Anleihen (und Immobilien sowie Rohstoffe) im Portfolio

  • Hallo zusammen,


    kenne Finanztip und die dahinter stehende Philosophie noch nicht lange, habe mich zuletzt aber breit eingelesen … eine Frage ist mir aber aufgefallen und (bislang) unbeantwortet geblieben:


    Finanztip empfiehlt im Portfolio Tagesgeld, Festgeld und Aktien-ETF.


    Klassische Musterportfolios enthalten als Sicherheitsbaustein Anleihen-ETF … dass die bei Finanztip fehlen, ist das eine grundsätzliche Philosophie, oder lediglich der aktuellen Lage (Aussicht auf steigende Zinsen nach langer Minus-/Null-Zins-Phase) geschuldet?


    Ich frage, weil nach meinem Verständnis kann es durchaus sinnvoll sein, wenn die Zinserhöhungsphase abgeschlossen ist, einen Teil des Sicherheitsbausteins in Anleihen umzuschichten.


    (Ein gewisses persönliches Faible habe ich zudem für (offene) Immobilienfonds und denke zudem, dass eine kleine stabilisierende Beimischung von Rohstoffen (auch nicht jetzt bei Höchstständen eingekauft, aber wenn die Zeiten mal ruhiger waren / wieder sind!) nicht schaden kommt.


    So komme ich perspektivisch bspw. auf eine Aufteilung:


    15 % Tagesgeld

    10 % Anleihen-ETF

    6 % Immobilien

    4 % Rohstoffe

    65 % Aktien-ETF


    Was meint Ihr?


    Viele Grüße

    Andreas

  • Klassische Musterportfolios enthalten als Sicherheitsbaustein Anleihen-ETF … dass die bei Finanztip fehlen, ist das eine grundsätzliche Philosophie, oder lediglich der aktuellen Lage (Aussicht auf steigende Zinsen nach langer Minus-/Null-Zins-Phase) geschuldet?

    Sowohl Finanztip als auch Finanztest haben die aufgrund der Niedrig-/Negativzins-Thematik und dem Kursrisiko bei steigenden Zinsen rausgenommen.

    Ich frage, weil nach meinem Verständnis kann es durchaus sinnvoll sein, wenn die Zinserhöhungsphase abgeschlossen ist, einen Teil des Sicherheitsbausteins in Anleihen umzuschichten.

    Das würde ich stark davon abhängig machen wie weit die Zinsen am langen Ende tatsächlich steigen, da mMn hier eine niedrige Grenze durch die Verschuldung sowohl der Staaten als auch Unternehmen als auch Haushalte besteht. Wenn dem so ist wird das klassische Modell mit der Fristentransformation liquide Anlage mit langfristigen Zinsen nach Kosten nicht mehr funktionieren. Ggf. noch Anleihen direkt kaufen und bis zur Endfälligkeit halten.

    Ein gewisses persönliches Faible habe ich zudem für (offene) Immobilienfonds

    Das kann ich aus Renditegesichtspunkten nur bei einzelnen Produkten nachvollziehen. Ansonsten sehe ich dort ein Liquiditätsrisiko sowie das Bewertungsrisiko, da die Werte der Immobilien nur sporadisch durch Gutachten festgestellt werden.

    eine kleine stabilisierende Beimischung von Rohstoffen

    Wenn auf Basis Terminkontrakte halte ich das nicht für stabilisierend. Falls ein Goldanteil gemeint ist hat FT nichts gegen 5-10%.

  • Solange man nicht über der Grenze der Einlagensicherung mit seinem Cashbestand liegt, brauch man sich über Anleihen eigentlich keine Gedanken machen.

    Cashbestand kann man im Rahmen der Grenzen der Einlagensicherung/en auf mehrerere Institute verteilen. Folglich braucht man laaaaange nicht über Anleihen nachdenken ;)

  • 15 % Tagesgeld

    10 % Anleihen-ETF

    6 % Immobilien

    4 % Rohstoffe

    65 % Aktien-ETF

    Zielgewichtungen unter 10% führen nur dazu, dass man sich in Kleinkram verzettelt. Und krumme Gewichtungen ebenfalls. Der Einfluss von 4% Rohstoffe auf die Gesamtperformance bleibt dabei recht gering, selbst wenn es eigentlich gut läuft

  • Ich erinnere mich an eine Untersuchung im Rahmen der Portfoliotheorie nach Markowitz (bitte nicht nach der Quelle fragen), die genau zu folgendem Ergebnis kam: Zur maximalen Reduzierung des Portfoliorisikos ist eine Beimischung von 4% Rohstoffen optimal ;)


    Durch den starken Zinsanstieg kann man m.E. schon etwas Liquidität in Anleihen umschichten. Ich würde aber keinen Anleihen-ETF nehmen, sondern direkt in Anleihen investieren, die man aussitzen kann. Sonst gefällt mir die Aufteilung.

  • Ich erinnere mich an eine Untersuchung im Rahmen der Portfoliotheorie nach Markowitz (bitte nicht nach der Quelle fragen), die genau zu folgendem Ergebnis kam: Zur maximalen Reduzierung des Portfoliorisikos ist eine Beimischung von 4% Rohstoffen optimal ;)

    Gilt für den Zeitraum X-Y, für den Zeitraum Y-Z sind aber 6% optimal und für X-Z nur 3% ;)

    Im Elfenbeinturm kann man das schon machen, aber in der Praxis ist jede gewählte Zahl so willkürlich wie jede andere. Also kann man sich auch gleich runde Zahlen aussuchen

  • Vielen Dank für Eure bisherigen Antworten und Gedanken!

    Ich erinnere mich an eine Untersuchung im Rahmen der Portfoliotheorie nach Markowitz (bitte nicht nach der Quelle fragen), die genau zu folgendem Ergebnis kam: Zur maximalen Reduzierung des Portfoliorisikos ist eine Beimischung von 4% Rohstoffen optimal ;)

    Leider kann ich wirklich nicht behaupten, dass die von mir genannten vier Prozent einen so hochrangigen Ausgangspunkt haben … :) Vielmehr ist es so, dass dies mein Versuch war, einen einigermaßen merkbaren Posten hierfür vorzusehen, ohne sich - wenn es bei bspw. einem 100k-Portfolio konkret wird - genötigt zu sehen, einen hohen ein- oder gar einen niedrigen zweistelligen Tausenderbetrag in Gold herumliegen zu haben. ;)

    […], aber in der Praxis ist jede gewählte Zahl so willkürlich wie jede andere. Also kann man sich auch gleich runde Zahlen aussuchen

    Für die runden Zahlen habe ich auch einen gewissen Faible … und deshalb sind die vier Prozent Rohstoffe plus die sechs Prozent Immobilien auch gleich die zehn Prozent Anleihen. ;) Ein Stück weit sehe ich (bei allen allen großen Unterschieden zwischen ihnen) diese Anlageklassen tatsächlich in einigen Punkten und in der Zielrichtung ähnlich: wenig(er) Rendite bringend, aber im Grunde stabil(isierend), mit Glück ein bisschen mehr als erwartet an Rendite bringend.

    Das kann ich aus Renditegesichtspunkten nur bei einzelnen Produkten nachvollziehen. Ansonsten sehe ich dort ein Liquiditätsrisiko sowie das Bewertungsrisiko, da die Werte der Immobilien nur sporadisch durch Gutachten festgestellt werden.

    Ja, ich kenne die u. a. auch von Herrn Kommer ins Feld geführten Einwände gegen eine Investition in Immobilienfonds und kann sie teils auch nachvollziehen. Aber eben nur teils. Er stellt ja bspw. die Aktienperformance von Immobilienunternehmen der Wertentwicklung von Immobilien gegenüber … was mE auch nicht ganz hasenrein ist: Ein Haus ist ein Haus und solange es nicht abbrennt, ist es auch morgen ein Haus. Wie ein Unternehmen ist, wie gefragt es ist, kann sich schneller verändern - anders gesagt: Aktien eines Unternehmens sind schnell auch in Massen und von vielen Anlegern an der Börse verkauft, zig Mieter in Immofonds-Immobilien sind viel langsamer ausgezogen und deshalb sehe ich sie als stabiler. Freilich gibt es katastrophale Szenarien, in denen bei den Immos alles schnell zusammenbrechen kann, aber dafür sehe ich ja auf 6 Prozent Immos 4 Prozent Gold vor. ;)


    Sonst gefällt mir die Aufteilung.

    Dankeschön! :)


    Ggf. noch Anleihen direkt kaufen und bis zur Endfälligkeit halten.


    Durch den starken Zinsanstieg kann man m.E. schon etwas Liquidität in Anleihen umschichten. Ich würde aber keinen Anleihen-ETF nehmen, sondern direkt in Anleihen investieren, die man aussitzen kann.

    Auf die Idee mit dem Direktkauf von Anleihen war ich noch nicht gekommen … danke für den Anstoß! :)

  • Ein Haus ist ein Haus und solange es nicht abbrennt, ist es auch morgen ein Haus.

    Da sitzt du einem Denkfehler auf. Zum einen kann ein Miethaus auch deutlich an Wert verlieren wenn die Region unattraktiv wird. Selbst wenn die Mieter drin bleiben. Gerade in den hitzigen Immobilienmärkten ist die Mietrendite zum Vergessen (Preise von 50 Jahreskaltmieten sind nach Abzug von Zins und Instandhaltung einfach keine Rendite mehr) und der Markt wird von erwarteten Preissteigerungen getrieben.

    Und zum anderen haben Immobilienfonds auch viele Gewerbeimmobilien. Ladenflächen in der Innenstadt haben die letzten zwei Jahren sicherlich sehr deutlich an Wert verloren, auch wenn die Immobilie selbst sich kaum verändert hat.

  • Cashbestand kann man im Rahmen der Grenzen der Einlagensicherung/en auf mehrerere Institute verteilen. Folglich braucht man laaaaange nicht über Anleihen nachdenken ;)

    Kommer hat erklärt, dass das/die mehrfache Einlagensicherung vom Gesetz her so stimmt. Das aber die eigentlich Absicht des Gesetzgebers (die sich aus den Texten im Kontext des Gesetzes ergibt) nicht sei, Menschen mit mehr als 100K abzusichern und dass man sich also im Ernstfall nicht darauf verlassen sollte, mehrfach 100K ersetzt zu bekommen!

    Wie schätzt ihr das ein? Kommer sagt, deshalb gäbe es bei mehr als 100K Cash nur Anleihen als "sichere" Alternative...

  • Hast du da eine Quelle für zum nachlesen? Ich höre das zum ersten Mal von Kommer. Könnte schwören, dass er eigentlich auch immer gesagt hat, sein Cash auf mehrere Banken zu verteilen

  • Hast du da eine Quelle für zum nachlesen? Ich höre das zum ersten Mal von Kommer. Könnte schwören, dass er eigentlich auch immer gesagt hat, sein Cash auf mehrere Banken zu verteilen

    Leider nichts Schriftliches - habe in letzter Zeit viele youtube-Interviews mit Kommer gekuckt - einmal erklärt er das etwas ausführlicher (das was ich widergegeben habe) und einmal sagt er nur Festgeld über 100K nur in Anleihen. Wenn ich die Videos noch mal finde, poste ich sie hier.

  • Diese Aussage von Kommer habe ich auch so gehört. Da ich ihm aber so gut wie nichts glaube habe ich mal ein wenig recherchiert.


    Grundsätzlich muss man man immer vor Augen haben, dass ein professioneller Anleger nicht unter die Einlagensicherung fällt und damit immer auf die Anleihe ausweichen muss.


    Das Einlagensicherungsgesetz spricht von einem Anspruch gegen die Sicherungseinrichtung und dieser Anspruch ist auf 100T€ begrenzt. (§§ 5,7,8). Daraus könnte man ableiten, dass die Aussage von Kommer stimmt. Demgegenüber steht in §7 Abs. 3 allerdings, dass diese Summe sich auf ein Kreditinstitut bezieht. https://www.gesetze-im-internet.de/einsig/BJNR078610015.html


    Das Gesetz ist eine Umsetzung einer EU-Richtlinie. Hier wird deutlicher ausgesagt, dass es um den Schutz der Einlage bei einem Institut handelt. Artikel 6 Abs. 1 i.V.m. der Definition in Artikel 2. https://eur-lex.europa.eu/lega…049&from=DE#d1e1099-149-1


    Persönlicher Kommentar:

    Wenn man sich die schnellen Gesetzesänderungen der Jahre 2020-22 ansieht würde ich mich auf gar nichts verlassen. Wenn das Land in Not ist wird kein Politiker die "Vermögenden", das ist ja jeder, der was auf dem Konto hat, schützen. Insofern könnte die Begrenzung auf eine Gesamtsumme pro Anleger oder eine Reduzierung sehr schnell kommen.

    Ferner beachten, dass wir hier von einer Deckung von 0,8% bis 2024 sprechen, d.h. einen größeren Bankenrun wird das System nicht verkraften.

  • Diese Aussage von Kommer habe ich auch so gehört. Da ich ihm aber so gut wie nichts glaube habe ich mal ein wenig recherchiert.

    Da ich deine Meinung und deine Beiträge hier im Forum sehr schätze aber gleichzeitig auch "Fan" von Gerd Kommer bin, würde mich interessieren weshalb du zu dieser Aussage kommst?

    Vielleicht habe ich danach ja auch einen anderen Blickwinkel auf Gerd Kommer..


    Würde mich über eine Rückmeldung von dir sehr freuen.

  • Es geht um die Punkte Person, Pseudo-Wissenschaftlichkeit, Performance sowie die Wirkung auf das Publikum.


    Mich stört an ihm, dass er für meinen Geschmack zu sehr von sich und seinen Analysen überzeugt ist. Er kommt bei mir sehr arrogant und besserwisserisch rüber. Das kenne ich aus meiner Zeit im akademischen Bereich, mag ich aber nicht und macht mich voreingenommen.


    Kernpunkt kommt letztlich aus der allgemeinen Warnung "Ergebnisse der Vergangenheit lassen keinen Schluss auf die Zukunft zu". Ich denke schon, dass Kommer und seine Gehilfen ihre Analysen richtig gemacht haben. Trotzdem würde ich deswegen nicht automatisch diese in die Zukunft projizieren bzw. halte dieses Vorgehen für nicht wissenschaftlich, da sich Finanzmärkte nicht den Naturgesetzen beugen. ich habe mir das aktuelle Whitepaper noch mal vorgenommen und auch dort wird wieder explizit die Vergangenheit auf die Zukunft als Anlagestrategie extrapoliert. Dabei ist er auch nicht unbedingt systematisch. Die Anwendung der BIP-Gewichtung ist mMn durch keine Wissenschaft zu rechtfertigen sondern ist wie die Marktkapitalisierung eben auch nur eine Annahme.


    Seit einigen Jahren benchmarke ich die Strategien von Kommer gegen die von FT, Pantoffel und meine eigenen. Kommer lag dabei nur in einzelnen Jahren besser, über alles schlechter.


    Nachdem er jetzt seinen eigenen Robo mit gesalzenen Preisen anbietet ist er bei mir ganz unten durch, da er damit durchschaubar genau so ein Teil der Finanzindustrie ist. 0,7% p.a. für quasi nichts zu erheben ist frech. Wenn er was hätte für die Allgemeinheit tun wollen hätte er sich mit einem ETF-Anbieter zusammen tun können und das Ganze als ETF anbieten können.


    Zuletzt halte ich den Investitionsansatz dahingehend gefährlich, dass er nicht für jeden passt. Wenn es darum geht, nicht benötigtes Geld anzulegen, mag das alles noch angehen. Meine Beobachtung geht aber dahin, dass die Frage der individuellen Risikotragfähigkeit und speziell nach sehr unwahrscheinlichen Risiken nicht betrachtet wird bzw. in den Hintergrund tritt. Das ist allerdings eher eine Frage der Wirkung beim Publikum. Wenn ich hier so Sachen lese, dass Menschen nicht mehr richtig schlafen können oder dass es man nur einen MSCI World braucht, frage ich mich halt schon, ob das souveränes oder blindes investieren ist.

  • Vielen Dank für deine Zeit und deine ausführliche Ausführung.

    Ich kann dich bei vielen Punkten verstehen, insbesondere seine Vermögensverwaltung gefällt mir auch nicht.


    Danke für deine tollen Beiträge hier!

  • Kernpunkt kommt letztlich aus der allgemeinen Warnung "Ergebnisse der Vergangenheit lassen keinen Schluss auf die Zukunft zu". Ich denke schon, dass Kommer und seine Gehilfen ihre Analysen richtig gemacht haben. Trotzdem würde ich deswegen nicht automatisch diese in die Zukunft projizieren bzw. halte dieses Vorgehen für nicht wissenschaftlich, da sich Finanzmärkte nicht den Naturgesetzen beugen.

    Ich persönlich stehe total auf Wissenschaftlichkeit (um es mal platt auszudrücken). Da ich eine größere Summe Geldes als Altersvorsorge anlegen muss, beschäftige ich mich nun seit einigen Monaten mit Finanzen/Kapitalanlage und fand vieles was unter dem Etikett „wissenschaftliches investieren“ läuft plausibler als die offenbar nur auf Selbstüberschätzung beruhende „ich outperforme das“ vieler FinanzmarktAkteure.

    Beim wissenschaftlichen Investieren wird sich allerdings meist (auch bei Finanztipp) darauf bezogen, dass der weltweite Aktienmarkt eben über 10 oder 15 oder 20 oder 30 Jahre (?) immer positiv entwickelt hat. Die DatenGrundlage sind aber gerade mal 120 Jahre – da wird mir mulmig, Weil diese Zeitspanne „statistisch gesehen“ ziemlich kurz ist und auch noch auf dem Verhalten von Menschen beruht,, das bislang fast gar nicht vorher gesagt werden kann. Und auch mein kurzer Einblick in die Finanzwissenschaft vermittelt mir das Bild einer gerade am Anfang stehenden Wissenschaft, die man im Unterschied zB zu Physik vielleicht noch gar nicht Wissenschaft nennen sollte. Mein Erkenntnisfortschritt geht in Richtung: alles nur mehr oder weniger plausible Hypothesen mit einem riesigen Schuss Hoffnung.

    Lange Rede kurzer Sinn ;) :

    Gibt es zu dieser Problematik weiterführende Infos, ob nun eher erkenntnistheoretische Überlegungen oder ganz praktische Analysen von wissenschaftlichen Methoden bei der Finanzanlage?

    Ich freu mich über jeden Tip:-)

  • Hallo,

    Persönlicher Kommentar:

    Wenn man sich die schnellen Gesetzesänderungen der Jahre 2020-22 ansieht würde ich mich auf gar nichts verlassen. Wenn das Land in Not ist wird kein Politiker die "Vermögenden", das ist ja jeder, der was auf dem Konto hat, schützen. Insofern könnte die Begrenzung auf eine Gesamtsumme pro Anleger oder eine Reduzierung sehr schnell kommen.

    Kann ich nur unterstreichen. Die Einlagensicherung ist für den Fall erfunden worden, dass eine kleine bis maximal mittlere Bank durch Managementfehler oder weil sie den falschen Eigentümer hat, insolvent wird. Für diese Fälle hat sie bisher auch problemlos funktioniert. Aber einem Systemcrash steht sie hilflos gegenüber. Wie das ablaufen könnte, wurde am Muster Zypern 2013 schon einmal versucht. Bei den ersten Planungen sollten alle Kontoinhaber eine „Sondersteuer“ zahlen.


    Gruß Pumphut

  • Stichwort: Gerd Kommer ...


    Auf die Gefahr hin mich unbeliebt zu machen (für nicht wenige gilt Herr Kommer ja als eine Art Pabst, Guru, der heilige Gral etc. in Sachen Geldanlage ...) - wage ich nichtsdestotrotz mal einige kritische Anmerkungen aus meiner (ganz persönlichen !) Sicht.


    Vorab: Keine Frage, Hr. Kommer hat sich intensiv mit der Materie beschäftigt und auseinandergesetzt. Und bietet diverse sehr gute und nachdenkenswerte Ansätze. Dennoch bleiben aus meiner Sicht einige Kritikpunkte


    1. Letztlich ist auch Herr Kommer kein objektiver Berater sondern auf gewisse Weise "nur" ein (Produkt)"Verkäufer" - seiner Person (Selbstvermarktung - auch via seiner Youtube-Videos), seiner Bücher, seiner eigenen Firma sprich Vermögensverwaltung ("Kommer Invest") usw. und auch seiner Geschäfts- und Grundidee mit dem Tenor "Kostengünstig und Passiv Anlegen mit ETFs" (insoweit widerspricht seine eigene Vermögensverwaltung (VV) mit eher erheblichen Gebühren (trotz ETFs) eigentlich seinem eigenen Mantra des rein "passiven und extrem kostengünstigen Investierens" - eine aktive VV mit ETFs und Management Fee ist gewissermaßen ein Widerspruch in sich selbst).


    2. Bei gewissen Themen bzw. "Anlageklassen" bzw. "Versicherungen" (Beispiel: Immobilien aber auch Gold - um ein weiteres Thema zu nennen) scheint Herr Kommer - aus meiner Sicht - entweder nicht über die nötige Kompetenz zu verfügen (und/oder eigene Erfahrungen) - oder er beleuchtet manche Themen auch etwas einseitig, um sein eigenes Modell in besserem Licht erscheinen zu lassen und dafür zu trommeln.


    3. Seine Bekanntheit via ständiger Medienpräsenz (eher Internetpräsenz) steht in gewissem Widerspruch zu seiner eher sehr kleinen Vermögensverwaltung (< 250 Mandanten). Auch das von ihm verwaltete Vermögen (um die 0,5 Mrd.) ist winzig - jedenfalls im Vergleich zu anderen bekannten und renommierten Vermögensverwaltern (Zahlen gem. seiner eigenen Website).


    4. Einen oder gar den - noch dazu einfachen - Königsweg sozusagen für alle gibt es nach meinem Dafürhalten bei diesem komplexen Thema nicht. Manchmal könnte man aber fast glauben, Herr Kommer insinuiert dies ein bißchen (Tenor: Jeden Monat etwas Geld in ETFs und fertig und mit 60 oder 65 ist man dann automatisch Millionär - mal pointiert formuliert).


    5. Individuelle und/oder psychologische Aspekte blendet er teilweise aus. Um ein Beispiel zu nennen: Was hilft mir eine aus objektiver Sicht perfekte Asset-Allokation, wenn ich diese aufgrund meiner subjektiven Risikotragfähigkeit nicht über Jahrzehnte durchhalte. Oder: Auch unwahrscheinliche aber Ereignisse mit dann sehr schwerwiegenden Folgen für mein Geld würde ich stets mitberücksichtigen - jedenfalls, wenn schon etwas Vermögen vorhanden ist.


    6. Aus meiner Sicht spielt auch das Grand Design bei diesem Thema eine gewisse Rolle. Dazu lohnt ein Blick auf unser Geldsystem, die Politik, die Geldpolitik der Notenbank(en) usw. sprich die großen Rahmenbedingungen. Diese Thematik scheint mir bei Hr. Kommer kaum bis gar keine Rolle zu spielen.


    7. Last but not least: Teilweise kommt Herr Kommer für mich etwas überheblich und oberlehrerhaft rüber - um nicht zu sagen etwas arrogant. Finde gut, daß er von sich und seinem Ansatz überzeugt ist (Überzeugungstäter im positiven Sinn). Für mich ist das aber etwas zu apodiktisch im Ansatz - so als gäbe es nur diesen einen (eben seinen) Weg. Auch seine wissenschaftliche Herangehensweise finde ich gut - manchmal kann ich mich aber nicht des Eindrucks erwehren, daß er dabei etwas selektiv vorgeht und Zahlen und Daten so zusammenstellt, daß sie sein Modell stützen.


    Nun habe ich mir für bzw. wegen Hr. Kommer eigentlich mehr Mühe gegeben, als dies m. E. angezeigt wäre - vielleicht hilft es aber dem ein oder anderen dennoch beim Nachdenken über sein Geld und die Anlage desselben.


    Fazit: Die "Begeisterung" für Herrn Kommer kann ich daher in Teilen zwar gut verstehen (auch weil seine einfache Lösung gut klingt und für manche Sparer und Anleger auch gut funktionieren mag), teile diese aber nicht vollumfänglich.

  • 3. Seine Bekanntheit via ständiger Medienpräsenz (eher Internetpräsenz) steht in gewissem Widerspruch zu seiner eher sehr kleinen Vermögensverwaltung (< 250 Mandanten). Auch das von ihm verwaltete Vermögen (um die 0,5 Mrd.) ist winzig - jedenfalls im Vergleich zu anderen bekannten und renommierten Vermögensverwaltern (Zahlen gem. seiner eigenen Website).