Junges Glück - Gemeinschaftsdepot oder doch lieber zwei separate?

  • Zwei junge Menschen aus der erweiterten Familie möchten nicht nur bald heiraten, sondern gleichzeitig beide auch mit dem ETF-Sparen anfangen. Herzlichen Glückwunsch von mir!


    Jetzt ist die Frage, ob beide getrennte Depots anlegen oder gleich Nägel mit Köpfen machen und einen Gemeinschaftssparplan in ein Gemeinschaftsdepot fließen lassen. Warum soll man immer alles doppelt klicken müssen?


    Als Nichtverheiratetem fehlen mir die Erfahrungen. Ich habe allerdings an einigen Stellen bei Gemeinschaftsbankkonten schon mitbekommen, dass es damit tendenziell komplizierter wird.


    Wie sind die Erfahrungen bei den Verheirateten unter Euch?

  • Als ehemals Verheirateter will ich mal meinen Senf dazugeben...


    Solange eine Ehe besteht, stellt sich die Frage nach getrennten Depots nicht. Sollte die Ehe crashen, kann's kritisch werden. Deshalb sollten derartige Dinge, auch wenn's absolt unromantisch ist, in vernünftigen Eheverträgen geregelt sein.

    Getrennte Depots, mal von einem eventuellen Ausgleich abgesehen, bieten im Trennungs-/Scheidungsfall den Vorteil, nicht zum Zeitpunkt X Anteile verkaufen zu müssen. Sicherlich besteht ja auch die (eingeschränkte?) Möglichkeit, Anteile ohne Anteilsverkäufe zu übertragen... aber bei den übertragenen Anteilen ist ja auch der Anteil des Gewinns pro jeweiligem Anteil wirchtig, wenn später mal Verkäufe anstehen. Klappt der Übertrag mit Nachweis der Historie? Oder mache ich da einen Denkfehler?

  • ...wenn man sich z.B. ein Haus kaufen will.

    Ein Hauskauf sollte aus dem Laufenden finanzierbar sein und nicht als renditeschädliches Instrument für den Vermögensaufbau fungieren.


    Und abgesehen davon, würde sich mit einem Ehevertrag auch diese Thematik regeln lassen.

  • Ein Hauskauf sollte aus dem Laufenden finanzierbar sein und nicht als renditeschädliches Instrument für den Vermögensaufbau fungieren.

    Ist vielleicht altmodisch, aber für mich ist der Hauskauf Vermögensaufbau und Altersvorsorge.

  • Wir haben ein Gemeinschaftsdepot. Meine Frau würde sich niemals um ihres kümmern. Wir haben sehr unterschiedliche Einkommen und damit Sparraten. Das ist aber für mich in Ordnung im Sinne ehelicher Gemeinschaftshaushaltung.

  • Wir haben unsere Altersvorsorge auch getrennt.

    Das hat aber mehr damit zutun das meine Frau sich nur für das nötigste in Sachen Finanzen interessiert und sich nicht mit einem eigenen ETF-Sparplan anfreunden konnte.


    Sie hat sich stattdessen für einen Robo entschieden was, aus meiner Sicht, immer noch besser und flexibeler als ein Riester, Rürup oder Rentenversicherung ist.

  • Wir haben nur Gemeinschaftsdepots und Gemeinschaftskonten. Uns scheint das im Rahmen einer Ehe logischer und sinnvoller. Die Immobilien gehören uns auch 50/50. Letztlich muss es natürlich jeder für sich selbst entscheiden, ich persönlich finde es eher schade, wenn man schon bei der Heirat alles so einrichtet, dass die spätere Trennung möglichst einfach wird.

  • Super, danke für Eure Reaktionen! Das sind ganz viele interessante Punkte und gute Argumente sowohl für die eine oder die andere Richtung. Die führen nicht zwingend zu einer bestimmten Entscheidung. Aber das ist nicht schlimm, denn...


    ...auf diese Weise bekommen wir zwei Leser mehr. Sollen die sich das doch durchlesen. Entscheiden müssen sie ohnehin selbst. Und das ist hier die Community für Selbstentscheider. 8)

  • Letztlich muss es natürlich jeder für sich selbst entscheiden, ich persönlich finde es eher schade, wenn man schon bei der Heirat alles so einrichtet, dass die spätere Trennung möglichst einfach wird.

    Statistisch... halten leider nicht alle Ehen. Menschen entwickeln sich weiter, das gilt auch für Verheiratete... und hin und wieder kommt's vor, dass sich zwei Menschen in verschiedene Richtungen weiterentwickeln... was prinzipiell nicht verkehrt ist und nicht zwangsläufig zu Konflikten führt.

    Wenn aber Konflikte entstehen, was ebenso wahrscheinlich ist wie Kursschwankungen an der Börse, wird sehr häufig "dreckige Wäsche gewaschen" und über "meins" und "deins" gestritten.


    Vor diesem Hintergrund ist es zweckmäßig" schon vor der Eheschließung Klarheit zu schaffen und eine mögliche Trennung zu berücksichtigen. Dass dies nicht zur Romantik passt, hatte ich schon erwähnt.


    Einer meiner Freunde erlebt dies gerade; bislang war die Trennung "harmonisch" und wirklich friedlich. Kürzlich kam das Thema Geld ins Spiel... und seither herrscht Krieg...

  • Getrennte Depots haben nicht so sehr mit einer zukünftigen Trennung zu tun, sie sichern eher den häuslichen Frieden.


    Die Thematik Schenkungssteuer bei Oder-Konten hatten wir schon mal, darauf gehe ich nicht weiter ein. Ist wohl momentan auch eher zweitrangig, kann aber im Laufe des weiteren Berufs- und Ehelebens durchaus Relevanz bekommen.


    Viel wichtiger: Wenn z.B. die beiden Partner keine einheitliche Risikoneigung haben (Sparbuchsparer vs. Börsenanleger) oder im Leben unterschiedliche Prioritäten setzen (Urlaub und Einrichtung vs. Vermögensaufbau und Alterssicherung), dann kommen später die Probleme hoch.


    Hast du zwei Depots, dann kann jeder seine Entscheidungen für sich durchziehen. Keine Diskussionen über "warum nehmen wir das Geld für den Urlaub nicht aus dem Depot" oder "die Börse fällt gerade um 2%, lass uns besser alles ohne Limit verkaufen".


    Wenn man zusammen wohnt, dann regt man sich eh über kurz oder lang über die leere Klorolle, den nicht herunter geklappten Toilettensitz oder die krumpelig ausgedrückte Zahnpastatube auf. Da müssen dann nicht auch noch Unstimmigkeiten wegen der Verwendung des Geldes dazu kommen.


    Ein weiterer Punkt: Selbst wenn Mann oder Frau sich nicht für Geld interessiert, kann doch der Geld-Affine für beide das Management übernehmen. Man gibt eine verbindliche Vorgabe (nur ETFs, Fonds oder DAX-Werte mit geringem Risiko) und das andere führt das Depot des Partners danach.

  • Die Frage ist doch, welchen Güterstand man wählt. Zugewinngemeinschaft ist natürlich Grundvoraussetzung für ein Gemeinschaftsdepot. Aber auch wenn man sich unter Zugewinngemeinschaft für Einzeldepots entscheidet, muss einem klar sein, dass jeder Zugewinn geteilt wird. Das macht aus meiner Sicht nicht allzuviel Sinn, wenn einer akribisch sein Depot bestückt und der andere in den Tag hinein lebt oder die Anlageentscheidungen und Sparraten grundverschieden sind. Das spricht dann für eine notarielle Modifikation der Zugewinngemeinschaft. Oder für Gütertrennung.

  • Was die Schenkungssteuer-Problematik beim Oder-Konto angeht, da ist die Wahl der Zugewinngemeinschaft m.E. völlig irrelevant für. Insbesondere im späteren Lebensverlauf kann das durchaus mal relevant werden (Einzahlung durch Erbschaft, Firmenverkauf etc.).


    Und eine notarielle Modifikation oder Gütertrennung? Halte ich für "mit Kanonen auf Spatzen schießen".


    Aber es muss halt jeder seine Erfahrungen im Leben selber machen. ;)

  • Was die Schenkungssteuer-Problematik beim Oder-Konto angeht, da ist die Wahl der Zugewinngemeinschaft m.E. völlig irrelevant für. Insbesondere im späteren Lebensverlauf kann das durchaus mal relevant werden (Einzahlung durch Erbschaft, Firmenverkauf etc.).


    Und eine notarielle Modifikation oder Gütertrennung? Halte ich für "mit Kanonen auf Spatzen schießen".


    Aber es muss halt jeder seine Erfahrungen im Leben selber machen. ;)

    Na ja, wenn man irgendwann die Firma verkauft oder eine dicke Abfindung erhält, kann man sich immer noch damit befassen und dafür ggf. ein Einzelkonto eröffnen, auf das diese Zahlung erst einmal geht. Da muss man ja nicht sein ganzes Leben getrennte Konten führen, um ein einmaliges Ereignis abzufangen, das vielleicht 30 Jahre nach der Hochzeit eintreten könnte. Du hast aber natürlich recht, dass man für das Thema grundsätzlich sensibilisiert sein sollte.


    Ich will auch getrennte Konten nicht schlechtreden, es ist vielleicht auch eine Typfrage, wieviel gefühlte finanzielle Eigenständigkeit einem wichtig ist. Wir sehen die Familie eben auch finanziell als so etwas wie ein gemeinsames Unternehmen.

  • Man sollte Bedenken, dass man bereits mit der Ehe einen 'Vertrag' mit dem Partner und dem Staat eingeht.

    Und es macht durchaus Sinn, sich mal mit diesem 'Basis-Vertrag' zu beschäftigen.

    Ich empfehle hier mal den folgenden Podcast bei dem auch auf das Thema Ehevertrag eingegangen wird: Moneytalk: 7 Tipps für Geld in der Partnerschaft - Madame Moneypenny


    Ja, das mag Alles sehr sehr unromantisch klingen, gehört aber zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe.