Betriebliche Altersvorsorge nicht ganz verstanden..

  • Hallo,

    eine Frage zu der betriebliche Altersvorsorge:

    Für mich stellt sich immer wieder die Frage, ob sich diese lohnt. Mein Arbeitgeber zahlt im Jahr eine Summe von rund 450 € in eine von ihm abgeschlossene BAV. Nun frage ich mich, ob es sich lohnt selber auch monatlich einzuzahlen. Mein Arbeitgeber bezuschusst den Arbeitnehmeranteil mit nur 15 %.

    Überall liest man, dass die 15 % nicht ausreichen und man zumindest 20-30 % bezuschusst kommen soll, damit es sich lohnt. Gilt das auch, wenn der Arbeitgeber auch einen eigenen Anteil einzahlt ? Oder gilt diese Regel nur, wenn ich alleiniger Einzahler in die Versicherung bin ?


    Viele Grüße

    Olivia

  • Hallo.


    Wenn ich den Arbeitgeberanteil (am Gesamtbeitrag) dadurch reduziere, dass ich selbst einzahle, dann muss sich der zusätzliche Beitrag auch gut verzinsen, damit das Sinn macht.


    Ohne eigenen Anteil reden wir ja von quasi geschenktem Geld.

  • Moin,


    wieso reduziert sich der Arbeitgeberanteil, wenn ich selber einzahle ? Ich habe es immer so verstanden, dass ich mein Arbeitgeber Summe X und ich Summe Y einzahle. Mein Arbeitgeber bezuschusst meine Summe Y auch noch mit 15 %.

    Oder verstehe ich das falsch ?

  • A:

    AG zahlt 100 Euro = 100%


    B:

    AG zahlt 115 Euro

    AN zahlt 100 Euro


    Preisfrage: Wieviel Prozent der 215 Euro zahlt der AG? (In absoluten Größen zahlt der AG logischerweise mehr.)


    Anschlussfrage: Lohnen sich die Mehreinzahlungen? (Was kommt am Ende raus?)

  • Der Arbeitgeber zahlt 53,5 % ?

    Und genau das möchte ich gern wissen. Lohnt es sich denn mit einzuzahlen.. ?


    Mir ist es natürlich bewusst, dass es darauf ankommt, was es für eine Direktversicherung ist. Ich hab eine die nicht in Aktien investiert. Und ich weiß auch, dass die Versicherungen teuer sind. Mein Problem ist einfach nur, dass die Unterlagen zu der Versicherung ziemlich hochtrabend formuliert sind und nun muss ich mich ganz schön anstrengen es zu verstehen. Darum bin ich hier und stelle solche Fragen :saint:

  • Also der AG Anteil ist unabhängig von dir richtig?

    Dann würde ich den ignorieren und als Goodie mitnehmen. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.


    Dein Eigenanteil wird mit 15% bezuschusst. Es gibt von Finanztip ein Video wo in so einem Fall eine (garantierte) Mindesrendite von 2% nach Kosten empfohlen wird. Wenn der Vertrag das schafft, dann kann man es sich überlegen wie es für den eigenen Fall aussieht. Das hängt dann konkret vom Einkommen (über/unter JAEG, BMG der RV) und den sonstigen Investitionen ab.


    Wenn dir der Berater die Rendite nach Kosten nicht mitteilen kann, dann Lauf! XD

  • Hallo Livleipzig und Herzlich Willkommen im Finanztip-Forum,

    grundsätzlich würde ich mir das mit der BAV gut überlegen. Ich verweise mal auf den sehr gut gemachten Beitrag von Prof. Hartmut Walz dazu:

    Betrübliche Altersversorgung – leider oft eine herbe Enttäuschung - Prof. Dr. Hartmut Walz


    Du hast ja schon den Vorteil, dass Den AG Dir eine 100%ige BAV zahlt (450€ im Jahr). Nimm das mit und lass es gut sein!

    Investiere lieber für Deinen privaten Vermögensaufbau mit einem langfristigen ETF-Sparplan.


    Anschlussfrage: Lohnen sich die Mehreinzahlungen? (Was kommt am Ende raus?)

    Das ist der Punkt!

    Ich habe selbst einige Jahre in eine BAV eingezahlt (2,75% Garantiezins). Inzwischen ist die BAV stillgelegt.

    Letztlich kommt bei mir aktuell dabei rund 1,7% Rendite raus. Also deutlich unter der von der EZB angestrebten Inflationsrate von 2% p.a. Und weniger Rente bekommen ich auch noch! <X

    Ach ja und Beiträge zur KV und PV werden evtl. auch noch fällig!

  • Vielen Dank für eure Antworten !

    Tatsächlich habe ich auch schon einen ETF-Sparplan :) Jetzt fragt ihr euch sicher, warum ich dann nach der BAV frage. Mir ist natürlich bewusst, dass so ein ETF in 30 Jahren auch mal nicht ganz so "sicher" sein kann, weil vielleicht zum Beginn der Auszahlung ein Crash die Kurse fallen lässt. Da würde ich natürlich gerne nicht auszahlen müssen. Deswegen war für mich die Überlegung ob es nicht noch was sicheres gibt, damit ich für den Crash zunächst nur aus der BAV beziehe.

    Hier auf der Finanztip-Seite hat es mich dann auch verunsichert, weil so sehr für die BAV geworben wird. Wie als würde es sich jetzt auf plötzlich total lohnen.

    Aber ihr habt mich jetzt nochmal bestärkt, nicht in die BAV selbst einzuzahlen, sondern nur den AG-Anteil abzugreifen.

    Danke :)

  • Vielen Dank für eure Antworten !

    Tatsächlich habe ich auch schon einen ETF-Sparplan :) Jetzt fragt ihr euch sicher, warum ich dann nach der BAV frage. Mir ist natürlich bewusst, dass so ein ETF in 30 Jahren auch mal nicht ganz so "sicher" sein kann, weil vielleicht zum Beginn der Auszahlung ein Crash die Kurse fallen lässt.

    Vorsicht hier liegt ein Denkfehler:

    Nimm einfach mal an, Du zahlst aktuell 200€ pro Monat in einen ETF-Sparplan ein (für 30 Jahre). Und nehmen wir mal eine langfristige Rendite von 7% p.a. an (->Trotz Börsenkrisen!)

    Dann sind nach 30 Jahren aus Deiner Sparrate von 200€ die du eingezahlt hast etwa 1400€ geworden (Zinseszinseffekt sei dank :)).

    D.h. Du kannst in 30 Jahren jeden Monat 30 Jahre 1400€ aus Deinem ETF-Depot entnehmen (vor Steuern und Inflation!). Ich weiß nicht wie hoch in 30 Jahren die Steuern sein werden und was die Inflation in 30 Jahren aus diesem Geld gemacht hat. Aber das ist das was man langfristig erwarten kann!

    Wenn Du jetzt noch einen Tagesgeldpuffer hast und dort den Finanzbedarf von einigen Jahren parkst, sieht das mit einem ETF-Depot schon ganz gut aus. gerade auch im Vergleich mit einer Garantierente. ;)

  • Also ich sehe es so:


    A ist geschenktes Geld, also wird das mitgenommen.


    B ist ein 15%-iger Zuschuss und der wäre mir zu wenig.


    Dass die ersten paar Kröten bei einer auszuzahlenden bAV sv-frei bleiben, spricht ggf. auch gegen die Aufstockung aus Eigenmitteln.

  • Hallo zusammen,


    da meine Frage in eine ähnliche Richtung geht, wollte ich mal kein neues Thema öffnen und hänge meine Frage einfach mal hier hinten dran.


    Ich habe zu meinem Berufseinstieg in 06.2016 über meine damalige Firma eine bAV abgeschlossen.

    Ich zahle monatlich 100€ von meinem Brutto ein. Seit 05.2019 wird der Vertrag mit (lediglich) 15% vom Arbeitgeber bezuschusst. Aktuell bin ich dran meine Altersvorsorge zu überarbeiten und neu aufzustellen und jetzt stehe ich natürlich vor der Frage, was ich mit dieser bAV machen soll. Weiterbezahlen, stilllegen oder vielleicht sogar kündigen?


    Hier die wichtigsten Daten aus dem Vertrag:


    Versicherungsbeginn: 01.06.2016

    Rentenbeginn: 01.09.2057

    Klassische Anlage

    Monatsbeitrag: 115€ (100€ von meinem Brutto +15% AG)

    Monatliche Rente (garantiert): 215,15€ (68.048,33€ Kapitalabfindung)

    Garantiezins: 1,25%


    Beispielhafte Darstellung mit Überschuss 2022: 223,26€ (70.243,13€)


    Nach Steuer und Abzug der Rentenminderung bleibt bei der garantierten Rente nach meiner Berechnung noch ca. 117€ netto übrig. Somit hätte ich meine Einzahlung (100€ Brutto entspricht Nettobeitrag bAV 63€) mit 89 Jahren wieder raus. Das klingt ja erstmal nicht sehr lukrativ.


    Jetzt heißt es natürlich von den Beratern, dass durch Verteilung der Kosten auf die ersten Jahre, laufende Überschüsse, Bewertungsreserven und Schlussüberschuss die Gesamtverzinsung deutlich über den 1,25% liegt. Ich weiß aber nicht, wie ich eine solche Aussage einschätzen soll.


    Was ist eure Meinung? Falls Ihr dazu noch irgendwelche Informationen benötigt (Wert bei Stilllegung oder ähnlich), sagt mir Bescheid.


    Danke für Eure Hilfe!

  • Hallo.


    Gesetzlich krankenversichert?

    Bleibt das so?

    Jahresbrutto aktuell?

    Andere bAV-Ansprüche?

    Könnte man den AG überreden, die bAV als Instrument der Mitarbeitendenbindung zu begreifen und den Zuschuss zu erhöhen?

  • pumpernickel ... bei monatlichen Sparraten von 63 € (dein Nettobeitrag) solltest du mit einem vernünftigen ETF auf ein Kapital von ca. 120.000 € kommen, bzw. auf eine lebenslange und steigende Privatrente (per Entnahmeplan) von anfänglich etwa 300€ pro Monat (netto).


    Kaufkraftbereinigt wird die von dir ermittelte Nettorente etwa soviel bzw. sowenig kaufen, wie heute rund 40 €... und die Privatrente aus dem ETF-Depot etwa das, was heute 100€ entspricht.


    Die Rendite der vermeintlich sicheren bAV ist fox alpha und in ca. 35 Jahren hinsichtlich Rentenlücke, Kaufkraft und/oder Einfluss auf deinen Lifestyle nichts anderes als Kleinkram ;)

  • Jetzt heißt es natürlich von den Beratern, dass durch Verteilung der Kosten auf die ersten Jahre, laufende Überschüsse, Bewertungsreserven und Schlussüberschuss die Gesamtverzinsung deutlich über den 1,25% liegt. Ich weiß aber nicht, wie ich eine solche Aussage einschätzen soll.

    Oho,

    das ist eine interessante Aussage.

    Es ist durchaus möglich und wahrscheinlich, dass die Zinsen in den nächsten Jahren wieder steigen. Nur, garantiert ist Dir eine Verzinsung von 1,25% (vor Kosten!!!). Die Realverzinsung dürfte sich bei ca. 0,5 - 0,7% bewegen (vor Inflation!!!).

    Und immer daran denken, dass ein steigender Zins i.d.R. auch eine höhere Inflation bedeutet! Selbst in den goldenen Zinsjahren gab es nur ganz selten eine positive Rendite nach Inflation.

    Selbst wenn die Zinsen steigen, wirst Du erleben, dass dann auf wundersame Weise auch die Kosten Deiner BAV steigen! ;)


    Ich für meinen Teil habe meine BAV seit einigen Jahren still gelegt (Garantiezins 1,75%, nach Kosten 0,9%) und setzte inzwischen voll auf eine selbst gemanagte Vorsorge (überwiegend in ETF).


    PS: Ich habe noch die alten Unterlagen meiner KLV von 1990 bis heute. Wenn ich mal was zu lachen haben will, werfe ich einen Blick in die alten Prognosen der Versicherung!<X

  • Erstmal Danke für die schnellen Antworten :)

    pumpernickel: Wie ist der Tarifname und die Gesellschaft?

    R+V Rentenversicherung Tarif FRT

    Ja

    Ja

    ca. 60k€

    Nein

    Im Dezember erst den Arbeitgeber gewechselt und verpasst hier den Zuschuss höher ansetzen zu lassen. Möchte die Probezeit abwarten und dann nochmal fragen, was sich machen lässt (wenn ich mich dazu entscheide den Vertrag weiterzuführen).

    Die Rendite der vermeintlich sicheren bAV ist fox alpha und in ca. 35 Jahren hinsichtlich Rentenlücke, Kaufkraft und/oder Einfluss auf deinen Lifestyle nichts anderes als Kleinkram ;)

    Hier musst du mir kurz helfen, "ist fox alpha" habe ich vorher noch nicht gehört. ^^

    Ich habe parallel auch noch ein Depot mit ETF Sparplänen. Hier ist eben gerade die Frage, wie viel Stecke ich wo rein. Wenn ich dich verstehe, vermittelt die bAV eher falsche Sicherheit, weil am Ende es eigentlich keinen großen Beitrag leistet.


    Ich für meinen Teil habe meine BAV seit einigen Jahren still gelegt (Garantiezins 1,75%, nach Kosten 0,9%) und setzte inzwischen voll auf eine selbst gemanagte Vorsorge (überwiegend in ETF).

    Lohnt es sich so einen jungen Vertrag stillzulegen oder würde hier dann sogar ein Rückkauf Sinn machen oder sind dabei die abgezogenen Kosten einfach immer zu hoch?

  • pumpernickel

    Eine BAV ist nur in Ausnahmefällen kündbar! Z.B. wenn Deine Rente unter einem Mindestbetrag liegen würde (Bagatellrente). Das dürfte bei Dir aber nicht der Fall sein.

    Da bleibt Dir einzig die Stilllegung der BAV.


    Du bekommst dann irgendwann mal eine Rente von XX € oder kannst Dich später für die Kapitalabfindung entscheiden (i.d.R. 10 Jahre vor regulärem Rentenbeginn).

  • JDS

    Das ist gut zu wissen :D


    monstermania

    In meinem Vertrag ist folgender Absatz enthalten:


    "§9 Wann können Sie Ihre Versicherung kündigen?

    Fristen

    1. Vor Rentenbeginn können Sie


    - jederzeit zum Ende einer Versicherungsperiode oder

    - mit einer Frist von einem Monat zum nächsten Monatsersten


    Ihre Versicherung schriftlich kündigen oder schriftlich verlangen, von Ihrer Beitragszahlungspflicht befreit zu werden.


    Kündigung vor Rentenbeginn

    2. Nach Kündigung haben Sie einen Anspruch auf den Rückkaufswert..."


    Der auszahlbare Rückkaufswert liegt zum 01.06.2022 bei 6.156,64€. Das ich damit Verluste einfahren würde ist mir bewusst. Wie der aktuelle Wert bei Stilllegung ist, müsste ich die jährliche Mitteilung im Juni abwarten, aber der sollte nach der kurzen Zeit doch auch nicht so hoch sein, dass ich im Alter etwas damit anfangen könnte. Macht es dann nicht mehr Sinn, wenn möglich, alles rauszuholen und anderweitig anzulegen?