Altersvorsorge Private Rentenversicherung vs. ETF

  • Guten Morgen zusammen!


    Ich bin 50 Jahre jung, neu hier im Forum und habe seit gut 3 Jahren den MSCI WORLD ETF im Depot, weil mich die Ratschläge von Finanztip überzeugt haben. Die Rendite liegt bei gut 33% also im Durchschnitt bei über 10% p.a. Sehr gut würde ich sagen.


    Als Freiberufler halte ich meine Altersvorsorge immer im Blick. Neben Immobilien sind halt auch private Rentenversicherungen im Fokus. Ich überlege nun, ob es Sinn macht die Rentenversicherungen nicht weiter zu besparen (3 RV mit insgesamt 1.000 Euro/Monat - verbleibende Laufzeit ca. 16 Jahre pro RV) und stattdessen meinen Sparplan mit ETF aufzustocken.


    Ich vertraue meinem ETF, allerdings sind da "nur" gut 30.000 Euro vorhanden - 500 Euro im Sparplan. Weitere 1000 Euro/Monat würden hier sehr viel bringen. Allerdings habe ich schon Sicherheitsbedenken. Es geht um unsere Altersvorsorge!


    Eure fachliche Meinung interessiert mich!


    Schöne Grüße


    Michael





  • Hallo Michael8695 willkommen im FT Forum, sicherlich ist ein weltweiter ETF immer eine Alternative, nun lagen die letzten Jahre in der Entwicklung über dem Durchschnitt. Wie es in Zukunft läuft weiß niemand. Weiterhin hast du nicht geschrieben wie viel Deine Versicherungen abwerfen. FT empfiehlt 15 Jahre halten, Grund in diesem Zeitraum gab es noch nie Verluste. Wenn Du auch mit zwischenzeitlichen Verlusten leben kannst und die Ruhe bewahrst, steht einem ETF nichts entgegen. Allerdings einen Sicherheitsbaustein für kurzfristige Ausgaben solltest Du auch haben. Wenn die Rente näher rückt würde ich dann anfangen diesen allmählich zu erhöhen.

  • Hallo Michael8695 und Herzlich-Willkommen im FT-Forum,

    grundsätzlich gilt es die bestehenden Verträge erstmal genau zu prüfen, bevor man sich überlegt was sinnvoll ist!


    Können Sie weitere Informationen zu den einzelnen RV-Veträgen geben (z.B. Riester oder Rürup, Abschlussdatum, Kapitalbasiert, Fondsbasiert, BUV-Komponente) usw.

    Je nach Vertrag (Riester/Rürup), können die RV gar nicht gekündigt, sondern nur ruhend gestellt werden. Dann wäre das Kapital in den Versicherungen gebunden und kann nicht in einen ETF eingezahlt werden!


    Grundsätzlich wäre ein Zeitraum von 16 Jahren (gerade) noch ein genügend langer um Geld in einem ETF-Depot anzulegen. Man darf aber auch nicht das Risiko außer Acht lassen.

    Bei Sparplänen sollte berücksichtigt werden, dass hier die '15 Jahre-Regel' nicht so ohne weiteres gilt!

    Wie sicher sind ETF-Sparpläne wirklich? - YouTube


    Nehmen wir mal an, Sie können alle RV kündigen und legen das ganze Kapital in ETF an. Was machen Sie, wenn Ihr Depot 50-60% an Wert verliert? Können Sie es sich leisten evtl. auch eine 10 jährige Phase quasi ohne Rendite 'auszusitzen'? Was wäre, wenn Sie in den nächsten Jahren berufsunfähig werden? Rentenversicherungen sind i.d.R. vor Pfändung geschützt. Ein ETF-Depot nicht!


    Lassen Sie sich nicht von der ETF-Performance der letzten 3 Jahre blenden! Das sagt gar nichts über die zukünftige Entwicklung aus.

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für die Ausführungen. Mir geht es hier nicht um konkrete Rechenbeispiele, sondern um Meinungen, wie man eine gute, sichere und rentable Altersvorsorge hinbekommt.

    Bei den RV´s handelt es sich um fondgebundene RV mit Garantieleistungen (eingezahltes Kapital). Kündigen würde ich die Verträge nicht, sondern wenn überhaupt Teilauszahlungen leisten lassen oder höchstwahrscheinlich stilllegen, das Kapital dort belassen und die Sparraten nicht in Versicherungen, sondern in das Depot mit dem ETF einzahlen.


    Der Beitrag Wie sicher sind ETF-Sparpläne wirklich? - YouTube ist sehr hilfreich. Vielen Dank.

    Der 15-Jahre-Horizont war mir klar, die Erklärungen zu den längeren Laufzeiten sehr hilfreich. Die Aussagen von Monstermania sind sehr gute Denkanstöße. Vielen Dank.

  • sondern um Meinungen, wie man eine gute, sichere und rentable Altersvorsorge hinbekommt

    Das Problem ist, dass sich diese Eigenschaften teilweise gegensätzlich sind. Sichere Anlagen performen "schlecht". Ohne Risiko keine Rendite...


    Ich für meinen Teil setze auf ETFs und gesetzliche Rente für meine AV.

  • Hi Michael, ich bin auch in allen 3 Anlageklassen unterwegs. Jede hat seine Vor- und Nachteile.


    Aktien-ETFs: Langfristig die höchste Rendite, aber sehr schwankungsfreudig. Das muss man aushalten können. Wie ging es Dir beim Corona-Mini-Crash? Offensichtlich hast Du ruhig den Sparplan fortgeführt, das ist sehr gut. Wie wäre es Dir gegangen, wenn Du zu diesem Zeitpunkt schon ähnlich viel, wie in den anderen beiden Anlageklassen investiert hättest?


    Immobilien: Langfristig wohl die zweithöchste Rendite (gehebelt durch Finanzierungen und Steuervorteile), aber auch sehr unterschiedlich. Merkt man nur nicht so, da es keinen Börsenkurs gibt. In den letzten 12 Jahren hohe Wertsteigerungen, aber davor ca. 30 Jahre höchstens seitwärts. (Wann bist Du eingestiegen?) bei Direktinvestition vermutlich geringe Streuung. Und es muss Dir klar sein, dass es die Anlageklasse mit der höchsten Zinsabhängigkeit ist. [ Senior: So besser?]


    LV/RV: Die konservativste Klasse, d.h. renditeschwach, aber sicher. Einen Sicherheitsbaustein halte ich für sehr wichtig. Bei Dir wohl auch Ersatz für die fehlende gesetzliche Rente. Hier würde ich aber auch schauen, a) wie hoch die Rendite ist und b) wie die Rendite beeinflusst werden kann.

    Zu a) Ich habe noch zwei mit Garantiezinsen von 3,25% bzw. 4% bei (relativ) kostengünstigen Versicherern. Die halte ich gerne, auch wenn man nicht sehen darf, was seinerzeit in den Hochrechnungen stand.

    Zu b) Kannst Du ggf. jährlich einzahlen? Spart oft 5% Beitrag dafür, dass Du im Schnitt knapp 6 Monate eher zahlst, also effektiv über 10% p.a. Hast Du eine Dynamik vereinbart? Bei jeder Erhöhung werden Dir die vollen Abschlusskosten belastet, d.h. je kürzer die Restlaufzeit, desto unrentabler werden Erhöhungen. Natürlich abhängig vom Garantiezins, der aber immer nur vor Kosten gilt.


    Diversifikation ist das oberste Gebot bei der Altersvorsorge, das machst Du gut. Vermutlich ist die erste Anlageklasse noch unterrepräsentiert und kann eine stärkere Aufstockung vertragen. Deine Risikotoleranz kannst aber nur Du selbst entscheiden.

  • Sehe jetzt erst Deinen kürzlichen Beitrag. Bei einer fondgebundenen RV gibt es andere Fragen/Optimierungsmöglichkeiten: Bei langen Laufzeiten ist die Garantie bei einer fondgebundene RV nicht viel wert. Was zahlst Du dafür? Wieviel von Deinem Beitrag landet in einem Fonds? Was für Fonds hast Du dort und was kosten die? Kannst Du die Fonds gegen ETFs austauschen?

  • Allerdings habe ich schon Sicherheitsbedenken. Es geht um unsere Altersvorsorge!

    Sicherheitsbedenken? - Diese darf man immer und bei allen Formen der Geldanlage haben!


    Bei Termingeldern, die für gewöhnlich bis 100k pro Institut (mit Einlagensicherung) als sicher gelten, ist die Real-Rendite (der Realzins) unsicher... wobei eigentlich seit mehreren Dekaden sicher ist, dass er um die Null oder leicht im Negativen liegt.


    Bei Versicherungsprodukten (zur Altersvorsorge) ist die Realverzinsung auch unterirdisch und es ist nicht sicher, ob der Versicherer 'überlebt' und inwieweit das Kapital zum Systemschutz gekürzt werden kann. Ferner ist die Versteuerung von Kapitalabfindungen und/oder Rentenzahlungen unsicher (im Sinne von heute nicht bekannt). Bei der Verrentung ist allerdings relativ sicher, dass du 'steinalt' werden musst, um überhaupt das Kapital in toto ausgezahlt zu bekommen.


    Bei Immobilien gibts ebenso zahlreiche Unsicherheitsfaktoren, die sich auf Werterhalt, Unterhaltung und 'Vermarktungsmöglichkeiten' beziehen. In den vergangenen 3 Dekaden belief sich die nominale durchschnittliche Wertsteigerung auf irgendwo zwischen 2 und 3% p.a., was inflationsbereinigt auf eine Nullnummer hinausläuft. Nur diejenigen, die Immobilien mehr oder weniger gewerblich und gehebelt gekauft hatten, erzielten und erzielen 'vernünftige' sog. persönliche Mietrenditen (auf die jeweiligen Investitionen bezogen).


    Und bei volatilen Investitionen (in Aktien, Aktienfonds, Aktien-Index-ETF...) sind die üblichen Sicherheitsbedenken übertrieben hoch bewertet. Ferner sind die Möglichkeiten im Umgang mit diesen Investitionen überwiegend unbekannt bzw. werden in den Bereich von Hokus-Pokus geschoben. Ja, man mag sich damit nicht befassen...


    Was dich/euch und deine/eure Altersversorgung anbelangt, würde ich vorschlagen einen vernünftigen Status zu erstellen (derzeitiges Nettovermögen) und dieses Vermögen unter Berücksichtigung der Sparraten (z.B.) und der voraussichtlichen Entwicklung auf den geplanten Beginn der Ruhestandsphase hochzurechnen. Daraus lässt sich dann ableiten, mit welcher 'Rente' du/ihr rechnen kannst/könnt.

    Im zweiten Schritt würde ich dann einen Umschichtung bzw. Änderung der Vermögensverteilung 'auf intelligentere Art' hochrechnen wollen und sehen, wie sich diese Änderungen auf das Rentnerdasein auswirken würden...


    Als ausschnittsweise Betrachtung (brutto) ...


    1.000 € in RV bringen in 16 Jahren (Einzahlung 192k) ein Kapital von knapp 220k und eine lebenslange Rente von rund 700 Öcken pro Monat mit einer Kaufkraft von voraussichtlich rund 460 €.


    1.000 € in einem ETF (World...) sollten in 16 Jahren ein Kapital von 350k bis 380k 'bilden'. Gehen wir von 365k aus, dann reicht diese Summe für einen 'Rente' von rund 1.200 € montalich, lebenslang und jährlich dynamisch angepast (kaufkraftkorrigiert anfangs ca. 800 €).


    Falls du dich auch mit vernünftigen Entnahmeplänen beschäftigst, wird sich das Gespenst der Auswirkungen der Volatilität auch etwas verziehen...