70/30 Portfolio bei der ING

  • Hallo liebe Community!

    Ich lege nun seit gut 6 Monaten bei der ING in ein 70/30 Portfolio an, und zwar in diese beiden ETFs von iShares: ISHSIII-CORE MSCI WLD DLA (ISIN: IE00B4L5Y983) und IS C.MSCI EMIMI U.ETF DLA (ISIN: IE00BKM4GZ66). Kann man das so machen oder gibt es "bessere" Alternativen für ein 70/30 Portfolio? Laut ING sind es vom Fondsvolumen her die größten ETFs. Über Meinungen oder Ratschläge wäre ich sehr, sehr dankbar! Besten Dank im Voraus & einen schönen Abend, Laurence

  • Schließe mich den Vorschreibern an. Exakt meine ETF-Kombination. ;)

    Falsch machst Du da nichts!

    Es mag für den MSCI World ETF günstigere Alternativen geben (kleinere TER). Aber ob 0,08% - 0,15% p.a. einen großen Unterschied ausmachen, wage ich mal zu bezweifeln. Das sind dann wirklich Peanuts.

    Zumal man bei den günstigeren Alternativen teilweise noch keine so lange Historie (Tracking Differenz) oder ein (noch) verhältnismäßig niedriges Fondsvolumen gibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass kleine ETF geschlossen/verschmolzen werden ist deutlich größer als bei einem der beiden Dickschiffe.

  • Perfekt, ganz lieben Dank für eure Kommentare und eure Einschätzungen - jetzt bin ich sehr beruhigt! :)


    @monstermania: Vielen, vielen Dank für die ausführliche Antwort! Dass du in genau dieselbe ETF-Kombination investiert, hatte ich auch schon zuvor im Durchstöbern des Forums gesehen - da bin ich dann ja wirklich "auf der sicheren Seite". 8o

    Ich habe vor, auch für meine Mutter ein Portfolio einzurichten, auch wenn da natürlich noch einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden muss. Theoretisch wäre es eine höhere Einmaleinlage (um die 10.000 Euro) plus dann eben einen entsprechenden Sparplan. Würdest du es in dieselbe ETF-Kombination anlegen? Oder stattdessen evtl. in den Vanguard FTSE All-World? Besten Dank & viele Grüße!

  • Ob 70/30 oder eine Lösung mit einem Fonds ala ACWI oder All-World ist vor allem eine Geschmacksfrage. Keiner kann vorhersagen welches Verhältnis die nächsten Jahre am besten laufen wird.

    Bei niedrigen Sparraten und geringem Depotvolumen ist eine Lösung mit einem Fonds auf jeden Fall zu bevorzugen da das Rebalancing entfällt. 10 000€ würde ich jetzt nicht mehr in der Kategorie ganz klein sehen, abhängig von der Sparrate aber trotzdem zur Lösung mit einem Fonds tendieren. Macht man ein Rebalancing wegen 5 Prozentpunkten Abweichung (schon relativ viel), schichtet man effektiv 250€ um und das ist relativ wenig.

  • @monstermania: Vielen, vielen Dank für die ausführliche Antwort! Dass du in genau dieselbe ETF-Kombination investiert, hatte ich auch schon zuvor im Durchstöbern des Forums gesehen - da bin ich dann ja wirklich "auf der sicheren Seite". 8o

    Ich habe vor, auch für meine Mutter ein Portfolio einzurichten, auch wenn da natürlich noch einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden muss. Theoretisch wäre es eine höhere Einmaleinlage (um die 10.000 Euro) plus dann eben einen entsprechenden Sparplan. Würdest du es in dieselbe ETF-Kombination anlegen? Oder stattdessen evtl. in den Vanguard FTSE All-World? Besten Dank & viele Grüße!

    Danke für die Blumen!

    Aber 'sicher' ist an der Börse gar nix!!! Wir gehen halt davon aus, dass dass was langfristig in der Vergangenheit funktioniert hat, auch langfristig weiter so funktioniert. Das mag wahrscheinlich sein, aber sicher ist es nicht. ;)


    Ich habe mich 'damals' für meinen Weg entschieden (70/30). Das bedeutet aber auch Aufwand für Rebalancing einmal im Jahr. Darf man nicht unterschätzen, da man bei größeren Depot schnell eine paar Tausend Euro 'umschichten' muss!

    Ich empfehle Anfängern einen weltweiten ETF (MSCI ACWI oder FTSE All World). Reicht völlig aus! Wenn man dann irgendwann will, kann man immer noch den Anteil an EM durch Beimischung eines 2 ETF erhöhen.

    Und ja, die Vanguard Produkte finde ich richtig gut! :)

  • Was für 70/30 und Umschichten spricht, ist dass man nach einem guten Börsenjahr damit oft automatisch auch schon den 801 € Freibetrag (zumindest teilweise) erledigt, weil man steuerfrei die Gewinne realisiert. Gerade bei geringerem Vermögen und Thesaurieren bleiben die sonst liegen und die verlorenen 200-300 € Steuern pro Jahr bekommet man nie wieder zurück. Das läppert sich...

  • Vielen Dank für die Infos! Wie geht ihr beim Rebalancen bzw. Umschichten vor? In diese Thematik habe ich mich noch nicht konkreter eingelesen...

    Relativ einfach.

    Einmal im Jahr bringe ich mein Depot wieder auf 70/30. Wobei ich mir persönlich einen Korridor von +- 3% gelassen habe.

    Wenn also das Verhältnis 72/28 ist, mache ich kein Rebalancing. :)


    Bisher mache ich Rebalancing per Anpassung der Sparpläne. Sprich, ich passe meine Sparpläne dann einmalig so an, dass ich nur den schlechter gelaufenen ETF kaufe. Nach der Ausführung des Sparplans ändere ich die Sparpläne dann wieder ab, so dass die Zahlungen wieder 70/30 laufen.

    Das Funktioniert natürlich nur, wenn man ein entsprechendes Verhältnis zu Sparplan/Depotwert hat. Aktuell spare ich im Jahr knapp 10% meines aktuellen Depotwerts. In 10 Jahren wird das aber hoffentlich nur noch max. 1% des Depotwertes sein! :evil:


    Die andere Möglichkeit ist dann seinen Freibetrag zu nutzen (801€ p.a.). Also so viele Anteile des besser gelaufenen ETF zu verkaufen, dass man vom Gewinn her möglichst genau an den Freibetrag heran kommt. Anschließend kaufst Du dann wieder neue Anteile, so dass das Verhältnis wieder passt.

    Ich habe das hier mal genauer aufgeschrieben: Anlage für Kind - Geldanlage - Finanztip Forum

    Hier ein Video von Saidi, dass das Thema auch nochmal erläutert:

    Thesaurierende ETFs: Sparerpauschbetrag nutzen und Steuern sparen - YouTube


    Es wurde aber in diesem Video die Teilfreistellung (TFS) von 30% bei Aktienfonds nicht beachtet.

  • Es gibt grundsätzlich zwei Varianten zu rebalancen. Ohne Verkauf und mit Verkauf.


    Bei kleinen Depots (klein in Relation zur monatlichen Sparrate) kann man einfach die Sparrate so anpassen dass der Fonds mit dem zu geringen Anteil mehr gekauft wird. So vermeidet man Transaktionskosten und Steuern. Das hat aber natürlich seine Grenzen.


    Mit Verkauf rechnet man sich aus wieviel umgeschichtet werden muss, verkauft den einen Fonds und kauft den anderen. Zum Beispiel 70/30 World/EM ist gewünscht, steht aber aktuell bei je 5000€. In diesem Fall würde man EM für 1000€ verkaufen und World für 1000€ kaufen. Das ganze lohnt sich natürlich nur bei entsprechenden Beträgen relativ zu Transaktionskosten. Konkret bei der ING hast du die 5€ + X Provision, d.h. unterhalb von 1000€ Umschichtung würde ich eher kein Rebalancing betreiben da du 2 Orders brauchst.

    Vorteil der Methode ist dass sie auf beliebig große Depots anwendbar ist. Nachteilig ist dass man auf die Gewinne steuern zahlen muss (und 800€ Freibetrag reichen nicht ewig) und eben Transaktionskosten durch den Broker hat

  • Und ich finde es geht auch ohne Rebalancing. Durch Rebalancing wird ja ein gewähltes Verhältnis wieder hergestellt. Ob das gewählte Verhältnis sinnvoll war, merkt man erst im Nachhinein.

    Gruß


    Altsachse

    Ich würde mir da auch keinen allzu großen Kopf machen. Es gibt auch Leute, die investieren 100% in MSCI World, oder machen 60/40, oder nehmen noch EuroStoxx dazu, oder investieren in den ACWI der ungefähr 90/10 gewichtet ist… all diese Varianten werden generell als valide Anlagestrategien gesehen und was davon in den nächsten 20 Jahren am meisten bringen wird, weiß kein Mensch. Die 70/30 sind für mich eher ein Richtwert, wenn es anfängt deutlich davon weg zu laufen, kann man etwaige Einmalanlagen (z.B. Geld, das am Jahresende noch übrig ist) in den untergewichteten Teil investieren, oder die Sparpläne eine Zeit lang etwas anpassen.

  • Kommer nennt als Argument für Rebalancing "sein tendenziell renditefördernder Effekt. Innerhalb von Asset-Klassen mit etwa derselben erwarteten Rendite, also Asset-Klassen ähnlichen Risikos, erhöht Rebalancing langfristig die jährliche Rendite eines gut diversifizierten Portfolios um bis zu einem halben Prozentpunkt, während das Risiko sich kaum verändert oder sogar minimal sinkt (Willenbrock, 2011, Dichtl u.a. 2014, Chambers/Zdanowicz 2014)."


    Gerd Kommer: Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs. 5. Auflage. S. 347.


    Ob beim Rebalancing zwischen zwei in der Gesamtschau sehr ähnlichen Aktien-ETF auch 0,5 % risikoloses Renditeplus drin sind? 0,5 % sind auf Dauer richtig viel... Es wäre einen Versuch wert.

  • Ich glaube hier werden zwei Dinge vermischt: das "ideale Mischverhältnis" und die Erhaltung eines Mischverhältnisses durch Rebalancing.

    Das ideale Mischverhältnis kennt keiner im voraus. Aber wenn ich mich dazu entscheide von einem Marktkapitalisierungindex abzuweichen indem ich z.B. Europa übergewichte, dann sollte ich auch so konsequent sein das zu erhalten. Immerhin hatte es ja ursprünglich einen Grund warum man abweicht. Wenn jede Einzelposition nur vor sich hinläuft, dann kann ich auch gleich nach Marktkapitalisierung gewichten und mir den Stress mit 5 ETFs sparen.


    Das Renditeargument betrachte ich persönlich übrigens als nebensächlich. In der Regel sind die Rechnungen ohne Transaktionskosten (Broker, Spread, Steuern) sodass es besser aussieht als realisierbar ist. Rebalancing ist vor allem eine Frage des Risikomanagements. Egal ob wir jetzt zwischen Assetklassen rebalancen (Tagesgeld, Aktien) oder zwischen amerikanischen und europäischen Aktien, es geht darum das Risiko von Blasen etwas zu entschärfen

  • Guten Abend. 70/30 Strategie gefällt mir sehr gut. Meine Frage dazu, kann man auch mit 3 oder 4 ETFs parallel gut fahren, oder doch lieber nur 2 ? Ich habe erst vor kurzem mit 2 ETFs angefangen, und jetzt wollte ich noch was ( vom Eltern) dazu legen. Danke für Ratschläge.

  • Wenn Du z.B. 70% in den MSCI World investieren möchtest, dann ist es ziemlich egal, ob Du alles in einem ETF hast, oder ob Du es auf mehrere ETF aufteilst, die alle den MSCI World abbilden. Je nach Preismodell der Bank könnte es bei den Orderkosten vielleicht teurer werden.

  • Admalu

    Bitte Hundertmal schreiben: Ein ETF auf den MSCI World ist ein ETF auf den MSCI World!


    Grundsätzlich ist es also erstmal vollkommen egal, ob Du 1, 2 oder 3 ETF auf den MSCI World in Deinem Portfolio hast. Die ETF werden sich nahezu identisch entwickeln, da der zu Grunde liegende Index identisch ist.

    Aus steuerlicher Sicht kann es aber durchaus Sinn ergeben, mehrere ETF auf den MSCI World zu besparen. So kann man z.B. zunächst einen ausschüttenden ETF besparen um den jährlichen Freibetrag möglichst auszuschöpfen und dann später einen thesaurierenden ETF weiter besparen.

    Es gibt Leute, die alle 5 Jahre einen anderen ETF auf den MSCI World besparen um beim Verkauf flexibel zu sein. Da beim Verkauf immer die ältesten Anteile zuerst verkauft werden, kann man so steuern, dass man zunächst jüngere ETF-Anteile als erste verkauft. Bei diesen Anteilen sind i.d.R. geringere Gewinne und damit Steuern zu zahlen.