Rentenversicherung halten, erhöhen oder stilllegen?

  • Hallo zusammen,


    ich bin aktuell dabei meine Altersvorsoge zu überarbeiten und neu aufzustellen.

    Teil meiner aktuellen Vorsorge ist eine Rentenpolice aus 2004.


    Hier mal die wichtigsten Daten aus dem Vertrag:


    Versicherungsbeginn: 01.12.2004 (Bestandsschutz: Auszahlung komplett steuerfrei)

    Rentenbeginn: 01.12.2054

    Aktueller Monatsbeitrag: 115€

    Dynamik: 10% (In 2004 mit 25€ monatlich gestartet. Aktuell bei 115€ angelangt. Der Dynamik für 2022 erstmalig widersprochen (zweimal hintereinander möglich). Entweder möchte ich die Dynamik zukünftig (wenn ich den Vertrag weiterführe) nur alle 3 Jahre annehmen oder ich überlege die jährliche Dynamik auf 3%-3,5% runter zu setzen.

    Monatliche Rente (garantiert ohne zukünftige Dynamik): 291,21€ (88.893€ Kapitalabfindung)

    Garantiezins: 2,7%


    Die Beispielhafte Hochrechnung macht keinen Sinn, da diese auf 10% jährliche Dynamik basiert, was auf Dauer dann doch eher unrealistisch ist.


    Hättet ihr eine Empfehlung für mich, wie ich mit dem Vertrag umgehen soll? Stilllegen oder auf alle Fälle weiterführen? Wenn weiterführen, wie soll ich mit der Dynamik umgehen? Komplett raus, auf jährlich 3,5% oder ähnlich setzen oder bei 10% belassen und regelmäßig widersprechen, um mit der Dynamik etwas spielen zu können bzw. die Beiträge stark erhöhen zu könne, weil der Vertrag gut ist und es sich lohnt viel reinzupacken?


    Ich wäre für Eure Meinungen sehr dankbar. Falls noch ein paar Infos benötigt werden, sagt Bescheid.


    Danke für Eure Hilfe!

  • Du hast noch 32 Jahre und einen Garantiezins von 2,7%. Nach Abzug der Kosten bleibt da immer noch mehr Rendite als beim Tagesgeld. Die Inflation wird das Kapital wohl trotzdem langsam auffressen.


    Der Steuervorteil wirkt nur einmal ganz am Ende (sofern er die erwarteten 5-10 Steuerreformen bis dahin überlebt).


    Wenn nicht viele Versicherungen gleichzeitig pleite gehen, kann der Vertrag dank Protektor als relativ sicher angesehen werden. Als solchen Sicherungsbaustein ohne große Rendite kann man den Vertrag behalten. Ob's für Dich individuell sinnvoll ist, hängt von Deiner restlichen Situation und Deinen Zielen ab.

  • Hmm,

    ich habe auch eine alte Versicherung (KLV 1990 mit Garantiezins 3,5%).

    Effektiv wird meine Rendite zwischen 2,7% (Garantiesumme) und 3,1% p.a. liegen (vor Inflation). Dabei muss man berücksichtigen, dass ich mit der Rendite meiner KLV bis 2014 teilweise deutlich oberhalb des Garantiezins lag!

    Da die Restlaufzeit meiner KLV bei 12 Jahren lag, habe ich mich 2020 zur Fortführung der Versicherung entschieden. Ich habe die Versicherung optimiert (Dynamik gekündigt und Zahlungsweise auf jährliche Beitragszahlung umgestellt).

    Für mich stellt die KLV jetzt ein Baustein des 'sicheren' Anteils meiner Geldanlage dar (wo bekomme ich aktuell sonst 2,7% Zinsen). Sozusagen aktuell ein 9 jähriges Festgeld. ;)

    Dafür habe ich meinen Risikoanteil (ETF-Depot) deutlich erhöht.


    Wenn ich noch eine Restlaufzeit der KLV von > 20 Jahren gehabt hätte, hätte ich meine KLV definitiv gekündigt und das Geld ebenfalls selbst investiert.

    Es droht ja auch das latente Risiko, dass es in den nächsten Jahren den einen oder anderen Versicherer in die Pleite treibt.

    Protektor wird möglicherweise die Pleite ein oder zwei kleinerer Versicherungen auffangen können, wenn aber ein großer fällt, sieht es übel aus. Und bereits Protektor sieht eine 5%ige Kürzung der Garantiesumme ausdrücklich vor!

  • Also wenn ich euch richtig verstehe, ist der Vertrag grundsätzlich gut genug, um ihn als "sicheren Baustein" für meine Altersvorsorge zu nutzen. Wobei durch unsichere Zukunft (Steuerreform, Pleiten, Kürzung der Garantiesumme) man hier auch bei weitem nicht von sicher sprechen kann.


    Wenn ich ihn weiter nutze, sollte ich aber auf alle Fälle etwas an der Dynamik tun? Durch die Dynamik den Beitrag weiter viel oder wenig zu erhöhen, um den Anteil des "sicheren Bausteins" zu erhöhen ist dann eher nicht sinnvoll?

  • Wie hoch ist den aktuell die effektive Rendite der Versicherung!?

    Mit diesem Rechner und der aktuellen Standmitteilung Deiner Versicherung kannst Du Deine Rendite ausrechnen:

    Rendite einer Kapitallebensversicherung (zinsen-berechnen.de)


    Also wenn ich euch richtig verstehe, ist der Vertrag grundsätzlich gut genug, um ihn als "sicheren Baustein" für meine Altersvorsorge zu nutzen.

    Du hast noch 32 Jahre bis zur Rente!

    Da stellt sich mir die Frage, wie viel 'Sicherheit' Du benötigst. Im Endeffekt gehst Du, wie Du richtig erkannt hast auch mit der Versicherung diverse Wetten ein.

    Ja, auch ein ETF-Depot ist eine Wette. Aber diese Wette bietet zumindest deutlich bessere Renditechancen als die Versicherung. Und eine ETF Depot bietet Dir die absolute Flexibilität mit Deinem Geld das zu machen, was Du willst und wann Du willst!


    Wie bereits geschrieben: Optimierungspotential wäre die Kündigung der Dynamik und eine Umstellung auf jährliche Zahlungsweise. Die jährliche Zahlung bringt normalerweise einen Rabatt von 5% gegenüber der monatl. Zahlung!


    Mal als Annahme:

    Wenn Du heute den Rückkaufwert Deiner Versicherung in einen weltweiten ETF investierst, ist bei einer Rendite von 7,2% p.a. eine Verdopplung alle 10 Jahre drin.

    D.H. Aus 10.000€ werden in 10 Jahren 20.000€ in 20 Jahren 40.000€ und in 30 Jahren 80.000€.

    Zinseszins ist schon verrückt, oder?

    Dazu würde dan ja noch deine monatl. Zahlung kommen. Und selbst, wenn es in den nächsten 30 Jahren nur im Schnitt 5% p.a. auf Deine ETF geben sollte, wirst Du noch weit vor einer Versicherung liegen.

    Garantie gibt es halt keine! Gibt Dir aber auch keiner die Garantie, dass Du noch 32 Jahre lebst.

  • Mit der aktuellen Standmitteilung wirft der Rechner mir eine Rendite von 2,3% aus (siehe Screenshot).

    Ich habe das mit den obigen Daten mal in den Fondsrechner bei Zinsen-berechnen eingegeben. Danach braucht es über 32 Jahre eine Rendite von 3,04% p.a. um nach Steuern auf 90.000€ zu kommen.

    3,04% p.a. wäre eine extrem geringe Rendite für eine Aktienanlage. Realistisch ist eher so in Richtung 7%.

    Selbst, wenn man sehr pessimistische 5% p.a. annimmt, kommst Du auf > 130.000€

  • Bei langen Laufzeiten rechnen sich Aktienanlagen immer deutlich besser. Trotzdem würde ich auf keinen Sicherheitsbaustein verzichten! Zumal die oben errechnete Rendite eine Mindestrendite ist.

    Überlege Dir, welchen Anteil bei Dir Aktienquote/Sicherheitsbaustein sein soll. Dann überprüfe, was Du pro Jahr sparst und in welchen Produktklassen und vergleiche das mit Deiner Sollaufteilung.

  • Trotzdem würde ich auf keinen Sicherheitsbaustein verzichten!

    Das ist die klassische Denke des typischen deutschen Stimmviehs...


    Unser Pumpernickel hat einen Sicherheitsbaustein, der laut Nobby Blüm sicher ist. Nach neuzeitlicher Leseart wird dieser Sicherheitsbaustein zwar als sicher, aber auch als völlig unzureichend betrachtet.

    Schrott-Versicherungsprodukte sind lediglich vermeintlich sicher. Die Versicherer haben ihre Hoch-Zeiten lange hinter sich. Dank der Regulierungsmaßnahmen durch unsere guten Volksvertreter Volksverräter können die VU schon lange nicht mehr lukrative Produkte im Bereich LV und RV anbieten... und die angebliche Sicherheit via Protektor ist angesichts des geringen Haftungskapitals mal richtig auf die Backe gemalt.


    Bei einer Restlaufzeit von 30+ Jahren und einer Rentenhöhe aus diesem Vertrag, die vielleicht für einen kleinen Wochenendeinkauf reichen wird, kann ich keine Sinnhaftigkeit erkennen, einen solchen Quark weiter zu bedienen. Hornie, du schreibst von einer 'Mindestrente'. Schön! Einmal darfst du raten, weshalb die Versicherer den 'Garantiezins' richtig herunter gefahren haben. Und dann darfst du mir/uns erzählen, wie die Versicherer die alten und höheren Garantiezinsen realisieren können...

    Abgesehen von dem Garantiezinsgedöns... dieser Vertrag bringt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine leicht negative Realrendite. Was gibt's da zu überlegen?


    Der 'moderne' Sicherheitsbaustein (abgesehen von der Gesetzlichen RV) heißt derzeit Cash. Und mit 30+ Jahren bis zur Rente kommt es auf die Dimension an. Wir reden von einem Notgroschen und einer Reserve für wahrscheinliche Aufwendungen. Einen 'fetteren' Sicherheitsbaustein - in Geldwerten - kann man so ab 50+ scheibchenweise anlegen und dann die in 20+ Jahren aktuellen Konditionen berücksichtigen.


    Jetzt, also in den jüngeren Jahren, kann es nur heißen, möglichst nennenswerte Beträge in volatile Anlagen (Sachwerte) zu packen und möglichst diszipliniert eine vernünftige Strategie einzuhalten, die man sich 'passend' machen muss. Jene Strategie ist für jeden Menschen anders; sie richtet sich nach dem derzeitigen und anvisierten Nettovermögen, nach dem Einkommen, den kognitiven Fähigkeiten, der verfügbaren Zeit, dem Lifestyle...

  • Trotzdem würde ich auf keinen Sicherheitsbaustein verzichten! Zumal die oben errechnete Rendite eine Mindestrendite ist.

    Überlege Dir, welchen Anteil bei Dir Aktienquote/Sicherheitsbaustein sein soll. Dann überprüfe, was Du pro Jahr sparst und in welchen Produktklassen und vergleiche das mit Deiner Sollaufteilung.

    Ich habe seit 1990 so einen 'Sicherheitsbaustein' in Form einer Kapitallebensversicherung.

    Spätestens seit der Finanzkriese 2008 die 'Sicherheit' nur noch ein potemkisches Dorf.

    Der Gesetzgeber hat bereits ganz klar gezeigt, dass im Zweifel der Systemschutz über dem Vermögenschutz steht!

    Ja, die Zinsen werden wieder steigen und damit möglicherweise auch die 'Rendite' einer Versicherung. Aber was ist das Wert, wenn gleichzeitig auch die Inflation steigt?:/ Zumal die möglichen Zinserhöhungen und damit einhergehend eine steigende 'Rendite' erst mit Verspätung in den Versicherungen ankommen werden. Die Versicherungen profitieren ja heute noch von den vergleichsweise hohen Zinsen auf langlaufende Staatsanleihen, die vor Jahrzehnten abgeschlossen wurden. Nur laufen diese langlaufenden Staatsanleihen zusehends aus, so dass die Versicherungen das Geld zu den aktuellen Niedrigzinsen refinanzieren müssen. Warum wohl haben die Versicherungen die Garantieverzinsung für Neuverträge auf 0,25% absenken müssen!?


    Ja, ich halte meinen Altvertrag. Der läuft aber in 9 Jahren aus und ist bei einem der leistungsstärksten Versicherer. Daher halte ich das Risiko für vertretbar.

    Bei >20 Jahren Restlaufzeit wäre ich da aber extrem vorsichtig, was das Thema 'Sicherheit' angeht.

    Mehr zum Thema 'Sicherheit' der Versicherungen:

    Unsichere Lebensversicherer – ein Update - Prof. Dr. Hartmut Walz