Zurück von der privaten Krankenkasse in die gesetzliche?

  • "Solidargemeinschaft der GKV"


    Sind nicht PKV und GKV beide im Grunde Versicherungen auf die diese Bezeichnung mehr oder weniger zutrifft?


    Eine Abschaffung der PKV würde das Problem vermutlich sogar verschlimmern. Es kämen zwar eine Menge Beitragszahler hinzu - das löst aber weder Kosten- noch das Effizienzproblem der GKV. Ein ausschließlicher 'Wettbewerb' unter den GKV's würde an den 'Wettbewerb' von staatlichen Betrieben im Sozialismus der ehemaligen DDR erinnern.

    Hier mal ein Realitätscheck, der allerdings schon vor 10 Jahren in einem Monitor TV-Beitrag behandelt wurde:


    Jens Spahn (CDU): „Das System in Deutschland hat sich grundsätzlich bewährt. Die Idee, die hinter der privaten Versicherung steckt, nämlich Kapital für die Zukunft, wenn wir alt sind und auch im Zweifel kränker, zurückzulegen, die Idee ist eigentlich richtig und deswegen ist auch dieser Systemwettbewerb richtig.“


    Ein bewährtes System? Das junge Menschen in die private Krankenversicherung lockt - und sie im Alter, wenn die Beiträge explodieren, nicht mehr raus lässt? Für ihn bedeutet das, dass er nicht ernsthaft krank werden darf. Heinrich Hannover war mal ein bekannter Strafverteidiger. Damals war er auch ein zufriedener Privatpatient. Bis im Alter die Beiträge massiv anstiegen und er, um zu sparen, auf Versicherungsleistungen verzichten musste. Jetzt ist er 88 und nur noch für die Behandlung im Krankenhaus abgesichert. Jede Pille, jeden Arztbesuch muss er selbst bezahlen.


    Heinrich Hannover: „Die Unverschämtheit liegt darin, dass man der Öffentlichkeit vormacht - also den Jüngeren, die noch geworben werden sollen für die Privatversicherung - dass man denen vorspiegelt, ihr braucht keine Angst vor dem Alter zu haben. Wenn ich höre, da will sich einer privat versichern, rate ich sofort ab. Das ist Betrug, das ist legaler Betrug.“


    Doch Hannover hat keine Wahl. Er kann nicht wechseln, denn dann würde er die Rückstellungen verlieren, die die Versicherung von seinen Beiträgen fürs Alter zurückgelegt hat. Ohne sie müsste er noch viel mehr bezahlen. Und zurück in die Gesetzliche kann er auch nicht. Dort werden die Kosten solidarisch zwischen Jungen und Alten, zwischen Gesunden und Kranken aufgeteilt. Beitragserhöhungen wie Heinrich Hannover sie erlebt hat, könnte es dort nicht geben.


    Quelle: https://www.wdr.de/tv/applicat…tor/pdf/2013/1107/pkv.pdf


    Ende Oktober wird Heinrich Hannover 98 Jahre alt...

  • Heinrich Hannover: „Die Unverschämtheit liegt darin, dass man der Öffentlichkeit vormacht - also den Jüngeren, die noch geworben werden sollen für die Privatversicherung - dass man denen vorspiegelt, ihr braucht keine Angst vor dem Alter zu haben. Wenn ich höre, da will sich einer privat versichern, rate ich sofort ab. Das ist Betrug, das ist legaler Betrug.“

    Die Unverschämtheit liegt mMn darin, dass die Wechsler zu faul zum denken sind und dies den üblichen Vermittlern überlassen, die oft selbst nicht nur denkfaul sind, sonder zum großen Teil sogar zu dumm dafür... und dass niemand den Deppen auf die Backe haut.

  • Ich glaube nicht, dass das darstellbar / kalkulierbar ist und halt einfach dem PKV-Systemprinzip (Äquivalenzprinzip) widerspricht.

    Klar, wäre das Motto 'Einmal PKV - Immer PKV' kalkulier- und darstellbar. Nur wären dann die Kosten in der PKV deutlich höher.

    Es werden noch aktuell für jeden PKV-Versicherten durch die Konzerne bereits Rückstellungen für das spätere Alter und damit steigenden Kosten gebildet. Was passiert eigentlich mit diesem Rückstellungen, wenn Jemand mit 55 nach 25 - 30 Jahren das System PKV wieder verlässt und wieder in die GKV wechselt?

    Die Frage stellt sich so nicht. Viele andere Länder haben nicht so viele alte und vor allem kranke Menschen.


    Singapur hat ein Durchschnittsalter, welches fast 10 Jahre unter dem unsrigen liegt.

    Funktionierender diktatorischer Stadtstaat mit anderen Problemen.

    Ja, und auf dem Mond da blühen keine Rosen!

    Was will uns der Autor nun sagen?

    Alle Deutschen ziehen nach Singapur, sterben 10 Jahre früher und das deutsche KV-System ist saniert? :/

    Wir sind in Deutschland und müssen die Probleme hier lösen.

    Fakten:

    Krank­heits­klassen und Alter in Euro je Einwohner der jeweiligen Altersgruppe - Statistisches Bundesamt (destatis.de)

    Statistisches Bundesamt Deutschland - GENESIS-Online: Ergebnis 23631-0002 (destatis.de)


    Die Gruppe der 65-85 Jährigen ist der größte KV-Kostenfaktor im System.

    Die Gruppe der > 85 Jährigen verursacht die höchsten KV-Kosten pro Kopf.

    Wenn man nun die :/ unproduktive Rentnerschafft einfach 'abschaffen' würden, hätten wir 2 Probleme, nein sogar 3 Probleme quasi sofort erledigt.:evil:

    1. Kranken- und Pflegekassen wären saniert

    2. Rentensystem wäre saniert bzw. könnte langfristig auf ein kapitalgedecktes System umgestellt werden

    3. Wohnraum in den Städten wäre schlagartig ausreichend verfügbar.

    4. Ich müsste and er Kasse vom Supermarkt nicht mehr auf die Oma vor mir warten, die unbedingt centgenau zahlen will. ;)


    Nur, wer sagt es den 'Alten', dass Sie ab 65 doch bitte allen 'Leistungsträgern' nicht mehr unproduktiv auf der Tasche liegen mögen?

    Und außerdem stellen die 'Alten' bald die größte Wählergruppe. Also kommt an Ihnen keine Partei vorbei.

    Nö, ich hab auch keine Lösung. Ich schreibe aber auch nicht ständig: "Dahinten ist das Gras grüner"

    Wir müssen unsere Probleme schon selbst lösen. Sicherlich kann man auch mal in andere Länder schauen, aber dann bitte dahin, wo auch vergleichbare Verhältnisse herrschen (Lebensumstände, Altersdurchschnitt, Gesundheitssystem, usw.).

    ... ja klar doch! Und wenn ein Vollhorst , der die Hose mit der Beißzange anzieht und - weshalb auch immer - ohne entsprechende Vorsorge eine Bauchlandung kurz vor der Rente hinlegt, dann macht der 'Seinesgleichen-Nicht-Gescheiterte' freudig die Tasche auf und füttert den Pleitier durch. Goil! So machen wir's!

    Ja, das nennt sich Solidaritätsprinzip. :)

    Aktuell ist es doch so, dass sich eine bestimmte Gruppe von Menschen (hier nannte Sie Jemand so schön 'Leistungsträger der Gesellschaft') aus dem allgemeinen Solidarsystem verabschieden und dann u.U. Jahrzehntelang vom Günstigeren (Beiträge) und Besseren (Leistung) der PKV profitieren können. Dann wäre es doch auch nur fair und richtig, wenn das gesamte System der PKV auch für die 'Falling Angels' aus den eigenen Reihen aufkommen würde.

    Und bei der Berücksichtigung der möglichen Risiken, könnten die Versicherungen doch auch entsprechende PKV-Tarife kalkulieren und anbieten.

  • Ja, es wäre eine Abkehr vom Äquivalenzprinzip und die Kosten wären extrem höher innerhalb der PKV für alle Versicherten, jedoch auch vor allem für den Steuerzahler, da dann vielmehr hilfebedürftig werden würden und das Jobcenter ja dann Zuschüsse zur PKV zahlen muss. Deswegen, für mich wäre das das Ende der PKV. Habe zudem meine Zweifel, ob das verfassungskonform wäre. Die Diskussion ist für mich aber auch müßig, warum soll dieses System weiter irgendwie am Leben gehalten werden?!? Schaffen wir die PKV-Vollversicherung einfach ab.


    Bei einem Wechsel PKV > GKV (ohne Zusatzversicherung) verbleiben die Alterungsrückstellungen beim PKV-Unternehmen bzw. dem Versicherten-Kollektiv. Eine Portabilität in den Gesundheitsfonds oder Auszahlung an den Versicherten findet nicht statt.

  • die Diskussion ist alleine deshalb müßig, weil es für die Abschaffung der PKV aktuell keine politischen Mehrheiten gibt

    Yes. Das war auch kein Diskussionsbeitrag meinerseits, sondern einfach meine Replik zum hier geäußerten Wunsch anderer, absofort solle keiner die PKV jemals wieder verlassen dürfen. Und damit bleibts erstmal wie bisher. Irgendwann wird die Bürgerversicherung kommen (müssen), bin ich von überzeugt.

  • Der für mich einfach beste Weg ist die Abschaffung der privaten Krankheitskostenvollversicherung und über kurz oder lang wird das auch kommen.

    Ich würde die gesamte Privilegierung der Beamtenschaft abschaffen. Dann würde sich auch wieder um die Sozialkassen gekümmert und nicht nur die Beiträge erhöht.

    Lass keinen zwischen Dich und Dein Geld.

  • Ich finde sogar, die aktuellen legalen Möglichkeiten für Versicherte der PKV wieder zurück in die GKV zu wechseln nicht richtig.

    Justmy2cent

    Dann müsste aber auch "Waffengleichheit" herrschen - beispielsweise die Steuerfinanzierung der kostenfreien Familienversicherung, zu der gut verdienende PKV-Verdienende ihren Teil beitragen, müsste dann entweder weg oder für alle gelten...

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist

  • Dann müsste aber auch "Waffengleichheit" herrschen - beispielsweise die Steuerfinanzierung der kostenfreien Familienversicherung, zu der gut verdienende PKV-Verdienende ihren Teil beitragen, müsste dann entweder weg oder für alle gelten...

    Na ja, im Jahr 2021 belief sich der Bundeszuschuss zum Gesundheitsfonds der GKV auf insgesamt rund 19,5 Milliarden Euro. In diesem Jahr 2022 sind es 28,5 Milliarden Euro. Die Sache ist nur, eigentlich ist das noch zu wenig für die ganzen versicherungsfremden Leistungen in der GKV. Diese Steuergelder sind in der Sache also korrekt (können also nicht gestrichen werden), nur hier in der Höhe sogar noch zu gering. Wie hoch sind denn die versicherungsfremden Leistungen der PKV? ;) Eine beitragsfreie Familienversicherung gibt es dort systembedingt nicht, da Äquivalenzprinzip.

  • Na ja, im Jahr 2021 belief sich der Bundeszuschuss zum Gesundheitsfonds der GKV auf insgesamt rund 19,5 Milliarden Euro. In diesem Jahr 2022 sind es 28,5 Milliarden Euro. Die Sache ist nur, eigentlich ist das noch zu wenig für die ganzen versicherungsfremden Leistungen in der GKV. Diese Steuergelder sind in der Sache also korrekt (können also nicht gestrichen werden), nur hier in der Höhe sogar noch zu gering. Wie hoch sind denn die versicherungsfremden Leistungen der PKV? ;) Eine beitragsfreie Familienversicherung gibt es dort systembedingt nicht, da Äquivalenzprinzip.

    Dann müssten die versicherungsfremden Leistungen eben weg und privat abgesichert werden...

    Hinsichtlich der Steuerzuschüsse zur Familienversicherung gibt es ein Gutachten, das ich leider nicht mehr finde, das den derzeitigen Zustand (PKV-Versicherte bezahlen über Steuern die Familienversicherung der GKV) für rechtlich bedenklich hält und die Einführung der kostenfreien FV auch für die PKV als Lösung vorschlägt.


    Und "versicherungsfremde" Leistungen kannst du in der PKV durchaus vereinbaren. Bei mir ist zum Beispiel ein Tagegeld mitversichert.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist