Altersvorsorge wählen mit 23

  • Hallo an Alle :)

    ich bin 23 Jahre alt und Bachelorstudentin. Ich habe durch den Hausverkauf meiner Eltern Geld auf dem Konto liegen, mit dem nichts passiert. Meine Bank versucht mich jetzt zu ermutigen "irgendwas" mit der Geld anzufangen, damit es nicht weiter an Wert verliert. Das verstehe ich und finde es auch sinnvoll.

    Mein Problem ist aber, dass ich noch keine Vorstellung davon habe, wie mein späteres berufliches oder privates Leben aussehen wird. Wahrscheinlich werde ich in einem Angestelltenverhältnis arbeiten, aber sicher ist das nicht. Ich weiß außerdem nicht, ob ich in den nächsten Jahren mein Geld für mein weiteres Studium oder andere Anschaffungen brauchen werde. Aus diesem Grund habe ich eher Bauchschmerzen damit, einen großen Teil meines Geldes anzulegen, an den ich dann erstmal nicht herankomme.

    Am sinnvollsten scheint mir für mich noch eine Altersvorsorge. Da ich aber nicht weiß, was mich in der Zukunft beruflich erwartet, kann ich mit den Übersichten und Schmata auf dieser Website wenig anfangen.


    Meine Frage an euch ist jetzt: Habt ihr eine Idee, welche Form der Altersvorsorge oder Geldanlage zu mir passen könnte? Oder sollte ich mit der ganzen Thematik erstmal warten, bis ich mit dem Studium fertig bin?


    Beste Grüße!

  • Hallo.


    Ein paar spontane Gedanken dazu.


    Altersvorsorge hat Zeit bis nach dem Studium.

    Vermögensaufbau könnte auch jetzt schon starten. Aber Risikoabsicherung hat Vorrang.


    Also im Zweifel Verwahrentgelte vermeiden und dann in Ruhe schauen, planen, handeln.

  • Hallo sunnyside , willkommen im Finanztip-Forum.


    FT empfiehlt eine selbstgemachte flexible Altersvorsorge mit einem ETF-Sparplan, kann man aber genauso mit einerEinmalanlage / Anlage in Tranchen machen. https://www.finanztip.de/alter…/flexible-altersvorsorge/ Der Vorteil wäre, dass Du an das Geld jederzeit rankommst falls es für ein weiteres Studium, eine Gründung etc. herankommst, was sonst bei Altersvorsorgeprodukten nicht der Fall ist.


    Üblicherweise sagt man, dass ETF 10-15 Jahre angelegt sein sollen, um ggf. zwischenzeitlich eintretende Buchverluste - der sog. Crash - wieder ausgleichen zu können. Daher sollte man Geld, das man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit braucht, als Tagesgeld / Festgeld anlegen.

    Grundlagenartikel hierzu https://www.finanztip.de/geldanlage/

    Empfohlene Depots und ETF hier https://www.finanztip.de/indexfonds-etf/


    Das war jetzt sehr knapp mal für den Einstieg, gerne weiter fragen.

  • Ich schreibe einfach mal was ich (mit meinem jetzigen Wissensstand) machen würde, wenn ich in Deiner Situation (soweit bekannt), sagen wir 200.000 Eur hätte. Ich schreibe es extra einfach weil ich vermute, dass das sonst alles ziemlich kompliziert wirkt. Zu allen Teilthemen gibt es gute Übersichten hier bei FT und die anderen Kommentatoren werden bestimmt mehr ins Detail gehen.


    Also:
    30-50.000 Euro (der hypothetischen 200.000) auf ein Konto packen für kurz-/mittelfristige Ausgaben (Umzug mit neuer Wohnungseinrichtung, Autokauf, Partys...)

    Ein kostenloses Depot(1) eröffnen und dort Anteile einen ausschüttenden(2) MSCI-World-ETF für ca 60.000 kaufen und für die übrigen ca 100.000 Eur einen thesaurierenden(3) MSCI-World-ETF.


    Das wäre die Einfachste Antwort die ich geben kann.


    Erläuterungen:

    (1): Ich könnte da die DKB empfehlen, das Depot kostet nichts und die einmaligen Kaufkosten sind bei hohen Anlagebeträgen wie hier gering, es ist aber eine solide/langweilige altmodische Bank (positiv).

    (2): "Ausschüttend" heißt, dass die Gewinne Dir teilweise ausbezahlt werden. Du bekommst also z.B. alle 3 Monate daraus 200 Eur aufs Konto überwiesen. Der Hintergrund ist, dass Du jedes Jahr 801 Eur (bald 1000) Gewinn aus Kapitalanlagen machen darfst ohne darauf Steuern zu bezahlen. Die Idee ist hiermit ungefähr den Betrag abzudecken.

    (3): "Thesaurierend" bedeutet, dass das der Gewinn weiter im ETF bleibt. Also hier wird der Wert schneller steigen als bei dem anderen ETF, dafür gibt es hier das Geld nicht ausgezahlt.


    ETFs allgemein (Vereinfacht):

    Ein "ETF MSCI World" bedeutet, dass jemand (Die Firma MSCI) festlegt, welche z.B. 1000 weltweit größten Firmen zu welchem Anteil einen sehr großen Anteil am Wirtschaftsgeschehen haben.

    Dann kommt eine Fondsgesellschaft (Lyxor, Vanguard, ...) und kauft Aktien in genau dieser Zusammenstellung (=Index) und ermöglicht Dir darüber Anteile zu kaufen.

    Das ganze geht sehr günstig, weil nicht hochbezahlte Banker dafür bezahlt werden sich den ganzen Tag Gedanken zu machen (was historisch meist eh nicht erfolgreich war) => günstig.

    Der Grund für ETF World ist, dass man sich quasi an die Weltwirtschaft hängt (von der ohnehin fast alles abhängt) und im Mittel gute Renditen hat ohne Arbeit und allzugroßes Risiko zu haben.


    Theoretisch kannst Du die ETF-Anteile jederzeit verkaufen, wenn Du Geld brauchst. Aber wenn Du Pech hast, sind die Kurse dann gerade unten und Du machst evtl Verlust. Deshalb sagt man, dass man das eher machen sollte wenn man 15 Jahre nicht drauf zugreifen MUSS.

  • Meine Frage an euch ist jetzt: Habt ihr eine Idee, welche Form der Altersvorsorge oder Geldanlage zu mir passen könnte?

    Moin Sunnyside!

    Klar, habe ich Ideen ;)


    1. Banken sind mehr oder minder Zahlungsdienstleister. Und Bankster sind nicht die idealen Berater, wenn es um Geldanlagen geht, es sein denn, die potentiellen Kunden sind 'Trottelgesichter' und 'Bildungsverweigerer... dann passt's schooo!


    2. Wenn du von einer Altersvorsorge sprichst, leuten bei mir die Alarmglocken. Da hat dir sicherlich jemand irgendein bescheuertes Finanzprodukt angeboten ;)

    In der Jetztzeit bedeutet Altersvorsorge auch, dass überholte System der 3-Säulen-Theorie zu vergessen, inklusive der nicht mehr zeitgemäßen Fianzprodukte zur berieblichen Altersversorgung und der privaten Altersversorgung in der Form von Lebens- und Rentenversicherungspolicen. Stattdessen kommen die gesetzliche Rentenversicherung und die private Altersversorgung oder -vorsorge in der Form von Vermögensaufbau zum Tragen. Und den Vermögensaufbau machst du am Besten im DIY-Verfahren...


    3. Ohne Dimensionenzu kennen, würde ich vorschlagen, nein... schlage ich vor, du packst einen Notgroschen (Reserve für Unvorhergesehens) auf's Giro und Termingeldkonto. Ferner eine weitere Cash-Reserve für geplante, wahrscheinliche Anschaffungen oder Kosten.

    Und den Rest legst du intelligent an, also z.b. in breit gestreute ETF. Und selbst wenn die Cash-Reseren einmal zu knapp sein sollten, kannst du Anteile deiner Fonds/ETF jederzeit verkaufen und zu Bargeld machen, oder sie für kurzfristige Kredite als Sicherheit einsetzen... sofern die Kreditzinsen unterhalb der Renditen liegen...


    Wie du die passenden Verhältnisse von Cash (Geldwerten) und ETF7Fonds (Sachwerten) findest? Mach nen Plan, ein Budget oder Budgets für die nächsten überschaubaren Jahre. Und, damit du erkennst, was mit dem in volatile Finanzprodukte (ETF...) investierten Geld auf Sicht passiert, solltest dueinfach einmal die jetzt zur Investition anstehende Summe alle 10 Jahre verdoppeln. Damit bekommst du eine Idee, wie deine Altersvorsorge durch Vermögen ausschauen könnte...


    So weit meine Ideen. Kuck mal ob du etwas damit anfangen kannst.


    LG

    John

  • Aus diesem Grund habe ich eher Bauchschmerzen damit, einen großen Teil meines Geldes anzulegen, an den ich dann erstmal nicht herankomme.

    Deshalb ist es wichtig, dass du dich nicht von der Bank in irgendwelche langlaufenden und unflexiblen Produkte drängen lässt aus denen du nur schwer wieder Geld entnehmen kannst. Am besten ist wenn du deine Finanzen selbst in die Hand nimmst. Empfehlen würde ich ganz klassisch eine Kombination aus Liquiditätsreserve (das Wort Notgroschen engt das Thema hier zu sehr ein) und einer Anlage in Tagesgeld + Aktien. Die Struktur hat itschytoo schon ganz gut beschrieben, ich würde an der Stelle aber tatsächlich das weiter vereinfachen und nur den thesaurierenden ETF nehmen.

  • Aus diesem Grund habe ich eher Bauchschmerzen damit, einen großen Teil meines Geldes anzulegen, an den ich dann erstmal nicht herankomme.

    Kannst auch erstmal einen kleinen Teil des Geldes anlegen ;) Wie das zu machen wäre, haben die anderen ja schon ausführlich beschrieben

  • Hi Sunnyside,


    was da von meinen Vorrednern schon geschrieben wurde, klingt alles sehr gut. Das Schöne an Wertpapieren wie einem ETF ist, dass man da stets immer wieder sehr gut rankommt, natürlich besteht das Risiko von Kursschwankungen, dafür erwirbt man aber auch Sachwerte, die in der heutigen Zeit der steigenden Inflation Geldwerten definitiv überlegen sind.


    Mein Tipp: gehe - wie zuvor geschrieben - zu einer soliden Onlinebank, wo schon mal das Depot kostenfrei und die Kaufgebühren moderat sind (DBK, Consors, ING etc.). Dann leg' doch einfach mal einen Teil (vielleicht ein Viertel?) des Dir zur Verfügung stehenden Kapitals in Form eines MSCI World an. Im Laufe einiger Monate oder eines Jahres wirst Du sehen, wie sich diese Form des Investments "anfühlt", ob Du damit glücksein wirst in Hinblick auf das Gewinn-Risiko-Verhalten.


    Dies hilft den allermeisten Einsteigern, ohne schlechtes Gewissen, das Geld rentabel und zukunftsorientiert anzulegen. Ansonsten empfehle ich Dir die zahlreichen Videos von Finanztip, Saidi macht da ja einen tollen Job...


    Viele Grüße,


    Markus.

  • hallo

    Eine Altersvorsorge in deinem Alter ;ich würde sagen monatlich 100 € in einem MSCI World ETF,da kann man nichts falsch machen.Natürlich kann man einmal in rote Zahlen rutschen,aber auf lange Zeit wirst du es nicht bereuen.

    Bloß nicht in einer Bankfiliale irgendein Produkt andrehen lassen .

    Falls viel Geld vorhanden ist ,evtl. (wenn Corona vorbei ist) sich eine schöne Fernreise gönnen.