Marcel Fratzscher (DIW): "Brauchen Korrektur der Aktienmärkte um 30 oder 40 Prozent" ?!?! Hä?

  • Hallo,

    was ist von der aktuellen Aussage von Marcel Fratzscher (DIW) zu halten, der im ntv-WIrtschaftstalk erklärt:

    "Wir brauchen eine Korrektur der Aktienmärkte um 30 oder 40 Prozent. Das erwarte ich auch für die nächsten zwei Jahre". Er erklärt, die Finanzmärkte haben sich von der Realwirtschaft entkoppelt, er hält eine "Korrektur für eine gute Sache", siehe

    https://www.n-tv.de/wirtschaft…rash-article23095175.html


    Möchte er sich unter die Crash-Propheten (Max Otte, Dirk Müller) einreihen? Hat er auf fallende Kurse gewettet und will den Abwärtstrend herbeireden?


    Wer die letzten Jahre brav auf einen halbwegs vernünftigen ETF eingezahlt hat (z.B. einen ETF, der den DAX abbildet), den würde eine Korrektur um - 40% in das Jahr 2013 zurück katapultieren, und 9 Jahre Zugewinn wären dahin (DAX 2013: etwa 9.500, DAX 2022: etwa 15.600).

    Ja gut, man muss noch längerfristiger denken - aber mit welch spannenden Sägezahn-Kursverläufen ist zu rechnen, wenn medial allseits präsente Experten, die Gehör finden, das alle paar Jahre fordern ?


    Soll man angesichts solcher Forderungen von ausgewiesenen Experten "Ruhe bewahren", und einfach nichts tun (wie von Finanztip jüngst empfohlen)?


    Gruß & Danke fürs Feedback!

  • Hallo.


    1. Wieso sollte ein ETF, der den DAX abbildet, als "halbwegs vernünftig" angesehen werden?

    Es muss nicht immer "die Welt" sein, aber "marktbreit" darf es schon sein.


    2. Gewisse Übertreibungen/Überbewertungen ausgelöst durch die Geldschwemme könnte man schon vermuten, auch ohne damit das eigene Geschäft befeuern zu wollen.


    3. Die Einschätzungen Fratschers würde ich nicht als "Forderungen" bezeichnen.


    4. Die eigenen Handlungen sollte man von den eigenen Bedürfnissen abhängig machen, nicht vom Börsenticker.

  • Soll man angesichts solcher Forderungen von ausgewiesenen Experten "Ruhe bewahren", und einfach nichts tun (wie von Finanztip jüngst empfohlen)?

    Ich würde, wenn ich dürfte, alle ausgewiesenen Experten ausweisen, wenn sie einmal mit ihren Wahrsagungen daneben gelegen haben ;)


    Das darf ich aber nicht... also ignoriere ich diese Wahrsagungen genau so sehr, wie ich auch die ach so tollen Anlageempfehlungen jeglicher Medien ignoriere, und dies erfolgreich seit über 30 Jahren. Die einzigen Leute, denen ich mein Ohr schenke, sind diejenigen, die schon über voll funktionsfähige Kristallkugeln mit der neuen 5G-Technik verfügen.


    Von richtigen, wahren Experten, die ihre Expertise durch Anlage-/Investitionserfolge belegen können, wird 'man' - also unsereins - nix, aber so was von nix, in den Medien vernehmen, was Trends und/oder Prognosen angeht.


    Die Empfehlung "Ruhe zu bewahren" kann ich allerdings nicht zu 100% unterstreichen. Dennoch hat sie in der Vergangenheit ihre Berechtigung gezeigt, und zwar für die ausgesprochenen Pantoffeldepot-Fans, die für den Umgang mit ihren eigenen Finanzen maximal so wenig Zeit und Energie auszuwenden bereits sind, wie vielleicht fürs Zähneputzen ;)

  • Soll man angesichts solcher Forderungen von ausgewiesenen Experten "Ruhe bewahren", und einfach nichts tun (wie von Finanztip jüngst empfohlen)?

    Vom Grundsatz her ist die Aussage richtig, dass Bewertungen, speziell in USA, speziell im Wachstumsbereich sehr hoch sind. Daher wäre - um in Richtung des langjährigen Durchschnitts zu kommen - tatsächlich eine deutliche Korrektur notwendig.


    Diese Situation ist aber nicht neu, sondern besteht schon länger. Intensiv wurde das in 2018 diskutiert - seither sind die Märkte auf Basis MSCI World trotzdem noch mal um > 50% gestiegen. Insofern kann kurzfristig eine Korrektur kommen, es kann aber noch dauern. Es kann auch eine Stagnation der Kurse erfolgen bei gleichzeitigem Wachstum, dann würde die Überbewertung auch abgebaut.


    Was vielleicht jetzt anders ist ist die Thematik der Geldverknappung durch die Zentralbanken zur Bekämpfung der Inflation. Auch das hatten wir 2018 schon mal, als im Zuge der Erwartung von Zinserhöhungen eine Korrektur um 20-25% kam. Unterm Strich würde ich also erwarten, dass wir nach dem nicht so tollen Januar noch weiter Abwärtspotenzial haben.


    Zu Marcel Fratscher ist zu bemerken, dass er ja wohl gerne Bundesbankpräsident geworden wäre, nachdem er früher bei der EZB war. Er hat in dem Zuge in den letzten Monaten u.a. die Inflation kleingeredet. Das DIW, dessen Präsident er ist, ist eher dem linken Spektrum zugeneigt. Wie dort die Kapitalmärkte gesehen werden ist klar, auch das sollte man in der Bewertung der Aussagen mit einbeziehen.


    Persönlich werde ich weiter investieren. Ich habe einen kleinen Anteil neutral gestellt über negative ETF bzw. Shorts. Ferner habe ich selektiv nachgekauft und habe vor dies auch weiter zu tun. Im größeren Stil aber erst nach der März-Sitzung der Fed.

  • Hallo,

    "Wir brauchen eine Korrektur der Aktienmärkte um 30 oder 40 Prozent. Das erwarte ich auch für die nächsten zwei Jahre". Er erklärt, die Finanzmärkte haben sich von der Realwirtschaft entkoppelt, er hält eine "Korrektur für eine gute Sache"

    Den Wunsch von Herrn Fratzscher kann ich aus seiner Sicht nachvollziehen. Das Geld, was in der Corona- Zeit durch Kleinanleger in die Aktienmärkte gespült wurde, sollte wieder verschwinden. Am besten, die Kleinanleger verkaufen in Panik mit Verlust.


    Dass die Finanzmärkte sich von der Realwirtschaft entkoppelt haben, ist ein alter Hut. Das Niveau an der Börse (die großen Indices) wird heute sehr wesentlich vom Handeln oder Nichthandeln der FED und der Stimuluspakete des US- Bundesstaates bestimmt.


    Allerdings darf man bei deren Handeln nicht vergessen, dass ein langfristiger Einbruch (ein Jahr und länger) der Aktienmärkte um die von Herrn Fratzscher gewünschten 30-40% massive Probleme für die US- Pensionskassen und damit für Millionen US- Rentner bedeuten würden. Das wird weder die FED noch irgendein US- Präsident zulassen. Meine Glaskugel meint: Solange es irgendwie geht und es wird noch lange gehen, wird das Niveau annähernd stabil gehalten werden. Kurzfristige Absacker oder eine quälend lange Seitwärtsbewegung sind schon möglich.


    Gruß Pumphut

  • Klassisches Theoretiker-Schicksal wie mir scheint. ;)

  • Börsencrash-Wunschpropheten gab es schon immer.

    Da aber immer mehr Staaten an der Börse aktiv sind/werden (Lindner arbeitet ja bereits an der Umsetzung für D) um den Rentnern der Zukunft eine Perspektive zu bieten, mache ich mir keine allzu großen Gedanken über einen Absturz und sollte es doch einmal nach unten gehen, kaufe ich billig nach.