ETF Sparplan wechseln?

  • Guten Tag,


    erstmal Lob und Anerkennung an das Finanztip-Team für die geleisteten Informationen. Super Sache, der Umgang mit Finanzen sollte jedem beigebracht werden. Warum eigentlich in diesem Maße auch an Schulen? Daumen hoch jedenfalls, bitte weiter so!

    Nun zu meinem Anliegen: Seit 2019 bin ich mit zwei drei ETF Sparplänen unterwegs, basierend auf den Empfehlungen von Finanztip. Logischerweise ändern sich die Empfehlungen auch mal. Macht es an dieser Stelle Sinn den Empfehlungen zu folgen, die bestehenden Sparpläne ruhen zu lassen und in die jüngsten Empfehlungen weiter zu investieren oder gar den bestehenden Sparplan aufzulösen und in den jüngst empfohlenen ETF Sparplan mir dem frei gewordenen Kapital zu investieren? Ich spreche hier von ETFs auf den MSCI World, teils "nachhaltig", teils nicht.


    Vielen Dank vorab für zweckmäßige Rückmeldungen.:)

    Grüße,

    Christian

  • Macht es an dieser Stelle Sinn den Empfehlungen zu folgen...

    Es kommt darauf an, worauf sich die Empfehlungen bzw. geänderten Empfehlungen oder Erweiterungen der Palette an empfohlenen Fonds bzw. ETF beziehen. Einige Fonds kommen hinzu, weil sie zum Beispiel 5 Jahre alt geworden sind... und zuvor eben nicht empfohlen wurden.

    Wenn die Indices vergleichbar sind und sich die Kurse vergleichbar entwickelt haben, würde ich nicht unbedingt wechseln... es sei denn, die Kosten des 'Neuen' wären erheblich günstiger.

    Sollte dies so sein, so würde ich den 'Alten' nicht weiter besparen und stattdessen einen 'Neuen' nehmen.

    Einen 'Alten' zu verkaufen, ganz oder zum Teil, macht mMn nur dann Sinn, wenn damit Freibeträge ausgenutz werden können... oder er wirklich serbisch (sehr besch...n) gelaufen ist.

  • Hallo Chris Eberhardtsson , willkommen im Finanztip-Forum.


    Beim Wechsel macht man das üblicherweise so, dass man den Sparplan stoppt, den erworbenen Bestand stehen lässt und mit einem neuen Sparplan auf einen neuen ETF weiter macht.


    Fortgeschrittene Optimierung: Je nach Präferenz kann man den Bestand Zug um Zug im Rahmen des noch nicht ausgeschöpften Freistellungsauftrags gegen Jahresende verkaufen und dafür Anteile des neuen ETF kaufen. Transaktionskosten für Verkauf und Kauf beachten.


    Hinsichtlich geänderter Empfehlungen stehe ich auf der Leitung. Geht es da um nicht mehr kostenlos zu besparende ETF? Ggf. die ISINs nennen, damit eine qualifiziertere Antwort möglich ist.

  • Hier auch noch ein Kommentar vom McProfit aus Stuttgart

    Ein Verkauf oder Umtausch von Aktien oder auch von Fonds in andere Aktien oder Fonds musst Du Dir sehr gut überlegen.

    Wie schon mein Vorgänger hier geschrieben hat, wird bei einem Verkauf der Gewinn versteuert.

    Du hast also NACH dem Verkauf erst mal weniger Kapital als VORHER.

    Wenn Du Dir dann eine andere Aktie oder einen anderen Fonds kaufst, beginnst Du mit weniger Kapital.

    Der Kurs der neuen Aktie/Fonds muss dann erst mal um den Verlust durch die Steuer mehr steigen um genau so viel Kapital zu haben, das Du vorher schon gehabt hast.

    Daher Umschichtungen 2 x überlegen.

    Meine Methode ist, dass ich beim Kauf möglichst nur auf solche Aktien oder Fonds setze ich mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit gar nie verkaufen oder umtauschen muss.

    Daher habe ich als Ü-70 Börsianer heute viele Aktien die sich seit den 80er Jahren (meinem ersten Einstieg) teilweise verzehnfacht haben.

    Z.B. McDonalds, Procter, Novo-Pharma u.a.

    Diese werde ich daher vermutlich vererben.

    Viel Erfolg wünscht McProfit

  • wird bei einem Verkauf der Gewinn versteuert...

    ... sofern der Gewinn den Steuerfreibetrag übersteigt.

    Der Kurs der neuen Aktie/Fonds muss dann erst mal um den Verlust durch die Steuer mehr steigen um genau so viel Kapital zu haben, das Du vorher schon gehabt hast.

    Daher Umschichtungen 2 x überlegen.

    Generell ein fettes "JA"! Allerdings gibt's Ausnahmen für Aktien-Fans, weniger für Pantoffeldepot-Liebhaber... bei denen man aber, um deinen Jargon zu nutzen, die Grenze zur Spekulation überschreitet. Hier könnte ich dir Beispiele anhand der Daimler Aktie aufzeigen, oder der Apple Aktie... bis hin zur Wirecard Aktie, um nur einmal deren drei zu nennen, bei denen sich rechtzeitige (teils wegen unzureichenden hellseherischen Fähigkeiten verfrühte) Gewinnmitnahmen sehr wohl richtig gelohnt hatten.

  • Hallo Herr JD

    vielen Dank für die vertiefenden Hinweise.

    Als alter Börsianer der seit den 80er Jahren in Aktien investiert sind wir mir die Feinheiten und die legalen Tricks oder Strategien zur Steuervermeidung auch bekannt.

    Ich wollte bei der Frage des Forum-Mitglieds das Thema nicht so kompliziert machen.

    Hier in diesem Forum sind vor allem kurze Kommentare oder Antworten üblich und beliebt.

    Da bleibt oft die Gründlichkeit oder die Ausnahmefälle auf der Strecke.

    Grundsätzlich gilt aber:

    Umschichtungen von Aktien im Gewinn kosten erst mal Geld.

    Mancher Neuling denkt da nicht dran.

    Wer natürlich auch Verluste in seinem Depot hat, kann z.B. eine Verlustaktie verkaufen und diese sofort wieder zurückkaufen. Dann hat er einen Verlust realisiert und kann diesen von seinen steuerpflichtigen Gewinnen absetzen und so Steuer sparen.

    Natürlich fällt die Steuer dann wieder an, wenn die "Verlust-aktie" dann irgendwann steigt und man diese mit Gewinn verkaufen sollte.

    Im Moment ist aber eine Gewinnbesteuerung fürs Erste vermieden, sofern die Verluste groß genug sind.

    Langjährige Aktionäre wie ich sollen auch daran denken, dass der Altbestand von Aktien die (meines Wissens nach) - VOR 2009 gekauft wurden, weiterhin steuerfrei bleibt und man sich einen Verkauf solcher Papiere 3 x überlegen sollte.

    Gruss McProfit aus Stuttgart

  • Hier in diesem Forum sind vor allem kurze Kommentare oder Antworten üblich und beliebt.

    Da bleibt oft die Gründlichkeit oder die Ausnahmefälle auf der Strecke.

    Ja, wir leben hier, wie auch in der 'richtigen Welt', leider in einer Dreizeilergesellschaft ;)

    Ich habe mir dennoch die Freiheit genommen, noch ein bisschen von meinem Senf dazu zu geben... Dass du weißt wo der Hase langläuft, ist mir schon länger klar ;)

  • Hallo Chris Eberhardtsson und Herzlich Willkommen im FT-Forum,

    ein ETF auf den MSCI World ist ein ETF auf den MSCI World (bitte 100 mal schreiben ;)).

    Egal, ob Du nun 1, 3 oder 10 ETF auf den gleichen Index im Depot hast. Letztlich sind die Unterschiede marginal, da das Produkt immer den gleichen Index abbildet.

    Kauf also den ETF von dem Anbieter der die gefällt.


    Allerdings kann es aus steuerlicher Sicht durchaus Sinn machen alle paar Jahre einen anderen ETF auf den gleichen Index zu kaufen. Beim Verkauf von ETF-Anteilen gilt das FiFo-Prinzip. Sprich die Anteile eines ETF, die zuerst gekauft wurden, werden auch als erstes wieder verkauft.

    Bei einem zwischenzeitlichen Verkauf von ETF-Anteilen (z.B. wenn Du Deinen Freibetrag optimal ausnutzen willst (801/1602€ p.a.)), macht es durchaus Sinn den ETF zu verkaufen auf dem die niedrigsten Gewinne aufgelaufen sind.


    Zum Thema "Nachhaltig" vs. "Nicht nachhaltig"

    Entweder ich kaufe aus Überzeugung 100%ig nachhaltig oder eben nicht! Es gibt nicht ein bißchen schwanger.

  • Vielen Dank Euch allen für die Informationen.

    Da ich recht neu in diesem Geschäft bin, nehme ich jeden Tip dankend an.

    Einzelwerte interessieren mich derzeit noch nicht. Meinen Fokus lege ich aktuell auf ETF Sparpläne. Dahin zielte ja auch meine Frage ab.


    Ergänzend zu meiner einleitenden Frage gebe ich gerne die ISIN Nummern an, um meine Frage nochmal zu konkretisieren. Derzeit spare ich auf den Xtrackers LU0274208692. Dieser ETF findet sich auch nach wie vor in der Empfehlungsliste von Finanztip, nur nicht mehr so weit vorne. Seine Kosten belaufen sich auf 0,45% p.a. und er ist synthetisch. Jetzt weit vorne empfohlen wird der Xtrackers IE00BJ0KDQ92. Seine Kosten belaufen sich auf 0,19% p.a. und er bildet optimiert den Index des MSCI World ab. In der Zusammensetzung scheinen sich beide schon etwas zu unterscheiden. Der LU0274208692 scheint US lastiger zu sein.

    Ich beabsichtige den LU0274208692 ruhen zu lassen und den IE00BJ0KDQ92 jetzt neu zu besparen.

    Meine Kernfrage ist halt nach wie vor, ob dieser Plan überhaupt in irgendeiner Art und Weise zweckmäßig ist, oder ob es letztlich egal ist und Dinge wie Kosten und Zusammensetzung bei einer längerfristigen Laufzeit des Sparplans eher eine untergeordnete Rolle spielen, ergo egal sind.

    Vielen Dank und Grüße,

    Christian

  • Hallo monstermania,

    vielen Dank für Deine Einschätzung.

    Das mit den Steuern ist interessant.

    :thumbup::)

  • Seine Kosten belaufen sich auf 0,45% p.a. und er ist synthetisch. Jetzt weit vorne empfohlen wird der Xtrackers IE00BJ0KDQ92. Seine Kosten belaufen sich auf 0,19% p.a. und er bildet optimiert den Index des MSCI World ab. In der Zusammensetzung scheinen sich beide schon etwas zu unterscheiden. Der LU0274208692 scheint US lastiger zu sein.

    Hinsichtlich der Rendite speziell bei 3 und 5 Jahren passt da kein Haar dazwischen. Auch die Zusammensetzung ist identisch mit minimalen Unterschieden. https://www.fondsweb.com/de/ve…LU0274208692,IE00BJ0KDQ92 Auch bei TD und Performance über eine andere Quelle sehe ich keinen merklichen Unterschied, wobei es immer minimalste Unterschiede über Stichtage etc. geben kann. https://www.trackingdifference…ndex/MSCI%20World%20Index


    Grundsätzlich hat ein IE-ETF einen kleinen Steuervorteil im ETF, der aber auch nicht sichtbar ist.

    Meine Kernfrage ist halt nach wie vor, ob dieser Plan überhaupt in irgendeiner Art und Weise zweckmäßig ist, oder ob es letztlich egal ist und Dinge wie Kosten und Zusammensetzung bei einer längerfristigen Laufzeit des Sparplans eher eine untergeordnete Rolle spielen, ergo egal sind.

    monstermania hatte ja schon gesagt, dass die Zusammensetzung bei gleichem Index gleich sein sollte, zumindest bei den großen Positionen.


    Kosten spielen eine Rolle, allerdings nicht vorrangig die TER, die üblicherweise synonym für Gesamtkosten genommen wird. Man schaut sich besser bei gleichem Index die Rendite im Vergleich im 3- 5-Jahreszeitraum an oder eben die TD, da sind die Datenquellen aber mMn nicht so richtig verlässlich.

  • Hier noch 2 Blogeinträge des Finanzwesirs zum Thema:

    https://www.finanzwesir.com/blog/besten-etf-finden

    https://www.finanzwesir.com/blog/etf-laufende-kosten


    Die Beiträge sind zwar schon älter passen aber auch heute. Die Wahl des ETF wird nicht darüber entscheiden, ob Du nachher Sekt oder Selters trinken mußt.

    Auch ob ein Sparplan beim Broker nun kostenlos ist, oder ob Du 1-2€ dafür zahlst macht Dich am Ende nicht reich.

    Viel wichtiger ist konsequent durchziehen und darauf hoffen vertrauen, dass im eigenen Investitionszeitraum die Weltwirtschaft 'normal' läuft.

    Wenn man eine 'verlorene' Dekade erwischt, es es eh völlig egal, ob der ETF nun eine TER von 0,19 oder 0,45% hatte.

  • Synthetische ETFs sind von der US Quellensteuer ausgenommen und somit eigentlich noch besser als physische ETFs aus Irland die 15% Quellensteuer auf Dividenden zahlen. Wobei der Vorteil wohl über die höhere TER in die Taschen von XTrackers geht ;)

  • Hallo liebe Forumsfreunde,

    selbst als alter Hase habe ich die letzten Tage zum Thema STEUER einiges dazu gelernt.

    Ich muss aber dem Freund Monstermania zustimmen, dass wir uns wegen einer oder zwei Stellen hinter dem Komma bei den Kosten nicht verrückt machen sollen.

    Wichtig ist die Strategie und erst danach die Kosten.

    Gruss McProfit