(moralischer?) Anspruch der Partnerin auf das Erbe des Partners?

  • Hallo zusammen,


    folgende Situation: ein unverheiratetes Paar ist 16 Jahre zusammen, hat 2 Kinder, die Frau blieb ca. 7 Jahren zu Hause, um sich um die Kinder zu kümmern und hat auch bis zur Geburt quasi nicht gearbeitet und somit keinerlei Vermögen/Sicherheiten aufbauen können. Nun ist sie voll berufstätig.

    Er hat nach der Geburt des 1. Kindes Geld geerbt und mit dem Erbe nach der Geburt des 2. Kindes ein Haus gekauft (Wert: 300.000)

    Sie sagt nun, dass ihr eigentlich als Mutter der gemeinsamen Kinder 50% des Hauses gehören sollten. Es geht ihr um Absicherung, wetschätzung und Kompensation der 7 Jahre in Mutterschaft.

    Er sagt, es sei geerbets Geld und somit seine Entscheidung, was mit dem Geld gemacht wird/wurde. Er hat in den 7 Jahren Mutterschaft 100% der Kosten der Familie getragen.

    Frage: ist er moralisch auf dem Holzweg, das Haus nicht anteilig an sie zu überschreiben da es sein Erbe ist? Sollten über die 100% Kostenübernahme während der 7 Jahre Mutterschaft hinaus noch Kompensationen gezahlt werden? Was wäre moralisch korrekt/vernünftig?


    Danke schonmal für ein parr Tipps.

  • Moral ist ein sehr persönliches Empfinden, das jede Person anders auslegen wird.

    Rechtlich steht der Frau vom Erbe des Mannes kein Anteil zu, damit auch kein Hausanteil.

  • Da er das Haus von seinem Geld gekauft hat, gehört es ihm.

    Dass er der Frau während der 7 Jahre keine Unterstützung beim Vermögensaufbau/Altersvorsorge gegeben hat, obwohl sie ihm den Rücken freigehalten hat (er konnte schließlich Karriere machen) , das ist in meinen Augen in der Tat moralisch verwerflich


    Du schreibst es wurden 100% der Kosten vom Mann übernommen während der 7 Jahre. Zählt die Altersvorsorge der Frau da auch hinein? Wenn nicht, dann sind es keine 100%;)

  • Wie wäre die Karriere voraussichtlich verlaufen, wären die Kinder nicht gekommen? Mit dieser Frage beschäftigt sich durchaus auch ein Gericht im Falle einer Trennung (bei Betreuungsunterhalt oder auch nachehelichem Unterhalt bspw.). Wenn vorher nur ein wenig gejobbt wurde und auch Ausbildung sowie der jetzige Job nicht auf eine höhere Karriere schließen lassen, wurde ggf. gar nicht auf so viel verzichtet. Auch zu so einer Entscheidung gehören immer zwei und es ist durchaus möglich auch mit Kindern Karriere zu machen.


    Dazu wurden durch die beiden Kinder ggf. 6 Jahre Rentenansprüche erworben, die einem Einkommen entsprechen, welches die Partnerin ggf. nie erreicht hätte.


    Also so klar ist das für mich nicht...

  • @All

    Die beiden sind nicht verheiratet!

    Was wäre moralisch korrekt/vernünftig?

    Tja, moralisch ist immer gut, so lange es in einer Beziehung läuft. ;)

    Grundsätzlich ist hier die Frau massiv von Ihrem Partner abhängig. Wenn der Partner sich trennt, steht die Frau quasi vor dem Nix.

    Korrekt wäre natürlich, wenn der Partner Seine Partnerin entsprechend versorgt hätte. Z.B. für die Frau eine private Altersvorsorge bezahlt hätte, so lange Sie noch wegen der Kinder zu Hause war.

    Einen moralischen Anspruch der Frau einen Anteil des Hauses überschrieben zu bekommen, sehe ich nicht, da das Haus 100% aus de Vermögen des Mannes gezahlt wurde.

    Jetzt, wo beide Partner voll berufstätig sind, sieht die Sache natürlich schon wieder etwas anders aus. Es ist auf jedem Fall kompliziert.

    Und wie bereits geschrieben, spätestens bei einer Trennung hat es zumeist mit der Moral erledigt!

  • Ich finde es durchaus bemerkenswert, wie sehr doch immer noch das Rollenbild der 50er Jahre in den Köpfen ist.


    Die Partnerin hat vor den Kindern nicht "richtig" gearbeitet, dann sieben Jahre ihren Karrierebeginn der Kinder wegen nach hinten geschoben und arbeitet nun Vollzeit. In wie weit sie (nicht die Kinder) damit jetzt noch von ihrem Partner abhängig ist, kann ich dem Text nicht entnehmen und ist auch gar nicht Gegenstand.;)


    Wenn der Mann neben dem Haus Vermögen aus den Familieneinkünften aufgebaut hätte (was ich hier ebenfalls nicht lese), dann hätte sie selbstverständlich einen "moralischen" Anspruch auf einen Teil. Eine moralische Entschädigung für Ihren Karriereverzicht aus dem Haus würde aber im Mindesten mal voraussetzen, dass eine Karriere überhaupt abgestrebt wurde.


    Ich kenne durchaus Frauen, die vor der Ehe Tochter waren und nicht oder kaum gearbeitet haben, in der Ehe dann Hausfrau und mit den Kindern endlich einen Grund hatten nicht arbeiten zu müssen.


    Genauso kenne ich viele Frauen, die mit Kindern Karriere gemacht haben.

  • Hallo mowbray,


    da Sie gezielt nach dem moralischen Aspekt fragen, ist Ihnen der rechtlich offensichtlich klar.


    Nur zur Vollständigkeit, auch wenn Sie verheiratet wären, gehörte das Erbe und das damit gekaufte Haus allein dem Mann. Nur im Fall der Scheidung (Zugewinnausgleich) und Erbfall (Pflichtteil) sieht es etwas anders aus.


    Übrigens würde sich über eine Schenkung von 50% des Hauses an einen unverheirateten und damit steuerrechtlich vollkommen fremden Menschen das Finanzamt freuen. Oberhalb des Freibetrages von nur 20 TEuro bezahlen Sie 30% Schenkungssteuer.


    Der Königsweg für Ihre Absicherung wäre sicherlich die Heirat, auch wenn das heute ziemlich spießig klingt. Das Zivilrecht ist aber immer noch so.


    Unterhalb dessen könnten Sie einmal darüber nachdenken, dass Sie (und ggf. die Kinder) ein lebenslanges Wohnrecht oder ein Nießbrauchsrecht an der Immobilie erhalten.


    Gruß Pumphut

  • Da er das Haus von seinem Geld gekauft hat, gehört es ihm.

    Dass er der Frau während der 7 Jahre keine Unterstützung beim Vermögensaufbau/Altersvorsorge gegeben hat, obwohl sie ihm den Rücken freigehalten hat (er konnte schließlich Karriere machen) , das ist in meinen Augen in der Tat moralisch verwerflich


    Du schreibst es wurden 100% der Kosten vom Mann übernommen während der 7 Jahre. Zählt die Altersvorsorge der Frau da auch hinein? Wenn nicht, dann sind es keine 100%;)

    Genauso sehe ich das auch.

    Zumal wie bereits schon erwähnt eine teilweise Überschreibung des Hauses steuerlich einer Schenkung gleichkommt und bei unverheirateten Paaren sehr schnell mehrere 10k Euro kosten kann!


    Es wäre allerdings angemessen dass der arbeitende Elternteil eine Altersvorsorge für den anderen Elternteil zahlt solange dieser zur Kinderbetreuung zuhause bleibt.


    Es macht mich immer wieder traurig wieviele Frauen sich freiwillig in so eine Abhängigkeitssituation begeben...

  • ... dann hätte sie selbstverständlich einen "moralischen" Anspruch auf einen Teil. Eine moralische Entschädigung für Ihren Karriereverzicht aus dem Haus würde aber im Mindesten mal voraussetzen, dass eine Karriere überhaupt abgestrebt wurde.

    Na na na... die Frau halt 7 Jahre kostenlos gewohnt und sich durchfüttern lassen... und sollte froh sein, dass der fleißige Partner ihr dies nicht in Rechnung stellt. Moralisch hätte er ja schon einen Anspruch darauf, oder?

  • Hallo mowbray,


    wie die Vorschreiber schon mitteilten, ist das mit der Moral immer schwierig, weil jeder seine eigene Vorstellung hat.


    Ich persönlich würde ein Erbe bei dem sehen, der es geerbt hat und nicht als Verteilungsmasse in einer Ehe/Beziehung.

    Interessanter ist aber die Frage, wie der Deal zwischen den Partnern ist, wenn einer der beiden Vollzeit arbeitet und der andere Vollzeit Kinder und Haus hütet. Im Falle einer Scheidung werden über den Versorgungsausgleich die Rentenansprüche ausgeglichen.

  • Interessanter ist aber die Frage, wie der Deal zwischen den Partnern ist, wenn einer der beiden Vollzeit arbeitet und der andere Vollzeit Kinder und Haus hütet. Im Falle einer Scheidung werden über den Versorgungsausgleich die Rentenansprüche ausgeglichen.

    Für eine Scheidung muss man aber erst einmal verheiratet sein.


    Und bei allen Lücken in den Schilderungen steht fest, dass hier keine Ehe vorliegt. Zudem ist fraglich, ob es glücklich wäre, eine Ehe zwischen diesen beiden Personen zu stiften.


    Wir können uns hier wahrscheinlich noch tagelang beschäftigen, das liegt aber daran, dass an viel in den geschilderten Sachverhalt hineininterpretieren kann.

  • Ich persönlich würde ein Erbe bei dem sehen, der es geerbt hat und nicht als Verteilungsmasse in einer Ehe/Beziehung.

    Meiner Meinung nach kann man (moralisch) das Haus nicht isoliert sehen, das ist Teil einer Gesamtsituation.


    Der „Deal“ zwischen den beiden war dem Anschein nach ja 16 Jahre lang so: Sie kümmert sich um Haushalt und Kinder und bekommt dafür freie Kost und Logis und ein Taschengeld. Irgendeine Rechtsposition hat sie nicht. Was er verdient und ob er davon was für sich zur Seite schafft, unklar. Wenn ihm irgendwann die 20-jährige Kollegin besser gefällt, dann kann es jederzeit von heute auf morgen einen Fußtritt setzten. Einziger Anspruch ist ggf. Unterhalt für die Kinder.


    Dass sie sich da 16 Jahre und 2 Kinder lang drauf eingelassen hat, ist, wie K. Fee schreibt, traurig. Vielleicht aus Naivität, vielleicht aus Bequemlichkeit. Da hätte doch irgendwann mal das Thema Eheschließung auf den Tisch kommen sollen. Das hätte eine hübsche Steuerersparnis gegeben, die man gemeinschaftlich hätte investieren können. Mal ganz davon abgesehen, dass es ihr eine Rechtsposition gegeben hätte, Versorgungsausgleich, Erbanspruch, Witwenrente usw. Man kann es sich nur ausmalen, vielleicht hat er immer gesagt „ich liebe Dich auch ohne Trauschein“, das ist ihm zu spießig und nicht hipp genug und so.


    So in der Richtung habe ich es jedenfalls im erweiterten Bekanntenkreis schon gesehen. Wie ich das moralisch bewerte, weiß ich. Auch wenn die andere Partei dumm war, ist das keine Entschuldigung so eine Situation zu schaffen.

  • Na na na... die Frau halt 7 Jahre kostenlos gewohnt und sich durchfüttern lassen... und sollte froh sein, dass der fleißige Partner ihr dies nicht in Rechnung stellt. Moralisch hätte er ja schon einen Anspruch darauf, oder?

    Ich unterstelle die (stillschweigende) Vereinbarung einer kümmert sich maßgeblich um Haushalt und Kinder und der andere um das Einkommen. Ich sehe dann beide Leistungen als gleichwertig an. Die Meinung, dass jemand der "nur" Haushalt und Kinder versorgt als nicht fleißig angesehen wird teile ich nicht.

  • Der Königsweg für Ihre Absicherung wäre sicherlich die Heirat, auch wenn das heute ziemlich spießig klingt. Das Zivilrecht ist aber immer noch so.

    So spießig ist das gar nicht, finde ich. Unabhängig von den kulturellen Gepflogenheiten ist eine Ehe immer noch ein Vertrag, wo zwei beurkunden, dass sie füreinander aufkommen wollen, sowohl im praktischen Leben wie auch in finanzieller Hinsicht.

    Beispiel: wenn eine Notlage bei einem der Partner eintritt (Pflegebedürftigkeit, Arbeitslosisgkeit etc.), dann greift man zwangsläufig unterhaltstechnisch immer zunächst auf den Partner zu, bevor hier irgendein Staat in die Bresche springt. Dafür hat man dann auch einige Vorteile wie ein Splittingtarif in der Steuer oder auch großzügige Freibeträge bei Schenkungen, Erbe etc.


    So ist es z. B. auch so, dass das zusammengenommene Familieneinkommen als gemeinsames Einkommen gewertet wird, ebenso natürlich auch die Altersvorsorgung, die klassischerweise zwar dem zugeordnet wird, der sie erwirtschaftet hat, leben müssen aber beide davon. Auch im Fall einer Trennung werden neben dem Zugewinnausgleich auch die Altersbezüge geteilt - aber halt nur, wenn man verheiratet ist und damit den Vertrag der gegenseitigen Versorgung geschlossen hat.


    Es steht inzwischen jedem Paar offen, sich für oder gegen diesen Vertrag zu entscheiden. In ersteren Fall kommt man in den Genuss der schon erwähnten Regelung, in letzterem eben nicht. Was man moralisch daraus macht, bleibt jedem selbst überlassen.


    Viele Grüße,


    Markus.

  • @ReferatJanders und FinanzPanda:

    Ja, es klingt nach nicht verheiratet. Aber es spricht ja nichts dagegen, sich an den Regelungen, die für Ehen und v.a. Ehescheidungen existieren, zu orientieren.

    Und ja - der bestehende Deal klingt nicht gut und es ist erstaunlich, dass beide das so mitgemacht haben. Klar, die Frau, die nicht arbeitet, hätte was sagen können. Aber auch der Mann, der sich um das Geld kümmert, darf sich auch Gedanken machen, wie seine Partnerin abgesichert sein kann.

    Spannend wird es auch, wenn er stirbt und es ans vererben geht.

  • So spießig ist das gar nicht, finde ich. Unabhängig von den kulturellen Gepflogenheiten ist eine Ehe immer noch ein Vertrag, wo zwei beurkunden, dass sie füreinander aufkommen wollen, sowohl im praktischen Leben wie auch in finanzieller Hinsicht.

    Danke!


    Ich höre diese Aussage "Heiraten ist mir zu spießig" auch immer wieder und kann mich nur wundern.

    Was ist denn daran bitte spießig? Im Grunde ist die Ehe doch 'nur' ein Wirtschaftsvertrag, wenn auch vielleicht für viele der weitreichendste den sie im Leben unterschreiben.


    Natürlich muss jeder für sich entscheiden ob er verheiratet oder unverheiratet zusammen leben möchte, aber ich frage mich manchmal ob den Leuten die rechtlichen Unterschiede wirklich so bewusst sind...


    Im Finanztip Podcast 'Auf Geldreise' ging es auch schonmal um den Partnerschaftsvertrag als Absicherung für unverheiratete Paare und ich frage mich ernsthaft warum man dann nicht gleich heiratet und gegebenenfalls einen Ehevertag macht :/