ETF und das Stimmrecht

  • Hallo zusammen,


    ich beschäftige mich mit der Nutzung des Stimmrechts "meiner" Aktien durch die Fondgesellschaften. Nach meinem Verständnis verbleibt das Stimmrecht bei der Fondgesellschaft und wird von ihr nach eigenen Kriterien genutzt. Der ETF-Investor (also ich) hat darauf keinen Einfluss. Ich habe mich seinerzeit gegen die großen amerikanischen Gesellschaften (BlackRock, Vanguard etc.) entschieden und einen eher kleinen europäischen Anbieter (UBS) gewählt, weil ich hoffe, dass die UBS eher europäische Interessen verfolgt und eher europäische Wertmaßstäbe umsetzt. Außerdem war mir wichtig, dass die Fondgesellschaft die Aktien nicht verleiht.


    Aber wie kann ich (mit vertretbarem Aufwand) die Entscheidung von z.B. der UBS nachvollziehen und vergleichen mit z.B. BlackRock? Entscheidet die Fondgesellschaft selbst oder beauftragt sie einen Voting Proxy bzw. Proxy Advisor wie ISS oder Glass Lewis? Handelt die Fondgesellschaft überhaupt in meinem Interesse, der ich ja nun bewusst einen "MSCI World SRI"-ETF bespare?


    Fragen über Fragen. Hat irgendjemand dazu Hinweise?


    Beste Grüße, CoMposS5


    https://www.justetf.com/de/new…und-ihre-stimmrechte.html

    Beste Grüße, CoMposS5

  • Hat irgendjemand dazu Hinweise?

    Deine Überlegungen setzen voraus, dass überhaupt entsprechende Aktien gehalten werden.

    Wenn der ETF synthetisch replizierend ist, dann werden da andere Finanzinstrumente verwendet - aber nicht (unbedingt) direkte Investments in die Aktien des Index'.

  • monstermania Danke für den DSW-Hinweis, das eben befürchte ich so ein bisschen. Den kleineren europäischen Fonds ist die Wahrnehmung des Stimmrechts zu teuer und die großen amerikanischen Fonds...


    lieberjott Wir besparen einen physisch replizierenden Fond, der auch nicht verleiht. Und der Fond bildet den MSCI World SRI ab. Ich habe nur keine Ahnung, ob die Fondsgesellschaft (die UBS) die Stimmrechte wahrnimmt oder nicht.

    Beste Grüße, CoMposS5

  • Das Problem mit dem Stimmrecht ist ja, dass es bei jeder Fondsgesellschaft einen ganzen Strauß an Fonds gibt. Ich für meinen Teil bespare absichtlich keine ESG/SRI Fonds und möchte auch nicht dass mit "meinen Stimmen" für irgendwelche geschäftsschädigende Aktionen (ala wir verkaufen keine Signaltechnik für eine Bahnstrecke zu einer Kohlemine) gestimmt wird nur weil die Gesellschaft zufällig auch einen SRI Fonds hält ;)


    Ich habe noch diesen Artikel gefunden mit folgendem Absatz:

    Die UBS übt nach eigenen Angaben Stimmrechte bei Hauptversammlungen aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen.

    Was auch immer das konkret bedeutet

  • Was auch immer das konkret bedeutet

    Völlig richtig, das kann man nicht beurteilen. Mir geht es hier lediglich um die Transparenz, damit man weiss, woran man ist.

    Ein positives Beispiel, das ich heute gefunden habe: https://www.bnpparibas-am.com/…e/proxy-voting#/MTc3MQ==/

    Die BNP beauftragt offensichtlich die ISS und hier werden die Entscheidungen dokumentiert. Sehr schön. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, was die Spalte "Mgmt Rec" bedeutet: Ist das die Empfehlung des Vorstands der betroffenen Gesellschaft? Oder die Empfehlung der Fondgesellschaft? Oder des Proxy?

    Beste Grüße, CoMposS5

  • Moin CoMposS5, da sprichst du ein wahnsinnig wichtiges Thema an, das leider von den allermeisten Finanzbildungsmedien vernachlässigt wird so auch Finanztip. Eine tatsächliche Wirkung mit einer nachhaltigen Geldanlage kannst du nämlich nachweislich weniger über Ausschluss von "braunen" und Übergewichtung von "grünen" Unternehmen erzielen. Engagement und aktives Aktionärstum NACH dem Anlageentscheid sind ja viel wichtiger - das bezieht nicht nur reine Stimmrechtsnutzung, sondern auch andere Aktionärsrechte mit ein wie das Einreichen von Beschlussvorlagen.
    Der jährliche Shareaction Report stellt relativ gut das Stimmverwalter der größten Vermögensverwalter weltweit dar. Von den großen ETF-Emittenten sind Amundi und BNP (hast du ja bereits herausgefunden) die einzig soliden, auch die UBS schneidet leider nicht viel besser als Blackrock oder sogar Vanguard ab.
    Beschlussvorlagen wirst du leider nur auf aktiver Seite finden. Aber das muss nicht ein Ökoworld mit >3% Kosten sein (der betreibt sogar überhaupt kein Engagement...), mein Lieblingsfonds liegt bei 1,35 % Managementkosten.

  • Zum Thema, was genau auf Hauptversammlungen passiert und wie man da als Investor mit nachhaltiger Gesinnung was bewirken kann, hab ich sogar nen kleinen Blog-Artikel geschreiben. Hier [Link wurde von der Moderation entfernt] zu finden

    Ich tagge hier mal für Xenia aus dem gleichen Grund wie monstermania in dem anderen Thread, der zwecks Verlinkungen aus dem Schlaf der Gerechten gerissen wurde …

  • Zum Thema Stimmrecht habe ich meine eigene Meinung, wenn ich einige Aktien von der Firma xyz halte, welches Gewicht hat dann meine Stimme? Geht gegen Null, also kann ich darauf verzichten, nächstes Problem, welcher Kleinanleger, also wir hier, geht zu einer Aktionärsversammlung, wenn er nicht zufällig Zeit hat und auch noch in unmittelbarer Nähe zum Veranstaltungsort beheimatet ist.

  • Die Frage nach dem Stimmrecht stellt sich doch von vornherein nur, wenn die ETFs wirklich mit physisch erworbenen Aktien unterlegt sind und nicht auf Swaps beruhen.


    Die ETFs von Blackrock (iShares) sind wirklich mit den Aktien unterlegt, die auch in dem abgebildeten Index gelistet sind. UBS arbeitet mit Swapgeschäften, d. h., das Fondsvermögen ist in irgend etwas investiert und die Abbildung der Wertentwicklung des Index erfolgt über Differenzgeschäfte mit einer Gegenpartei. In welchem Umfang die ETFs mit Aktien oder sonstigen Wertpapieren, deren Wertentwicklung dann gegen die Entwicklung des Index "getauscht" werden, unterlegt sind, verrät die UBS nicht. Siehe hier: https://www.ubs.com/de/de/asse…tion-strategies.html?null


    Mir ist lieber, dass die ETF von Blackrock wirklich auf Aktien und nicht auf derivaten Geschäften mit einer Gegenpartei beruhen. Dafür dürfen sie dann auch gerne mit den Stimmrechten machen, was sie im unterstellten Interesse der Fondsanleger für sinnvoll halten.

  • Grundsätzlic h könnte es möglich sein, dass alle Kleinanleger die es möchten unkompliziert mit wenigen Klicks die Stimmrechte ihrer Einzelaktien, ETFs etc an z.B. eine NGO übertragen. Diese kann dann Einfluss nehmen. Gleiches gilt für das Geld, dass Versicherungen, Pensionsfonds etc "für uns" verwalten. Da kämen dann doch relevante Stimmrechte zusammen. Klar müsste da technisch und rechtlich noch ein bisschen was passieren, aber möglich wärs aufjedenfall. Dies würde zur

    Demokratisierung des Kapitalmarktes beitragen. Da dürfte es mächtig Gegenwind geben xD

  • Originelle Idee. Ich stelle mir gerade vor, ich wollte jährlich bei den 1.600 Aktiengesellschaften des MSCI World mitstimmen. Im Schnitt 6 HV pro Arbeitstag, tatsächlich in der HV-Saison vermutlich bis zu 60 pro Tag. Da würde ich endlich erstmals den Namen vieler meiner Beteiligungen hören. Das eine oder andere Stimmrecht würde ich vielleicht trotzdem verfallen lassen, da ich nicht alle Geschäftsberichte lesen kann.


    Achso, ich habe ja auch noch einen ETF auf den MSCI World Small Caps mit 4.250 AGs und dann noch die EM ...

  • Gleiches gilt für das Geld, dass Versicherungen, Pensionsfonds etc "für uns" verwalten. Da kämen dann doch relevante Stimmrechte zusammen. Klar müsste da technisch und rechtlich noch ein bisschen was passieren, aber möglich wärs aufjedenfall. Dies würde zur

    Demokratisierung des Kapitalmarktes beitragen. Da dürfte es mächtig Gegenwind geben xD

    Das halte ich für totalen Quatsch!

    Wenn ich mein Geld einer Vermögensverwaltung anvertraue erwarte ich, dass diese Vermögensverwaltung meine Interessen wahrt. Für welche Interessen soll nun eine Vermögensverwaltung, die das Geld Ihrer Kunden in alle Branchen investiert (eben auch 'Böse' Branchen wie Atom, Rüstung, fossile Energien, usw.) denn nun die Stimmrechte nutzen!? Damit würde Sie ja immer gegen die Interessen eines Teils der Kunden handeln. Da wären Klagen vorprogrammiert. Und das auch völlig zu recht!

    Entweder man sucht sich einen 'nachhaltigen' Vermögensverwalter der ausschließlich in 'nachhaltige' Unternehmen investiert, der dann auch gezielt gemäß dieser Interessen das Stimmrecht wahrnimmt, oder man kauft Einzelaktien und kann dann selbst sein Stimmrecht wahrnehmen. Da braucht es keine zusätzliche 'Demokratisierung', weil es im Aktienrecht bereits jetzt sehr demokratisch zugeht.

  • hä, keine Ahnung was das mit meinem Beitrag zutun haben soll ^^ btw ich halte das Thema nicht für sonderlich wichtig oder erfolgsversprechend, auch nicht falls mein Vorschlag umgesetzt würde.

    Aktienrecht bereits jetzt sehr demokratisch zugeht.

    I dunno, stell dir vor bei Bundestagswahlen zählen manche Stimmen 500.000fach und manche nur 1fach. Das empfinde ich nicht als demokratisch! Aber es muss auch nicht alles demokratisch ablaufen, die aller meisten Unternehmen werden ja authoritär geführt und das scheint ganz gut zu funktionieren.

  • hä, keine Ahnung was das mit meinem Beitrag zutun haben soll ^^

    Ich habe Deinen Beitrag beim ersten Lesen leider nicht genau genug gelesen! Sorry.

    Grundsätzlich könnte so etwas natürlich funktionieren, aber was machst Du bei Besitz von 'Aktienteilen', die es lt. Aktienrecht ja so eigentlich gar nicht gibt? Als Fonds bzw. ETF-Anleger gehören einem ja automatisch unzählige 'Bruchstücke' von Unternehmensaktien.

    In der Praxis also kaum umsetzbar.

    I dunno, stell dir vor bei Bundestagswahlen zählen manche Stimmen 500.000fach und manche nur 1fach. Das empfinde ich nicht als demokratisch!

    Ich denke schon, dass Du weißt, dass jede Aktie die gleiche Relevanz und das gleiche Stimmrecht hat (lassen wir mal Vorzugsaktien und Sperrminoritäten außen vor). Wenn also jemand viele Aktien besitzt oder sich die hinter den Aktien liegenden Stimmrechte gesichert hat, kann er prinzipiell auch mehr Einfluss auf das Unternehmen nehmen, als Jemand der nur 1 Aktie besitzt.

    Etwas, was im Falle eines Unternehmens auch sinnvoll ist und daher auch höchst demokratisch.;)

  • Ja das war ungünstig formuliert. Jeder Stimmzettel zählt gleich (wobei es ja auch Aktien gibt ohne Stimmrechte etc) aber manche dürfen 50000000 Stimmzettel abgeben und manche nur 3 oder o,ooooo1 Zettel ^^ egal undabhängig von dieser Tatsache: grundsätzlich sollte es auch Kleinanlegern ermöglicht werden ihr Stimmrecht warzunehmen so fern sie es möchten, das ist aber immoment zu aufwendig (Einzelaktien) und bei Fonds gar nicht möglich.

  • Und bei Fonds gilt halt: wer die Aktien nicht besitzt, hat auch kein Stimmrecht.

    Wenn einem Anteile an einem Fonds gehören, gehören einem doch auch anteilig die darin enthaltenen Aktien oder nich?! ^^ ja sowas wie die Sdk scheint mir doch sinnvoll, nur halt für ETFs etc und eben digital

  • Nein, die Aktien gehören dir nicht sondern nur ein Anteil am Fonds. Ist wie bei Beteiligungsgesellschaften. Nur weil du Aktien der Holding hast, darfst du noch lange nicht bei den Tochterfirmen mitbestimmen. Das darf nur der Vertreter der Holding (der natürlich wiederum von den Eignern der Holding bestimmt wird).