LV1871 Rentenversicherung oder ETF Sparplan erweitern?

  • Hallo zusammen,


    ich habe vor 1 Jahr mit einem ETF Sparplan begonnen und bespare diesen mit monatlich 280 Euro in ein 70/30 Portfolio(World/EM).

    Nun ist es so, dass ich vor 3 Jahren eine Rentenversicherung bei der LV 1871 abgeschlossen habe.


    Noch zu meiner Person ich bin 26 Jahre alt und zahle somit noch mindestens 40 Jahre in die Sparpläne ein.


    Ich habe mir jetzt die verschiedenen Fonds genauer angeschaut.

    AT0000785381 Raiffeisen Nachhaltigkeit Mix (TER 1,4%)

    DE000DWS08X0 Bethmann Nachhaltigkeit (TER 1,16, Ausgabeaufschlag 5%)

    LU0319574272 ODDO BFH (TER 1,56% Ausgabeaufschlag 3%)

    LU0323578145 Flossbach von Storch (TER 1,61%, Ausgabeaufschlag 5%)

    LU0718558488 UniRak Nachhaltig (TER 1,45% Ausgabeaufschlag 3%)


    Die verschiedenen Fonds haben ja höhere Kosten als meine ETFs und die Kosten sind zum Teil nicht ohne. Ich habe die TER und Ausgabeaufschlag mal hinter die Fonds geschrieben. Diese Kosten TER und Ausgabeaufschlag muss ich ja tragen oder?


    Wenn ja und ich die Kosten zusammenrechne, liege ich ja bei 23,18% an reinen Kosten.


    Nun war meine Überlegung den Rentenvertrag zu kündigen und die Zahlungen lieber in meinen ETF Sparplan einfließen zu lassen.


    Dies habe ich bei meiner Versicherungsvertreterin angesprochen und diese lieferte mir die folgenden Gegenargumente.


    Die Frage ist immer für welchen Zweck du die Anlage machst. Ein direkter Fondsparplan in ETFs klingt im ersten Moment zwar günstig, die Abschlusskosten sollte man nicht alleine betrachten. Dein Rentenvertrag hat eine Vertragslaufzeit von gesamt 43 Jahre. Die Abschlusskosten hierfür werden auf die ersten 8 Jahre verteilt - nach den 8 Jahren reduzieren sich diese deutlich.

    Vorteile Fondsrentenversicherung MeinPlan:

    • Rentenzahlung erfolgt lebenslang (und nicht bis das Vermögen aufgebraucht ist)

    • Bei Kapitalauszahlung im Rentenalter: die Kapitalerträge werden nur zur Hälfte versteuert (und nicht mit der kompletten Abgeltungssteuer)

    • Bei monatlicher Rentenauszahlung: Anwendung der Ertragsanteil-Besteuerung (und nicht die volle Abgeltungssteuer)

    • du hast die Möglichkeit, im Falle einer schweren Krankheit eine höhere Altersrente zu erhalten

    • bist du zum Rentenbeginn pflegebedürftig, verdoppelt sich deine Rente sogar

    • kostenloser und steuerneutraler Fondswechsel

    • bei Tod gibt es eine steuerfreie Todesfallleistung


    Für die Argumente bräuchte ich nun eure Hilfe. Ich bin leicht verunsichert, wie ich weiterverfahren soll? Könnt ihr mir die Argumente näherbringen oder erklären?


    Liebe Grüße und danke im Voraus

  • Die Frage ist immer für welchen Zweck du die Anlage machst.

    Wenn der Zweck des Abschlusses ist, der Vermittlerin den Verdienst einer Abschlussprovision zu ermöglichen, dann ist so eine Schrott-Rentenversicherung natürlich gut ;)


    Vorteile Fondsrentenversicherung MeinPlan:

    • Rentenzahlung erfolgt lebenslang (und nicht bis das Vermögen aufgebraucht ist)

    Wer rechnen kann ist klar im Vorteil! Deine Vermittlerin kann das wahrscheinlich nicht ;)


    Die lebenslange Rente... hört sich toll an... und ist kräftig auf die Backe gemalt. Diese Rente berechnet sich als Prozentsatz des Kapitals zum Rentenbeginn/Ablauf. Ist das Kapital beispielsweise weniger (viel weniger) als halb so hoch, wie das aus einem DIY-ETF-Sparplan, dann relativiert sich der Quark schon wieder, den die Vermittlerin selbst zu glauben scheint.

    Mit einem halbwegs vernünftig gestrickten Entnahmeplan finanzierst du auch eine lebenslange Rente... nein... sogar eine überlebenslange Rente.

    • Bei Kapitalauszahlung im Rentenalter: die Kapitalerträge werden nur zur Hälfte versteuert (und nicht mit der kompletten Abgeltungssteuer)

    • Bei monatlicher Rentenauszahlung: Anwendung der Ertragsanteil-Besteuerung (und nicht die volle Abgeltungssteuer)

    Ich zahle lieber Abgeltungssteuer auf ein x-mal höheres Kapital (und bin netto immer noch weit über dem, was so ne olle Rentenversicherung ausspuckt). Außerdem wird bei einem Entnahmeplan jeweils nur der Gewinn auf die jeweilige Entnahme versteuert... und das unversteuerte Depot bzw. der Steueranteil macht aufgrund der verschobenen Versteuerung immer noch Junge ;)

    • kostenloser und steuerneutraler Fondswechsel

    Klopapier in öffentlichen Toiletten ist auch kostenlos ;)

    • du hast die Möglichkeit, im Falle einer schweren Krankheit eine höhere Altersrente zu erhalten

    • bist du zum Rentenbeginn pflegebedürftig, verdoppelt sich deine Rente sogar

    Diese Leistungen, wie auch die Todesfallleistung, kann man für Kleines selbst und unabhängig von einem Sparplan versichern.

    Für die Argumente bräuchte ich nun eure Hilfe. Ich bin leicht verunsichert, wie ich weiterverfahren soll? Könnt ihr mir die Argumente näherbringen oder erklären?

    Schicke die Versicherungstante dorthin, wo der Pfeffer wächst... und mach dich selbst schlau. FT und das Forum helfen dir dabei!

  • Hallo.


    Wie ist die Vorsorge denn überhaupt aufgestellt?


    In jungen Jahren (26 zählt dazu) geht es um Risikoabsicherung (z. B. BU), dafür gerne Versicherungen.


    Altersvorsorge funktioniert auch über Vermögensaufbau. Wenn man später auf seinem Kubikhektar an Geld sitzt, kann man sich die Kohle bei Bedarf noch immer verrenten lassen, wenn dies der Wunsch ist.


    Falls ich sehr auf Sicherheit fixiert bin, dann kann ich gerne eine Rentenversicherung abschließen, aber die Sicherheit betrifft auch das Verschenken von Potenzial.

  • Wenn ja und ich die Kosten zusammenrechne, liege ich ja bei 23,18% an reinen Kosten.

    Einmalkosten (Ausgabeaufschlag) und jährliche Kosten (TER) bitte nicht einfach addieren, gleiches gilt für Kosten in % von verschiedenen Fonds.

    Wenn Du die 5 Fonds gleichmäßig ansparst, liegt die TER im Schnitt bei 1,44%. Bei 40 Jahren also ca. 57%. Hinzu kommt der Ausgabeaufschlag, der aber nur einmalig bezahlt wird und daher nicht mehr so viel ausmacht. Wobei unklar ist, ob der Dir zusätzlich berechnet wird, ich vermute nicht.


    Das sind die reinen Fondskosten und beziehen sich nur auf den Teil, der in Fonds angelegt wird. Das ist bei Dir derzeit knapp die Hälfte des Beitrags. Ein etwa gleich großer Teil Deines Beitrags wird konventionell angelegt, d.h. zum Garantiezins von 0,9%. Die dritte Komponente Deines Beitrags sind Vertragskosten. Diese teilen sich wiederum auf in laufende Kosten, die Du jährlich für die Vertragsverwaltung zahlst (ca. 55€ im letzten Jahr) und in Abschlusskosten, die auf die ersten 8 Jahre verteilt werden (ca. 140€).


    Den Kosten kannst Du natürlich Deine Erträge in Höhe von 48€ im letzten Jahr glücklich entgegenstellen ;)


    Rentenzahlung erfolgt lebenslang (und nicht bis das Vermögen aufgebraucht ist)

    Wenn Du Dir 3% p.a. aus Deinem ETF-Depot auszahlen lässt, hast Du beste Chancen, dass das Vermögen nie aufgebraucht ist, auch nicht bei Deinen Erben, Enkeln ...

    Bei Kapitalauszahlung im Rentenalter: die Kapitalerträge werden nur zur Hälfte versteuert (und nicht mit der kompletten Abgeltungssteuer)

    Die Hälfte von Deinem persönlichen Höchststeuersatz. Wenn dieser also z.B. 40% ist, dann eben 20%. Beachte aber, dass das die aktuelle Steuergesetzgebung ist. Über die Abschaffung der Abgeltungssteuer wird ja derzeit wieder diskutiert. Wie die Steuerregeln in 40 Jahren sind, weiß weder ich, noch Deine Verunsicherungstante. Auf jedem Fall deutlich anders, als heute. Schreibe mich 2062 noch einmal an!

    Bei monatlicher Rentenauszahlung: Anwendung der Ertragsanteil-Besteuerung (und nicht die volle Abgeltungssteuer)

    Das gilt (Stand heute!) auch, wenn Du 2062 Dein ETF-Depot in eine Rentenversicherung wandeln solltest. Dann hast Du immerhin 40 Jahre Kosten gespart.

    • du hast die Möglichkeit, im Falle einer schweren Krankheit eine höhere Altersrente zu erhalten

    • bist du zum Rentenbeginn pflegebedürftig, verdoppelt sich deine Rente sogar

    • bei Tod gibt es eine steuerfreie Todesfallleistung

    Siehe JDS. Dieser kleine Teil ist eine echte Versicherungsleistung. Geldanlage und Versicherung sollten aber getrennt werden.

    kostenloser und steuerneutraler Fondswechsel

    Das kannst Du in der Tat mit einem ETF-Depot nicht darstellen. Brauchst Du aber auch nicht bei Deinen World-ETFs!


    Für die Argumente bräuchte ich nun eure Hilfe.

    Bitte komme nicht auf die Idee, mit der Tante zu diskutieren. Rhetorisch ist die vermutlich geschulter sein, als Du. Du bist aber Kunde und Selbstentscheider und musst Deine Entscheidung nicht begründen.

  • Hallo und guten Morgen zusammen,


    vielen lieben Dank für eure schnellen und vor allem umfangreichen Antworten, damit ist mir sehr geholfen!


    Die Fonds habe ich mir anhand der ISIN Nummern herausgesucht und mir so die Kosten notiert. Danke an Hornie für die ausführliche Zusammenfassung der Kosten.


    Das Argument mit dem Steuersatz bzw. die Versteuerung bei der Auszahlung kann wirklich keiner wissen. Bis ich in Rente gehe, ziehen noch einige Regierungen durch den Bundestag.


    Tom Nein ich denke nicht, dass Sie die Fondssparpläne verwaltet. Sie verkauft halt die Versicherung. Aber wie zuvor erwähnt, ich habe mir die Fonds und deren Kosten herausgesucht.


    Dabei fiel mir übrigens auch auf, dass die Fonds von Jahr zu Jahr wechseln. Unter anderem war der Aero Weltfond in einem Jahr ebenfalls dabei.


    @Referat Janders Bisher bin ich mit einer BU und einer privaten Haftpflicht abgesichert.


    Ich habe jetzt mal mit meinem derzeitigen Beitrag von 55,00 € die Wertsteigerung mit dem ETF-Sparplan Rechner auf den MSCI World ausgerechnet und die Werte in rot eingetragen.


    https://www.ishares.com/de/pri…parplanrechner#einzahlung


    Dann habe ich die Werte auf die monatlichen Auszahlungen als Rente (30 Jahre) runtergebrochen und ebenfalls eingetragen. Und dabei handelt es sich ja nur um die 55 Euro aus der Rentenversicherung. Dazu kommen ja noch die 280,00 € mit welche ich bereits 2 Sparpläne bespare. Meine derzeitige Risikoverteilung ist 70/30, wobei ich mit den 30% ein Festgeldkonto bespare.


    Die Rentenversicherung hat ja eine Dynamik. Wie hoch sollte eine jährliche Dynamik ausfallen? Also um wie viel Prozent sollte mein Sparplan pro Jahr ansteigen?



  • Den Sparplan würde ich nicht anhand einer gegriffenen oder ermittelten Prozentzahl dynamisieren, sondern soviel reinpacken, dass es gerade nicht mehr schmerzt. Könnte also sein, dass in einem Jahr keine Anpassung erfolgt in einem anderen Jahr um 20 Euro monatlich oder auch um 150 Euro monatlich.

    (Dass wäre mein Ansatz, der ist somit für niemanden anderes verpflichtend.)