ETF Zusammenstellung - Vergleich zweier Portfolios

  • Guten Abend,


    ich möchte ein langfristiges Portfolio (30 Jahre) erstellen bzw. ändern. Ich habe zwei Überlegungen und würde gerne eure Meinung dazu wissen. Zunächst würde ich gern direkt sagen, dass ich auf jeden Fall nur thesaurierende ETFs möchte (Freibetrag ist bewusst, muss nicht thematisiert werden). Außerdem sollen die ETFs über einen Sparplan mit einer 3% Dynamik bei der ING Diba bespart werden, sodass ich sie dann einfach liegen lassen kann.


    Portfolio A: Ein ETF für alles:

    - 100% Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (Acc)

    USA 57,50% | Japan 6,17% | Großbritannien 4,05% | China 3,31% | ...

    Das ist mein bisheriger, allerdings ist mir der asiatische Anteil eigentlich zu gering.


    Portfolio B: Nun zu meinen Überlegungen zum neuen Portfolio:

    - Aktuell ist die USA der stärkste Rendite-Bringer. Wenn ich aber auf 30 Jahre schaue vermute ich (wie viele andere auch), dass China bzw. Asien den USA den Rang abläuft. Daher hätte ich China bzw. Asien gerne viel stärker im Portfolio vertreten.

    - Japan hat in den letzten Jahren nicht so stark performt, die aktuelle Zukunftsprognose ist sehr gut, daher würde ich einen eigenen Japan Anteil mit reinbringen.

    - Afrika. Diesen Markt finde ich am spannensten. Hier könnte in den nächsten Jahrzehnten ein großer Sprung kommen. Wenn ich daher jetzt einen Afrika ETF im Portfolio habe, kaufe ich doch günstig Anteile für die Zukunft.


    Daher, was haltet ihr von dieser Zusammenstellung:

    - 60 % MSCI World: iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc)

    - 25 % Asien: iShares MSCI EM Asia UCITS ETF USD (Acc)

    - 10 % Afrika: Xtrackers MSCI Africa Top 50 Swap UCITS ETF

    - 5 % Japan: Lyxor Core MSCI Japan (DR) UCITS ETF


    Was haltet ihr von der Strategie? Hab ich einen Denkfehler, wenn ich aktuell in meiner Meinung nach Zukunftsmärkte investiere? Ist das Risiko zu hoch? Gibt es Gegenargumente? Bin für jeden Input sehr dankbar :)


    EDIT: Hatte auch noch überlegt, den MSCI World iShares durch den Vanguard FTSE All-World zu ersetzen, um nochmal etwas mehr Asien drin zu haben. Aber habe mal gelesen, dass man den Welt-ETF und den Schwellenländer ETF vom gleichen Anbieter haben sollte, da man sonst Länder "vergisst"

  • Und warum nicht einfach einen weltweiten ETF nach Marktkapitalisierung (FTSE All World oder MSCI ACWI)!? Steigt die Kapitalisierung von China- oder Japan-, ändert sich automatisch die Aufteilung im Index! ;)

    BTW: Ende der 80'er hatte Japan einen Anteil von über 40% am MSCI World. Heute haben die USA einen Anteil von 60%. Egal wie die Aufteilung morgen oder übermorgen ist, der eine Welt-ETF spiegelt die Marktkapitalisierung wieder.


    Bei Deinem Plan B gewichtest Du Japan über. Japan ist ja bereits im MSCI World enthalten. Außerdem verzichtest Du auf alle Schwellenländer außerhalb Asiens.

    Warum nicht einfach der 'Klassiker' 70% MSCI World 30% MSCI EM. Bespare ich auch so.

    MSCI World & MSCI Emerging Markets – was ist der optimale Mix? - Finanzen? Erklärt! (finanzen-erklaert.de)

  • Guten Morgen,


    den FTSE All World habe ich aktuell. Du meinst einfach den FTSE All World nehmen und China würde dann steigen, falls sich die Kapitalisierung ändert. Dann hätte ich dazu noch zwei Fragen:


    1. Der FTSE All World hat aber China nur mit 3,31 % drin. Das ist dann kein All-World der 70/30 widerspiegelt richtig?

    2. Wieso hast du statt dem FTSE All World eine 70/30, weil du auch denkst, dass China in Zukunft bedeutender wird und du damit "vorsorgen" willst bzw. jetzt günstig mehr China Anteile willst?

  • Zu 1:

    FTSE All World oder MSCI ACWI sind Indizies die rein auf der Marktkapitalisierung (MCAP) der beteiligten Firmen beruhen, also dem reinen Wert der Aktienkapitalisierung der Firmen. Wenn die Marktkapitalisierung von Firmen aus China steigt, steigt auch automatisch der Anteil von China im Index.

    Die Marktkapitalisierung einer Firma sagt nicht unbedingt über die tatsächliche wirtschaftliche Bedeutung einer Firma aus.

    Als bekanntes Beispiel führe ich hier mal den Vergleich Tesla vs. VW oder Toyota an. Tesla verkauft nur einen Bruchteil der Fahrzeuge von VW/Toyota. Trotzdem ist der Aktienkurs von Tesla und damit der Wert an der Börse deutlich höher als der von VW/Toyota. ;)


    zu 2:

    mit 70/30 berücksichtigt man mehr das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Regionen. Die EM sind aktuell für rund 40% des weltweiten Bruttoinlandsprodukt verantwortlich (früher 30%).

    Daher geht die 70/30-Gewichtung mehr in Richtung BIP-Gewichtung.

    Ich habe mich vor einigen Jahren für 70/30 entschieden und bleibe auch dabei.


    Grundsätzlich gilt: Niemand weiß, welche Aufteilung der Regionen oder nach MCAP/BIP in der Zukunft die optimale Rendite liefern wird. Wir können immer nur in die Vergangenheit schauen und aufzeigen, was in den letzten 10, 20 oder 30 Jahren optimal gewesen wäre.

    Verschiedene Studien haben aber gezeigt, dass man langfristig mit nahezu jeder Aufteilung eine ziemlich identische Rendite erzielen wird. Man muss halt nur konsequent dabei bleiben! :)


    Hier mal ein Blogbeitrag des Finanzwesirs zu zum Thema ''Optimale Kombination':

    https://www.finanzwesir.com/blog/etf-kombination-vergleich

  • Vielen Dank für die Erklärung. Dann würde ich wohl auch zu 70/30 tendieren. Wobei ich ja eigentlich auch 60/40 machenm kann, wenn ich denke, dass China in Zukunft einen erheblich größeren Teil ausmachen wird.


    Sorry aber nochmal zwei Fragen :)


    - Es geht um die Aufteilung 60/40 oder 70/30. Wenn ich 60/40 wählen würde, dann hole ich mir doch mehr Anteile der Schwellenländer und sollten die über die nächsten Jahrzehnte wirklich so aufholen, dann habe ich die Anteile günstig gekauft. Auf der anderen Seite verschenke ich bei 60/40 die aktuell noch bessere Rendite des MSCI Worlds mit dem höheren USA Anteil. Ist die Annahme korrekt? Wenn die Annahme korrekt ist wird es sich vermutlich daher fast nichts schenken ok 70/30 (bessere Rendite jetzt) oder 60/40 (mehr Anteile Asien später).


    - Was haltet ihr von einem geringen Afrika Anteil: iShares MSCI South Africa UCITS ETF

    Ich habe wirklich viel gesucht, aber nirgends wird dieser ETF thematisiert oder generell das Thema Afrika ETF wird selten diskutiert.

  • Ich gehe mal davon aus, dass Du per Sparplan investieren wirst. ;)

    Ein normaler Performance-Chart geht immer davon aus, dass Du zum Startpunkt einmalig investierst und dann wird geschaut, wie sich der Kurs im Laufe der Zeit entwickelt.

    Bei einem Sparplan investierst Du halt mit jeder Sparrate neu. Allmählich wird das Gewicht des bereits investierten Kapitals im Verhältnis zur einzelnen Sparrate immer größer. Zum Ende hin, wirken sich Deine Sparraten also immer weniger auf Deinen Depotwert aus.


    Saidi hat sich in diesem Video dem Thema einmal angenommen:

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    Nun zu Deinen Fragen. Optimal wäre es natürlich, wenn Du jetzt in den nächsten Jahren in die ETF investieren würdest, die langfristig eher gleichmäßig läuft und erst zum Ende Deiner Investitionszeit ansteigt. Also 20 Jahre lang günstig Anteile kaufen und dann zum Ende hin einen starken Aufschwung mitnehmen!;) Nur würdest Du über 10 Jahre in einen ETF investieren, der nahezu keine Rendite abliefert, wenn Du nicht weißt, wann der ETF dann irgendwann wieder die Rendite nachholt? :/

    Insofern ist ein einzelner ETF auch ein Vorteil. Man kommt nicht auf blöde Gedanken zwischendurch auf einen anderen ETF zu setzten, oder beim Rebalancing nachlässig zu werden.


    Fazit: Viel wichtiger als 10% mehr oder weiniger EM ist die regelmäßige Sparrate und es einfach durchzuziehen, wenn es auch mal etwas schlechter läuft an der Börse. Die Rendite kommt über die Zeit.

    Mir ist es egal, ob ich in 10 oder 20 Jahren 7,1% oder 7,4% p.a. Rendite erzielt habe. Bei meiner Rechnung reichen mir auch 5% p.a. aus um mein gestecktes Ziel zu erreichen. Alles darüber hinaus ist dann die Sahnehaube!

  • Danke das Video war sehr interessant.


    Ja ich investiere per Sparplan aber will dieses Jahr 1-2x eine höhere Einmalzahlung machen (wegen Zinseszins).


    Ich bin dann nun auch bei den 70/30 angekommen. Glaube das hätte ich insgesamt auch kürzer haben können (beschäftige mich schon seit längerem), aber nur so lernt man :D


    Welche beiden ETFs hast du denn?

    iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc)

    iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF (Acc)


    vs


    Vanguard FTSE Developed World UCITS ETF (Acc)

    Vanguard FTSE Emerging Markets UCITS ETF (Acc)

  • Immer auch beachten, dass die Volatilität bei den EM merklich höher ist. Das muss man aushalten können!

    Daher, was haltet ihr von dieser Zusammenstellung:

    - 60 % MSCI World: iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc)

    - 25 % Asien: iShares MSCI EM Asia UCITS ETF USD (Acc)

    - 10 % Afrika: Xtrackers MSCI Africa Top 50 Swap UCITS ETF

    - 5 % Japan: Lyxor Core MSCI Japan (DR) UCITS ETF

    Da stecken durchgerechnet über 38% Deiner Anlage in Asien (25% Asien + 5% Japan + 14%*60% im MSCI World). Zum Vergleich: Marktkapitalisierung 12%, BIP-Anteil 9%. Das wäre mir eine deutlich zu große Übergewichtung.

  • Immer auch beachten, dass die Volatilität bei den EM merklich höher ist. Das muss man aushalten können!

    Da stecken durchgerechnet über 38% Deiner Anlage in Asien (25% Asien + 5% Japan + 14%*60% im MSCI World). Zum Vergleich: Marktkapitalisierung 12%, BIP-Anteil 9%. Das wäre mir eine deutlich zu große Übergewichtung.

    Wie kommst Du auf den BIP-Anteil Asien von 9%?


    Ich meine das Asien gesamt schon an die Marke von 38% des BIP kommt. Die größten Länder (China, Japan, Indien, Indonesien, Korea) sollten schon 30% des weltweiten BIP erreichen.

  • Ich halte das ehrlich gesagt für zu platt gedacht und für zu kleinteilig. Du denkst sowas wie „China ist groß, China ist die Zukunft“. Mag sein, aber hast Du in den letzten Jahren mal mit Leuten gesprochen, die China halbwegs kennen, vielleicht dort leben und arbeiten? Die Richtung, in die sich das Land politisch entwickelt, ist recht klar. Wie lange man da als Ausländer überhaupt noch sinnvoll investieren kann, ist offen. Verfolg auch mal ein bisschen die Entwicklung Hong Kongs.


    Wenn Du klassisch 70/30 machst, dann hast du ca. 10% China im Depot. Das wäre mir mehr als genug.

  • Eine Beimischung von Afrika kann eine gute Idee sein, schon weil die eine geringe Korrelation zu den anderen Weltmärkten haben. Aber bitte keine 10%, eher 2-3%.


    Gegenargumente könnten die Performance in der Vergangenheit und die Tatsache, dass das ein Minifonds ist, sein.

  • Eine Beimischung von Afrika kann eine gute Idee sein, schon weil die eine geringe Korrelation zu den anderen Weltmärkten haben. Aber bitte keine 10%, eher 2-3%.

    Bei einem Depotstand von 1 Million hat man dann so 20 - 30k „in Afrika“ investiert. Welchen Unterschied für die Gesamtperformance soll das jemals machen?

  • Bei einem Depotstand von 1 Million hat man dann so 20 - 30k „in Afrika“ investiert. Welchen Unterschied für die Gesamtperformance soll das jemals machen?

    Wenn Dein Kerninvestment "klassisch 70/30" ist, dann solltest Du (grob geschätzt) diese Größenordnung in Afrika investiert haben. Wenn Du Afrika übergewichten willst, kannst Du ihn mit einer solchen Investition verdoppeln. Mehr würde ich aber nicht machen.


    Natürlich ist das keine massive Veränderung der Gesamtperformance. Das darf m.E. eine Beimischung aber auch nicht machen, ansonsten kann umgekehrt Deine Beimischung ja auch Deine Core-Performance schnell vernichten. Das ist zumindest mein Verständnis eines Core-Satellite-Ansatzes.

  • Ich habe diese Quelle genutzt:

    Globale Aktienstrategien mit ETFs | justETF

    Vielleicht nicht optimal, da z.B. Afrika/Südamerika ignoriert werden. Ändert aber nichts an meiner Grundaussage.

    Hi,


    die Quelle bezieht sich bei den Asientiteln auf die Industrieländer (Japan hat da 7%). Die restlichen Asiaten u.a. China stecken in den Schwellenländern (39%). Ich würde daher vermuten, dass Deine Aussage mit der Übergewichtung von Asien so nicht richtig ist.


    Generell aber ist Struct, soweit ich es jetzt verstanden habe, nun eh bei einem 70/30 Portfolio also ohne Afrika.


    Viele Grüße