Finanz-Fiasko der Woche: Dauerschleife Dispozins

  • Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen hat heute die aktuelle Pressemitteilung des Verbraucherzentrale Bundesverband getwittert. Worum ging es? Eine Bank hatte "Kurzüberziehern", die für eine begrenzte Zeit im Konto-Minus waren, eine Gebühr berechnet. Das heißt im Grunde genommen, dass sich damit der Dispozins für kleine Beträge und auch kurze Überziehungszeiten extrem erhöht. Das Urteil, das dazu getroffen wurde, ist noch nicht rechtskräftig.


    Aber diese Schilderung hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich kenne einige, die nicht nur mal eben so "kurz" im Dispozins sind. Für sie ist der Dispo Dauerzustand: weil das zweite Kind kam, weil die Schwester im Pflegeheim versorgt werden muss, weil der berufsbedingte Umzug mehr verschlungen hat als geplant, usw. Viele Wege führen nach Rom - bzw. unglücklicherweise in die Schuldenfalle. Die selbst verschuldeten und die nicht selbst verschuldeten. Und wenn man einmal drin ist, dann kommt man oft in die Dauerschleife. Die Politik fordert Nachbesserung bei den hohen Zinsen, v. a. im Zuge der jetzigen Niedrigzinsen seitens der EZB.


    Bis das realisiert wird, fließt sicherlich noch viel Wasser die Spree hinunter. Kann mit einer Senkung allein eigentlich eine Verbesserung erzielt werden? Oder muss das ein ganzes Maßnahmenpaket wie die verpflichtende Umschuldung auf einen Ratenkredit umfassen? Aber wer gibt Leuten mit einem schlechten Schufa-Score einen Ratenkredit? Oder müsste das ebenfalls mit durchgesetzt werden?


    Fragen über Fragen, aber eben alltägliche Realität in Deutschland.

  • Ich finde es einfach krass wir weit inzwischen der Abstand ist zwischen dem Zins zu den sich die Banken Geld bei der EZB leihen können ubd den Dispo oder gar Überziehungszins. Das ist pure Wucher und es gibt wenig Wettbewerb da man nicht das Konto wie die Tankstelle wechseln kann. Da sollte regulierend eingegriffen werden finde ich.

  • Das ist das Hauptargument in der Debatte. In Zeiten, in denen ein Ratenkredit 5, 6, 7 % "kostet", reißt ein Dispozins von über 10 % es nicht unbedingt heraus.


    Aber wenn ein Kredit vergleichsweise günstig zu haben ist, macht ein übermäßig hoher Dispo- oder sogar Überziehungszins keinen Sinn. Vielleicht greift hier auch der Effekt "Wenn wir den Zins einmal senken, können wir ihn nur wieder ganz schwer erhöhen"? Wer weiß...

  • @chris2702


    Völlig richtig! Sich einerseits Geld billig besorgen können und es dann aber teuer "verkaufen" ist u. a. S. Das hat meines Erachtens auch was mit moralischer Verantwortung zu tun. Eine Bank ist nunmal nicht einfach ein Witzschaftsunternehmen. Das geht es um Existenzen und das was uns alle engeht, das geld. Es müssen ja nicht gleich 3% für den Dispo sein, aber 16%???? Ernsthaft, bei solchen Zinsen ist etwas schief in den Köpfen der Bankvorstände.

  • @chris2702


    Völlig richtig! Sich einerseits Geld billig besorgen können und es dann aber teuer "verkaufen" ist u. a. S. Das hat meines Erachtens auch was mit moralischer Verantwortung zu tun. Eine Bank ist nunmal nicht einfach ein Witzschaftsunternehmen. Das geht es um Existenzen und das was uns alle engeht, das geld. Es müssen ja nicht gleich 3% für den Dispo sein, aber 16%???? Ernsthaft, bei solchen Zinsen ist etwas schief in den Köpfen der Bankvorstände.


    Sehr richtig. Ich finde 16% auch derbe überhöht.

  • Kann mich nur anschließen... warum gleich so übertrieben hohe Zinsen? Da traut man sich ja kaum mal in was zu investieren, und selbst mehr Kosten einplant als gedacht oder sehe ich falsch?