einmalzahlungen. Alle, die regelmäßig eine feste Rate ansparen, sind automatisch im Cost-Average-Effekt. Und das ist gut so, denn die einfach-psychologische Herangehensweise wäre statt dessen, bei steigenden Kursen mehr zu sparen (Gier) und bei sinkenden die Raten zu vermindern (Angst). Das Ergebnis wäre viel schlechter (und das ist beobachtbar in realen Depots).

  • Bezüglich der BU-Komponenten solltest du dich mit einem BU-Spezialisten unterhalten, noch bevor du deine KLVen in die Tonne trittst; Finanztip empfiehlt u.a. Dr. Schlemann ...

    Gerne.


    Im ersten Schritt müsste man mal genauer wissen, was mit "teilweise mit der Option einer BU-Komponente" genau gemeint ist. Anbieter, Tarif, Abschlussjahr, Höhe BU-Rente, Endalter, Inflationsausgleich im Leistungsfall aka garantierte Rentensteigerung / Leistungsdynamik, Beitrag brutto / netto, kombiniert mit welchem Altersvorsorgebaustein in welcher Schicht nach Alterseinkünftegesetz, ggf. mit Beitragsbefreiung der Altersvorsorge im Leistungsfall aka "Airbag" / Passivdynamik und Aufteilung der Beiträge auf diese Komponenten?


    In jedem Fall würde ich erst eine neue BU unter Dach und Fach bringen (idealerweise noch in 2021 wg. Garantiezinssenkung und höherem Eintrittsalter), bevor eine alte BU (sei es SBU oder BUZ) gekündigt wird. Ein, zwei Monate mehr Beiträge im alten Vertrag machen den Kohl jetzt auch nicht mehr fett. Bitte dabei auch berücksichtigen, dass eine alte BU i.d.R. "sicherer" bezüglich einer vorvertraglichen Anzeigepflichtverletztung ist, da die Fristen nach § 19 VVG teilweise schon abgelaufen sind.

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • Es gibt um das Thema BU eine Verwirrung, die von interessierten Kreisen gerne betrieben wird. Es gibt nämlich zwei Sorten BU: Die "richtige" BU (im Fachjargon selbstständige/SBU), die Dir im Leistungsfall eine Rente zahlt und die BU-Zusatzversicherung BUZ, die bei BU die Beiträge zu einer Lebensversicherung fortzahlen soll.

    Um noch etwas mehr zur Entwirrung beizutragen: Die BUZ ist meistens durchaus auch eine "richtige" BU, die eine Berufsunfähigkeitsrente bezahlt. Zusätzlich werden dabei die Beiträge zur "Hauptversicherung" übernommen, z.B. einer Rentenversicherung (= Beitragsbefreiung im BU Fall), i.d.R. mit einer jährlichen Steigerung von z.B. 10%, häufig "Airbag" genannt.

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  • Eine BUZ doof zu finden ist die "Finanztip-Mainstream-Sichtweise". Sie hat definitiv eine Reihe von Nachteilen, die man kennen (stehen alle auf unserer Website) und für sich bewerten muss.


    Wenn man wirklich genau rechnet, hat die Kombi durch Steuerersparnis (bei einer Basisrente als Hauptversicherung) und "Airbag" aber auch Vorteile. Der "Netto-Mehrbeitrag" liegt meistens nur bei 25 bis 35 EUR p.m. und verzinst sich aufgrund der steuerlichen Absetzbarkeit aller Bausteine mit ca. 10-14% nach Kosten und nach Steuer auf Basis einer angenommenen Wertentwicklung der Fonds/ETFs, in die investiert wird, von nur 6% (vor Fondskosten). Zusätzlich leistet der "Airbag" im Extremfall ("morgen BU") eine zusätzliche Altersrente von je nach Konstellation um die 1 Million EUR. Diese Vor- und Nachteile sollte jeder für sich abwägen und dann entscheiden.

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