Wie sinnvoll Konsumschulden abbauen?

  • Hallo,



    ich bin neu in diesem Forum. Tyler ist nicht mein echter Name und auch kein Nickname, den ich sonst irgendwo im Internet verwende. Es geht um ein Thema, das mir unangenehm ist, aber trotzdem angegangen werden muss: Ich bin 21 Jahre alt, wohne in der Pfalz und habe mehrere tausend Euro Schulden. Leider komme ich bei einer Schuldnerberatungsstelle nicht weiter, die Stadtverwaltung vor Ort bietet so etwas an, allerdings wegen Corona geschlossen und erst 2022 vielleicht wieder möglich. Ebenso bei der Caritas. Da gibt es ein Online-Portal, das ist aber für solche Zwecke nicht nutzbar und man soll sich an eine lokale Beratungsstelle vor Ort wenden, bei der leider dasselbe läuft, wie bei der Stadtverwaltung: aktuell nicht und vielleicht erst 2022.


    Ich muss das ganze also selbst in die Hand nehmen und Suche Tipps dafür. Ich habe mir einen Plan gemacht, für den ich um etwas Feedback von erfahreneren Menschen suchen möchte, sowohl älter an Lebensjahren als auch mehr Finanzbildung ;)


    Aktueller Stand ist folgender:

    • bei der lokalen Sparkasse habe ich 1.500€ offen, die von meinem Dispokreditrahmen abgedeckt sind. Dafür zahle ich Zinssatz p. a 10,50%
    • mit 18 bin ich voll in die Gebuhrenfrei-Kreditkarte rein gerannt und habe mich sehr damit überhoben, sodass ich dort etwa 3.400€ schulde. Die Karte habe ich selbständig gekündigt, sodass ich dort nun im Inkasso bin, aber aus den 19,94% Sollzinsen aus dem Advanzia-Vertrag raus bin.
    • nachdem ich 2020 zwei Mal meinen Job durch Corona verloren hatte, haben sich 3.700€ bei der GLS Bank an Konsumschulden (Miete, Strom, etc.) angesammelt. Dafür zahle ich 0,0% Zinsen.


    Summe sind also 8.600€ - solche Geschichten wie Klarna, Ratenkredite, etc. habe ich alles nicht.


    Die Gründe für die Schulden habe ich aufgearbeitet und meine finanzielle Situation neu geordnet. Das hat nun folgendes zum Ergebnis:

    • neues Bankkonto für Gehalt, Kindergeld und Co., bei dem ich nur eine Debit Mastercard habe und keinen Kreditrahmen
    • Kündigung aller weiteren bestehenden Kreditlinien und diese natürlich ausgeglichen
    • auf einem Zweitkonto bei der solarisBank habe ich mir ca. 1500€ zur Seite gelegt, als Puffer für Notfälle. Mittelfristig soll das mehr werden, aktuell ist es allerdings so und prioritär für mich ist das Abzahlen meiner Schulden (um negativen Zinseszinseffekt zu vermeiden)
    • ich führe jetzt einige Monate ein Haushaltsbuch
    • viele Verträge habe ich optimiert (kleinerer Mobilfunkvertrag, kein DSL mehr, viele Konsum-Abos wie Netflix, etc. verwende ich nicht mehr) und spare somit 80€ im Monat ein


    Mein "Schlachtplan" sieht jetzt so aus:


    Durch mein Haushaltsbuch und das Ansparen auf dem Zweitkonto habe ich ausprobiert, ob ich drei Monate lang auf 400€ im Monat verzichten kann. Das funktioniert gut. Ich habe jetzt einen neuen Job angefangen, bei dem ich auch Brutto mehr verdiene. Wie viel das Netto ist, sehe ich in einigen Tagen auf dem Gehaltszettel.


    Somit kann ich also mind. 400€/Monat für das Tilgen meiner Schulden verwenden. Potenziell erhöht sich das etwas, weil sich mein Gehalt erhöht.


    1. Das teuerste ist aktuell der Dispokredit der Sparkasse mit 10,5%, sodass ich diesen zuerst zurückzahlen würde. Das wäre in etwa vier Monaten erledigt.
    2. Gleichzeitig habe ich den Inkassodienstleister im Rücken sitzen, mit dem ich eine Vereinbarung treffen soll wegen der Advanzia Bank. Ich habe bisher noch kein Schuldanerkenntnis abgegeben oder etwas unterschrieben, was als solches deutbar sein könnte.
    3. die GLS Bank macht mir explizit keinen Druck, wünscht sich aber auch eine monatliche Rate als Zeichen meines guten Willens.


    Wie gehe ich nun vor?

    1. Wie bringe ich nun alles drei unter einen Hut, ohne dass es mir um die Ohren fliegt?
    2. Sollte ich 405€ durch 3 Gläubiger teilen, sodass ich jedem 135,00€ pro Monat überweisen kann?
    3. Wie gehe ich am besten bei dem Inkassounternehmen vor?
    4. Besteht eine Chance am Inkasso "vorbei" zu kommen und direkt mit der Advanzia Bank eine Vereinbarung auf Basis der gesetzlichen Zinsen zu treffen?
    5. Was haltet ihr von der Thematik Umschuldung und würde das zu meinem Feld passen?
    6. Sollte ich ggf. die monatliche Tilgungsrate auf 100,00€ reduzieren und die 400€ somit auf Sparkonto + drei Gläubiger aufteilen, damit mein Notgroschen weiter wächst?


    Ich hoffe ihr könnt mir Feedback und ein paar Tipps geben und ich werde nicht für meine jugendlichen Leichtsinnigkeit erneut gesteinigt :D


    Tyler

  • Sofern möglich würde ich bei der Bank ein Darlehen aufnehmen, damit alle Restverbindlichkeiten tilgen und das Darlehen mit 400 Euro mtl. bedienen. Evtl. den Plan mit dem Banksachbearbeiter durchsprechen.


    Weiterhin würde ich mich nach einem Wochenendjob auf 450 Euro Basis umschauen. Im einem Jahr bist du dann durch.

  • Sofern möglich würde ich bei der Bank ein Darlehen aufnehmen, damit alle Restverbindlichkeiten tilgen und das Darlehen mit 400 Euro mtl. bedienen. Evtl. den Plan mit dem Banksachbearbeiter durchsprechen.

    Die Idee finde ich gut, allerdings bin ich noch in der Probezeit und daher wird das vermutlich nicht klappen. Einen Versuch ist es jedoch wert.


    Weiterhin würde ich mich nach einem Wochenendjob auf 450 Euro Basis umschauen. Im einem Jahr bist du dann durch.

    Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, das ist ein guter Tipp. Ich schaue mich mal um! :)

  • Kannst du ein Familienmitglied um 8000 Euro bitten und bei der Person die Schulden zurückzahlen, sofort, zu einem niedrigeren Zins und ohne Bankverhandlung?

  • Hallo Tyler,

    Als allererstes gratuliere ich Dir zu Deinem Mut, die Situation in den Griff zu bekommen. Sich ein Fehlverhalten nicht nur einzugestehen, sondern aktiv zu ändern, erfordert Mut, Kraft und viel Durchhaltevermögen. Hut ab.


    Ein Grundsatz beim Schuldenab- und Vermögensaufbau lautet: erst Schulden abbauen, dann Vermögen aufbauen. Also: überlege Dir, ob und wie Du die Sparrate zur Schuldentilgung einsetzt.


    Es gibt die Möglichkeit der online Schuldenberatung bei der Caritas. Gib mal in eine Suchmaschine „Caritas online Schuldenberatung“ ein.


    Du solltest Deine Gläubiger anschreiben und Deine Situation schildern. Dabei auch erwähnen, dass Du einen neuen Job mit besserem Einkommen hast. Und darum bitten, mit Dir einen Zahlungsplan zu vereinbaren. Dabei könntest Du so vorgehen: alle Schulden zusammenrechnen = 100% Schuldensumme. 400€ = 100% einsetzbare Tilgunssumme. Rechne aus, wieviel Prozent die Schulden des einzelnen Gläubigers an der Gesamtsumme ausmachen. Nun verteilst Du die 400€ Tilgungssumme im Verhältnis auf die jeweilige Schuldensumme. Damit fährt man meist sehr gut, weil sich kein Gläubiger benachteiligt fühlt.


    Sobald deine Probezeit beendet ist, kannst Du Dir immer noch überlegen, einen der restlichen Schuldensumme entsprechenden Kredit aufzunehmen und die Schulden so abzuzahlen.


    Für eine Privatinsolvenz ist es nach den vorliegenden Infos viel zu früh.


    Viel Erfolg und alles Gute wünscht Dir

    Alabama

  • Hallo.


    Bei 8600 Euro in den Miesen und 400 Euro monatlich erreichbar, wäre man (ohne Zinsen) nach weniger als zwei Jahren aus der Nummer heraus. (Umschuldung oder den Fakt, dass der "Notgroschen" etwa dem Dispo entspricht, nicht mit einkalkuliert.) Wir reden also über eine in absehbarer Zeit lösbare Aufgabe.


    Dave Ramsey würde wohl empfehlen, minimale Zahlungen zu allen Krediten zu leisten und die restliche Energie auf den kleinsten Kredit zu fokussieren (egal, ob teuer oder nicht). Wenn der erledigt ist, kurz innehalten und sich über den Erfolg freuen, und dann den nächstgrößeren Kredit in Angriff nehmen.


    Viel Erfolg!

  • Hi,


    danke euch allen für die Rückmeldungen :)

    Kannst du ein Familienmitglied um 8000 Euro bitten und bei der Person die Schulden zurückzahlen, sofort, zu einem niedrigeren Zins und ohne Bankverhandlung?

    Das kommt leider aus vielerlei Gründen für mich nicht in Frage, wäre aber generell die naheliegendste Option. Für mich passt sie leider nicht.

    Als allererstes gratuliere ich Dir zu Deinem Mut, die Situation in den Griff zu bekommen. Sich ein Fehlverhalten nicht nur einzugestehen, sondern aktiv zu ändern, erfordert Mut, Kraft und viel Durchhaltevermögen. Hut ab.

    Das eingestehen des "Problems" ist gar nicht so schwierig. Schließlich sind bis auf die 3400€ bei der Advanzia Bank die ganzen Sachen leider notwendige Ausgaben für den Lebensunterhalt gewesen, ich hab mir nicht 2 neue Flachbildschirme, ein elektrisches Kamel und weiß ich nicht was alles gekauft, sondern bin durch diese besondere Situation rein geschlittert.


    Dem ganzen kann ich auch etwas gutes abgewinnen: Es hat mich ganz radikal dazu gezwungen, mich mit meinen Finanzen zu beschäftigen. Kurzum: Ich würde wohl kein Haushaltsbuch führen und 400€ bei Seite legen, wenn es nicht aktuell notwendig wäre. Und für die Zukunft behalte ich das dann einfach bei und dann schauen wir mal, was ich mir anspare.


    Ein Grundsatz beim Schuldenab- und Vermögensaufbau lautet: erst Schulden abbauen, dann Vermögen aufbauen. Also: überlege Dir, ob und wie Du die Sparrate zur Schuldentilgung einsetzt.

    Genau, das habe ich mir auch angelesen. Es gibt aber auch Leute, die einen Teil weiter für den Aufbau des Vermögens nutzen, damit es da auch irgendwo los geht.


    Es gibt die Möglichkeit der online Schuldenberatung bei der Caritas. Gib mal in eine Suchmaschine „Caritas online Schuldenberatung“ ein.

    Ich bin fündig geworden: https://www.caritas.de/hilfeun…beratung-fuer-junge-leute - kann man morgen 9-11 Uhr in Anspruch nehmen, ich versuche das mal!

    Du solltest Deine Gläubiger anschreiben und Deine Situation schildern. Dabei auch erwähnen, dass Du einen neuen Job mit besserem Einkommen hast. Und darum bitten, mit Dir einen Zahlungsplan zu vereinbaren. [...]

    Das wäre glaube ich eine gute Idee. Ich nehme das mal für das Beratungsgespräch mit.

    Viel Erfolg und alles Gute wünscht Dir

    Lieben Dank <3


    Wir reden also über eine in absehbarer Zeit lösbare Aufgabe.

    Ganz genau.

    den Fakt, dass der "Notgroschen" etwa dem Dispo entspricht

    Den möchte ich dafür nicht verwenden, sollte nämlich mal was sein - Spülmaschine kaputt, fette Nachzahlung für Energiekosten (in der aktuellen Zeit ja gar nicht unwahrscheinlich), etc. wäre ich wieder auf einen Dispokredit angewiesen und dann komm ich ja gar nicht mehr los von dem Zeug, denke ich mir.

    Dave Ramsey würde wohl empfehlen, minimale Zahlungen zu allen Krediten zu leisten und die restliche Energie auf den kleinsten Kredit zu fokussieren (egal, ob teuer oder nicht). Wenn der erledigt ist, kurz innehalten und sich über den Erfolg freuen, und dann den nächstgrößeren Kredit in Angriff nehmen.

    Weshalb macht man das so? Wäre es nicht für mich besser, das schnellstmöglich abzubezahlen, was die höchsten Kosten verursacht (Sparkasse, Dispo, 10,5%) und dann die ggf. größeren Dinge anzugehen, die deutlich niedrigeren Zinssatz oder gar keine Zinsen kosten?



    Vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen. Ich habe das Gefühl, heute was erreicht zu haben und melde mich die Tage erneut, wenn ich mit der Caritas weiter bin.



    LG

    Tyler

  • Weshalb macht man das so? Wäre es nicht für mich besser, das schnellstmöglich abzubezahlen, was die höchsten Kosten verursacht (Sparkasse, Dispo, 10,5%) und dann die ggf. größeren Dinge anzugehen, die deutlich niedrigeren Zinssatz oder gar keine Zinsen kosten?

    Alles etwas bedienen ist der Versuch den Gläubigern zu zeigen dass sich was tut. Den kleinsten Kredit zuerst komplett abzahlen ist der Versuch sich selbst zu zeigen dass man vorwärts kommt.

    Rein mathematisch hast du natürlich recht, der teuerste Kredit ist derjenige der sich am meisten lohnt. Das Problem ist, dass die meisten die Probleme mit ihren Schulden haben eben keine kühlen Rechner sind und auch die Disziplin mehrere Monate gezielt den teuersten Kredit abzuzahlen oft fehlt.


    Es gibt viele Möglichkeiten da rauszukommen. Grundsätzlich sind deine Schulden auch in einem Bereich der sich - eventuell mit Nebenjob - in wenigen Jahren tilgen lässt. Man muss nur dran bleiben und das ist viel wichtiger als die richtige Reihenfolge

  • Weshalb macht man das so? Wäre es nicht für mich besser, das schnellstmöglich abzubezahlen, was die höchsten Kosten verursacht (Sparkasse, Dispo, 10,5%) und dann die ggf. größeren Dinge anzugehen, die deutlich niedrigeren Zinssatz oder gar keine Zinsen kosten?

    Nun, der Dave ist damals auch mit einem anderen Ansatz gestartet und hat das System so geändert, dass es am besten Ergebnisse bringt und nicht die besten Ergebnisse.

    Auch wenn mathematisch nicht unbedingt optimal, so führt der Schulden-Schneeball sicherer zum Ziel als die Schulden-Lawine. Reine Erfahrungswerte. (Und jede Menge Schuld und Sühne, die gibt's beim Dave gratis dazu.)

  • Hallo Tyler,


    mein erster Vorschlag wäre gewesen, den Kredit mit den höchsten Zinsen zurückzuzahlen, damit diese Last entfällt. Für die 3400 € bei fast 20 % zahlst du fast 700 € Zinsen im Jahr, also fast 2 Raten zusätzlich. Bei der Sparkasse sind es gut 150 €.

    Ich sehe aber den von anderen hier genannten psychologischen Effekt, den kleinsten zurückzuzahlen (das ist wohl der mit den 1500 €, der nach 4 Monaten weg wäre).


    Je nach dem, wie dein Leben generell aussieht, könntest du überlegen, die 1500 €, die du zur Seite gelegt hast, für die Kredite zu verwenden. Das könnte das Risiko bergen, dass du bei einer notwendigen Anschaffung/Reparatur (Auto, Waschmaschine...) in neue Probleme läufst.

    Nachdem du schreibst, dass alle Kreditgeber etwas von dir wollen, könntest du z.B. 200 an Advanzia und je 100 an die Sparkasse und GLS zahlen. Nach ca. 2 Jahren bis du dann durch.


    Gibt es die Möglichkeiten, die Kredite von Sparkasse und Advanzia zur GLS zu "übertragen"? Dann entfällt immerhin die Zinsbelastung.


    Ich würde nicht unbedingt darauf setzen, dass sich die 400 € durch normale Gehaltserhöhungen (die 1-3 %, die aus Tarifverträgen kommen) nennenswert erhöhen. Dagegen stehen z.B. deutlich steigende Energiepreise. Wenn du größere Gehaltssprünge machst, sieht das schon wieder anders/besser aus.


    Das, was du sonst beschrieben hast, macht auf mich einen tragfähigen Eindruck - Überziehungsmöglichkeiten von Konten gekündigt, nur noch eine Debit-Karte, Verträge angeschaut und unnötige gekündigt.


    (Ich find's super, dass du das Thema hier offen angesprochen hast und dass du dir schon eine Menge Gedanken gemacht hast und auch schon einige, aus meiner Sicht wichtige Schritte (Verträge durchgeschaut...) erledigt hast.)

  • Hi,


    danke für die weiteren Antworten.

    Alles etwas bedienen ist der Versuch den Gläubigern zu zeigen dass sich was tut.

    Das wäre das vorrangige Ziel, damit niemand auf die Idee kommt hier eine Pfändung zu beantragen oder so.

    Das Problem ist, dass die meisten die Probleme mit ihren Schulden haben eben keine kühlen Rechner sind und auch die Disziplin mehrere Monate gezielt den teuersten Kredit abzuzahlen oft fehlt.

    Ich mach das ja immer so dass ich zum Gehaltseingang / Geldeingang allgemein mein Geld aufsplitte. Da ich als junger Mensch Konten ja nahezu hinterher geworfen bekomme, geht das bei mir so:


    • ING ist mein Hauptkonto für alle Geldeingänge
    • von da geht ein Dauerauftrag weg auf meinen Notgroschen (Tomorrow)
    • ein weiterer Dauerauftrag geht weg für Lebenshaltung (Miete, Strom, Versicherungen, Handyvertrag, etc.) auf ein Konto bei Vivid, von dort wird alles abgebucht.
    • alles weitere bezahle ich mit der Debit Karte von der ING. Für die anderen beiden Konten habe ich keine Bezahlkarte, sodass ich in der Regel manuell hin und her überweise, das ist so ne Art Barriere im Kopf dass man nicht mal eben Geld weghaut.

    Mit diesem System fahre ich die letzten Monate sehr gut. Und ich habe mir eine Software gekauft (MoneyMoney), wo ich alle einsehen kann auf einmal, sodass ich immer sehe was gerade Phase ist.

    Es gibt viele Möglichkeiten da rauszukommen. Grundsätzlich sind deine Schulden auch in einem Bereich der sich - eventuell mit Nebenjob - in wenigen Jahren tilgen lässt. Man muss nur dran bleiben und das ist viel wichtiger als die richtige Reihenfolge

    Nebenjob ist eine Überlegung, aber schwierig weil mein Arbeitgeber diesen genehmigen müsste und ich das, was ich gut kann, schon bei meinem Arbeitgeber mache. Kellnern oder sowas traue ich mir zu, aber das läuft ja jetzt in den kommenden Monaten eher weniger als mehr. Mal schauen. Ich würde mich auch eher auf den Vollzeitjob konzentrieren wollen - bis Dezember mache ich Schulungen und Trainings, das braucht auch nach der Arbeitszeit immer mal wieder Aufmerksamkeit.

    mein erster Vorschlag wäre gewesen, den Kredit mit den höchsten Zinsen zurückzuzahlen, damit diese Last entfällt. Für die 3400 € bei fast 20 % zahlst du fast 700 € Zinsen im Jahr, also fast 2 Raten zusätzlich. Bei der Sparkasse sind es gut 150 €.

    Dadurch dass ich die Kreditkarte bei der Advanzia Bank gekündigt hatte und es ins Inkasso gelaufen ist, kommen nur die Inkassogebühren und die gesetzlichen Verzugszinsen oben drauf. Inkasso mag ja grundsätzlich eine "unnötige" Gebühr sein, aber ist sicher günstiger als die 19,94% von der Advanzia Bank.

    Ich sehe aber den von anderen hier genannten psychologischen Effekt, den kleinsten zurückzuzahlen (das ist wohl der mit den 1500 €, der nach 4 Monaten weg wäre).

    Es wäre auch das, was am längsten offen ist; und es steht in der Schufa. Die anderen Sachen stehen nicht in der Schufa. Wenn ich es zügig abgezahlt habe und es aus der Schufa raus ist, dann stehe ich "seriöser" da.

    Je nach dem, wie dein Leben generell aussieht, könntest du überlegen, die 1500 €, die du zur Seite gelegt hast, für die Kredite zu verwenden. Das könnte das Risiko bergen, dass du bei einer notwendigen Anschaffung/Reparatur (Auto, Waschmaschine...) in neue Probleme läufst.

    Nein, das möchte ich vermeiden.

    Gibt es die Möglichkeiten, die Kredite von Sparkasse und Advanzia zur GLS zu "übertragen"? Dann entfällt immerhin die Zinsbelastung.

    Das wäre eine Überlegung, die ich auch schon hatte. Dazu weiter unten aber mehr.

    Ich würde nicht unbedingt darauf setzen, dass sich die 400 € durch normale Gehaltserhöhungen (die 1-3 %, die aus Tarifverträgen kommen) nennenswert erhöhen. Dagegen stehen z.B. deutlich steigende Energiepreise. Wenn du größere Gehaltssprünge machst, sieht das schon wieder anders/besser aus.

    Eine Steigerung ist unrealistisch, allerdings kommen perspektivisch weitere Einnahmen dazu (ggf. wieder Kindergeld, Ehrenamtspauschale für verschiedene Tätigkeiten im Verein, Nebenjob, etc.) - meine Steuererstattung waren für 2020 ca. 1.200€, für 2021 wird es mehr sein. Das ist also auch noch mal ein größerer Haufen (wenn man es in Relation zur Schuldensumme betrachtet), das ich dann auf einen Schlag in die Tilgung stecken kann.


    Ich hatte ja gestern geschrieben:

    kann man morgen 9-11 Uhr in Anspruch nehmen, ich versuche das mal!

    Caritas Schuldnerberatung hat geklappt. Ich habe von denen ein Haushaltsbuch und eine Gläubigerliste bekommen. Das Haushaltsbuch brauch ich natürlich nicht, sowas führe ich schon (hrr hrr).


    Wir haben jetzt folgenden Plan vereinbart:


    1. Ich habe einen Online-Zugang für ein Portal erhalten, in dem ich mit meiner Beraterin heute Kontakt halten kann - nach 1-2 Tagen erhalte ich spätestens eine Antwort.
    2. die Gläubigerliste fülle ich aus. Mir fehlen dazu noch Unterlagen vom Inkasso, die habe ich dort telefonisch angefordert und erhalte ich bis Ende der Woche.
    3. Am Wochenende bearbeite ich das Zeug und sende das an die Caritas
    4. von dort kommen dann Vorschläge wie man mit den Gläubigern umgehen soll (Vergleich, Ratenplan, etc.) und wie ich das am besten machen soll.
    5. Vieles traue ich mir selbst zu, die Kommunikation mit dem Inkassounternehmen allerdings nicht so sehr. In den örtlichen Beratungsstellen der Caritas würde man das für mich mit übernehmen können, online klappt das nicht, aber sie können mir Briefvorlagen mitgeben - das finde ich eine gute Lösung.


    Wenn ich also einen Ratenplan habe und weiß, was ich netto verdienen werde, würde ich mich als erstes an die GLS Bank wenden, die Unterlagen präsentieren und auch die Begleitumstände (finanzielle Weiterbildung, drei Konten-Modell, etc.), um meine finanzielle Leistungsfähigkeit und Ernsthaftigkeit zu untermauen. Vielleicht ergibt sich bis dahin auch schon etwa in Richtung Nebenjob, sodass ich ein weiteres Argument dafür habe.


    Ziel wäre da natürlich möglichst die kompletten ca. 8.600€ in den Dispo zu legen, es ist aber auch irgendwo unrealistisch, also schauen wir doch mal ob ich die 1.500€ von der Sparkasse da unterbekomme. Dann habe ich einen Gläubiger direkt weg, weniger Zinsbelastung und kann die Inkasso-Sache schneller in die Hand nehmen. Das wäre dann nämlich noch das teuerste, bzw. das einzige was kostet.


    Interessant wäre auch noch, ob man ggf. ein Tool findet, mit dem ich meine Steuererklärung mal durchgehen kann, um auszurechnen, was ich für 2021 zurück bekommen würde. Bisher habe ich Taxfix verwendet, da gibts aber sicher auch Tools die weniger fancy aussehen, aber mehr können. Habt ihr einen Tipp?


    Alles in allem denke ich, dass ich die letzten Tage sehr viel weiter gekommen bin, vor allem im Kopf, das alles mal endlich angegangen zu sein.

    Ich find's super, dass du das Thema hier offen angesprochen hast und dass du dir schon eine Menge Gedanken gemacht hast und auch schon einige, aus meiner Sicht wichtige Schritte (Verträge durchgeschaut...) erledigt hast.

    Eben genau das.




    LG
    Tyler

  • Hallo Tyler,


    ich kann nicht beurteilen, worauf die Banken besser reagieren - auf eine Rückzahlungsrate, die wirklich 100 % zuverlässig kommt und ein verlässlich kalkulierbares Ende hat (also 400 € für ca. 2 Jahre) oder auf ein Szenario, was zusätzlich eine gewisse Variabilität (z.B. Steuerrückzahlungen) enthält.


    Für die Steuererklärung gibt es bei den Discountern jedes Jahr Ende Dezember Software für 5 € zu kaufen. Ich nutze die von Lidl seit vielen Jahren und komme gut damit zurecht. Man wird da auch durch die Eingabemasken geführt und hat am Ende die Unterlagen, die man einreichen muss und auch eine Berechnung, was man im Steuerbescheid erwarten kann.

  • ich kann nicht beurteilen, worauf die Banken besser reagieren - auf eine Rückzahlungsrate, die wirklich 100 % zuverlässig kommt und ein verlässlich kalkulierbares Ende hat (also 400 € für ca. 2 Jahre) oder auf ein Szenario, was zusätzlich eine gewisse Variabilität (z.B. Steuerrückzahlungen) enthält.

    Ich würde halt beides machen: also ein fester Teil von meinem Gehalt und dazu solche "Sonderzahlungen", die halt immer mal wieder anstehen. Dann bin ich schlicht schneller fertig und zahle letztendlich weniger Geld an Zinsen.

    Für die Steuererklärung gibt es bei den Discountern jedes Jahr Ende Dezember Software für 5 € zu kaufen. Ich nutze die von Lidl seit vielen Jahren und komme gut damit zurecht. Man wird da auch durch die Eingabemasken geführt und hat am Ende die Unterlagen, die man einreichen muss und auch eine Berechnung, was man im Steuerbescheid erwarten kann.

    Hast du mir einen Namen dazu?

  • Ich würde halt beides machen: also ein fester Teil von meinem Gehalt und dazu solche "Sonderzahlungen", die halt immer mal wieder anstehen. Dann bin ich schlicht schneller fertig und zahle letztendlich weniger Geld an Zinsen.

    Hast du mir einen Namen dazu?

    Ja, so hätte ich mir das auch gedacht - die 400 € sind das, was du zuverlässig zahlen kannst und auch zahlst. Alles darüber kannst du zusätzlich einbringen und wirst entsprechend schneller fertig.


    Das hier ist die Variante von Lidl:

    https://www.lidl.de/p/software-steuersparer-2021/p100312937

    Wie gesagt - die gibts immer Ende Dezember in den Filialen für 5 €.

  • Ich habe mit der GLS Bank telefoniert. Ich soll denen meine Gehaltsnachweise senden und den Lohn künftig darüber laufen lassen, dann seien die 1.500€ kein Problem; für die GLS Bank und das Inkasso muss ich dann einen neuen Ratenplan machen.


    Also auf zum Arbeitgeber und das Ändern lassen, dann schauen wir mal Ende des Monats wenn ich Lohnzettel und Zahlungsplan vorliegen habe, wie es weiterläuft.


    :thumbup: Stolz

  • Hi,


    ich melde mich mal wieder. Die Situation hat sich in letzter Zeit wie folgt entwickelt:


    1. das Modell mit den drei Konten hat sich als sehr erfolgreich für mich erwiesen und hilft mir weiterhin, meine finanzielle Situation im Blick zu behalten. Das Dispo bei der GLS Bank habe ich nicht erhöht, es war schlicht nicht notwendig.
    2. leider kann ich aufgrund einer längeren Krankheit seit Dezember und vermutlich auch noch einige Monate nicht arbeiten, sodass sich mein ursprünglicher Plan, jeden Monat 400,00€ zurück zu zahlen, in Luft aufgelöst hat :(
    3. Die Inkassobude reagiert leider nicht auf jegliche Schlichtungsversuche, die Vorlagen von der Caritas haben mir nicht weitergeholfen, es kommt einfach nichts zurück. Nicht mal, wenn ich etwas per Einschreiben Einwurf hinsende. Das verstehe ich nicht, da die ja ein Interesse daran haben sollten, ihr Geld einzutreiben.
    4. Meinen Dispokredit bei der Sparkasse habe ich mittlerweile komplett abgezahlt :huh:
    5. Steuererklärung für 2021 ist auch schon erledigt, da kommen 1600€ zurück, ich nehme an dass das bereits im April passiert

    Insgesamt hab ich jetzt auf dem Plan, den bereits zugesagten Cashflow von ca. 4600€ in den nächsten drei Monaten zu Nutzen, um in 2-3 Zahlungen (je nachdem, wann Steuer, Nachzahlungen, etc. mal ankommen) die Inkassobude auch ohne Diskussion zu bezahlen, sodass die mir nicht auf den Kopf steigen.


    Man hat jetzt Ende Dezember angekündigt, man wolle die Zwangsvollstreckung einleiten, das halte ich für fragwürdig, ob das in irgendeiner Weise durchgeht, wenn ich denen mehrfach ein realistisches Angebot gemacht habe, was ich aktuell finanziell leisten kann. Wie sehr ihr das?


    Mein Dispo bei der GLS Bank bleibt bestehen und ist auch noch mit etwa 3000€ im Minus, damit habe ich aber weniger "Stress" und Druck, das zu erledigen, sodass ich hier die Priorität setze, wenn ich wieder arbeitsfähig bin.



    Es geht voran, ich finde es sind großartige Schritte die ich machen konnte, obwohl die Umstände so widrig gewesen sind (Krankheit, Arbeitsplatzverlust, steigende Energiekosten, Nebenkostennachzahlung etc.).


    Bleibt alle gesund und guten Start ins neue Jahr 2022, wenn auch etwas spät ;)

  • Hi Tyler, schön dass die Struktur funktioniert (trotz der Rückschläge) und dass eine positive Tendenz erkennbar ist.


    Die Geschichte mit der "Inkasso-Bude" kann ich so nicht einschätzen.


    Könnte das Angebot der Caritas da hilfreich sein?


    Wenn tatsächlich der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht, dann kostet das erstmal Gebühren, aber es sollte sich ein vernünftiger Zahlungsplan vereinbaren lassen.

    Vielleicht hat der Schwarm da noch mehr Gedanken zu.

  • Hi Tyler,

    erstmal allerherzlichsten Glückwunsch zu Deinen Erfolgen und Deinem Durchhaltevermögen. Ich ziehe den Hut bis zum Boden!

    Wegen der „Inkassobude“ : nimm doch mal Kontakt zum örtlichen Gerichtsvollzieher aufrunden schildere die Lage. Habe in der Schuldnerberatung gemacht, dass die Gerichtsvollzieher oftmals bereitwillig vermittelnd unterstützen.

    Weiter alles Gute und vor allem: gute, schnelle und vollständige Genesung wünscht

    Alabama

  • Hi,



    ich melde mich nach einiger Zeit mal wieder:


    • der ursprüngliche Vorschlag, einen Freund um Hilfe zu bitten, war eine gute Idee: Das Inkasso-Ding bin ich damit los, habe allerdings noch die Information für die nächsten drei Jahre in der Schufa stehen. Das nervt mich, geht aber auch wieder vorbei.
    • meine Steuererstattung hat meine Schulden bei der GLS Bank auf ca. 2.300,00 EUR reduziert.
    • das schönste: ab August darf ich wieder arbeiten, sodass ich auch wieder ein zuverlässiges Einkommen haben werde. Die Tilgungsrate setze ich vorerst auf 250 EUR im Monat, bis ich nach 2-3 Monaten einen Überblick über meine neuen Einnahmen und Ausgaben habe.
    • im dritten Monat meiner neuen Tätigkeit erhalte ich einen Antrittsbonus von 500,00 EUR, sodass ich bis dahin 1.250€ an die GLS Bank abführen kann - somit ist das Dispo dann fast schon getilgt.
    • was bisher in meiner Kalkulation fehlte, sind Planungen für steigende Energiekosten. Meinen Stromverbrauch messe ich monatlich ab und melde diesen an den Versorger, wo ich dann im nächsten Monaten die Rechnung für erhalte - es gab schon mehrfach den Fall, dass ich Geld zurück erhalten habe. Die Stromkosten sind also so überschaubar, ich verbrauche ca. 50 kWh. Mehr Sorgen mache ich mir beim Gasverbrauch (Heizung + Wasser, nicht aber der Herd), sodass ich hier meinen Notgroschen um 500 EUR erhöhen möchte. Dieser soll auch ggf. gestiegene Nebenkosten abdecken, die ich im Januar 2023 für die Abrechnung meiner Wohnung erhalte.
    • Der Notgroschen soll zur GLS Bank wandern, sodass ich dort ein Guthaben von 2.000 EUR haben werde, und dazu das Dispo von 3.000 EUR. Damit habe ich (sobald alles abbezahlt und der Notgroschen aufgestockt ist) zinsfrei 5.000 EUR verfügbar und im Zweifel noch weitere 1.500 EUR, die mir die Sparkasse geben würde.
    • langfristig finde ich es einen schönen Gedanken, die Summe von 10.000 EUR auf den Konten zu haben, die einfach immer "da liegen" - das ist ein Betrag, der so groß ist, dass ich mir in den nächsten Jahren um nichts sorgen machen muss.
    • mit weiterer Finanzbildung und etwas mehr Freizeit möchte ich dann auch von Sparen in Investieren übergehen.



    Liebe Grüße, bleibt gesund und guten Mutes!



    Tyler