Wie am besten bei Rücksetzern kaufen?

  • Hallo,

    Hintergrund meiner Frage: ich bin demnächst mit meinem anvisierten Betrag mehr oder weniger komplett investiert. Monatlicher Sparplan läuft und das soll die nächsten 10-15 Jahre so bleiben. Die letzten zwei Jahre habe ich regelmäßig einen größeren Betrag investiert, egal ob die Kurse hoch oder tief standen. Einfach nach festem Zeitplan rein. Grund dafür war, dass ich mich Anfang 2020 nicht getraut habe, alles komplett auf einen Schlag zu investieren und mein verfügbares Geld auf einzelne Tranchen gestreckt habe, das aber konsequent durchgezogen habe.

    Nun möchte ich aber das Cash, das mir noch bleibt und das künftig eventuell dazukommt, nicht zu jedem Kurs investieren sondern wenn möglich nur noch bei Rücksetzern. Bspw wenn der Kurs um 10-15% gefallen ist.


    Kann man das halbwegs automatisieren, ohne dass man ständig die Märkte im Auge behalten muss? Ich kann mir einen Kursalarm setzen oder eine Limit-Buy-Order aufgeben. Wenn ich das aber zB 10% unter heutigem Kurs mache, der Kurs in der nächsten Zeit erstmal um 10% steigt und dann 10% fällt, wird nicht gekauft. Hätte ich das vor einem Jahr mit meinem World-ETF gemacht und eine Limitorder bei -10% aufgegeben, wäre die bis heute nie ausgeführt worden. Kann man einen Kursalarm oder eine Limitorder auch "nachziehen", also quasi ein "Trailing Limit" ähnlich Trailing-Stop-Loss?

    Habt ihr da praktische Tipps oder muss man regelmäßig von Hand das Limit bzw den Kursalarm anpassen?

  • Kann man einen Kursalarm oder eine Limitorder auch "nachziehen", also quasi ein "Trailing Limit" ähnlich Trailing-Stop-Loss?

    Es gibt eine Stop Buy Order, die kann man auch mit einem Trailing versehen. Kommt aber auf den Handelsplatz an und den Depotanbieter, in wie weit das unterstützt wird. Im Falle Flatex - Tradegate z.B ja, habe ich gerade ausprobiert.


    Bei Comdirect habe ich eine Anleitung gefunden https://www.comdirect.de/pbl/m…&pdf=&name=&combined=true


    Ich gestatte mir eine Warnung aus leidvoller Erfahrung: Die Kursverläufe sind in der Praxis viel weniger glatt als man auf einem Chart sieht, speziell bei Produkten und Handelsplätzen mit wenig Umsatz. Dazu mal eine Time&Sales-Aufstellung eines Tages anschauen (gute Quelle Börse Stuttgart und LS-X). Ich würde mir eher routinemäßig den Wochenschluss anschauen und dann ein konkretes Abstauberlimit setzen.

  • Wenn ich das aber zB 10% unter heutigem Kurs mache, der Kurs in der nächsten Zeit erstmal um 10% steigt und dann 10% fällt, wird nicht gekauft. Hätte ich das vor einem Jahr mit meinem World-ETF gemacht und eine Limitorder bei -10% aufgegeben, wäre die bis heute nie ausgeführt worden.

    Aber warum willst du dann auf den Rücksetzer warten? Erst +15% und dann -10 --> Kauf ist keine Idee die dir zum Vorteil gereicht.

    Für die Idee mit dem Rücksetzer habe ich ein gewisses Verständnis, auch wenn ich das selbst nicht mache. Dann sollte man aber auch so konsequent sein und das Kauflimit auf heute beziehen, nicht auf irgendeinen Höhepunkt in der Zukunft. Was du machst ist logisch inkonsequent. Auf der einen Seite sagst du "die Kurse sind aktuell zu hoch, ich will erst nach einem Rücksetzer kaufen", auf der anderen Seite sagst du "den richtigen Einstieg will ich heute nicht entscheiden sondern von der zukünftigen Entwicklung abhängig machen. Ich bin mir aber sicher er ist 10% unter dem Höhepunkt".

  • Hallo zusammen,

    sehr verständlich.

    Sehr menschlich.

    M.E. sollte an dem guten Erfolg des ursprünglichen Sparplan‘s festgehalten werden.

    Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht.

    Nur den falschen.

    Nicht investiert zu sein.

    LG

  • Es gibt eine Stop Buy Order, die kann man auch mit einem Trailing versehen. Kommt aber auf den Handelsplatz an und den Depotanbieter, in wie weit das unterstützt wird. Im Falle Flatex - Tradegate z.B ja, habe ich gerade ausprobiert.


    Bei Comdirect habe ich eine Anleitung gefunden https://www.comdirect.de/pbl/m…&pdf=&name=&combined=true

    Ich gestatte mir eine Warnung aus leidvoller Erfahrung: Die Kursverläufe sind in der Praxis viel weniger glatt als man auf einem Chart sieht, speziell bei Produkten und Handelsplätzen mit wenig Umsatz. Dazu mal eine Time&Sales-Aufstellung eines Tages anschauen (gute Quelle Börse Stuttgart und LS-X). Ich würde mir eher routinemäßig den Wochenschluss anschauen und dann ein konkretes Abstauberlimit setzen.

    Danke für das PDF. Das schaue ich mir mal in Ruhe an.

    Ich habe im Netz auch die Möglichkeit eines Trailing Stop Buy gefunden, aber keine vernünftige Erklärung dazu. So ganz habe ich es noch nicht verstanden, wie es funktioniert.

    Und ich glaube, dass das nur wenige Broker anbieten... TR schonmal nicht. ^^


    Ich habe eigentlich eher die Brot und Butter ETF im Visier, also keine Produkte mit wenig Umsatz. Von daher sollte das nicht das Problem sein.


    Wie meinst Du das mit dem Abstauberlimit? Den Kurs von Freitag nachmittag und dann ein Limit von minus x Prozent? Und warum speziell den Wochenschluss?

  • Aber warum willst du dann auf den Rücksetzer warten? Erst +15% und dann -10 --> Kauf ist keine Idee die dir zum Vorteil gereicht.

    Für die Idee mit dem Rücksetzer habe ich ein gewisses Verständnis, auch wenn ich das selbst nicht mache. Dann sollte man aber auch so konsequent sein und das Kauflimit auf heute beziehen, nicht auf irgendeinen Höhepunkt in der Zukunft. Was du machst ist logisch inkonsequent. Auf der einen Seite sagst du "die Kurse sind aktuell zu hoch, ich will erst nach einem Rücksetzer kaufen", auf der anderen Seite sagst du "den richtigen Einstieg will ich heute nicht entscheiden sondern von der zukünftigen Entwicklung abhängig machen. Ich bin mir aber sicher er ist 10% unter dem Höhepunkt".

    Wahrscheinlich ist es einfach Psychologie. Man möchte halt nicht zum Höchststand kaufen.

    Ich würde das Kauflimit ja auf heute beziehen wollen, nur wenn es immer weiter aufwärts geht, wie mehr oder weniger beim MSCI World, kauft man ja dann nie. Also muss man das Limit ab und zu nachziehen, was bedeutet, dass man besser doch gleich heute gekauft hätte. :D

    Und ich will halt schon noch ab und zu nachkaufen und nicht erst wenn der Mega Crash kommt. Kommt der erst in 3 Jahren, bin ich ja solange nicht investiert.

  • Wahrscheinlich ist es einfach Psychologie. Man möchte halt nicht zum Höchststand kaufen.

    Ich würde das Kauflimit ja auf heute beziehen wollen, nur wenn es immer weiter aufwärts geht, wie mehr oder weniger beim MSCI World, kauft man ja dann nie.

    Bei Rücksetzern kaufen macht nur Sinn wenn man von vorneherein davon ausgeht dass es ausreichend viele und große Rücksetzer gibt. Du hast dir damit eigentlich die Antwort selbst gegeben, du gehst nicht ausreichend davon aus. Mein Trick gegen die Psychologie ist einfach den Sparplan laufen zu lassen. Was weiß ich was am 1. Februar ist?

  • Wie meinst Du das mit dem Abstauberlimit? Den Kurs von Freitag nachmittag und dann ein Limit von minus x Prozent?

    Ja

    Und warum speziell den Wochenschluss?

    Weil man da i.d.R. Zeit hat sich in Ruhe die Entwicklung anzusehen und zu überlegen, ob die eingestellten Orders vom vorherigen Wochenende noch so OK sind. Kann man auch mit dem Monatsschluss oder dem Wochenende nach dem Verfall (3.Freitag im Monat machen). Zu letzterem versuche ich mein Glück.

  • Ein oder mehrere Rücksetzer werden ja sicher kommen - irgendwann.

    Wenn ich mir meinen World ETF für 2021 anschaue, war der größte Drop "nur" ca 5%, und den hätte ich sicher nicht getroffen.

    Sparplan ist sicher nicht verkehrt, mache ich ja auch, aber ich will halt etwas zurückhalten, wenn es sich mal richtig lohnt. Man ist ja ständig bemüht, alles noch irgendwie zu optimieren und hat am Anfang mehr Zweifel als wenn mn schon einige Jahre dabei ist.


    das sollte als Antwort auf LebenimSueden sein, Zitat hat aber nicht geklappt

  • Und was machst du wenn der nächste richtig große Rücksetzer kommt nachdem die Börsen um weitere 25 % gestiegen sind vom heutigen Zeitpunkt, incl. kleiner Schwankungen?


    Dann hast du selbst mit einem zukünftigen 20 % Rücksetzer den besten Zeitpunkt verpasst, der jetzt gewesen wäre...

    Fazit: Das zurückhalten kann klappen, kann aber auch in die Hose gehen.

  • Ja

    Weil man da i.d.R. Zeit hat sich in Ruhe die Entwicklung anzusehen und zu überlegen, ob die eingestellten Orders vom vorherigen Wochenende noch so OK sind. Kann man auch mit dem Monatsschluss oder dem Wochenende nach dem Verfall (3.Freitag im Monat machen). Zu letzterem versuche ich mein Glück.

    Danke, das probiere ich vielleicht auch mal aus. :thumbup:

  • Und was machst du wenn der nächste richtig große Rücksetzer kommt nachdem die Börsen um weitere 25 % gestiegen sind vom heutigen Zeitpunkt, incl. kleiner Schwankungen?


    Dann hast du selbst mit einem zukünftigen 20 % Rücksetzer den besten Zeitpunkt verpasst, der jetzt gewesen wäre...

    Fazit: Das zurückhalten kann klappen, kann aber auch in die Hose gehen.

    Ja, das ist was dran. Man kann es drehen und wenden wie man will.

    Scheint wohl zu stimmen, der Spruch "Der beste Zeitpunkt ist immer jetzt" ...

  • Sparplan ist sicher nicht verkehrt, mache ich ja auch, aber ich will halt etwas zurückhalten, wenn es sich mal richtig lohnt. Man ist ja ständig bemüht, alles noch irgendwie zu optimieren und hat am Anfang mehr Zweifel als wenn mn schon einige Jahre dabei ist.

    Wobei in dem Fall die Optimierung eher eine Verschlimmbesserung darstellt. Der Erwartungswert ist am höchsten wenn man mit allem verfügbaren Kapital sofort einsteigt. Erwartungswert bedeutet natürlich dass es auch viele Fälle gibt in denen das nicht der Fall ist. Aber die Zukunft kann keiner vorhersagen.


    Das Problem ist aber dass du mit dem Ansatz bei Rücksetzern zu kaufen darauf angewiesen bist dass ein entsprechender Rücksetzer kommt. Hohe Bewertungen können sich auch anders normalisieren, z.B. durch eine Seitwärtsbewegung bei den Kursen bis die Gewinne in die Bewertung hineingewachsen sind. In dem Fall wirst du nach einigen Jahren entnervt doch noch investieren, nur hast du in der Zeit die Dividenden verpasst. Und das tut dir in der aktuellen Situation viel mehr weh als zu Zeiten in denen Anleihen 4+% Rendite eingefahren haben.


    Scheint wohl zu stimmen, der Spruch "Der beste Zeitpunkt ist immer jetzt" ...

    Würde ich nicht mal so sagen. Es gibt gute und schlechte Zeitpunkte, die lassen sich aber definitiv erst in der Rückschau bewerten.

    Und dann gibt es tendenziell gute und schlechte Zeitpunkte. Aktuell sind wir tendenziell an einem Zeitpunkt an dem die Rendite der nächsten Jahre niedrig sein wird (hohe Bewertungen). Die letzten Jahre sind sicherlich nicht repräsentativ für die Börse. Aber gleichzeitig sind die Alternativen auch nicht gut