Anlage für Kind

  • Ich versuche mich bei den Voraussetzungen kurz zu halten.

    Es geht um meine 10 - jährige Stieftochter. Der Vater zahlt keinen Unterhalt und ist auch sonst wenig "kooperativ", Anlage deshalb über ein normales Depot meiner Frau, das später auf die Tochter übertragen werden soll. Der Anlagehorizont beträgt im Moment ungefähr 8 bis 10 Jahre.

    Bis vor kurzem bestand die Anlage für sie darin, dass immer mal wieder das Sparbuch, hauptsächlich durch die Großeltern, gefüttert wurde. Damit sind 4000 Euro erstmal vorhanden, die nun sinnvoll angelegt werden sollen.


    Ich denke nun über folgende Varianten nach:


    1.) Einmalkauf World / EM , 70 / 30 oder All World und danach 200 Euro / Monat als Sparrate.


    2.) World / EM , 70 / 30 oder All World direkt als Sparplan aber für die ersten Monate eine stark erhöhte Sparrate und nach Verbrauch der 4k dann 200 Euro / Monat.


    Ziel soll es sein, dass sie mit dem Abitur ein Startkapital hat, das ihr entsprechende Möglichkeiten eröffnet. Von einem Zuschuss fürs Studium (weniger nebenbei arbeiten müssen, etc.) bis hin zur Entscheidung, weiter selbst anzulegen.

    Außerdem interessiert mich noch Eure Meinung, bei welcher Variante All World oder 70/30 gewählt werden sollte und warum und ob Ihr noch weitere Varianten seht, wie Ihr mit dieser Ausgangslage agieren würdet.


    Im Voraus schon vielen Dank für Euer Feedback.

  • Hallo smh77 , willkommen im Finanztip-Forum.


    Zum Thema Anlage für Kinder gibt es einen redaktionellen Beitrag, wobei in der Konstellation der letzte Abschnitt interessant sein könnte. https://www.finanztip.de/geldanlage/sparen-fuer-kinder/


    Generell empfiehlt Finanztip eine Ein-ETF-Lösung mit World oder ACWI / All World bzw. den entsprechenden nachhaltigen Varianten. Bitte dabei beachten, dass 8-10 Jahre kürzer als der normal für ETF empfohlene Zeitraum jenseits der 10 Jahre ist. Hier vielleicht überlegen einen Anteil risikofrei anzulegen bzw. aktiv dagegen entscheiden und eventuelle Verluste aus eigenem Vermögen ausgleichen.


    Statistisch ist der Einmalkauf besser, psychologisch ein gestaffelter Einstieg. Sofern Euch in der Gesamtsicht der Familie ein kurzfristiger Einbruch der Kurse bei den 4.000 € Startkapital nicht aus der Bahn wirft würde ich den Einmalkauf bevorzugen, auch weil die monatliche Sparrate in Vergleich recht hoch ist.

  • Hallo Kater.Ka und vielen Dank für Deine schnelle Antwort.


    Ich habe wohl unterschlagen, dass die 8-10 Jahre eher das absolute Minimum darstellen.

    Ein kurzfristiger Einbruch würde nicht stören.


    Bzgl. Sparplan / Einmalkauf gibt es noch folgende Erwägungen für mich / uns:


    - Einmalkauf UND Sparplan dann All World oder nur der Einmalkauf?

    - Einmalkauf auch dann wenn Sparplan kostenlos, Einmalkauf aber nicht (Scalable Capital)

    - Davon abhängig Einmalkauf als erste Sparrate "tarnen" und dann die Sparrate sofort ändern?

    - Thesaurierend?


    Den redaktionellen Beitrag habe ich schon früher gelesen, vielen Dank.

  • Bei 1€ Provision und mehreren Tausend Investition würde ich nicht bis zum nächsten Sparplan warten. Am Ende vergisst man den Sparplan umzustellen und der wird beim ersten richtigen Mal nicht ausgeführt.


    Tendenziell thesaurierend. In der Regel nimmt man bei Kinderdepots ausschüttende Fonds da die Kinder 801€ Freibetrag haben und sonst keine/kaum steuerpflichtige Erträge. So wird zumindest ein kleiner Teil des Depots steueroptimiert (Wiederanlage nicht vergessen). Aber da das Depot aber auf den Namen deiner Frau läuft, wird es auch auf sie versteuert. Da sie sicherlich noch weitere Erträge hat, wäre ein steuergünstiger Thesaurierer vermutlich die bessere Wahl

  • Ich würde auch den einen Euro sparen und es über erhöhte Sparrate(n) machen.


    Alternativ mal überlegen, ob die Einmalanlage in einen / zwei andere ETF gehen, damit die Position für einen eventuellen Verkauf oder "Rollen" für die Ausnutzung des Pauschbetrags abgegrenzt sind. Wenn dann diese ETF aus dem kostenlosen Angebot bei Scalable sind würdest Du das Problem auch lösen.


    Thesaurierend oder nicht würde ich davon abhängig machen in wie weit Ihr eh den Pauschbetrag ausnutzt oder nicht wie oben schon richtig ausgeführt.


    Wenn die Tochter 18 ist und noch keine Einkünfte hat kann über Schenkung und Rollen im Rahmen einer NV (Höchstgrenze Familienversicherung beachten) die Steuer vermieden werden. (heutige Rechtslage)

  • Es ist die Frage, wie weit man in Feinoptimierung der Steuer usw. gehen will und wieviel Zeit und Energie man dafür aufwenden möchte. Die einfachste Version ist, einen thesaurierenden All-World ETF zu nehmen, die 4.000 jetzt einfach direkt zu kaufen und den Sparplan mit den 200 p.M. einzustellen. Das ist in 10 Minuten erledigt und dann läuft das einfach durch, ohne dass Du noch mal etwas machen musst.

    Man kann es natürlich optimieren, Ausschütter mit Wiederanlage, Bestand rollen… Da muss man sich dann aber mindestens einmal im Jahr mit befassen.

  • Es ist die Frage, wie weit man in Feinoptimierung der Steuer usw. gehen will und wieviel Zeit und Energie man dafür aufwenden möchte. Die einfachste Version ist, einen thesaurierenden All-World ETF zu nehmen, die 4.000 jetzt einfach direkt zu kaufen und den Sparplan mit den 200 p.M. einzustellen. Das ist in 10 Minuten erledigt und dann läuft das einfach durch, ohne dass Du noch mal etwas machen musst.

    Man kann es natürlich optimieren, Ausschütter mit Wiederanlage, Bestand rollen… Da muss man sich dann aber mindestens einmal im Jahr mit befassen.

    Prinzipiell hast Du natürlich recht, aber ich habe das mit der 'Steueroptimierung' durch das Rollen von Anteilen gerade mal selbst in meinem Depot durchgemacht.

    Der Aufwand ist sehr überschaubar, sofern man eine saubere Excel-Liste mit dem jeweiligen Einstiegskurs (Kaufkurs) des ETF verfügt!

    Hat mich jetzt beim 1 mal insgesamt nicht mal 1 Stunde gekostet. Ich schätze mal nächstes Jahr geht das in 15 Minuten.

    Ich habe es wie folgt gemacht:

    1. noch offener Freibetrag für das Jahr ermittelt.

    2. Teilfreistellung berücksichtigt (30% bei Aktienfonds) = offener Freibetrag / 0,7

    3. Genau so viele Anteile vom ETF verkauft, dass der Gewinn dem obigen Betrag entspricht (waren dann 17,26 Anteile = 17 Anteile).

    4. Einen Tag vor der nächsten normalen Sparplanausführung genau 17 Anteile des ETF verkauft = Summe X durch den Verkauf erzielt.

    5. Sparplan auf den ETF genau um den Verkaufsbetrag X erhöht.

    6. Nach der Ausführung des Sparplans am übernächsten den Sparplan wieder auf die 'normale' Summe geändert.


    Kosten 10€ für den Verkauf und max. eine Stunde Zeit (beim 1 mal). Der tatsächliche 'Gewinn' war hier jetzt nur 55€, da ich in diesem Jahr nicht mehr Freibetrag übrig hatte.

    Aber im nächsten Jahr werden es bei mir rund 250€ Gewinn sein. Und das dann bei einem Aufwand von ca. 15 Minuten. Insgesamt kein schlechter Stundenlohn! ;)


    Und wer weiß, evtl. erhöht sich ja der zukünftige Freibetrag im Zuge der neuen Regierung.

    Das A und O dieser Methode ist halt das saubere Tracken der ETF-Käufe, da beim Verkauf das FiFo-Prinzip gilt!

  • Vielen Dank für Eure Antworten, die mir wirklich weitergeholfen habe.

    Mit dem Thema "Rollen" habe ich mich bisher noch gar nicht befasst bzw. nicht mal davon gehört, aber das klingt durchaus interessant, wenngleich ich mich da erstmal besser informieren muss.


    Ich werde das jetzt so machen, dass der Einmalkauf über eine erste 4k - Sparrate einen All World (iShares MSCI ACWI UCITS ETF (Acc)) kaufen und dann nach der ersten Ausführung auf 200 Euro runtergehen.

  • Mit dem Thema "Rollen" habe ich mich bisher noch gar nicht befasst bzw. nicht mal davon gehört, aber das klingt durchaus interessant, wenngleich ich mich da erstmal besser informieren muss.

    Hier ein Video von Saidi , dass das Thema auch nochmal erläutert:

    Thesaurierende ETFs: Sparerpauschbetrag nutzen und Steuern sparen - YouTube


    Es wurde aber in diesem Video die Teilfreistellung (TFS) von 30% bei Aktienfonds nicht beachtet. Also je nach ETF auch die TF berücksichtigen!