Festgeld vs. Anleihe

  • Hallo Leute,


    ich wollte bei der Santander ein 5 jähriges Festgeld abschließen (Kondition zur Zeit 0,3 %). Ich befinde mich mit meinem Sparguthaben bereits über der Einlagensicherung bei dem Institut. Spricht aus eurer Sicht dann etwas gegen den IShare Core € Corp Bonds (WKN A0RGEP). Hier beträgt der Effektivzins per 25.2. 1,4 % bei einer Restlaufzeit von 5,46 Jahre.


    Viele Grüße und schonmal danke für eure Antworten!

  • Hallo,


    man könnte als Alternative zu Festgeld oder Anleihen auch ein Konto bei einer anderen Bank eröffnen.

    Falls Anleihen dann würde ich vorwiegend in kurzlaufende deutsche Staatsanleihen investieren (z.B. WKN: 628947) Das von Dir erwähnte Produkt enthält Unternehmensanleihen (vorwiegend A und BBB Rating).


    Mit deutschen Staatsanleihen bekommst Du die höchste Ausfallsicherheit am Markt. Die Zinsen spielen dabei meiner Meinung nach keine Rolle, da dies ja eher ein Sicherheitsbaustein sein sollte.


    Da ich aber nur wenig Wissen in diesem Bereich habe, hoffe ich mal das sich die Fortgeschrittenen noch melden. Kater.Ka Kannst Du helfen?

  • RNowotny hat vollkommen richtig beraten. Wenn Sicherheit dann Staatsanleihen. In dem ETF sind fast 30% Bankpapiere und mehr als die Hälfte unter A-Rating. Würde ich aktuell im Grundsatz nicht machen.


    Wenn Du es anders als angenommen als Risikoposition siehst würde ich es trotzdem auch nicht machen weil mir dafür die Rendite noch zu niedrig wäre.


    Gestatte noch den Hinweis zur Einlagensicherung: Ich würde mich stets in gutem Abstand zum Maximalwert der Einlagensicherung halten.

  • ich wollte bei der Santander ein 5 jähriges Festgeld abschließen (Kondition zur Zeit 0,3 %).

    Bei einer angenommenen Summe von 50.000 € bekommst du 150 schlappe Euronen pro Jahr an Zinsen (brutto)!

    Ich würde a) wegen 'Kleingeld' keinen Aufriss machern und b) mich erst recht nicht auf einen langen Anlagezeitraum binden wollen... und c) schon gar nicht bei einer Bude, die kürzlich (schon 2020) mit fetten Verlusten auf sich aufmerksam machen durfte.


    Heißt... eine ordentliche Bank in Schland suchen, durchaus eine Genossenschaftsbank oder Spaßkatze. Zinsen spielen keine Rolex; Hauptsache das Verwahrentgelt wird vermieden.


    Zum Risiko der genannten Anleihe haben die beiden 'Vorredner' schon alles Wichtige geschrieben. Und sichere Anleihen, sprich Staatsanleihen, rentieren sich derzeit nicht wirklich.

    Was bleibt?

    Nun... Termingelder ohne nennenswerten Zins bei 'soliden' Banken in Schland. Angesichts der marginalen Zinsunterschiede würde ich Tagesgeld oder maximal 1jährige Festgeldanlagen wählen.

  • Erstmal danke für eure Antworten!

    Die Investitionssumme wären circa 20 % von meinem festverzinslichen Anteil. Der Rest ist in Staatsanleihen. Aufgrund des prozentualen Anteils bin ich bereit höhere Risiken im Vergleich zu Staatsanleihen zu tragen. 1,4 % Renditeerwartung wären dann doch besser wie 0 % am Tagesgeld, oder übersehe ich da was?

    Nochmal zur Duration: Wenn ich das Geld 10 Jahre investiert halte und ich im ersten Jahr 5 % Kursverlust hätte, würde ich nicht dann trotzdem langfristig von dem Zinsanstieg sogar profitieren?

  • Aufgrund des prozentualen Anteils bin ich bereit höhere Risiken im Vergleich zu Staatsanleihen zu tragen.

    Die Risiken bestehen in der unsicheren Rendite und einem teilweisen Ausfall (Verlust).

    1,4 % Renditeerwartung wären dann doch besser wie 0 % am Tagesgeld, oder übersehe ich da was?

    Bei 50k reden wir von 700€ p.a. oder 58 € ungerade im Monat... brutto... Kommt es darauf an? Willst du für 'Kleingeld' Verlustrisiken eingehen?

    Wenn ich das Geld 10 Jahre investiert halte und ich im ersten Jahr 5 % Kursverlust hätte, würde ich nicht dann trotzdem langfristig von dem Zinsanstieg sogar profitieren?

    Auf diese Sch...papiere bekommst du keine Zinsen! Du solltest dich einmal mit den 'Funktionalitäten' von Zinsen und Anleihen befassen. Höhere Zinsen führen praktisch zu einem geringeren Kurs dieser Papiere... um es mal ganz platt darzustellen...


    https://www.finanzen.net/lexik…nlexikon/anleihen_rendite

  • Nochmal zur Duration: Wenn ich das Geld 10 Jahre investiert halte und ich im ersten Jahr 5 % Kursverlust hätte, würde ich nicht dann trotzdem langfristig von dem Zinsanstieg sogar profitieren?

    Jein.

    Im Grundsatz schlagen die Anleihenfonds / -ETF den Bestand ständig um, d.h. Anleihen deren Restlaufzeit kurz ist werden durch solche mit längerer Restlaufzeit ersetzt. Damit kommen Zug um Zug, aber eben erst Zug um Zug, höherverzinsliche Werte in den ETF. Dagegen würde ein Tagegeld sofort auf eine Zinserhöhung reagieren.

    Es wird trotz Ukraine erwartet, dass sich der Kurs in Richtung Zinserhöhung fortsetzt. Wenn wir dann zusätzlich noch eine Wirtschaftskrise bekommen gehen zusätzlich die Zinsaufschläge für Industrieanleihen gegenüber Staatsanleihen hoch. Das könnte zu einem höheren Anstieg des Marktzinses als die 1% führen.


    Noch eine Anmerkung: die genannte Effektivverzinsung ist vor Kosten (TER 0,2%).

  • Hallo ich habe nochmal eine Frage zu Risiken von solchen Anleihen.

    Derzeit weißt der Fonds circa 50 % A-Rating und 50 % B-Rating auf. Die Restlaufzeit beträgt 5,4 Jahre.

    Über die Helaba kann ich folgende Anleihe zeichnen DE000HLB7135. Die Helaba besitzt ein A-Rating. Die Laufzeit beträgt 6 Jahre.

    Welches Instrument ist aus eurer Sicht risikoreicher? Der Fonds aufgrund des etwas schlechteren Ratings oder die Helaba Anleihe aufgrund der fehlenden Diversifikation?


    Viele Grüße

    Sebastian

  • Welches Instrument ist aus eurer Sicht risikoreicher?

    Dazu müsstest Du definieren, was Du unter Risiko verstehst.


    Im Grunde sind das zwei verschiedene Produkte. Der Bond hat eine begrenzte Laufzeit, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit bekommst Du die Einlage zu 100% zurück, aufgrund der Inflation in Kaufkraft um x% niedriger. Dagegen hat der ETF ein Zinsänderungsrisiko. Bei steigenden Zinsen wird sich der Bestand im Wert absenken. Da der Fondsmanager/Indexanbieter den Bestand laufend rollt und damit auch höher verzinsliche Anleihen hinzu kommen ist das Risiko aus der Zinsänderung von der Länge des Zinserhöhungszyklus abhängig. Die Wahrscheinlichkeit sehe ich erhöht, da wir hier von Unternehmensanleihen sprechen, die in einer Krise höhere Risikoaufschläge sehen könnten.


    Insgesamt erwarte ich beim Bond mehr nach sechs Jahren als beim ETF. 20% meines Sicherheitsbausteins (s. Dein Post #6) würde ich trotzdem nicht reinstecken.

  • Mit den 20 % sind wir d'accord.

    Müsste das Zinsänderungsrisiko im ersten Jahr nicht ungefähr gleich sein und erst danach bei der Helaba Anleihe sinken (einfach aufgrund der dann kürzeren Restlaufzeit)?

    Bei der Helaba Anleihe handelt es sich doch ebenfalls um eine Unternehmensanleihe. Wenn von dem ETF jetzt ein Unternehmen pleite geht, so what. Falls die Landesbank pleite geht, hätte das dann enorme folgen...

  • Ich hatte das Zinsänderungsrisiko bei der Helaba nicht betrachtet, da ich vermutet hatte, dass Du den Bond als Festgeld mit definierter Laufzeit hast. Zur Endfälligkeit ist dann kein Zinsänderungsrisiko, beim ETF schon (Grundsatz Vergleich über definierte Zeiträume, hier sechs Jahre).


    Das Ausfallrisiko ist bei der Helaba höher und digital - entweder fällt sie aus oder nicht. Beim ETF ist analog zum Rating das Ausfallrisiko des Einzelwerts erhöht, in der Summe kommt es eher nicht zum Totalausfall.


    Ich komme zu meiner obigen Frage zurück: was ich für Dich Risiko?

  • Müsste das Zinsänderungsrisiko im ersten Jahr nicht ungefähr gleich sein und erst danach bei der Helaba Anleihe sinken (einfach aufgrund der dann kürzeren Restlaufzeit)?

    Das ist prinzipiell richtig. Je kürzer die Restlaufzeit, desto weniger bewegt sich der Anleihekurs. Wenn in 4 Jahren die Zinsen stark steigen sollten, fällt der Fonds aber die Anleihe wird nur noch wenig machen. Bei der Anleihe kennst Du den Rückzahlungskurs, beim Fonds nicht.

    Bei der Helaba Anleihe handelt es sich doch ebenfalls um eine Unternehmensanleihe.

    Eine Bankenanleihe. Die Helaba ist als Landesbank in die Sparkassenorganisation fest eingebunden, d.h. in der gleichen Sicherungseinrichtung. Diese sichert auch den Bestand der Institute, d.h. Probleme eines Instituts werden z.B. durch Fusionen gelöst. Wie die WestLB "pleite" gegangen ist, hat z.B. die Helaba deren Anleihen übernommen (durch Teilfusion), d.h. Besitzer einer WestLB-Anleihe hatten plötzlich eine Anleihe der bonitätsstarken Helaba.

    Restrisiko ist natürlich ein Platzen aller Sicherungseinrichtung oder eine Pleite der ganzen Sparkassenorganisation.


    Weitere Anmerkungen: HLB713 ist ein Greenbond. Das ist gut fürs Gewissen, aber für eine normale Helaba-Anleihe bekommst Du ca. 0,10-0,15% bessere Zinsen.

    Im Verkaufskurs ist eine Provision von 0,60% für die Vertriebsbank enthalten. Je nach Volumen und Vertriebsbank kannst Du versuchen, einen Teil davon zurück zu erhalten.