Geldanlage 5-10 Jahre

  • Hallo liebe Forum-Mitglieder,

    ich habe mich in letzter Zeit in das Thema ETF eingelesen, würde aber ganz gerne eine Zweitmeinung einholen.


    Zu meiner Situation:

    Alter: 25

    Beziehungsstatus: Single

    Monatliche Sparrate: ca. 800 €

    zur Verfügung stehendes Kapital durch kürzliches Erbe: 90.000 €

    Plan: vermutlich Hauskauf in 5-10 Jahren


    Meine Idee wäre es, ca. 80.000 € in ETFS zu stecken (z.B. 70/30 MSCI World + MSCI World EM) und die anderen 10.000 € als Reserve auf dem Tagesgeldkonto zu lassen. Wenn meine Lebensumstände dann z.B. in 7 Jahren so sind, dass ich gerne ein Haus kaufen würde (wenn die Immobilienpreise hoffentlich nicht mehr so exorbitant hoch sind), die Kurse aber gerade unten sind, müsste ich dies halt einfach aussitzen und weitere 1-2 Jahre mit dem Hauskauf warten. Ich wäre also letztendlich doch relativ flexibel, wann genau ich das Geld benötigen würde. Ist diese Denkweise ein Trugschluss? (Normalerweise werden ETFS ja bei 15+ Jahren empfohlen). Ich würde das Geld halt ungern auf dem Tagesgeldkonto rumliegen lassen, wenn ich dann im Endeffekt in den nächsten 10 Jahren doch keine Immobilie kaufe....


    Über eure Einschätzung zu diesem Thema würde ich mich sehr freuen. In den meisten Videos/Beiträgen wird nämlich nur über Anlagehorizonte von <5 Jahre und >15 Jahren gesprochen, aber wirklich viel finde ich zu dem Thema "5 BIS 10 Jahre" nicht.


    Besten Dank im Voraus und liebe Grüße

  • Hallo Mille , willkommen im Finanztip-Forum.


    Du hast das Thema mMn gut hergeleitet, speziell, dass die 5-10 Jahre vielleicht dann am Ende doch die 15 Jahre werden könnten. Wenn Du das so ernsthaft meinst ist es für mich OK.


    Ich würde in der Gesamtsicht die Aufteilung - 10T€ Rücklage und den Rest in ETF - hinterfragen, speziell wenn sich Lebensumstände mal ändern.

  • Hi Kater.Ka, danke für deine schnelle Antwort!


    Hättest du ein Beispiel, was für eine Aufteilung mehr Sinn machen würde deiner Meinung nach? Mehr/weniger Rücklagen? Noch andere Kapitalanlagen als ETF?


    Welche veränderten Lebensumstände hast du da speziell im Kopf? Grundsätzlich habe ich das Glück auch familiär sehr gut finanziell abgesichert zu sein.

  • Jou, wir kennen die Preisentwicklungen der Immobilien nicht, und haben kaum einen Schimmer davon, wie sich die Finanzierungskonditionen entwickeln werden. Ebensowenig kennen wir (alle) nicht die Entwicklung der Aktienmärkte...


    Das würde mich, wenn ich mich in deine Situation und dein Alter 'hineinversetze', nicht davon abhalten, ein 'passendes Cash-Polster' (Notgroschen) vorzuhalten und das Gros intelligent zu investieren.


    Zum Immobilienwunsch...

    Eine Immo würde ich mir dann kaufen, wenn ich mir den Kauf leisten kann, d.h. wenn ich die Raten aus dem laufenden Einkommen locker bestreiten kann. Sicherlich reduziert ein Eigenkapitalanteil die Belastung für eine Hypothek. Allerdings macht diese 'Eigenkapital-Portion' im Depot (voraussichtlich) wesentlich mehr Junge, als sie mir im Zusammenhang mit einer Hypo sparen würde.


    Vor diesem Hintergrund würde ich ohne Zögern investieren (in ETF, Aktienfonds...)

  • Zum Immobilienwunsch...

    Eine Immo würde ich mir dann kaufen, wenn ich mir den Kauf leisten kann, d.h. wenn ich die Raten aus dem laufenden Einkommen locker bestreiten kann. Sicherlich reduziert ein Eigenkapitalanteil die Belastung für eine Hypothek. Allerdings macht diese 'Eigenkapital-Portion' im Depot (voraussichtlich) wesentlich mehr Junge, als sie mir im Zusammenhang mit einer Hypo sparen würde.

    Kommt darauf an. In der aktuellen Situation macht es nur begrenzt Sinn viel Eigenkapital reinzustecken da die Zinssätze niedrig sind. Auf der anderen Seite sind die Märkte auch hoch bewertet...ob da für die nächsten 10 Jahre eine positive Rendite nach Inflation rauskommt ist auch fraglich.

    Bei Zinsersparnis kommt immer eine positive Realrendite raus, ist also bei weitem nicht so unattraktiv wie es im ersten Moment scheint. Und ich bin auch der Meinung dass es sich lohnt die Restschuld für die Anschlussfinanzierung relativ klein zu halten. Nicht um jeden Preis, aber so dass man auch bei stark steigenden Zinssätzen nicht in die Bredouille kommt. Da die Rate durchs Einkommen relativ fix ist, bleibt im Wesentlichen das Eigenkapital als Regler für die Restschuld.


    Unabhängig davon, Immobilienkauf erfordert viel Eigenkapital für die Nebenkosten. 10-12% sind die Daumenregel, das bedeutet bei einer Immobilie für 500 000€ schon mal 50-60 000€ die unwiderruflich weg sind und deshalb auch ungern von Banken finanziert werden.

  • Hättest du ein Beispiel, was für eine Aufteilung mehr Sinn machen würde deiner Meinung nach? Mehr/weniger Rücklagen? Noch andere Kapitalanlagen als ETF?

    Es ging darum, dass man i.d.R. 3-6 Monatsnetto als Cash-Reserve sagt und einen Anteil der Kapitalanlage als Sicherheitsbaustein, was nach FT Tages-/Festgeld ist. FT selbst spricht für ein offensiver Portfolio von 20%. Beides führt in Summe zu einem Tagesgeld > 10T€. Abseits der Theorie sind die Vielschreiber hier im Forum allerdings aufgrund Negativzins etc. inzwischen eher bei geringeren prozentualen Anteilen.

    Welche veränderten Lebensumstände hast du da speziell im Kopf? Grundsätzlich habe ich das Glück auch familiär sehr gut finanziell abgesichert zu sein.

    Leben passiert, Berufswechsel, Ortswechsel, Partnerschaft, Trennung, Kinder, ... Wenn die familiäre Absicherung belastbar ist muss die individuelle Absicherung nicht so hoch sein.


    Ich empfehle ein Gedankenexperiment: Eine Anlage 80 T€ in ETF und 10 T€ im Tagesgeld geht bei einem 50% Kursrückgang auf 40+10 = 50 T€ zurück. Wärst Du bei 70/20 gewesen dann auf 35+20=55, bei 60/30 auf 30+30=60T€. Überlege Dir mit welcher Perspektive Du noch gut schlafen kannst.

  • Das macht schon Sinn, wie Du es vorhast. Wie Kater.Ka schreibt kann man über die Höher der Cash-Reserve nachdenken. Mir persönlich wäre 10k etwas dünn, wenn Du sonst nichts flüssig hast. Aber wenn Du im Notfall von der Familie eine Überbrückung bekommen kannst, ist das auch nicht so problematisch.


    Dass Immobilien noch mal deutlich billiger werden glaube ich übrigens nicht. Zumindest nicht vom Nennwert, inflationsbereinigt vielleicht. Das Angebot könnte aber zumindest besser werden, im Moment verkauft ja kaum jemand weil man gar nicht weiß wohin mit dem erlösten Geld. So, das war der morgendliche Blick in die Glaskugel.