Haus kaufen auf Kosten der Rente

  • Hallo,


    vielleicht kann mir jemand von Euch helfen.


    Wir planen ein Haus zu kaufen. Da ich selbständig bin habe ich viel Geld angelegt und könnte einen Großteil des Hauses sofort bezahlen, dann wäre allerdings meine Altersvorsorge futsch.

    Mein Mann könnte auch noch einen Bruchteil beitragen. Er ist angestellt.

    Wir müssten dann noch ca. 100000 € aufnehmen. Die würde er bis zur Rente abstottern.


    Ich bin 48 muss also noch ein paar Jahre arbeiten und könnte monatlich ca. 1500 zur Seite legen.


    Ist das zu riskant?

    Gibt es irgend eine Stelle, bei der man hier einen Rat bekommt?


    Liebe Grüße

    Rapunzel

  • Hallo Rapunzel74 , willkommen im Finanztip-Forum.

    Gibt es irgend eine Stelle, bei der man hier einen Rat bekommt?

    Glaube ich nicht, da Eure Planung eine ganz individuelle Entscheidung ist.

    Ist das zu riskant?

    Da man an einem Haus nichts abbeißen kann und es auch im Alter des Unterhalts bedarf nach meiner Einschätzung aufgrund der dünnen Informationen: ja.


    Generell stellt da Haus so wie ich es lese ein Klumpenrisiko im Vergleich zur Vermögenssituation dar. Es gehen wohl alle Rücklagen drauf und noch 100T€ Schulden - klingt nicht so attraktiv.


    Die Chance sind die 1.500 € monatlich. Wenn man die 15 Jahre bei 5% anlegt kommt man auf rund 400T€. Darauf könnte man eine Entnahme über 30 Jahre mit 2% Dynamik mit einer Startrate von knapp 1.700 € monatlich machen. Die sind allerdings bei 2% Inflation in 15 Jahren nur 1.250 € heutige Kaufkraft wert. Ob das reicht?


    Zum selber rechnen

    Anlage https://www.zinsen-berechnen.d…er.php?paramid=5xomc3adqn

    Entnahme https://www.zinsen-berechnen.d…an.php?paramid=af9m5tkoqt

  • Ich würde es mir gut überlegen, ob das mit an die 50 der richtige Schritt ist. Immobilienmarkt ist aktuell sehr schwierig. Handwerker auch schwierig, falls man noch etwas renovieren oder umbauen möchte… Oft wird es noch mal teurer und dauert länger, als gedacht. Je nach Substanz und baulicher Anfälligkeit des Hauses können auch später noch Kosten für Dach, Heizung, Dämmung, usw. auf Euch zukommen.


    Man muss es aber in der Gesamtsituation sehen. Und jeder ist anders, manchen ist das eigene Häuschen mit Garten einfach extrem wichtig und dafür leben sie notfalls in der Rente sonst eben sehr sparsam.

  • Vielerorts dürften die Immobilienpreise weiter steigen, da die Nachfrage durch hohe Zuwanderung hoch bleiben wird.

    Allerdings sollte klar sein, woher später die Altersbezüge stammen.

    Lass keinen zwischen Dich und Dein Geld.

  • Ein Eigenheim ist ist als Altersvorsorge nicht ganz unkritisch und sollte auf keinen Fall die einzige Altersvorsorge sein. Das eine Problem sind die Instandhaltungskosten, hat man als Mieter aber auch indirekt über die Miete. Wenn man beim Kauf auf ordentliche Bausubstanz achtet und regelmäßig in das Haus investiert bzw Rücklagen bildet, dann lässt sich das finanziell in den Griff bekommen. Viel kritischer ist aber, dass ein Teilverkauf bei einem Einfamilienhaus nicht sinnvoll möglich ist. Man ist auf dem Papier reich, hat aber absolut nichts davon. Ein "Eigenheim zu Geld machen" bedeutet in der Regel auch den Auszug aus dem Haus.

    Entsprechend würde ich immer für Altersvorsorge und Haus plädieren und das Haus streichen wenn beides zusammen nicht möglich ist.

  • Hallo,

    vielen Dank für die tollen und schnellen Antworten.

    Ihr habt teilweise genau die Überlegungen angesprochen, die ich auch hatte.

    Vielleicht sollte ich noch ein paar Infos dazu geben.


    Das Haus, was wir kaufen möchten ist zwar schon von 1970, wurde aber regelmäßig renoviert.

    Mein Mann ist Bauingenieur, ich bin Architektin. Wir schauen uns die Substanz noch einmal gaaanz genau an, bevor wir wirklich kaufen.


    Da wir keine Kinder haben wollen wir ca. 20 Jahre dort wohnen und dann das Haus verkaufen und in eine zentral gelegenere Eigentumswohnung ziehen (Ärzte, öffentliche Anbindung etc)


    Ich selbst habe ein Zweifamilienhaus von 1984 geerbt, das aktuell vermietet ist. Monatlich kommen so 1200 Euro rein. Aus der Selbständigkeit kann ich auf jeden Fall 300 Euro (eher mehr) monatlich für die Rente einzahlen. Den Rest lege ich für evtl. Renovierungen zurück.

    Auch dieses Haus kann in ca. 20 bis 30 Jahren verkauft werden oder wir nutzen die Mieteinnahmen weiterhin zur Rente.


    Wie sieht Eure Einschätzung mit diesen Infos aus (Bitte entschuldigt, dass ich nicht gleich alle Infos gegeben habe. Da ich gaaaanz neu in dem Forum bin war ich erst einmal ein bisschen zurückhaltend.)


    Liebe Grüße

  • Entsprechend würde ich immer für Altersvorsorge und Haus plädieren und das Haus streichen wenn beides zusammen nicht möglich ist.

    Das sehe ich prinzipiell genau so.


    Bei Rapunzel74 sehe ich diesen Engpass jedoch nicht. Mit 48 Jahren und 1.500,- mtl. kann man schon noch etwas machen (siehe #2), wenn zusätzlich die ersparte Miete hinzu kommt, sollte es reichen.


    Auch wenn die Transaktionskosten hoch sind: Im Notfall kann man das Haus wieder verkaufen und zurück in eine Mietwohnung ziehen. Das Geld ist investiert, nicht weg! Also, nein, es ist m.E. nicht zu riskant.


    Letztlich bleibt immer die Frage, die jeder nur für sich persönlich beantworten kann: Was ist mir das Gefühl wert, mein eigener Herr im Hause zu sein.

  • ... und immer noch kann man die eigentliche Frage nicht seriös beantworten ;)


    Wenn ich mit kurz vor Ende 40 'viel Geld angelegt' hätte, was fast für einen Hauskauf reicht, aber eigentlich als private Form der Altersversorgung eingeplant ist, und ich monatlich irgendwas bei 1.500 locker hätte, würde ich erst einmal checken wollen, ob das angelegte Geld auch wirklich halbwegs intelligent angelegt ist.


    Darüber hinaus würde ich meine (unsere) Gesamtsituation beleuchtet sehen wollen. Nettovermögen jetzt, angenommenes Nettovermögen ab gewähltem 'Rentenbeginn'. Einkünfte aund Ausgaben jetzt und dann...


    Und wenn's denn so n Hüttenkauf werden soll, würde ich gegenüberstellen...


    1) Wie entwickelt sich (voraussichtlich) der Wert von dem 'vielen angelegten Geld' nominal und kaufkraftkorrigiert bei der derzeitigen Anlageform?


    2) Wie entwickelt sich (voraussichtlich) der Wert von dem 'vielen angelegten Geld' nominal und kaufkraftkorrigiert bei einer möglicherweise 'intelligenteren' Anlageform?


    3) Wie entwickelt sich (voraussichtlich) der Wert von dem 'vielen angelegten Geld' nominal und kaufkraftkorrigiert bei einer Investition in eine/jene Gebrauchtimmobilie?


    Aus dem Bauch heraus würde ich die Kaufnebenkosten aus dem vorhandenen Vermögen bestreiten und den Rest des Kaufpreises finanzieren und mit den 'freien' 1.500 Öcken und ggfs. der jetzt gezahlten Miete (falls dem so ist) die Finanzierung 'abreißen'.


    Angenommen... das 'viele, angelegte Geld' wären 400k... dann würde ich max. 100k für Kaufnebenkosten abzweigen und die restlichen 300k sich in vernünftigen Welt-Aktienfonds alle etwa 10 Jahre verdoppeln lassen. In 20 Jahren sollte das Depot dann irgendwo bei um die 1,2 Mio stehen... womit man/frau auch eine halbwegs ordentliche Privatrente von rund 4k brutto im Monat darstellen kann (nahezu ohne Kapitalverzehr). Mit moderatem Kapitalverzehr darf die Privatrente dann sogar ein bisschen höher ausfallen...

  • Ich sehe es so: Einen Teil der Altersvorsorge kann man ruhig investieren, da ja davon auszugehen ist, dass man im Alter eine gewisse Amortisation hat, sprich Kosten für die Miete wegfallen und "nur" noch Nebenkosten und Unterhalt anfallen.

  • JDS

    Die Überlegung, nur das "notwendigste" von ersparten Geld für das Haus zu investieren, den Rest zu finanzieren und dann den Rest vom angesparten Geld anzulegen ist mal ein ganz anderer Ansatz.


    Momentan ist der Großteil des ersparten in ETFs (meist World) angelegt. Jetzt wäre es halt klasse, wenn ich eine Glaskugel hätte, die mir sagt, wie sich die Zukunft entwickelt und wie viel ich von den z. B. 400000 E in zwanzig Jahren habe.


    Gibt es irgendwo eine Statistik, die besagt, wie sich die ETFs in den letzten 20 Jahren entwickelt haben?

  • Jetzt wäre es halt klasse, wenn ich eine Glaskugel hätte, die mir sagt, wie sich die Zukunft entwickelt und wie viel ich von den z. B. 400000 E in zwanzig Jahren habe.

    Bei 7% verdoppelt sich ein Kapital in ca. 10 Jahren, bei 8% sind es ca. neun Jahre. Der Spaßfaktor dabei - bei der Investition auf den besagten Index - ist, dass wir weder 7, noch 8 Prozent, noch sonst irgendeinen Prozentsatz 'fest' ansetzen können. Dies funktionierte auch in der Vergangenheit nicht. Man spricht ja nicht umsonst von einer Spekulation.


    Schlaue Investoren sehen sich die Entwicklung ihres Kapitals wenigstens Jahr für Jahr an... und entscheiden dann jeweils, ob sie Parameter wie zum Bleistift die Höhe einer (zusätzlichen) Investition oder von Sparraten einplanen oder anpassen.

    Genau so wenig wie die Entwicklung der Kurse lassen sich die Wertsteigerungen von Immobilien vorhersehen, und bei den Zinsen (Sollzinsen für Annuitätsdarlehen, Guthabenzinsen) sowie der Teuerungs- oder Inflationsrate siehts es ähnlich aus. Eines ist jedoch klar wie Kloßbrühe... es wird wohl immer eine Differenz zwischen der druchschnittlichen Kurssteigerung volatiler Anlageformen zu der Wertsteigerung von Betongold wie auch zu den Zinsen und der Inflationsraten geben. Bislang (20-Jahreszeitraum) waren die Realzinsen nahe Null und unter Null... und die Realrenditen der hier bevorzugten Indices waren auf Sicht immer positiv.

  • Gibt es irgendwo eine Statistik, die besagt, wie sich die ETFs in den letzten 20 Jahren entwickelt haben?

    Es gibt auch die Seite Backtest: The backtesting tool for European index investors · Backtest (curvo.eu)

    Hier kann man dann auch durchspielen, wie sich ein Sparplan vs. einer Einmalanlage verhalten hat.


    Aber: Immer daran denken, dass die Rendite der Vergangenheit keinerlei Rückschlüsse auf die Rendite der Zukunft zulässt!

    Wir gehen halt davon aus, dass ein MSCI World ETF auch zukünftig etwa 7% p.a. Rendite erzielt. Ob das dann auch ich 20 Jahren so ist, weiß man aber eben erst (sicher) in 20 Jahren! ;)