Wie viel Eigenkapital ist "genug" Eigenkapital

  • Hallo liebe Finanztip Community,


    zuerst: ich bin komplett neu in dieser Commnity und freue mich auf Austausch mit euch (Finanztip konsumiere ich schon länger ;) ).


    Zu meiner Frage:

    Ich bin auf der Suche nach einer Immobilie für Eigengebrauch (schaue so nach 600k Immobilien) und habe einen Eigekapitalanteil von 150k (Tagesgeld). Nebenbei läuft natürlich ein klassischer ETF Sparplan (soll bis zur Rente laufen), mit derzeit nur 200€ Sparquote monatlich. Jetzt bin ich in einem Dillemma: Mein gesetztes Ziel von 150k Eigenkapital (und die empfohlenen 20%) habe ich erreicht und könnte jetzt meinen ETF Sparplan um einiges erhöhen, bin mir aber unsicher, ob ich nicht lieber weiterhin das Eigenkapital fokusiere. Oder doch lieber halb/halb... ?


    Und hier kommt ihr ins Spiel: Wann hat man"genug" Eigenkapital - habt ihr Erfahrungen/Empfehlungen?


    Danke und Viele Grüße
    A

  • Es ist eine Frage Deiner Risikobereitschaft. Langfristig ist es natürlich günstiger in ETF zu gehen. Bei den derzeit geringen Zinsen ist es eine gängige Überlegung (sogar in Finanztest), weniger Eigenkapital als eigentlich möglich einzusetzen und das lieber parallel in ETF zu stecken. Das wäre allerdings nicht meine persönliche Empfehlung für die eigene Wohnung. Wenn Du keinen konkreten Druck hast und die Immo erst dann kaufst, wenn alles passt, würde ich persönlich allerdings ab jetzt in 100% ETF gehen.

  • Sind die Kaufnebenkosten schon berücksichtigt?

    Und nach dem Kauf, was für frei verfügbares Geld bleibt übrig? Wenn man einfach zuzugreifende 150k€ hat, kann sich vielleicht mit "nur" xk€ nach dem Kauf unruhig fühlen.

  • Sind die Kaufnebenkosten schon berücksichtigt?

    Und nach dem Kauf, was für frei verfügbares Geld bleibt übrig? Wenn man einfach zuzugreifende 150k€ hat, kann sich vielleicht mit "nur" xk€ nach dem Kauf unruhig fühlen.

    Jop, KNK sind berücksichtig und das Eigenkapital dient nur zum Kauf (ich würde auch weniger aufbringen, wenn die Konditionen trotzdem stimmen).

    Nach dem Kauf bleibt noch Geld übrig, das wurde alles bedacht.

    Es ist eine Frage Deiner Risikobereitschaft. Langfristig ist es natürlich günstiger in ETF zu gehen. Bei den derzeit geringen Zinsen ist es eine gängige Überlegung (sogar in Finanztest), weniger Eigenkapital als eigentlich möglich einzusetzen und das lieber parallel in ETF zu stecken. Das wäre allerdings nicht meine persönliche Empfehlung für die eigene Wohnung. Wenn Du keinen konkreten Druck hast und die Immo erst dann kaufst, wenn alles passt, würde ich persönlich allerdings ab jetzt in 100% ETF gehen.

    Mein Gefühl wäre auch der Fokus auf ETFs (wenn ich auch nicht mit 100% draufgehen würde).


    Druck habe ich glücklicherweise nicht. Die einzige Sorge ist, dass die steigenden Immopreise dem EK weglaufen und ich dann wieder nachschieben muss. Wahrscheinlich mache ich mir zu viele Gedanken und schichte erstmal 70/20 auf ETFs/Eigekapital.

  • Hallo Alex der Zweite,

    Wann hat man"genug" Eigenkapital

    So bei ca. 120% des Kaufpreises der Immobilie (kleiner Scherz zum Einstieg).


    Ansonsten kommt es wie immer auf die Umstände an. Von der Ausgabenseite her betrachtet:


    Was wollen Sie kaufen? Bei einer Bestandsimmobilie kommen in den Jahren nach dem Kauf Sanierungskosten auf Sie zu. Da sollten Sie einige 10 k noch in der Hinterhand haben. Kaufen Sie einen Neubau vom Bauträger, ist der Anzeigenpreis garantiert nicht der Endpreis und beim Architektenhaus sagt Ihnen ein seriöser Architekt, nicht wundern 20% Mehrkosten gegenüber der ersten Schätzung sind normal. Dazu kommen die ganzen Nebenkosten. 15% sollten Sie schon einkalkulieren. Außerdem muss in die neue Wohnung auch was rein und der Umzug kostet auch noch.


    Und da ist die Einnahmenseite: Haben Sie die 150 k locker in 5 Jahren zusammengespart und es kann nach dem Kauf trotz Kredittilgung so weiter gehen. Oder war es ein mühsames Ansparen über mehr als 10 Jahre und einige Sondereinnahmen sind auch dabei. Zusammen mit der Kredittilgung bleibt kein müder Euro zum Sparen übrig.


    Es tut mir leid, diese komplexe Betrachtung müssen Sie selbst anstellen.


    Gruß Pumphut

  • Im Wesentlichen bemisst sich die Frage an der Rate die du zukünftig zahlen willst, wie lange du den Kredit zahlenwillst bzw kannst und welche Zinsen du dafür erwartest. Um ein Gefühl zu bekommen kann man mit einem Tilgungsrechner rumspielen.


    Grundsätzlich hast du beim Kauf in dieser Preisklasse das Problem dass du - je nach Bundesland und Makler - etwa die Hälfte deines Eigenkapitals an Kaufnebenkosten versenkst. In Wirklichkeit hast du nur ca 70 000 - 80 000€ Eigenkapital zur Verfügung, das ergibt dann eine Eigenkapitalquote deutlich unter 20%.

    Vergiss an der Stelle auch nicht, dass eine Bestandsimmobilie häufig auch Sanierungen braucht. Unter Umständen nicht sofort, aber wenn 5 Jahre nach Einzug eine neue Heizung kommt...


    Meiner Meinung nach (und so ist meine Finanzierung auch angelegt) sollte man mit Ende 50, spätestens Anfang 60 den Kredit fertig haben, damit noch ein bisschen Luft zur Rente bleibt. Entsprechend habe ich ein bisschen mehr an Eigenkapital eingeplant als die 20%. (Genaue Rechnung ist nicht ganz einfach da das Haus noch nicht steht)


    Zur aktuellen Sparrate habe ich folgendes gemacht: Ich habe die zukünftige Rate plus die erwarteten Nebenkosten genommen. Die Differenz dieser Summe zur aktuellen Miete+NK wird weggespart als zusätzlichen Eigenkapitalpuffer. Der Rest geht in ETFs mit dem Ziel Altersvorsorge. Vorteil dieser Lösung ist dass man seine zukünftige Rate vorher simuliert und sieht ob am Ende des Monats noch Geld übrig ist

  • Denke an dem Punkt, an dem du bist, ist halb halb gar nicht schlecht. Du solltest Bedenken, dass du auch neben dem Eigenkapital, welches du für das Haus aufbringen willst, für eventuell Chancen, die sich woanders auftun, auch liquide und handlungsfähig sein willst.

  • Alles, was 72% des Kaufpreises übersteigt, verteuert den Kredit (= 80% des Beleihungswertes).


    Die günstigsten Konditionen gibt es bei einer Finanzierungssumme bis zu 54% des Kaufpreises.


    Also Notar- und Grundbuchamt (2% des Kaufpreises), Grunderwerbsteuer (je nach Bundesland unterschiedlich), Makler (von/ bis) und Modernisierungen (sieht jede Bank anders) wären optimal, wenn sie selbst getragen werden.