Erfahrungsbericht Balkon-Solaranlage

  • Redaktioneller Artikel zum Thema https://www.finanztip.de/photovoltaik/balkon-solaranlage/


    Ausgangssituation:


    Über die Jahre ist unser Stromverbrauch kontinuierlich angestiegen. Zum einen haben die Kinder rund zwei Dutzend Aquarien mit Beleuchtung und Pumpen, zum anderen hat auch das Thema Home Office seinen Beitrag dazu.


    Wir haben ein Reihen-Endhaus mit zerklüftetem Dach. Seinerzeit beim Erwerb vor 14 Jahren hatten wir uns nach einer Photovoltaikanlage erkundigt, aufgrund der baulichen Situation hatte aber niemand Interesse uns eine anzubieten.


    Da absehbar war, dass die Strompreise immer weiter steigen bin ich schon länger um das Thema Balkon- Solaranlage herumgeschlichen. Allerdings hatte ich mich aufgrund der hier vorgeschriebenen Einspeisesteckdose nicht dazu durchringen können, da ich befürchtete, dass der Elektriker dann etliche weitere Dinge ändern wollen würde, da Installation 35 Jahre alt ist und nicht dem aktuellen Stand entspricht.


    Im Sommer hatten wir dann die KfW-Förderung für eine Wallbox beantragt und genehmigt bekommen und sind auf der Installationspartner unseres EVU zugegangen. Das war erfrischend unkompliziert, die Anlage wurde im Zuge der Wallbox-Installation aktualisiert und nachdem ich beim Ortstermin nach einer Einspeisedose gefragt hatte und dies dem Meister bis dato unbekannt war hat er mir die aus Interesse gleich zu einem fairen Preis mit angeboten.


    Die Auswahl der Anlage


    Wie im redaktionellen Artikel von FT beschrieben nimmt man üblicherweise einen Wechselrichter mit ein oder zwei Solarmodulen. Bei der Auswahl ist speziell bei den Wechselrichtern auf die Einhaltung der technischen Vorgaben hinsichtlich Leistung und Schutz zu achten. Dabei habe ich festgestellt, dass sehr vieles aus dem Markt als Balkonanlage angeboten wird, was in dieser Form nicht zulässig ist. Ferner gibt es Unterschiede, ob die Anlagen tatsächlich steckerfertig sind oder ob elektrische Arbeiten erforderlich sind. Letzteres wollte ich aus Haftungsgründen vermeiden. Ein weiterer aus meiner Sicht wesentlicher Punkt ist die Frage nach dem Monitoring, speziell wenn man sich vorab unsicher ist, wo der beste Standort ist.


    Die Wahl fiel bei uns auf einen Wechselrichter von Bosswerk, da dieser ab Werk mit einer WLAN-Überwachung kommt. Ähnlich sind die WR von Huayu. Bei Hoymiles und Envertech ist hingegen Zusatz-Hardware für das Monitoring erforderlich.


    Als Module haben wir zwei 370W-Module mitbestellt. Hierbei muss man zum einen auf die Leistungsgrenze des WR achten sowie darauf, dass Glasflächen nicht mehr als 2 qm bei Befestigung an Gebäuden groß sein dürfen.


    Aufbau der Anlage


    Je ein Modul haben wir dann auf dem Dach der Gartenhütte und am Gartenzaun realisiert. Wir wollten bewusst nicht an die Nähe der Straße bzw. in größere Höhe um Unfallgefahren zu vermeiden. Die sichere Befestigung ist auch ein Kostenfaktor, in unserem Fall rund 100 € pro Modul. Der WR ist in der Gartenhütte platziert und damit vor Witterung geschützt. Wenn man das so macht braucht man zusätzliche Kabel vom Modul zum WR, die man fertig konfektioniert kaufen kann, Preisbeispiel bei 5m pro Modul 17 €.


    Zählertausch


    Wir verfügen bereits seit 10 Jahren über einen digitalen Zähler, durch den wir auch unsere (hohe) Grundlast kannten. Entgegen der Aussage im Internet, dass diese Zähler über die drei Phasen saldierend sind, war unser Zähler nicht saldierend, d.h. wir mussten für Strombezug auf einer Phase zahlen, selbst wenn wir auf einer anderen Phase gerade Strom einspeisten. Das EVU hat uns auf formlose Anfrage den Zähler kostenlos getauscht und ab dann wurde zeitweise ein negativer Verbrauch angezeigt.


    Was bringt es?


    Wir waren positiv überrascht. Im September hatten wir mit „fliegendem Aufbau“ gestartet. Teilweise nur mit einem Modul und nicht optimalen Standort kamen 50 kWh zusammen, im Oktober dann 40 kWh. Beide Werte sind etwas schlechter als mit PV*Sol simuliert, was wahrscheinlich an der ungünstigeren Position des zweiten Moduls liegt.


    Als Jahreswert des Eigenverbrauchs nennt PV*Sol bei meiner Anlage 440 kWh, wenn man 400 kWh zu 30 Cent dafür ansetzt kommt man auf rund 120 € p.a., was eine Amortisation nach ca. 8 Jahren in unserem Fall bedeutet. Allerdings haben wir durch die hohe Grundlast eine gute Ausgangssituation; deswegen sollte man das im Einzelfall gut durchdenken.


    Wir haben für uns entschieden weiter einzusteigen und haben inzwischen vier Anlagen mit 14 Modulen. Dazu bei Bedarf gerne mehr.

  • Vielen Dank für den sehr informativen Bericht aus der Praxis.


    Wir interessieren uns auch für eine solche Anlage, müssen aber beachten, dass wir in einem gemieteten Einfamilienhaus wohnen. Also eine etwas andere Ausgangslage,


    Ich würde mich über Berichte, wie es weitergeht, sehr freuen

    Viele Grüße

    Alabama

  • Wir interessieren uns auch für eine solche Anlage, müssen aber beachten, dass wir in einem gemieteten Einfamilienhaus wohnen.

    Wo liegt genau das Problem in diesem Fall? Es gibt Gestelle für 1-2 Module, die man auf den Boden stellen kann, solange man eine sonnige Ecke hat. Hürde ist wie oben beschrieben eher die Anschaltung. Anschließen kann man rein technisch über eine Schuko-Steckdose, besser wäre wie im Artikel beschrieben, durch den Elektriker gegen die sog. Wieland-Dose austauschen bzw. eine daneben setzen lassen. Elektroanlage müsste für außen schon einen Fehlerstromschutzschalter (RCD) haben, wenn nicht gibt es fertige Anschalteboxen, die RCD und Wielanddose integriert haben.

  • Diese Balkon-Anlagen sind wirklich eine feine Sache.

    Wir haben uns letztes Jahr auch 2 Panele auf die Gartenhütte montiert.

    Ähnliche Erfahrungswerte wie von Kater.Ka


    Anmeldung sehr unkompliziert. Selbst der leider nötige Zählerwechsel wurde ohne zusätzliche Kosten von unserem Netzbetreiber durchgeführt ("neuer" Zähler mit Rücklaufsperre).


    Wir haben uns auch für 2x 370 Watt Panels mit einem 580 Watt Wechselrichter (Envertech) entschieden.

    Dieser kann theoretisch die 640 Watt verkraften. Effektiv erreichen die Solar-Panels diese Leistung jedoch höchstens in den Morgenstunden oder am Nachmittag.

    In der Mittagszeit heizen sich die Panele zu sehr auf und können nicht mehr die volle Leistung abgeben.

    In unseren Breitengraden werden die 370 Watt von den Panels wohl nie erreicht werden.

    Diese sind unter optimalen Bedingungen möglich.

    Sollte jemand sich überlegen eine Balkon-Anlage zu installieren, würde ich das vereinfachte Anmeldeverfahren (gibt es mittlerweile bei vielen Netzbetreibern) mir anschauen.

    Dort kann es sein, das die Leistung der Panels abgefragt wird.

    Bei unserem Netzbetreiber wurde explizit die Leistung des Wechselrichters abgefragt.

    Dies ist wichtig, da ab über 600 Watt (Stand 2021) die Anlagen nicht mehr mit dem vereinfachten Anmeldeverfahren angemeldet werden können.

    Bei über 600 Watt muss die Anlage angemeldet werden wie eine Anlage bis zu 10KW...


    Das Monitoring wird bei uns durch eine einfache Wlan-Steckdose gelöst.

    Aufgrund einer Sanierung der Stromführenden Leitungen ist die gesamte Leitung auch separat abgesichert.


    Die Auswertung läuft dann über eine App. Für unsere Bedürfnisse auch ausreichend.


    Läuft bei uns allerdings auch erst seit September 2021.

    Kosten damals für die Panels und den Wechselrichter um die 480,-€

    Unterkonstruktion wurde selber erstellt.


    Laut PVGis (Online-Tool zur Ermittlung des jährlichen Ertrags) könnten wir mit der kleinen Anlage um die 500 KW im Jahr "einsparen".


    Die Armortisation liegt damit bei 3,5 Jahren.

    Und die "Wartung" (eigentlich nur einmal im Jahr die Solarpanels mit mildem Reiniger reinigen) kann ich dank der Installation auf einem niedrigen Dach selbst durchführen.


    Bis jetzt kann ich somit auch nur positiv davon berichten und jeden ermutigen, der ein kleines sonniges Fleckchen hat, diese "Investition" zu wagen.

  • Wo liegt genau das Problem in diesem Fall? Es gibt Gestelle für 1-2 Module, die man auf den Boden stellen kann, solange man eine sonnige Ecke hat. Hürde ist wie oben beschrieben eher die Anschaltung. Anschließen kann man rein technisch über eine Schuko-Steckdose, besser wäre wie im Artikel beschrieben, durch den Elektriker gegen die sog. Wieland-Dose austauschen bzw. eine daneben setzen lassen. Elektroanlage müsste für außen schon einen Fehlerstromschutzschalter (RCD) haben, wenn nicht gibt es fertige Anschalteboxen, die RCD und Wielanddose integriert haben.

    Kann es da Probleme mit dem Blitzschutz geben?

  • Kann es da Probleme mit dem Blitzschutz geben?

    Solange das im unmittelbaren Hausbereich ist würde ich das als unwahrscheinlich ansehen, bei größeren Entfernungen gibt es theoretisch die Möglichkeit einer Potenzialdifferenz, da wäre dann ein Potenzialausgleich ggf. sinnvoll. (das ist der Fall Blitz hebt das Hauspotenzial an und entlädt sich dann zur fernen Erde)

  • Das Monitoring wird bei uns durch eine einfache Wlan-Steckdose gelöst.

    Das funktioniert natürlich nur dann, wenn der Netzbetrieber Schuko-Anschluss zulässt. Würde mich wundern, wenn das nicht auf dem Anmeldeformblatt zu bescheinigen wäre, dass dem nicht so ist. Ferner kann ich das einzelne Modul sehen, was uns wichtig war, da die bei uns unterschiedlich ausgerichtet sind und man dann optimieren kann. Deswegen der Hinweis, dass das sinnvoll sein kann wenn man nicht genau im Vorfeld die Qualität des Standortes einschätzen kann. Bei uns steht z.B. zwei Grundstücke weiter eine unscheinbare Birke, die -wie wir jetzt wissen - den südöstlichen Teil des Grundstücks massiv stört.

  • Wer Basteln kann bzw. darf, der kann eine einfache Energiemessung auch über einen Shelly 1 PM oder Shelly EM realisieren. Das ist dann jedoch nicht mehr Plug&Play.

    Ansonsten: Sehr interessantes Thema, ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, da es sich hier aufgrund der geographischen Lage und Ausrichtung auch sicher rentieren würde; eine relativ hohe Grundlast ist sicherlich vorhanden (allein schon durch die ganzen Smart Home Geräte/-Aktoren/-Sensoren, Heizungsstellreglern und auch wegen Home Office) - wenn auch noch nicht quantifiziert.


    Eine von außen unsichtbare Aufstellung auf dem Balkon würde jedoch eine Menge Platz wegnehmen - und bei allem anderen muss dann wohl der WEG-Verwalter bzw. oder die Eigentümergemeinschaft zustimmen. Und das möchte ich nicht überstrapazieren, da ich erstmal eine Wallbox durchkriegen muss.

  • Was man nicht alles für 10 Euro im Monat macht.

    X/
    Typisch deutsche Einstellung.
    Neben der Tatsache, dass ein Amortisation in weniger als zehn Jahren möglich ist (und man danach effektiv Geld spart), ist es ein persönlicher Beitrag zur Energiewende.
    Man kann natürlich immer fordern, dass "die Politik" was macht - oder selber seinen Teil dazu beitragen.

  • Ich habe eine PV-Anlage mit Speicher auf dem Dach und damit meine Stromrechnung in 2021 um 85 % gemindert. Bei einem 5 Personen Haushalt wären es etwa 60 Prozent, von etwa 5000 kWh. Langfristig ist das rentabel, jedoch nicht mehr in meiner Lebensspanne. Egal, ich tue etwas für die Umwelt und der Verkaufspreis des Hausese erhöht sich auch für die Erben.

  • Wir haben ebenfalls eine Balkon-Anlage seit 04/21mit zwei Modulen á 300W an der Balkonbrüstung hängen (zum Einhalten der beschriebenen 600W Grenze). Ein Modul in Südausrichtung, eines nach Süd-Westen, beide mit einer Neigung von ca. 40°.


    Ertrag in den ersten 9 Monaten: 409 kWh. Wir haben damit rund 100€ Stromkosten gespart, bei einer Investitionssumme von 1.150€ (999€ für die Module inkl. zweier WR und 150€ für die Halterungen Marke Eigenbau).

    Kalkuliert habe ich mal eine Amortisationszeit von 10 Jahren, bei steigendem Strompreis natürlich schneller :)


    Stromverbrauch im Jahr vor der Installation waren knapp 10.500 kWh, was somit knapp 4% Einsparung ausmacht.

    Da wir eine sehr hohe Grundlast von ca. 1,2 kWh pro h haben (nachts nur 0,3 kWh, tagsüber dafür mehr) wird alles sofort im Haus verbraucht.


    Als "Messstelle" habe ich im Baumarkt einfach ein Steckdosenmessgerät für Stromverbrauch gekauft (funktioniert auch genauso in die andere Richtung), welches mir anzeigt, was momentan an Watt anfällt, wie viel kWh bisher im Monat kumuliert angefallen ist sowie die Zeit in Stunden, wo Strom eingespeist wurde.


    Die ganze Anlage hängt an einem normalen Schuko-Stecker, welcher bei meinem EVU erlaubt ist zur Einspeisung.

  • Am besten für die eigene Situation mit PV*Sol mal durchsimulieren. http://pvsol-online.valentin-software.com/#/


    Für die 2 Modul-Anlage mit meiner Ausrichtung Neigung wirft das Tool 760 kWh Erzeugung mit rund 60% Eigennutzung aus, wovon in den vier Sommermonaten jeweils zwischen 90 und 100 kWh p.m. kommen, in den vier dunklen Monaten 18 - 39 kWh p.m.


    Für die große Anlage habe ich mir das mit allen Vorbehalten aus Einzelrechnungen zusammengebastelt, da bei mir alle Module irgendwie anders hängen. Dabei bin ich auf Basis 10 Module auf 3.000 kWh Erzeugung mit rund einem Drittel Eigenverbrauch gekommen, wobei rund 10% in den dunklen Monaten sind. Die Ist-Daten von Dez und Jan deuten in die Richtung, dass das mit der Simulation in etwa stimmen könnte.

  • Also Leistungstechnisch kann ich mal die Zahlen von September 2021 bis Jan 22 angeben ;)


    Ist ziemlich "mau" im Winter und durch Schnee.


    September kamen 40,39 KW (ist am 07.09. Nachmittags gestartet) somit könnte man den Ertrag etwas nach oben korrigeren

    Oktober - 27,07

    November - 10,6

    Dezember - 4,95

    Januar - 5,74


    Bis jetzt also ca. 89 KW... Strompreis liegt bei uns bei 26,1 ct/kw also Ersparnis bis jetzt bei 23,-€


    Im Februar bis jetzt 3,08...

    Setup sind 2 x 370 Watt mit einem Envertech EVT560 Wechselrichter (Kosten lagen bei einem guten Angebot eines online Händlers bei ca. 500,-€ mit einer Rabattaktion)


    Module sind größer ausgelegt, da eigentlich in meiner Region (Köln) nie die 100% Leistung der Module erreicht wird ;)

    Der EVT560 kam bis jetzt auch noch nicht an sein Leistungslimit...

    An guten Tagen sind 3kw+ mit dem Setup durchaus drin.

    Ich kann gerne im Sommer noch einmal weitere Werte nachreichen ;)

    (Region ist ca. 60 km von Köln in Richtung Süden)

  • Meine bisherigen Monatserträge für die Balkon-Anlage (Ausrichtung 1xSüd und 1xSüdwest):


    April 21: 62 kWh

    Mai 21: 57 kWh

    Juni 21: 78 kWh

    Juli 21: 56 kWh

    Aug 21: 45 kWh

    Sep 21: 48,5 kWh

    Okt 21: 33 kWh

    Nov 21: 15 kWh

    Dez 21: 14,5 kWh

    Jan 22: 20 kWh


    In Summe für 10 Monate: 429 kWh. Ich hoffe, wenn Februar und März normal schön sind, dass ich auf 480 kWh im Jahr komme. Macht bei einem Strompreis von aktuell 25,4 Ct. brutto ne Ersparung von 122€ p.a. aus (natürlich mehr im Sommer gespart als im Winter. Aber das ist ja egal, hauptsache gespart :thumbup:)

  • Aber das ist ja egal, hauptsache gespart

    Nur mal so: das ist natürlich nur dann richtig, wenn ein kompletter Eigenverbrauch stattfindet. Bei einem modernen Zähler kann man das sehen über das 2.8.0 Register. Bei uns war das auch schon ab September so, dass wir kostenlos eingespeist haben obwohl wir einen hohen Eigenverbrauch haben.

  • Nur mal so: das ist natürlich nur dann richtig, wenn ein kompletter Eigenverbrauch stattfindet.

    Absolut richtig! Wie in meinem Beitrag vom 04.02. geschrieben, haben wir eine sehr hohe Grundlast am Tag (ca. 1,2 kWh pro Stunde). Da geht alles, was die Module erzeugen, sofort weg im Haus.


    Bei einer niedrigeren Grundlast kann das natürlich anders sein...