Entnahmeplan ohne Kapitalverzehr im Rentenalter

  • Hallo zusammen,


    habe eine Frage und hoffe ihr könnt mir weiterhelfen.

    Meine Frage bezieht sich auf die Entnahme ( im Rentenalter ) ohne Kapitalverzehr mit z.B. 1 ETF ACWI. Welche Aktien werden zuerst verkauft, da ich ja immer nur 1 Aktie verkaufen kann und es müsste doch konstant gegen 0 Aktien zum Ende hin laufen, da ich immer nur eine vollständige Aktie verkaufen kann? Verstehen es nicht von welchen Aktien die Gewinne dann abgezogen werden. Es sollen z.B. jedes Jahr 4% entnommen werden vom Gewinn.



    Vielen Dank.

  • Hallo AliBenGator , willkommen im Finanztip-Forum.


    So ganz verstehe ich die Frage nicht, versuche mal eine Antwort, falls nicht treffend bitte weiter fragen.


    Grundsätzlich ist es so, dass nur volle Anteile gehandelt werden. Ausnahme ist der Sparplan, bei dem auch Bruchteile erworben werden können. Es gibt auch Depotanbieter, bei denen Bruchteile verkauft werden können, das ist aber nicht die Regel. U.a. gibt es Depotanbieter, die über einen Entnahmeplan regelmäßig


    Bei einer Entnahme würde man wie angenommen volle Stücke verkaufen. Durch die weiter laufende Rendite wäre dies aber nicht konstant, sondern am Anfang würden wenige Stücke verkauft werden.


    Steuerlich werden zuerst die zuerst angeschafften Stücke verkauft, die i.d.R. den höchsten Gewinn tragen und damit die höchste Steuer anfällt. Daher kann es sinnvoll sein alle paar Jahre mit einem neuen ETF weiterzumachen bzw. in einem anderen Depot / anderen Depotposition, damit die Bestände steuerlich getrennt sind und man Anteile mit weniger Steuerlast verkaufen kann.


    Die 4%-Regel wurde hier schon kritisch diskutiert, da diese nur bei bestimmter Höhe und Verteilung der Renditen funktioniert sowie der Steuerabzug im Auge behalten werden muss. Die Empfehlung von Finanztip und die Diskussion hier gehen dahin, dass man den Bedarf für mehrere Jahre als Cash vorhalten sollte, um von Kursschwankungen geschützt zu sein. FT spricht von 15 Jahren, die Diskussion hier geht eher so auf 5 Jahre. FT-Artikel hier https://www.finanztip.de/altersvorsorge/auszahlplan/#c75017


    Finanztest hat einen Simulator, der bei einem 75%-Portfolio zu rund 3% Entnahme führt https://www.test.de/Anlagestra…ahlphase-5754765-5754779/

  • Vielen Dank ihr beiden für die schnelle Rückmeldung und das ihr euch die Zeit genommen habt.


    So ganz ist meine Anfrage noch nicht beantwortet. Aber schonmal Danke für die Tipps. Um auf die Steuerlast zurückzukommen, verstehe ich das so, ob ich jetzt einzelne kleine Anteile verkaufe oder einen Großen, komm ich doch auf die gleichen Steuern bei hinaus? Die Blogbeiträge von Georg hab ich durchgelesen, beantwortet aber leider noch nicht meine Frage. Also dürft ihr gerne wieder herhalten;) Ich Versuche meine Frage nochmal anders zu formulieren:

    Wenn man sein Aktiendepot, z.B 100.000€ mit 3% Gewinnentnahme im Jahr entnehmen möchte und über mehrere Generationen weitervererbt. Gehen die Aktien doch irgendwann auf 0, da ich im ETF bislang nur vollständige Aktien verkaufen kann. Es bleibt dann nach meiner Logik eine Aktie irgendwann über, die dann z.B 100.000€ gewichtet. Ist das richtig so? Und was macht man dann mit der letzen Aktie, da man sie ja verkaufen muss um an die 3% ranzukommen und unnötig auf 97% Steuern zahlen muss. Nach meinen Gedanken gibt es dann keinen echten Entnahmeplan ohne Kapitalverzehr?


    Habt nochmal recht herzlichen Dank

  • Ach so,

    jetzt verstehe ich Deine Frage.

    Wenn die ETF-Anteile immer teurer bzw. wertvoller werden, wird der Anbieter irgendwann einen sog. Aktiensplit durchführen.

    D.H. eine Aktie (ETF-Anteil) wird dann gesplittet (z.B. in 10 Anteile aufgespalten) und Du erhälts dann die entsprechende Anzahl der gesplitteten Anteile in Deinem Depot.

    Das wird gemacht, damit die Aktien eines Unternehmens (ETF) weiterhin einfach an den Börsen handelbar bleiben.

    So ein Aktiensplit kommt häufiger mal vor (z.B. Apple).


    Am Wert/Kurs Deiner gesamten Position ändert sich dadurch gar nichts.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Aktiensplit

  • Ich glaube ich weiß was du falsch verstanden hast.

    Angekommen du hast 1000 Aktien/ETFs/... zu 100€ jeweils. Diese sind nach einem Jahr auf 103€ gestiegen. Um 3000€ zu realisieren verkaufst du nun 29 (genau wäre 29,12 ;) ). Die restlichen Aktien können dann weiter Rendite einfahren. Solange du mehr Rendite machst also du verkaufst wird der Wert des Depots immer größer. Irgendwann würde die einzelne Aktie dann sagen wir mal 10 000€ kosten. Das macht die aber zum Beispiel für Kleinanleger schwierig zu kaufen, deshalb werden in der Praxis regelmäßig Splits durchgeführt. Zum Beispiel aus 1 mach 2 und der Preis halbiert sich. Das macht man nicht nur bei Aktien sondern auch bei ETFs ab und zu

  • Um auf die Steuerlast zurückzukommen, verstehe ich das so, ob ich jetzt einzelne kleine Anteile verkaufe oder einen Großen, komm ich doch auf die gleichen Steuern bei hinaus?

    Solange prozentual der jeweils gleiche Gewinn draufliegt -> ja.

    Und was macht man dann mit der letzen Aktie, da man sie ja verkaufen muss um an die 3% ranzukommen und unnötig auf 97% Steuern zahlen muss. Nach meinen Gedanken gibt es dann keinen echten Entnahmeplan ohne Kapitalverzehr?

    Eine Variante wäre ein Finanzprodukt, das den gewünschten Anteil, z.B. die 3%, ausschüttet. So etwas gibt es im gemanagten Bereich. (Beispiel, keine Empfehlung, wäre der DE000A1T73W9 , schüttet pro Quartal 15€ = ca. 1% aus und steigt trotzdem).


    Im ETF-Bereich gibt es auch welche mit höheren Ausschüttungen. Dort sind es i.d.R. Dividenden bzw. Yield-ETF, wobei die zugrundeliegenden Indizes nicht unbedingt gut performen. Als Beispiel so ein Dividenden-ETF im 3%-Bereich im Vergleich mit einem Standard MSCI World-ETF. https://www.fondsweb.com/de/ve…IE00B9CQXS71,LU0392494562


    Kleiner steuerlicher Haken ist, dass die Ausschüttungen (nach TFS) der kompletten Besteuerung unterliegen, wogegen beim Anteilsverkauf nur der Gewinnanteil (nach TFS) steuerpflichtig ist.

  • Wenn Du jedes Jahr nur soviel verkaufst, dass Du mit Deinen Erträgen unterhalb des Sparerfreibetrags bleibst, zahlst Du gar keine Steuern. Und das jedes Jahr. Verkaufst Du aber in einem Jahr einen größeren Posten mit entsprechend hohen Gewinn, zahlst Du auf den Teil, der den Sparerfreibetrag übersteigt, Steuern.

    Es ist also nicht gleich, einen größeren Posten gegen mehrere kleine Posten, zu werten.

    Gruß


    Altsachse

  • Ja super und das mit den Aktiensplit macht schon Sinn. Wer will/kann eine Aktie für z.B. wie in meinem Beispiel, für 100.000€ kaufen. Sehr interessant wie der Aktienmarkt so funktioniert. Habt vielen Dank für eure Geduld und Tipps.


    Bleibt gesund