Sparkassen Privat-Rente kündigen

  • Liebe Finanztip-Community,


    ich habe 2014 eine klassische Rentenversicherung bei der Sparkasse abgeschlossen ("irgendwas muss man ja tun" ;().

    Der Garantiezins liegt dort bei 1,75 % - allerdings, so habe ich jetzt nachgerechnet liegt der tatsächliche Zins anhand der Garantierten Kapitalauszahlung nur bei ziemlich genau 1,0 % - der Rest geht dann wohl für Gebühren etc. drauf.


    Nach allem was ich durch Finanztip gelernt habe, beschäftigt mich nun die Frage, ob ich diese Versicherung nicht lieber kündigen, und den Rückkaufswert und Monatsrate in mein relativ neues und monatlich bespartes ETF-Depot stecken soll, um über die Laufzeit auf jeden Fall mehr Rendite bekommen zu können.


    Natürlich wäre das ein "Verlustgeschäft" - aber ich dachte, dies besser jetzt in Kauf nehmen und noch etwas aus dem Geld machen.


    Ich habe mit dem Kuendigung-LV_Rechner_2021 von Finanztip zwar das Ergebnis erhalten, dass die Rendite wahrscheinlich besser als eine Festgeldanlage ist und nichts gegen eine Fortführung spricht, aber da ich jetzt weiß, wie hoch der Auszahlbetrag bei tatsächlichen 1,75 % gewesen wäre im Gegensatz dazu, was ich bei Fortsetzung bekomme, habe ich eigentlich keine Lust mehr diese Versicherung fortzuführen und der Sparkasse weiterhin Geld in den Rachen zu werfen.


    Der Rückkaufswert beträgt etwas über 10.000 €, sodass die Versicherung auch qualifiziert wäre für diverse Anbieter, die Finanztip für einen Verkauf vorschlägt: https://www.finanztip.de/leben…nsversicherung-verkaufen/


    Es ist nach wie vor natürlich eine sichere "Anlage" - aber was auch sicher ist, ist dass diese nach Inflation trotzdem noch schrumpft.


    Wozu könnt ihr mir raten?

    -Kündigen

    -Verkaufen an Policenaufkäufer (habe noch keine Anfrage gestartet, ist das arg stressig oder lohnenswert)

    -In irgendeiner Arto so clever widerrufen, dass ich die Beiträge zurückbekomme? 8o (finde es jetzt im Nachhinein eine Schweinerei dass die garantierte Verzinsung so nie beim Kunden landet, das ist doch kriminell?)

    -beitragsfrei setzen (Kapital steht dann nicht zum Investieren zur Verfügung und Realwert sinkt weiter)

    -behalten, aus welchen Gründen auch immer?


    Herzlichen Dank für euer Feedback!


    Martin

  • Moin Martin,


    was du mit dem Rentenvertrag von der Spaßkatze machen solltest, hängt davon ab, wie jung du bist und welchen Anteil dieser 'Teil' bzw. dieser 'sichere Teil' vom Gesamtvermögen jetzt und zum Bleistift zum Rentenbeginn ausmacht.


    Nüchtern und isoliert betrachtet würde ich so einen 'Schrott' (Realzins bzw. Real-Rendite deutlich unter Null) entsorgen, etwas Verlust als Lehrgeld betrachen... und das frei werdende Kapital intelligent investieren.


    LG

    John

  • Hallo Mart86 und Herzlich Willkommen im FT-Forum,

    grundsätzlich stimme ich JDS zu.

    Weg damit und unter 'Lehrgeld' verbuchen!

    Hier auch nochmal zum Nachlesen von anderer Seite die für Dich wahrscheinlich unbekannten Risiken einer privaten Renten- bzw. Lebensversicherung:

    Nein, Nein, Nein! - sind die drei wichtigsten Worte des Anti-LeO - Prof. Dr. Hartmut Walz


    Der einzige Grund, warum man so eine private RV evtl. behalten könnte, wäre der, dass solche Verträge i.d.R. einem Pfändungsschutz unterliegen.

    Solltest Du also irgendwann einmal in die Situation kommen Sozialleistungen zu beziehen, müsstest Du ein ETF-Depot zunächst bis zum Selbstbehalt verbrauchen, bevor Du Sozialleitungen erhältst. Die private RV wäre davon nicht betroffen.

    Ich würde allerdings nicht auf diesen umstand meine Altersvorsorge (auf)bauen wollen!


    Ich habe selbst seit 1990 eine Kapitallebensversicherung (KLV) mit einem Garantiezins von 3,5% (klingt toll nicht wahr). In den letzten 30 Jahren bin ich als Versicherungsnehmer schon mehrfach von der Politik und den Konzernen 'gefi..t' worden. Sprich meine 'Realverzinsung' vor Inflation liegt aktuell deutlich unter 3% (Wohlgemerkt seit 1990!).

    Mit etwas Glück, werden ich 2031 eine Rendite von 2,9% p.a. heraus bekommen (vor Inflation). Der einzige Grund warum ich nicht kündige, ist die geringe Restlaufzeit meiner KLV. Ich betrachte die KLV inzwischen als 'Festgeldersatz'. Dafür sind sie Zinsen aktuell ganz ok.;)

    Zum Glück habe ich inzwischen ein recht ansehnliches ETF-Depot!


    Wenn ich noch 20 Jahre bis zur Auszahlung meiner KLV hätte, wäre die Police längst gekündigt!

  • Hallo.


    Eine klassische Rentenversicherung mit langen Laufzeiten macht tatsächlich heute keinen Sinn mehr. Du musst dir da auch keine Vorwürfe machen, der Bankberater hat nur seinen Job gemacht und dich auch vorab zu Deinen Wünschen interviewt. "Möchten Sie eine sichere Geldanlage"? Wenn ja, dann ganz oft klassische Produkte, mit Beitragsgarantie oder ähnlich.


    Dennoch müssen Rentenversicherungen nicht schlecht sein. Lange Laufzeit +ein ordentlicher Beitrag, Fonds, bzw. ETF-Anlagen und am Ende der Steuervorteil.


    Pauschal lässt sich immer leicht Urteilen. Tatsächlich kommt es aber nur auf Dich an.


    Deine Fragen:


    Wozu könnt ihr mir raten?

    -Kündigen

    -Verkaufen an Policenaufkäufer


    Beides möglich. Erst Policenaufkäufer checken. Wenn das nicht klappt kündigen. Hilfsweise direkt beitragsfrei stellen. Gerade dann, wenn mehr Restlaufzeit als 15 Jahre.



    -In irgendeiner Arto so clever widerrufen, dass ich die Beiträge zurückbekomme? 8o (finde es jetzt im Nachhinein eine Schweinerei dass die garantierte Verzinsung so nie beim Kunden landet, das ist doch kriminell?)


    Nein, keine Chance. Widerrufe sind möglich bei Verträgen bis Ende


    .

    -beitragsfrei setzen (Kapital steht dann nicht zum Investieren zur Verfügung und Realwert sinkt weiter)


    Vermutlich lohnt das nicht. Die Verwaltungskosten pro Beitrag fallen zwar weg, auch die Abschlusskosten durch dynamische Erhöhung, aber viele Versicherer berechnen auch Verwaltungskosten vom Volumen. Hohe Kosten + niedriger Zins = schwierige Kombination.


    -behalten, aus welchen Gründen auch immer?


    Kommt drauf an:


    Guten Kostenquote (eher unwahrscheinlich)?

    kurze Restlaufzeit?


    Tendenziell eher beenden.

  • Stimmt, dass mit dem Policenverkauf sollte man unbedingt checken. Ich habe meiner KLV-Police 2019 diversen Anbietern angeboten, mich aber letztlich auf Grund der Restlaufzeit gegen den Verkauf entschieden.

    Bei allen angefragten Anbietern hätte ich beim Verkauf mehr Geld erhalten als bei einem Rückkauf direkt durch die Versicherung!

  • Hallo zusammen und vielen Dank für eure detaillierten Antworten.

    Da ich nicht auf Sozialleistungen abziele und die Laufzeit noch sehr lange ist, werde ich nun mal die Policenkäufer nach einem Angebot fragen.


    Bjoern Kotzan was meintest du hier?

    Nein, keine Chance. Widerrufe sind möglich bei Verträgen bis Ende


    .


    Viele Grüße


    Martin