PKV: Beihilfetarif gesucht

  • Hallo zusammen,


    ich, 37 Jahre, werde bald verbeamtet und möchte von der GKV in die PKV wechseln. Mit 2 Kindern bin ich auf der Suche nach einem Beihilfetarif (30 Prozent plus Beihilfeergänzung) mit dem Fokus auf qualitativ gute Tarife. Ich habe keine Vorerkrankungen und bin daher auf der Suche nach Qualität denn Budget. Wichtig ist mir nicht nur der Tarif als solches, sondern auch die Performance des Versicherers (Kennzahlen) als auch das generelle Geschäftsgebahren. Da fallen Kandidaten wie HUK (gruselige Kennzzahlen, geringer Leistungsumfang), Debeka (mäßige Performance-Kennzahlen, laxe Annahmepolitik, wichtige Leistungsdefizite und schwammige Gesundheitsfragen) und Co. schon raus. Hinzu kommt für mich das absolut nervige Vertriebsmodell der Debeka. Ich bin einen "Berater" kaum mehr losgeworden. Nachdem ich ihm noch drei "Freunde mit PKV-Bedarf" samt Adressen zusenden sollte, schrillten bei mir alle Alarmglocken.


    In die engere Auswahl kommen:


    Barmenia. Großer Leistungsumfang mit Schwächen bei der Psychologie. Zahlen so la la, sehr laxe Annahmepolitik und dadurch großes Wachstum in den letzten Jahren, Teilnahme an Öffnungsaktionen, hoher Beitrag, aber wohl unkomplizierte Abwicklung. Schadenquote i.O. Bin ein wenig am zweifeln, ob das aktuelle Modell auf Dauer gut geht. Ansonsten passt die Barmenia von der Leistung.


    Deutscher Ring. Leistung ok, allerdings mit Schwächen bei Hilfsmitteln, Psychologie und Zahnersatz. Zahlen des Unternehmens noch gut, BREs wurden ziemlich eingedampft, was nicht per se schlecht sein muss, Beitragsstabilität ok. Ich finde die Leistung in Punkto Psychologie und gerade Hilfsmittel sehr kritisch. Teilnahme an Öffnungsaktion. Zugehörigkeit zur Signal kann ich nicht beurteilen, ob das langfristig gut oder schlecht ist.


    R+V: Neuer Tarif mit sehr umfassender Leistung und guter, fast schon zu guter Prämie. Da ist einmal alles drin, Niveau vom Leistungsversprechen in etwa bei der Barmenia. Aber: Tarif existiert erst seit 2021, Beihilfeversicherte bei der R+V sehr überschaubar von der Anzahl, alte Tarife wurden geschlossen und Beitragsstabilität so lala. Kennzahlen des Versicherers ok. Rein von der Leistung super, aber ist das nachhaltig und langfristig? Ich habe leider einen sehr dösigen Vertriebler erwischt, der nur sehr widerwillig Informationen rausrückt.


    LVM: Fällt in Details von der Leistung ggü Barmenia etwas ab, ohne dass wichtige Dinge fehlen. Unternehmenskennzahlen mit Abstand am besten, nachhaltig und extrem beitragsstabil. Preis in Bezug auf Leistung ok, aber nicht überragend. Nachteil: Vergleichsweise kleine Anzahl an Versicherten, dafür organisches Wachstum ohne Teilnahme an Öffnungsklauseln. Lediglich ein Tarifwerk und sehr transparent. Vertriebler war sehr bemüht, aber ohne mir auf den Keks zu gehen.


    Ein Vermittler will mich in Richtung Deutscher Ring schieben, Wahl 2 wäre die Barmenia. Ich habe aber das Gefühl, dass sie mir auf Gedeih und Verderben einen dieser beiden aufschwatzen will. Bei 8 oder 9 MB Provision erwarte ich mehr, als ein PDF mit zwei Prozentwerten, einer schönen Vergleichsgrafik und Daten aus KV Pro. Das ist aber weniger Kritik an den Versicherern, sondern an der Vermittlerin.


    Erfahrungen oder Empfehlungen der o.g.? Bin für Meinungen aller Art offen. Ach ja: Leistungen beziehen sich immer auf Tarif plus Beihilfeergänzungstarif.


    Danke vorab und viele Grüße

  • Leider ist der Markt für Laien undurchsichtig. Grundsätzlich würde ich mich auch mal über den Unterschied zwischen einer Versicherung in der Rechtsform AG und VVaG informieren. Ist man lieber Kunde oder Mitglied? Aus meinen Erfahrungen sind VVaG eher kulant, aber bei Zweifelsfragen knallhart.


    Bei den Punkten Hilfsmittel und Psychotherapie stellt sich die Frage wie viel hier nötig ist. Ggf. ist man mit einer Selbstzahlung und Absetzung als außergewöhnlicher Belastung besser dran, als mit der höheren Versicherungsprämie.

  • Ich würde die Debeka trotzdem ernsthaft prüfen, auch wenn die u.a. ein "besonderes" Vertriebssystem haben. Ich bin selbst dort versichert (angestellt), meine Frau (Beamtin) und Kinder auch. Und wir sind dort nicht unzufrieden. Meine Frau hadert mitunter eher mit der Beihilfe.


    Dann noch: Was ist mit Alte Oldenburger und Arag? Da würde ich auch einmal ein Auge drauf werfen.


    Schließlich würde ich mich an Deiner Stelle auch noch an einen Makler wenden. Dort gibt es ja auch fundierte Beratung dank großer Vergleichsdatenbanken (mit Erfahrungswerten von Kunden).

  • Ein beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit dem Thema und die Debeka ist wegen Leistung und Annahmepolitik raus. Ich möchte niemandem zu nahe treten und sie hat jede Menge Versicherte, also können sie nicht alles falsch machen. Aber nicht nur die letztjährige Beitragsanpassung ist für mich ein Indikator, dass das auf Dauer nicht gesund ist, was sie machen.


    Alte Oldenburger ist ebenfalls interessant, ARAG weniger. Auch bei der ARAG sind es primär Leistungsgründe. Bezüglich Beihilfe kann ich deiner Frau zustimmen. Das ist mithin recht nervig in der Kommunikation und Abwicklung.

  • Ein beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit dem Thema und die Debeka ist wegen Leistung und Annahmepolitik raus. Ich möchte niemandem zu nahe treten und sie hat jede Menge Versicherte, also können sie nicht alles falsch machen. Aber nicht nur die letztjährige Beitragsanpassung ist für mich ein Indikator, dass das auf Dauer nicht gesund ist, was sie machen.


    Alte Oldenburger ist ebenfalls interessant, ARAG weniger. Auch bei der ARAG sind es primär Leistungsgründe. Bezüglich Beihilfe kann ich deiner Frau zustimmen. Das ist mithin recht nervig in der Kommunikation und Abwicklung.

    Die Hallesche hatte z.B. für 2022 auch Beitragserhöhungen i.H. von 11%...


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich irgendeine Versicherung dem Markt entziehen kann, was Beitragserhöhungen angeht. Dieser Ilusion sollte man sich wohl besser nicht hingeben.


    Ja, die Beihilfe ist ein "spezielles" Thema.

  • Das mag sein. Die 11 Prozent sagen erstmal nichts aus, wenn man sie nicht in den Kontext stellt. Bei der Debeka ist das in meinen Augen ein anderes Thema. Denn die halte ich von den betriebswirtschaftlichen Kennzahlen in Kombination mit Annahmepolitik für schlecht aufgestellt. Hinzu kommen Defizite in meinem persönlichen Wunsch nach gewissen Leistungsbausteinen. Wenn die Debeka eine Aktie wäre und ich auf den Erfolg des Unternehmens in der Zukunft wette (= steigender Kurs), so wäre es ein Titel, den ich nicht in meinem Aktienportfolio hätte. Die genauen Gründe würden den Rahmen sprengen.


    Wie gesagt: In die enge Auswahl kommen Barmenia primär aufgrund der Leistung, LVM primär aufgrund von Kennzahlen und Leistung und Deutscher Ring aufgrund von Empfehlungen. Da wäre ich für Meinungen dankbar. Zur LVM findet man kaum was, was auch sicherlich an deren Vertriebsstruktur liegen mag.

  • Nordisc , Sie haben sich schon sehr gut vorinformiert. Lasche Annahmepolitik bei der Barmenia kann ich nicht bestätigen. Von dort bekommen wir manchmal Ablehnungen, die bei anderen Versicherern glatt durchgehen. Die Teilnahme an der Öffnungsaktion würde ich nicht negativ bewerten. Erstaunlicherweise sind diese Verträgen nach internen Infos gar nicht so unprofitabel wie man eigentlich meinen sollte. Bezüglich LVM nehmen Sie richtig wahr, dass eine Marktpräsenz quasi nicht vorhanden ist. Zur Debeka teile ich Ihre Einschätzung, die gehört gerade bei Beamten aber zumindest anfangs immer mit in die zu vergleichende Auswahl. BBKK, Arag, Axa DBV, Alte OIdenburger (allerdings auch sehr winzig) und Hallesche könnte man sich noch zusätzlich anschauen, deren Leistungen fallen aber nicht unbedingt besser aus. Mit einem detaillierten Vergleich (bei uns so um die 160 Seiten) kann man die Leistungsunterschiede gut herausarbeiten und priorisieren und hat dann eine fundierte Entscheidungsgrundlage.


    Wenn ich Ihren Entscheidungsprozess richtig wahrnehme, sind Sie jetzt auf der Zielgeraden und brauchen einen Berater bzw. Versicherungsmakler (Sie wollen ja auch einen Antrag stellen), der einerseits fachlich Ahnung hat und andererseits nicht versucht, Ihnen aus kommerziellen Gründen einen bestimmten Anbieter schmackhaft zu machen. Die gibt es durchaus. :)

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  • Grundsätzlich würde ich mich auch mal über den Unterschied zwischen einer Versicherung in der Rechtsform AG und VVaG informieren. Ist man lieber Kunde oder Mitglied?

    Der Unterschied zwischen VVaG und AG bzw. einer Kombination aus beidem wird m.E. überbewertet. Beide Rechtsformen haben ihre Vor- und Nachteile, wie auf unserer Website, die ich hier leider nicht verlinken darf (andere schon :)) sehr ausführlich beschrieben.

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