Deutsches Rentensystem

  • Hey! Ich bin eben über folgenden Beitrag vom ZDF gestolpert:

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    Das hat mir nochmal die ganze Tragweite des Themas bewusst gemacht und ich finde es wirklich schockierend, was da auf die kommenden Generationen zukommt. Wie ist eure Meinung dazu? Ist das deutsche Rentensystem überhaupt noch zu retten? Und was sollen Menschen tun, die kaum die Mittel haben, etwas für ihre private Vorsorge beiseite zu legen?

    Ich freue mich über eure Antworten!

  • "Wie ist eure Meinung dazu? Ist das deutsche Rentensystem überhaupt noch zu retten?"


    Die Rente ist sicher, nur über die Höhe mag ich nicht nachdenken.


    "Und was sollen Menschen tun, die kaum die Mittel haben, etwas für ihre private Vorsorge beiseite zu legen?"


    Die wählen Links, denn die Linken enteignen einmal jährlich alle Reichen mit mehr als 20.000 Euro auf dem Konto und verteilen das Geld in ihrem Sinne "gerecht" um.


    Ernsthaft:


    Alle jungen Menschen sollten fleißig Fremdsprachen lernen und sich ggfl. später ins Ausland absetzen. Denn eines ist klar: Der Staat wird niemanden verhungern lassen, notfalls holt er sich das Geld massiv von der arbeitenden Bevölkerung.

  • Hallo,


    sorry, bei dem Video habe ich nach der ersten Minute aufgehört. Die altbekannte neoliberale Märchenstunde.


    Ganz grundsätzlich, alle Grundbedürfnisse, die der nicht (mehr) arbeitsfähige Mensch so braucht, muss von den arbeitenden Menschen befriedigt werden. Ganz egal, ob ich das über ein Umlagesystem oder Kapitalanlagen gestalte. Gold und Geld kann man nämlich nicht essen, wie man spätestens seit Midas (8. Jhd. v. Chr.) weiß. Ob die arbeitsfähigen Menschen genug für sich und die nichtarbeitenden produzieren können, hängt nicht nur vom Zahlenverhältnis sondern auch von der Arbeitsproduktivität ab.


    Um die Frage zu illustrieren ein noch älteres Beispiel: Eine Gruppe Steinzeitjäger besteht aus 40 Personen, 10 Kindern, 10 erwachsenen Männern (Jäger) und 10 Frauen (Sammler) und 10 Alten, die gerade noch das Feuer hüten können, früher aber gute Jäger bzw. Sammler waren. Die Jäger erlegen pro Monat ein Mammutäquivalent, dessen Fleisch gleichmäßig verteilt wird und für alle zum Sattwerden reicht. Wenn nun plötzlich 5 der Jäger zu den nicht mehr arbeitsfähigen Alten gehören sollten, wird nur noch 0,5 Mammutäquivalent pro Monat gejagt und alle schieben Hunger. Die Situation wird auch nicht grundlegend besser, wenn die Hälfte der Alten in die ewigen Jagdgründe geschickt werden. Für den Rest ist es immer noch knapp. Da beweist sich der Mensch als solcher und erfindet z.B. die Jagd mit dem Feuer. Jetzt erlegen die 5 Jäger zwei Mammutäquivalente pro Monat. Alle können im Überfluss schlemmen.


    Schluss mit der Märchenstunde: In den letzten 200 Jahren hat die Menschheit solche Produktivitätssprünge erlebt und weitere sind angekündigt, da können alle Grundbedürfnisse von immer weniger Jägern und Sammlern problemlos befriedigt werden. Es kommt nur auf die Organisation einer gerechten Verteilung an. Da ist das System der umlagefinanzierten Rente am nächsten meinem Mammutbeispiel und deutlich krisenfester, als wenn meine Gruppe anderen Gruppen Speerspitzen verleiht und darauf hofft, dass sie ihnen die in 5 oder 15 Jahren mit Fleischlieferungen vergüten.


    M.E. gibt es keinen Grund, die gesetzliche Rente schlecht zu reden. Nebenbei kann ich ja noch privat für den Luxus vorsorgen (die Speerspitzen verleihen). Wenn es klappt ist es gut, wenn nicht aber nicht existenzbedrohend.


    Gruß Pumphut

  • Ganz grundsätzlich, alle Grundbedürfnisse, die der nicht (mehr) arbeitsfähige Mensch so braucht, muss von den arbeitenden Menschen befriedigt werden. Ganz egal, ob ich das über ein Umlagesystem oder Kapitalanlagen gestalte.

    Wobei Kapitalanlage einen Vorteil hat: das notwendige Geld kann auch aus dem Ausland kommen. Das Umlagesystem ist auf ein Land beschränkt.

    Am Ende ist es aber wie überall, Diversifikation ist besser. Und je unsicherer das Ergebnis desto wichtiger ist Diversifikation.


    Die große Stärke der Kapitalanlage ist die hohe Rendite. Zumindest bisher. Ausgerechnet John Bogle (Gründer von Vanguard) ist da nämlich gar nicht so optimistisch was die Zukunft anbelangt. Langfristig ist eine Rendite über dem Wirtschaftswachstum nicht nachhaltig und wird irgendwann durch eine Marktkorrektur vernichtet.

    (Anmerkung: kritisch an der Stelle ist natürlich der Maßstab fürs Wirtschaftswachstum. Da ein Unternehmen auch Geschäfte im Ausland macht kann eine nachhaltige Rendite des Marktes über dem Wirtschaftswachstum des Landes liegen. In dem Fall zahlt das Ausland.)


    Die große Stärke des Umlageverfahrens ist dass es große Schocks schnell verdaut. Weltkrieg verloren und das gesamte Land zerbombt? Nach wenigen Jahren läuft das System schon wieder. Wer seinen Rentenbeginn 1945 mit deutschen Aktien finanzieren wollte, der hatte ein Problem.

  • Wobei Kapitalanlage einen Vorteil hat: das notwendige Geld kann auch aus dem Ausland kommen. Das Umlagesystem ist auf ein Land beschränkt.

    Wenn man sich die deutsche Wirtschaft anschaut, dann wird auch das Umlagesystem zu einem großen Teil indirekt aus dem Ausland finanziert. Bricht der Export ein, sieht es für das Rentensystem noch düsterer aus. Siehe 2009 als die Rentengarantie eingeführt werden musste.

  • Alle jungen Menschen sollten fleißig Fremdsprachen lernen und sich ggfl. später ins Ausland absetzen. Denn eines ist klar: Der Staat wird niemanden verhungern lassen, notfalls holt er sich das Geld massiv von der arbeitenden Bevölkerung.

    Warum denkst du, dass andere Länder diese Probleme nicht haben (werden)?
    Auch die immer gern zitierte Schweiz (und Lieblingsfluchtort vieler Deutscher) hat die identischen Probleme und bekommt diese ebenso wenig nachhaltig in den Griff.
    So gibt's beispielsweise jetzt schon eine massive Umverteilung von den Einzahlern zu Rentnern in den Pensionskassen, die in einem kapitalbasierten System so nie vorgesehen war. Reformen werden zwar angedacht, aber der aktuelle Vorschlag vom Parlament geht einfach dahin, dass man ohne wirkliche Kompensation die Rentenhöhe einfach um 12 % senkt (durch Absenken des Verrentungsfaktors).

  • Wenn man sich die deutsche Wirtschaft anschaut, dann wird auch das Umlagesystem zu einem großen Teil indirekt aus dem Ausland finanziert. Bricht der Export ein, sieht es für das Rentensystem noch düsterer aus. Siehe 2009 als die Rentengarantie eingeführt werden musste.

    Das stimmt, die Arbeit muss aber immer noch in Deutschland geleistet werden damit sie beitragspflichtig ist. Und da schlägt dann natürlich die deutsche Demographie voll zu. Und um alles noch schlimmer zu machen, schlagen auch Verlagerung wegen hoher Sozialabgaben (z.B. Rente) voll durch.

    Ein ordentlicher Staatsfonds ala Norwegen in der Rentenversicherung (nicht nur 10 Milliarden sondern hunderte), gerne auch finanziert durch Staatsverschuldung zu Nullzinsen , könnte da einiges diversifizieren. Denn letztendlich macht man bei der Rente genau das was man bei der Kapitalanlage nicht tun soll: man verlässt sich auf eine einzige Organisation.


    Technischer Fortschritt ist kein Allheilmittel da es einfach viele Berufe gibt die sich nicht so einfach effizienter machen lassen. Auf der Baustelle ist viel Handarbeit, Bagger und Kran sind bereits erfunden. Pflegepersonal, egal ob Altersheim oder Krankenhaus, können wir nur begrenzt durch Technik ersetzen. Und so weiter. Die vollautomatisierte Autofabrik dagegen beschäftigt nur noch wenige Menschen, Roboter zahlen aber keine Rentenbeiträge. Und ob die dann noch in Deutschland stehen muss...

    Ich will hier kein Schwarzmaler sein, aber einfach darauf vertrauen dass der technische Fortschritt alles rettet, das ist auch keine Lösung


    PS: der Roboter ist übrigens Teil des Kapitals.

  • Nun ja, solange es die Rente gibt wird wie über alles in Deutschland gejammert. Merkwürdig nur, die vor 20 Jahren gejammert haben leben momentan größtenteils sehr gut. Sicher ist, wenn man sich was leisten will kommt man um eine private Vorsorge nicht rum. Die GRV wird sicherlich immer weiter zu einer Grundversorgung werden, egal wie diese in Zukunft finanziert wird.

  • Noch zum Thema: Deutsche Rentenversicherung und Berechnung der fiktiven Höhe Ihrer künftigen Regelaltersrente


    Sie sollten sich einen Beratungstermin bei der DRV (Deutschen Rentenversicherung) geben lassen. Einfach vor Ort in einer größeren Stadt einen Termin buchen. Das funktioniert ganz einfach über das Portal im Netz. Die Termine sind aber heiß begehrt und die Warteräume, gerade im Sommer, gut gefühlt. Die Wartezeit, bis Sie einen Termin bekommen, das kann dann schon einmal drei Monate betragen. Die Beraterin/der Berater kann Ihnen vor Ort einen Versicherungsverlauf zur Kontrolle ausdrucken. Bitte prüfen Sie zuerst ob der Verlauf seit Schulausbildung bis heute vollständig ist! Falls der Versicherungsverlauf nicht vollständig ist, bekommen Sie zum Ausfüllen einen Antrag auf Kontenklärung.

    Sie sollten das aber schon vor Ihrem fünfundvierzigsten Lebensjahr und nicht kurz vor

    Ihrer Rente angehen. Gerade wenn Sie öfters Ihren Arbeitgeber gewechselt haben und die Versicherungsnachweise der Sozialversicherungen, dass ist die AN- und Abmeldung (Arbeitgeberheftchen), nicht korrekt bei der DRV gespeichert ist, bitte nachmelden.

    Sie müssen dann die fehlenden Unterlagen bzw. Nachweise nachreichen.


    Ist der Versicherungsverlauf korrekt, lassen Sie sich eine fiktive abschlagsfreie Rente berechnen, wir gehen jetzt mal davon aus, dass dies mit 67 Jahren ist. Sie möchten aber nicht bis 67 Jahre arbeiten sondern Ihr Wunscheintrittsalter liegt bei 63 Jahren.

    Auch da lassen Sie sich eine Berechnung anfertigen. Die unverbindliche Proberechnung ist dann brutto. Die Differenz zwischen beiden Zahlen ist schon enorm. Der Wunsch ist natürlich diese Rentenlücke irgendwie auszugleichen. Für jeden Otto-Normal-Verbraucher

    aber sehr schwierig und kostenintensiv. Leider sind die Berechnungen nur brutto, auf Antrag lässt sich auch eine Netto-Rente errechnen. Ist zwar alles nur fiktiv, aber die Netto-Zahlen sind das was nach Abzug von Krankenversicherung, KV-Zusatzversicherung und Pflegeversicherung übrig bleibt. Bedenken Sie bitte, dass eventuell von Ihrer Regelaltersrente noch Steuern abgehen. Jetzt müssen Sie überlegen, wie Sie mit diesen Zahlen umgehen und wie Sie gegen steuern können.


    Alles im Leben ist natürlich immer ohne Gewährleistung und Garantie.