Bausparvertrag: laufen lassen oder kündigen?

  • Liebe Community,

    ich hadere schon seit längerem mit einem Bausparvertrag, den ich vor Jahren mal abgeschlossen habe. Ja, ich bekomme Riesterzulage, aber auch nur 0,1% Zinsen. Angesichts der aktuellen Inflation lachhaft. Er läuft noch ein paar Jahre bis er zuteilungsreif ist.

    Das Problem: wir sind momentan auf der Suche nach einem Haus, wohnen aber momentan recht angenehm, kann also nicht sagen ob wir unser Haus schon in zwei Monaten finden oder ob wir noch im fünf Jahren hier wohnen.

    Was mache ich in so einem Fall? Wenn ich jetzt sicher noch fünf oder zehn Jahre da einzahlen würde würde ich das Ding kündigen und in einen MSCI World oder ACWI einzahlen. Ich hab nämlich echt gerade Angst um mein sauer erspartes Geld in diesem Drecks-Bausparer.

    Über Ideen und Anregungen würde ich mich freuen.

    Vielen Dank & viele Grüße

    Marco

  • Einzelne Verträge kann man untereinander vergleichen, wenn sie denn vergleichbar sind. Aber Verträge, wie z.B. diesen 'Drecks-Bausparer' (gefällt mir), kann man hinsichtlich der Sinnhaftigkeit eigentlich nur bewerten, wenn die so.g Gesamtsituation bekannt ist.


    Klar, ein Sparplan auf z.B. MSCI World dürfte langfristig rentabler sein, als dein Bausparvertrag... ob mit oder ohne Zulage.

  • Um welche Beträge geht es denn?

    Einen Bausparer für ein Haus verwenden ist ja schön und gut, aber wie weit kommst du mit einem 10k oder 20k Bausparvertrag heute? Davon musst du noch fast die Hälfte ansparen, der Kredit davon ist dann ein Kleckerbetrag verglichen mit der Gesamtsumme.

  • Der Vertrag steht aktuell irgendwo bei 23k€ und ist nominell ein 60000er. Angeblich sei er Anfang 2025 zuteilungsreif. Ist bei der LBS.

    Ich hab auch schon mit denen telefoniert um zu erfragen wie ich das ganze beschleunigen kann um da eben schnellstmöglich "raus zu kommen", aber im Laufe des Gespräches wurde mir nochmal deutlicher vor Augen geführt wie absurd die Bausparerei inzwischen ist. Um ihn sofort zuteilungsreif zu machen müsste ich knapp 47k€ einzahlen. Wohlgemerkt damit ich ~30k€ haben und mir weitere 30k€ dazuleihen kann. Die Beraterin verwies auch direkt darauf dass so ein Fall natürlich überhaupt nicht vorgesehen sei und dass die Simulation da verrückt spielt, aber selbst wenn ich den Vertrag mit Ablauf des Jahres beenden wollte müsste ich über 2k€ monatlich einzahlen.

    Ich bin was Finanzfragen angeht echt nicht auf den Kopf gefallen, aber diese Bausparerei ist an Intransparenz kaum zu überbieten und ist mir ein Buch mit sieben Siegeln. Einziger Sinn und Zweck ist offenbar den Banken die Taschen zu füllen.

  • Man kann einen Bausparvertrag in der Regel auch kündigen (bei meinem von Wüstenrot geht das zumindest mit einer Frist von 6 Monaten). Dann hast du zumindest dein Geld (minus Abschlussgebühren) wieder, falls du es gerade zeitnah brauchst. Also wenn du nicht warten willst/kannst um das Darlehen in Anspruch zu nehmen.

  • Das klingt für mich tendenziell nach kündigen und als Eigenkapital nutzen wenn ihr zeitnah was kauft.

    Schwierig wird die Entscheidung dadurch, dass ihr natürlich nicht wisst zu welchem Zeitpunkt ihr das Geld benötigt. Wenn die Immobilie erst 2025 gekauft wird, wäre der Bausparvertrag vielleicht gar nicht so verkehrt, abhängig vom Zinsniveau dann.


    Bedenke bei deiner Entscheidung auch dass du wenig gute Alternativen zur Investition hast wenn das Geld schnell verfügbar sein soll und sicher sein muss. Da bleibt eigentlich nur Tagesgeld

  • Das klingt für mich tendenziell nach kündigen und als Eigenkapital nutzen wenn ihr zeitnah was kauft.

    Schwierig wird die Entscheidung dadurch, dass ihr natürlich nicht wisst zu welchem Zeitpunkt ihr das Geld benötigt. Wenn die Immobilie erst 2025 gekauft wird, wäre der Bausparvertrag vielleicht gar nicht so verkehrt, abhängig vom Zinsniveau dann.


    Bedenke bei deiner Entscheidung auch dass du wenig gute Alternativen zur Investition hast wenn das Geld schnell verfügbar sein soll und sicher sein muss. Da bleibt eigentlich nur Tagesgeld

    Das sind exakt die Probleme die ich damit habe. Für eine noch längere Laufzeit ist mir die Rendite zu schmal, egal ob Bauspar oder Tagesgeld. Aber alles was mehr abwirft ist irgendwie auch keine Lösung für den Fall dass ich schneller an das Geld ran muss.

    Echt nicht einfach. Deswegen meine Frage :D

  • Du willst in ca. 0 - 5 Jahren ein Haus kaufen. Dafür sparst Du und musst kurzfristig liquide sein. Auf so kurze Sicht ist eine Aktienanlage nicht sinnvoll, bleibt realistisch also nur Tagesgeld. Rendite ca. 0% (vor Inflation).


    Du hast derzeit eine Geldanlage, die 0,1% Zinsen bringt. Also sehe ich schon bis hierher keinen Handlungsbedarf!


    Tatsächlich ist Deine Rendite deutlich höher durch Riesterzulagen etc. Warum willst Du jetzt darauf verzichten? Ein neuer Riestervertrag macht noch weniger Sinn.


    Wenn Du jetzt kündigst, musst Du m.E. alle Zulagen und Steuervorteile der letzten Jahre zurückzahlen. Das sollte ein nennenswerter Betrag sein! Wenn Du das alles bei der Renditeberechnung berücksichtigst, kommst Du geradezu auf Traumrenditen für die Fortführung.


    Ein Bausparvertrag ist (entgegen der Werbung) ein komplex strukturiertes Produkt. Bausparsumme 60k, Eingezahlt 23k, Mindestsparsumme vermutlich 30k, Einzahlung vermutlich 2.100 pro Jahr (inkl. Zulagen, tatsächlich weniger), Zuteilung in 3 Jahren. Das passt doch gut zu Deinen Hausplänen!


    Das mit den 47k ist eine Fehlinformation oder Missverständnis! Die Mindestbewertungszahl hast Du vermutlich schon eher erreicht, d.h. wenn Du die fehlenden 7k zur Mindestsparsumme einzahlst, wird vermutlich in 1 Jahr zugeteilt. Das kannst Du nachfragen/simulieren lassen.

    Andererseits sehe ich auch hier keinen Handlungsbedarf. Wenn Du nächstes Jahr kaufen solltest, kannst Du auch für 2 Jahre zwischenfinanzieren.


    Bleibt die generelle Frage, ob das Darlehen für Dich interessant sein wird. Bei den aktuellen Zinsen vermutlich nicht, aber in 2-5 Jahren kann das anders aussehen. Also warum jetzt die Option töten?

    Wenn Du das Darlehen in die Hausfinanzierung einbindest, behältst Du alle bisherigen und zukünftigen Riestervorteile.

    Wenn das Darlehen zu teuer sein sollte und Du nach Zuteilung nur Dein Eigenkapital in die Finanzierung einbindest, kannst Du vermutlich die bisherigen Riestervorteile behalten (to check).


    Also würde ich mich jetzt nicht über diesen Vertrag grämen.

  • Dass die Zulagen bei einer Kündigung zurückgezahlt werden müssen habe ich kürzlich auch anderswo gelesen. Ist ja irgendwo auch nachvollziehbar.

    Was mich ärgert ist die minimale Rendite (die durch die Zulage aufgebessert wird, das stimmt), gerade in der aktuellen Zeit. Andererseits sehe ich natürlich auch ein dass für renditestärkere Anlageformen die Zeit fehlt, und mit einem Tagesgeld gewinne ich hier auch nix. Im Gegenteil, ich verliere die Zulagen.

    Du hast schon Recht, auch wenn ich kein Fan von Bausparen mehr werde macht es vermutlich am meisten Sinn diesen Vertrag weiterlaufen zu lassen.